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9.3 Untersuchungen zur divergenten Validität

9.3.4 Ergebnisse Hauptuntersuchungen

10.1.2.2 Studiengänge und Studiengansschwerpunkte

Im Folgenden werden die Ergebnisse zur Fragestellung untersucht, ob sich Studiengänge durch charakteristische Wertesysteme unterscheiden lassen und ob diese Unterschiede hypothesen-konsistent sind. Dazu wurden einfaktorielle ANOVAs mit je Studiengang bzw. Schwerpunkt als Faktor gerechnet. Zwar ergaben Tests auf Normalität nach Shapiro-Wilk, dass bei den BW-StudierendenNachhaltigkeitauf beiden Dimensionen (beidep < .01),MachtAim Stu-diengang IRM (p < .05) undGewissheit(beide Dimensionen) bei den sonstigen Studiengängen (beidep < .05) nicht normalverteilt waren, da jedoch parametrische Varianzanalysen als robust gegen Verletzung der Normalverteilungsannahme gelten (Box, 1953) und da die wichtigere Vor-aussetzung der Varianzhomogenität der Wertesysteme zwischen den Gruppen mit Levene-Tests auf Varianzhomogenität (Eid et al., 2015) bestätigt werden konnte, wurden für alle Wertesys-teme normale, parametrische ANOVAs durchgeführt. Außerdem wurden die Histogramme der Verteilungen begutachtet, die nach Augenmaß lediglich leicht schief, jedoch nie auffallend stark schief oder zweigipflig waren. Auch die unterschiedlichen Stichprobengrößen stellen kein Hindernis bei der Berechnung dar, wenn Varianzhomogenität gegeben ist (Tabachnick &

Fidell, 2007).

Die einfaktoriellen Varianzanalysen (Tabelle 52) zeigen signifikante Haupteffekte für eine Mehrzahl der Wertesysteme, wenngleich die Effektstärken alle relativ niedrig sind (η2 ≤.12).

Auf der Annäherungsskala unterscheiden sich die Mittelwerte von GewissheitA, ErfolgA, GleichheitA, VerstehenA und NachhaltigkeitA, auf der Vermeidungsskala von MachtV, ErfolgV, VerstehenV und NachhaltigkeitV. Post-hoc haben Tukey’s HSD-Tests folgende Unterschiede zwischen den einzelnen Studiengängen gezeigt:

BeimMacht-Wertesystem gibt es nur einen signifikanten Unterschied, und zwar auf der MVSQV-Skala. BW-Studierende haben signifikant (p < .001) niedrigere Ausprägungen als Studierende der sonstigen Studiengänge.

Auf demGewissheit-Wertesystem unterscheiden sich die Studierenden des Studiengangs IRM durch signifikant niedrigere Ausprägungen auf demGewissheitA-Wertesystem als Studie-rende der Informatik (p < .05).

Bzgl. des WertesystemsErfolgAunterscheiden sich die BW-Studierenden hochsignifikant von den Studierenden der sonstigen Studiengänge (p < .001) durch deutlich höhere Scores. Bei ErfolgV verhält es sich umgekehrt, hier haben die BW-Studierenden niedrigere Ausprägungen zum Niveau vonp < .001.

BeimGleichheit-Wertesystem ist nur der Vergleich zwischen den Ausprägungen der Annä-herungswertesysteme der Studierenden der Betriebswirtschaft und der sonstigen Studiengänge signifikant (p < .05). Die Gruppe der BW-Studierenden weist hier einen niedrigeren Mittelwert auf.

Auf der Annäherungsskala (VerstehenA) weist die Gruppe der Informatik-Studierenden einen signifikant höheren Mittelwerte als die Gruppen der BW-Studierenden (p < .001),

Tabelle 52.Mittelwerte und Standardabweichungen der Wertesysteme in Abhängigkeit des Studien-gangs, sowie Kennwerte der einfaktoriellen ANOVAs.

