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Studien mit Fokus auf die Digitalisierung von SCM und Logistik

3 Analyse des aktuellen Forschungsstandes

3.2 Ergebnisse der strukturierten Literaturauswertung

3.2.2 Studien mit Fokus auf die Digitalisierung von SCM und Logistik

Die Existenz eines gesonderten Clusters für SCM und Logistik zeigt, dass die mit der Industrie 4.0 verbundenen Veränderungen der Wertschöpfungsnetzwerke zu einem bedeu-tenden Gegenstand der empirischen Forschung geworden sind. Die folgende detaillierte Analyse der Studien dieses Clusters dient als Grundlage für die Ausgestaltung des Forschungsprozesses der vorliegenden Arbeit.

Clusteranalysen verfolgen grundsätzlich das Ziel, in sich möglichst homogene und unter-einander möglichst unterschiedliche Cluster zu erzeugen (vgl. Abschnitt 3.1). Einzelne Objekte werden dabei den Clustern so zugeordnet, dass eine bestmögliche Gesamtlösung entsteht. Dies hat zur Folge, dass insbesondere bei sehr speziellen Themen oder an Schnittstellen nicht zwingend alle zugeordneten Studien durch die zentralen Schlagwörter (vgl. Tabelle 5) charakterisiert werden können. Aus diesem Grund wurden die 69 dem Cluster „Digitalisierung von SCM und Logistik“ zugeordneten Studien einer Detailsichtung unterzogen. Dabei wurden 37 Studien mit einem erweiterten thematischen Bezug zum SCM und zur Logistik identifiziert und manuell in thematische Untergruppen zusammengefasst.

Ergebnisse der strukturierten Literaturauswertung 37

Bei den Untergruppen handelt es sich um Studien mit folgendem Fokus: Entwicklung bestimmter regionaler Räume, Mobilität der Zukunft, Infrastruktur, technologische Schwer-punkte, Beschaffung, Funktionsbereiche, Akteure sowie das übergeordnete Supply Chain Management. Tabelle 6 stellt die Studien mit einem Fokus auf SCM und Logistik anhand thematischer sowie methodischer Kriterien zusammenfassend dar:

Tabelle 6: Gegenüberstellung identifizierter Studien zur digitalen Transformation von SCM und Logistik

Autor(en) Jahr Regionaler

Fokus Thematischer Fokus Datenerhebung Daten-sätze Regionaler Fokus

Bertschek et al. 2017 Baden- Württemberg

Chancen und Herausforderungen

der Digitalisierung literaturbasiert n. a.

Günthner et al. 2017 Deutschland Smart City, Digitale Transforma-tion in den Kommunen

Experten-Workshops

Identifikation von Stärken und Schwächen für verarbeitendes

Boberach et al. 2017 global Die Zukunft der Mobilität 2025

Delphi-Studie / Ex-perten-Workshops / Befragung

29 / 8 / 498 Büchele & Andrä 2016 Deutschland Digitalisierung der Greentech

Branche (nachhaltige Mobilität) Umfrage > 900 Lemmer 2016 Deutschland Automatisierter Straßenverkehr

der Zukunft Arbeitsgruppen n. a.

Hungerland et al. 2015 Deutschland

Implikationen der Digitalisierung auf Wirtschaft und Gesellschaft (3D-Druck, E-Mobilität und Auto-nomes Fahren)

literaturbasiert n. a.

Infrastruktur

Bundesnetz-agentur 2017 n. a.

Digitale Transformation in den Netzsektoren (Post und Eisen-bahn)

literaturbasiert n. a.

van Baal et al. 2016 Deutschland Netzausbau und Schlüsseltech-nologien

Schumacher 2016 n. a. Akzeptanzfaktoren des E-

Invoicing n. a. n. a.

Theuermann &

Lutzmayr 2016 Österreich Einsatz und zukünftige

Entwick-lung des 3D-Drucks Umfrage 69

Beschaffung Bogaschewsky &

Müller 2017 n. a.

Auswirkungen der Digitalisierung auf strategische und operative Einkaufsprozesse

Online-Befragung 262 Bogaschewsky &

Müller 2016 n. a. IT-Systeme im Einkauf und SCM

(Datenaustausch und SCRM) Online-Befragung 168

Autor(en) Jahr Regionaler

Fokus Thematischer Fokus Datenerhebung Daten-sätze Beschaffung (Fortsetzung)

von der Gracht

et al. 2016 global Transformation der Beschaffung

Expertengespräche / Pellengahr et al. 2016 Deutschland Digitalisierung des Einkaufs Experteninterviews 25 Funktionsbereiche

Falter et al. 2017 Deutschland Einfluss der Digitalisierung auf chemische Wertschöpfung Sopra Steria 2017 n. a. Einsatz von Künstlicher

Intelli-genz in Funktionsbereichen Umfrage 203 Schröder et al. 2015 Raum

Düsseldorf

Bedeutung der Digitalisierung in unterschiedlichen betrieblichen Funktionsbereichen

Umfrage 227

Akteure

Jahn et al. 2017 n. a. Auswirkung der Digitalisierung auf das städtische Akteursgefüge

Literaturanalyse /

Leims-toll 2017 Schweiz E-Commerce Report 2017

Expertengespräche / schriftliche Befra-gung

31 / 5

Brandt 2016 Deutschland Digitalisierung der Schifffahrt/

Reederei Befragung 104

Wrobel et al. 2016 Bayern Digitalisierung und Zukunft des Großhandels in Bayern

Growitsch et al. 2015 Deutschland Auswirkungen der Digitalisierung

auf Handel und Versandlogistik literaturbasiert n. a.

