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10.2 Studie zur prädiktiven Validität

10.2.2.1 Material

Das Material bestand aus drei Aufgaben und je mehreren Fragen, die die Intensität der Mo-tivation messen sollten. Die Konstruktion der Aufgaben wurde auf allgemeiner Ebene von folgenden Kriterien geleitet:

1. Die Beabreitungszeit sollte bei allen Aufgaben ungefähr gleich lang sein und insgesamt für alle drei Aufgaben eine Stunde nicht überschreiten.

2. Die Aufgaben sollten individuell, d.h. alleine bearbeitet werden können.

3. Die Aufgaben sollten vergleichbar in ihrer Schwierigkeit sein.

4. Die Aufgaben sollten je kongruent zu einem Wertesystem sein.

Um auszuschließen, dass Ermüdungseffekte Einfluss auf die Untersuchungsergebnisse haben, wurde die Zahl der Aufgaben auf drei festgelegt, für die jeweils 15 Minuten zur Be-arbeitung zur Verfügung standen. Inklusive der BeBe-arbeitung der Fragen zur Intensität der

Motivation (maximal 4 Minuten pro Aufgabe) konnte somit das zuvor formulierte Kriterium der Gesamtbearbeitungsdauer von einer Stunde eingehalten werden.

Die drei Aufgaben wurden auf Basis der in Abschnitt 10.2.1 aufgeführten empirischen Ergebnisse und theoretischen Überlegungen hin konstruiert. Dabei wurde je eine Aufgabe für eines der WertesystemeGewissheit,Erfolg undVerstehenerstellt.Gleichheit hat sich als wenig geeignet für das Vorhaben dieser Untersuchung gezeigt, denn es passt weniger gut zur Einzelbearbeitung. Sondern eine Gruppenarbeit wäre besser geeignet, um eine zu diesem Wertesystem kongruente Aufgabe darzustellen. Für die WertesystemeGeborgenheit, Macht undNachhaltigkeit war die empirische Basis weniger eindeutig, weshalb die Wahl der untersuchten Wertesysteme auf die genannten fiel.

Als übergreifendes Setting wurde ein Studentenjob im (erfundenen) „Café am Campus“

gewählt. Die Studierenden sollten sich vorstellen, dass sie in besagtem Café arbeiten und Aufgaben aus verschiedenen Bereichen zu bearbeiten haben. Insgesamt firmierte die Studie unter dem Namen „Regensburger Aufgabenstudie“. Im Folgenden werden die Aufgaben kurz beschrieben, Anhang C enthält die vollständigen Unterlagen. Die Aufgaben wurden zudem in zwei Pretests auf ihre Brauchbarkeit (Verständlichkeit und Bearbeitungsdauer) untersucht (Diekmann, 2010). Im ersten Pretest wurden dazu mit zwei Personen die Methode deslauten Denkens gewählt. Im zweiten Pretest haben zwölf Personen die Unterlagen bearbeitet und wurden retrospektiv befragt. Dabei wurden sowohl die Verständlichkeit der Unterlagen bestätigt, als auch das Erkennbarkeit der Kongruenz der Aufgaben mit unterschiedlichen Wertesystemen verbal geäußert.

Sachbearbeitungsaufgabe (kongruent mitGewissheit)

Bei der Sachbearbeitungsaufgabe sollten in 50 vordefinierte Felder auf zwei DIN A4 Blätter jeweils exakt derselbe Text geschrieben werden. Die ausgeschnittenen Felder sollten für eine Werbe-Aktion als Flyer verwendet werden, so die Begründung der Aufgabe. Der Text wurde nicht nur in Wortlaut („Café am Campus Croissants für 50 Cent“), sondern auch Form und Zeilenumbruch vorgegeben (siehe Anhang C). Es bestand überhaupt kein Spielraum, um eigene Entscheidungen zu treffen. Die Aufgabe erforderte somit Disziplin und striktes Ausführen nach Vorgabe und sollte demnach kongruent mit demGewissheit-Wertesystem sein.

Gewinnmaximierungsaufgabe (kongruent mitErfolg)

Diese Aufgabe beinhaltete eine Serie von 15 Entscheidungssituationen, in denen in Anlehnung an Kahneman und Tversky (1979) Situationen skizziert wurden, in denen zwischen zwei oder drei unsicheren Antwortmöglichkeiten abgewägt werden musste, welche Option den größten finanziellen Gewinn bringt. Dabei wurde ein pragmatisches Vorgehen gefordert, da keine

Angaben darüber gemacht wurden, wie die Entscheidungen getroffen werden sollten, sondern nur die Zielvorgabe ausgegeben wurden, den Gewinn durch die Entscheidungen zu maximieren.

Konzeptentwicklungsaufgabe (kongruent mitVerstehen)

Bei dieser Aufgabe waren die Versuchspersonen aufgefordert, ein Konzept für ein gemeinsames Studierendenhaus von Universität und OTH Regensburg mit integrierter Gastronomie zu erarbeiten. Es wurden viele Anregungen in Form von Fragen und wenig Einschränkungen gegeben, sowie viel Raum für eigene Ideen gelassen. Die Aufgabe kann damit einerseits als theoretisch und andererseits als komplex bezeichnet werden. Sie entspricht damit den Werten des WertesystemsVerstehen.