BW Informatik IRM Sonstige ANOVA

M SD M SD M SD M SD F(3,445) η2

GBA 0.05 0.45 0.04 0.42 -0.16 0.59 0.08 0.43 1.78 .01

MAA -0.04 0.45 -0.25 0.40 -0.16 0.47 -0.13 0.46 2.45 .02

GWA 0.10 0.53 0.23 0.46 -0.18 0.51 0.06 0.51 2.67 .02

ERA 0.13 0.41 -0.05 0.50 -0.05 0.46 -0.10 0.44 10.03∗∗∗ .06

GLA 0.04 0.43 0.22 0.56 0.08 0.41 0.17 0.44 3.25 .02

VEA -0.09 0.46 0.39 0.39 -0.03 0.37 0.11 0.45 12.83∗∗∗ .08

NAA -0.12 0.51 0.03 0.48 0.31 0.61 0.26 0.51 19.61∗∗∗ .12

GBV -0.02 0.48 0.04 0.48 0.14 0.53 -0.06 0.44 1.2 .01

MAV 0.06 0.46 0.30 0.39 0.11 0.52 0.24 0.47 5.6∗∗∗ .04

GWV -0.07 0.52 -0.07 0.49 0.20 0.59 -0.05 0.51 1.78 .01

ERV -0.01 0.45 0.08 0.54 0.05 0.36 0.25 0.45 10.2∗∗∗ .06

GLV -0.04 0.49 -0.18 0.57 0.02 0.43 -0.06 0.50 0.78 .01

VEV 0.13 0.47 -0.29 0.48 0.05 0.42 -0.09 0.46 11.05∗∗∗ .07

NAV 0.10 0.43 -0.09 0.46 -0.26 0.43 -0.13 0.40 12.71∗∗∗ .08

Anmerkung.BW = Betriebswirtschaft; IRM = International Relations and Management; Sonstige = Sonstige Studiengänge; *** p < .001, ** p < .01, * p < .05.

IRM-Studierenden (p < .05) und die der sonstigen Studierenden (p < .05) auf. Auf der Vermei-dungsskala ist nur der Vergleich mit den BW-Studierenden signifikant (p < .001). Des Weiteren haben die BW-Studierenden auf beiden Skalen hochsignifikant unterschiedliche Ausprägungen als die Gruppe der Sonstigen (p < .001). Bei Annäherungs-Scores ist der Mittelwert niedriger, bei den Vermeidungs-Scores höher.

Bzgl. des WertesystemsNachhaltigkeit weisen die IRM-Studierenden hochsignifikant höhere Mittelwerte als die BW-Studierenden (p < .001) auf der Annäherungsskala sowie einen hochsignifikant niedrigeren Mittelwert auf der Vermeidungsskala (p < .001) auf. Abgesehen davon charakterisieren sich BW-Studierende durch signifikant niedrigere Ausprägungen auf NachhaltigkeitV und höhere Ausprägungen auf NachhaltigkeitV (beidep < .001).

Insgesamt kann auf Basis dieser festgestellten Unterschiede gesagt werden, dass hohe Ausprägungen auf den WertesystemenErfolg undMacht (hohe Annäherung und niedrige Vermeidung) sowie niedrige Ausprägungen auf den WertesystemenVerstehenund

Nachhal-tigkeitcharakteristisch für Studierende der Betriebswirtschaft waren, Informatik-Studierende vor allem durch das WertesystemVerstehenund IRM-Studierende tendenziell am ehesten durch hohe Ausprägungen des WertesystemsNachhaltigkeitsowie durch niedrige Ausprägungen vonGewissheitbeschrieben werden können.

Die Hypothesen zu diesen Gruppen können somit größtenteils bestätigt werden. Betriebs-wirtschaftsstudierende lassen sich eindeutig durch das WertesystemErfolg charakterisieren (Hypothese 3a), Informatik-Studierende durch das WertesystemVerstehen(Hypothese 3b) und IRM-Studierende durch das WertesystemNachhaltigkeit. Nicht bestätigt wurde der Zu-sammenhang vonGewissheitund Informatikstudierenden. Zudem wurde festgestellt, dass Betriebswirtschaftsstudierende die WertesystemeVerstehenAundNachhaltigkeitA tendenzi-ell niedriger undVerstehenV undNachhaltigkeitV höher ausgeprägt haben.

Des Weiteren wurden einfaktorielle ANOVAs für jedes Wertesystem über die Stichprobe der Betriebswirtschaftsstudierenden mit dem Faktor Studienschwerpunkt gerechnet (Tabelle 53). Die Normalverteilungsannahme gilt für alle Wertesysteme außer NachhaltigkeitA in der Stichprobe der sonstigen Schwerpunkte (p < .05) undNachhaltigkeitV in Stichprobe Personalmanagement (p < .01). Diep-Werte beziehen sich auf Shapiro-Wilk-Tests, die für alle Gruppen und Wertesysteme durchgeführt wurden. Die Varianzhomogenität ist bei allen Wertesystemen und Gruppen gegeben, da keiner der Levene-Tests signifikant wurde. Somit konnten erneut normale, parametrische ANOVAs durchgeführt werden.

Beim Vergleich der Wertesystemmittelwerte innerhalb der Betriebswirtschaftsstudierenden kategorisiert nach Schwerpunkten fällt auf, dass deutlich weniger Mittelwertsunterschiede signifikant wurden und auch die Effektstärken niedriger waren (η2 ≤.08). Dies war insofern plausibel, da es sich um Studierende desselben Studiengangs handelt und somit bereits eine Vorselektion stattfand. Dennoch unterscheiden sich die Schwerpunkt-Gruppen in den Wer-tesystemenGeborgenheit,GleichheitundVerstehenauf beiden Skalen gleichermaßen. Für diese drei Wertesysteme wurden erneut Post-hoc Tukey’s HSD-Tests durchgeführt.