González et al. 2010 global Einfluss von IKT auf

Automobil-bau, Maschinenbau und Logistik Interviews 199 SCM

Rodenhäuser &

Rauch 2015 n. a. Supply Chain 2025;

Verpackungsindustrie Experteninterviews 7 Kaeding et al. 2017

Darmstadt Rhein Main Neckar

Zukunftsfähigkeit der Region Online Umfrage /

Ex-perteninterviews 128 / 6 Dougados &

Fel-gendreher 2016 global Digitale Transformation der

Supply Chain Online-Befragung 337

Hertelendy et al. 2016 Hessen,

Deutschland Logistik und Mobilität 2035 Online-Befragung / Workshops

173+300 / 70 Lueghammer

et al. 2015 Österreich Auswirkungen der Industrie 4.0 auf die Logistik

Experteninterviews /

Telefoninterviews 23 / 260

Ergebnisse der strukturierten Literaturauswertung 39

Die ersten drei Themenbereiche „Regionaler Fokus“, „Mobilität“ und „Infrastruktur“ (vgl. Ta-belle 6) stellen in ihrer Ausrichtung primär wirtschaftspolitische Themen mit regionalen Be-zügen dar. Da sie nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind, wird auf die Einzelstudien daher nicht dezidiert eingegangen.

Einige Studien heben den Aspekt Technologie hervor und stellen dabei den Bezug zum SCM her. Die Studie von Theuermann & Lutzmayr (2016), die in Abbildung 10 in räumlicher Nähe zum Cluster „Smarte Produktion“ verortet ist, analysiert den 3D-Druck anhand einer Umfrage in Österreich. In Bezug auf das SCM schlussfolgern die Autoren, dass durch dieses Technologiekonzept die Funktionsbereiche näher zusammenrücken und Prozesse flexibler, risikoärmer und effizienter gestaltet werden können. Eine Studie zur elek-tronischen Rechnungsstellung von Hofmann & Schumacher (2016) stellt dieses Konzept als grundlegendes Element der digitalen Transformation in den Vordergrund und analysiert entsprechende Akzeptanzfaktoren.

Eine deutliche Gruppierung von inhaltlich ähnlichen Beiträgen ist zudem in Bezug auf das Thema Beschaffung zu erkennen. So untersuchen bspw. Bogaschewsky & Müller in zwei Studien mithilfe von Online-Befragungen den Status quo sowie die zukünftigen Verände-rungen von IT-Systemen (2016) und die Auswirkungen auf Einkaufsprozesse von der ope-rativen bis zur strategischen Ebene (2017). In 25 Experteninterviews analysieren Pel-lengahr et al. (2016) die Vision des Einkaufs 4.0 aus den Perspektiven Technologien und Systeme, Organisation und Prozesse, Management und Mensch sowie Geschäftsmodelle.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass für Unternehmen aktuell vor allem die Themen Daten, Prozesse sowie strategische Zielsetzungen von Bedeutung sind. von der Gracht et al. (2016) bedienen sich Methoden der Zukunftsforschung, um Veränderungen im Be-reich Einkauf zu identifizieren und aufzubereiten. In vier Szenarien werden auf der Grund-lage des Digitalisierungsgrades sowie der Organisation des Unternehmens und der Supply Chain mögliche Zukunftsbilder in Bezug auf das Umfeld, das Unternehmen, die Wertschöp-fung, die Technologien und die Arbeit analysiert. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse füh-ren die Autofüh-ren in einer Checkliste für die digitale Transformation des Einkaufs zusammen.

Andere Studien beschäftigen sich mit der vergleichenden Gegenüberstellung des Ein-flusses der digitalen Transformation auf die einzelnen internen Funktionsbereiche von Unternehmen. Bspw. sind Schröder et al. (2015) zu nennen, die in einer Umfrage in 227 mittelständischen Unternehmen die Bedeutung sowie die Umsetzung digitaler Techno-logien und Konzepte in Bezug auf Produktion, Vertrieb und das mobile Arbeiten unter-suchen. Für die Chemieindustrie analysieren Falter et al. (2017) auf der Grundlage einer Umfrage mit 124 Teilnehmern die Auswirkungen der Digitalisierung auf die einzelnen Funk-tionsbereiche. Ein großer Einfluss auf alle Bereiche wird bei Produkten der Konsumgüter-branche gesehen. Im Bereich Rohstoffe erkennen die Autoren Effizienzpotenziale durch die Digitalisierung vor allem im Zusammenhang mit der Produktion und weniger beim Einkauf und der Logistik (vgl. Falter et al. 2017, S. 50).