Monetärer Anreiz

Die Unterlagen wurden in zwei Gruppen mit unterschiedlichen experimentellen Bedingun-gen aufgeteilt (mit und ohne monetärem Anreiz). Monetärer Anreiz wurde dabei durch die Ausschreibung eines Gewinns operationalisiert. Die Gruppe ohne Anreiz erhielt vor der Be-arbeitung der ersten Aufgabe den Hinweis, dass es sich bei den Aufgaben nicht um einen Leistungstest handelt und es in der Untersuchung lediglich darum geht, die Aufgaben unter-einander zu vergleichen. Die Gruppe mit Anreiz erhielten stattdessen den Hinweis, dass die drei besten Teilnehmer einen Geldgewinn erhalten (50, 25 und 15 Euro) und dass die Gewinner anhand von Leistungspunkten ermittelt werden, die bei der Sachbearbeitungsaufgabe die An-zahl der Fehler, bei der Gewinnmaximierung die Höhe des ermittelten Gewinns und bei der Konzeptentwicklungsaufgabe die Anzahl der Ideen waren. Bei allen drei Aufgaben erfolgte in der Anreiz-Gruppe am Ende der Anleitung zudem der Hinweis auf das jeweilige Leistungsmaß.

Flow-Kurzskala

Bei der Flow-Kurzskala (FKS) handelt es sich um ein deutschsprachiges Instrument, das entwi-ckelt wurde, um das Flow-Erleben zu messen (Rheinberg et al., 2003). Es besteht aus insgesamt 16 Items, von denen zehn Items dafür verwendet werden, die beiden Flow-Faktoren Absor-biertheit und glatter Verlauf mit vier bzw. sechs Items zu erfassen. Zusammengenommen ergeben diese zehn Items einen Wert für Flow. Darüber hinaus enthält die Skala drei Items zur Messung einer Besorgniskomponente. Die Items dieser drei Faktoren wurden jeweils in einer fünfstufigen Rating-Skala präsentiert, wobei die Stufen mit „trifft gar nicht zu“, „trifft wenig zu“, „trifft etwas zu“, „trifft ziemlich zu“ und „trifft voll und ganz zu“ markiert wurden. Zum Schluss enthält die Skala noch drei Items, mit denen mit je einem Item die Einschätzung der eigenen Fähigkeit, Anforderung sowie Passung zwischen Fähigkeit und Anforderung abgefragt wird. Diese wurden auf sieben Stufen erfasst. Hintergrund dazu ist, dass festgestellt wurde, dass

Flow dann maximal wird, wenn die Anforderungen der Situation zu den eigenen Fähigkeiten passen (oder diese leicht überschreiten; Csikszentmihalyi, 1975; Rheinberg, 2010).

Nach Rheinberg et al. (2003) wurden in mehreren Untersuchungen Cronbach’sαs von um die .90 festgestellt, die dem Instrument somit eine hohe Messgenauigkeit bescheinigen. Auch die Validität kann als gegeben angesehen werden, zum einen der kurvilineare Zusammenhang zwischen Flow und der Passung von Anforderung und Fähigkeiten repliziert werden konnte und andererseits hypothesenkonsistente Zusammenhänge zwischen Flow und Lernleistung sowie Erfolgszuversicht und Misserfolgsfurcht gezeigt werden konnten (Rheinberg et al., 2003).

Kurzskala intrinsischer Motivation

Die Kurzskala intrinsischer Motivation (KIM) ist eine adaptierte, zeitökonomische Version des Intrinsic Motivation Inventory von Deci und Ryan1(Wilde et al., 2009). Sie besteht aus vier Faktoren, von denen die zwei FaktorenVergnügen undwahrgenommene Kompetenz in dieser Untersuchung verwendet wurden. Die anderen beiden Faktorenwahrgenommene Wahl-freiheit undDruck/Anspannung wurden ausgelassen, da sie einerseits nicht zutrafen (es gab keine Wahlfreiheit in diesem Experiment) und andererseits die interne Konsistenz des Faktors Druck/Anspannung um .50 relativ gering war und diese Dimension in der geplanten Unter-suchung eine untergeordnete Rolle spielt. Die beiden hier verwendeten Konstrukte wurden jeweils mit drei Items auf einer fünfstufigen Likert-Skala mit den Stufen „trifft gar nicht zu“,

„trifft wenig zu“, „trifft etwas zu“, „trifft ziemlich zu“ und „trifft voll und ganz zu“ gemessen. Für diese beiden Faktoren stellten Wilde et al. (2009) gute interne Konsistenzen fest (αin mehreren Untersuchungen zwischen .79 und .89) und konnten Hinweise auf die Validität der Skala durch eine Hauptkomponentenanalyse im Rahmen einer empirischen Untersuchung ermitteln.

Kurzskalen zur Erfassung der Positiven Aktivierung, Negativen Aktivierung und Va-lenz

Diese Skala (PANAVA-KS) wurde entwickelt, um die drei Erlebensdimensionen positive Aktivie-rung (PA), negative AktivieAktivie-rung (NA) und Valenz (VA) zu erfassen (Schallberger, 2005). Sie setzt sich aus insgesamt 10 bipolaren Items zusammen, die auf einer siebenstufigen Rating-Skala die Stimmung der VP abfragen. Dabei erfassen jeweils vier Items PA und NA sowie zwei Items VA. Die internen Konsistenzen der Skala lagen in einer Untersuchung mit N = 269 Personen bei .83 für PA, .76 für NA und .74 für VA und befinden sich somit in einer zufriedenstellenden Größenordnung. Untersuchungen zur Konstruktvalidität konnten bestätigen, dass Messungen der PANAVA-KS mit dem Originalinstrument PANAS (Krohne et al., 1996; Watson et al., 1988) weitestgehend übereinstimmen.

1Für eine Studie zur Validierung des Originalinstruments siehe McAuley et al. (1989).