BeiGeborgenheit haben BW-Studierende mit Schwerpunkt Personalmanagement signi-fikant höhere Ausprägungen auf der Annäherungsskala als die Studierenden mit Schwer-punkt Finanzen oder sonstigen SchwerSchwer-punkten (beide p < .05). Auf der Vermeidungsskala haben die Personal-Studierenden nur signifikant niedrigere Ausprägungen als diejenigen mit Finanz-Schwerpunkt (p < .05). Letztere haben zudem signifikant niedrigere Ausprägungen als diejenigen mit Projektmanagement-Schwerpunkt auf demGeborgenheitV-Wertesystem.

Bzgl.Gleichheit unterscheidet sich Personal- von Finanz- (p < .01) und sonstigen Schwer-punkten (p < .001) signifikant durch höhereGleichheitA-Scores und niedrigereGleichheitV -Scores (p < .01bzw.< .001).

Bzgl. des WertesystemsVerstehenAweisen diejenigen mit Finanz-Schwerpunkt signifikant höhere Ausprägungen als alle anderen drei Gruppen auf (alle drei p < .05). Auf der

Ver-Tabelle 53.Mittelwerte und Standardabweichungen der Wertesysteme von Betriebswirtschafts-studierenden in Abhängigkeit des Schwerpunkts, sowie Kennwerte der einfaktoriellen ANOVAs.

Finanzen Personal PJM Sonstige ANOVA

M SD M SD M SD M SD F(3,245) η2

GBA -0.09 0.31 0.23 0.45 0.03 0.45 0.01 0.46 4.23∗∗ .05

MAA 0.05 0.51 -0.16 0.39 0.02 0.45 -0.03 0.46 2.01 .02

GWA 0.08 0.50 0.19 0.52 0.01 0.47 0.08 0.55 0.97 .01

ERA 0.19 0.51 0.08 0.42 0.15 0.38 0.14 0.39 0.51 .01

GLA -0.14 0.34 0.23 0.40 0.12 0.37 -0.03 0.45 7.05∗∗∗ .08

VEA 0.20 0.39 -0.13 0.47 -0.16 0.45 -0.11 0.46 3.42 .04

NAA -0.19 0.62 -0.21 0.49 -0.12 0.46 -0.07 0.51 1.17 .01

GBV 0.22 0.46 -0.09 0.56 -0.15 0.40 0.01 0.47 3.44 .04

MAV 0.01 0.47 0.21 0.43 0.03 0.41 0.02 0.48 2.38 .03

GWV -0.01 0.47 -0.16 0.53 -0.10 0.43 -0.03 0.55 0.91 .01

ERV -0.15 0.42 0.10 0.46 0.00 0.54 -0.03 0.41 2.11 .03

GLV 0.13 0.38 -0.25 0.52 -0.13 0.46 0.06 0.47 7.04∗∗∗ .08

VEV -0.13 0.44 0.21 0.48 0.17 0.50 0.12 0.46 2.77 .03

NAV 0.09 0.50 0.17 0.47 0.01 0.38 0.10 0.41 1.03 .01

Anmerkung.PJM = Projektmanagement; Sonstige = Sonstige Schwerpunkte; *** p < .001, ** p < .01, * p < .05.

meidungsskala haben sie jedoch nur niedrigere Ausprägungen als die Personal-Studierenden (p < .05).

In Summe kann festgestellt werden, dass sich BW-Studierende, die sich als Gruppe von anderen Studierendengruppen bereits unterscheiden, auch noch untereinander in einigen Wertesystemen anhand ihrer Schwerpunktwahl unterscheiden und dadurch charakterisieren lassen. Hypothese 4a kann damit teilweise bestätigt werden. Das Wertesystem Gleichheit kann als charakteristisch für Personal-Studierende verwendet werden. Zudem unterscheiden sich Personal-Studierende durch überdurchschnittliche Ausprägung vonGeborgenheit. Nicht bezeichnend ist hingegen das WertesystemGewissheit. Hypothese 4b kann somit nicht bestä-tigt werden, zumindest nicht für den Vergleich innerhalb der BW-Studierenden. Studierende mit Finanz-Schwerpunkt (Hypothese 4c) zeichnen sich nicht wie hypothetisiert durch das WertesystemErfolgaus, sondern durch hohe Ausprägungen auf VerstehenAund niedrigen auf GeborgenheitA.