Weitere Studien beleuchten den Einfluss der Digitalisierung auf einzelne Akteursgruppen aus überbetrieblicher Sicht. So untersuchen González et al. (2010) unter der Überschrift

„IKT-Wandel“ mithilfe von 199 Interviews den Status quo der Digitalisierung, die mit dieser verbundenen Implikationen sowie Chancen und Risiken in den Leitbranchen Automobilbau, Maschinenbau und Logistik. Damit legen sie ihren Fokus auf produzierende Akteure sowie Logistikdienstleister. Die Studie ist global ausgerichtet und vergleicht die Ergebnisse für Deutschland mit denen der USA und Asiens. Als Schwäche identifizieren die Autoren das Festhalten an traditionellen Formen der Erlösgenerierung und Kundenfokussierung sowie die mangelnde Analyse vorhandener Daten. Daraus leiten sie Handlungsempfehlungen für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ab. Einen eher branchenspezifischen Fokus hingegen weisen die Studien von Growitsch et al. (2015), Wrobel et al. (2016) sowie Wölfle &

Leimstoll (2017) auf, welche die Digitalisierung in Handelsunternehmen thematisieren.

Eine deutliche Ausrichtung auf die digitale Transformation in SCM und Logistik weisen fünf der identifizierten Studien auf. Die Studie von Hertelendy et al. (2016) setzt einen regio-nalen, intersektoralen Fokus, wobei sie ein Visionsbild für die Mobilität und Logistik in Hessen darlegt. Die Datenerhebung erfolgt mithilfe eines Multi-Methoden-Designs, welches die Sektoren Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, Wissenschaft und Politik berücksichtigt.

Anhand von Trends, die mithilfe einer Literaturanalyse abgeleitet werden, sowie in Work-shops ermittelten Handlungsfeldern erfolgt eine Formulierung von 67 Zukunftsthesen für Logistik und Mobilität. Diese Thesen werden in einer Online-Befragung mit 173 Unter-nehmensvertretern und 300 Bürgern bewertet und zu einem Zukunftsbild aggregiert.

Schließlich werden daraus Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Auch Kaeding et al. (2017) analysieren die Zukunftsfähigkeit der Logistik mit einem regio-nalen Fokus auf Hessen – in diesem Fall auf Darmstadt. Dabei gehen die Autoren in einem gesonderten Teil auf Trends unter der Überschrift „Industrie 4.0“ sowie auf den Fachkräfte-mangel ein. Die im Rahmen der Studie Befragten können aktuell nur von wenigen Aktivi-täten im Bereich der Digitalisierung berichten, sehen hier jedoch insbesondere für KMU großen Handlungsbedarf für die Zukunft.

Lueghammer et al. (2015) analysieren die Folgen der digitalen Transformation für die Transportwirtschaft und die überbetriebliche Logistik. Die Datengrundlage bilden Interviews mit Experten aus Industrie, Logistik bzw. Transportwirtschaft und Wissenschaft in Öster-reich. Auf Basis der erzielten Erkenntnisse erfolgt anschließend eine standardisierte Tele-fonbefragung von 250 Unternehmen, bei welcher der Wissensstand über Industrie 4.0 ab-gefragt sowie die positiven Effekte und Risiken bewertet werden. Darüber hinaus wird der Anpassungsbedarf für Teilaspekte der Bereiche Geschäftsmodelle, Fuhrpark, Personal und IT quantifiziert und es werden aktuelle Forschungsbereiche identifiziert.

In ihrer auf einer empirischen Basis von sieben Expertengesprächen basierenden Studie analysieren Rodenhäuser & Rauch (2015) Veränderungen in Supply Chains bis zum Jahre 2025. Dabei identifizieren sie fünf wesentliche Trends, die den Wandel der Akteure in Wert-schöpfungsnetzwerken treiben, und leiten Implikationen für die Verpackungsindustrie ab.

Die behandelten Themen umfassen Nachhaltigkeit, Industrie 4.0, kundennahe Produktion, urbane Logistik und Omni-Channel.

Ableitung des Forschungsziels und Ausdifferenzierung der Forschungsfragen 41

Die branchenübergreifende Studie von Dougados & Felgendreher (2016) zur digitalen Transformation von Supply Chains fußt auf einer umfangreichen Datenbasis – einer Befra-gung von 337 Führungskräften der bedeutendsten Industrie- und Handelsunternehmen aus über 20 Ländern Europas und Nordamerikas. Die Ergebnisse legen den gegenwärtigen Status quo (2016) der digitalen Transformation dar, wobei jedoch primär auf den Einsatz von Technologien und die datengestützte Entscheidungsfindung eingegangen wird. Auf Basis eines Abgleichs mit Prognosen zum Stand der Digitalisierung in fünf Jahren werden Handlungsempfehlungen für Führungskräfte abgeleitet.

3.3 Ableitung des Forschungsziels und Ausdifferenzierung der