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4 Forschungsprozess

4.3 Quantitativer Forschungsstrang – eine statistische Detailanalyse

4.3.2 Datenerhebung mithilfe einer Online-Befragung

Die Erhebung der erforderlichen empirischen Daten erfolgte mithilfe einer Online-Befra-gung. Im Anschluss an eine kurze Begründung der Methodenauswahl wird in den nachfolgenden Abschnitten auf die Entwicklung des Fragebogens sowie dessen Pretest eingegangen. Zudem erfolgt eine Beschreibung des Samples der durchgeführten Online-Befragung.

4.3.2.1 Begründung der Methodenauswahl und Spezifizierung der Methodik Zur Erhebung quantitativer Daten für die weitere statistische Analyse stehen je nach Fokus unterschiedliche Methoden zur Verfügung (vgl. Bortz & Döring 2015, S. 138). Zwei Kern-fragen sind dabei von Interesse, erstens „was“ und zweitens „wie“ gemessen werden soll (vgl. Field 2009, S. 7). Im vorliegenden Vorhaben sollen in Bezug auf das „Was“ die im qualitativen Forschungsstrang ermittelten Veränderungstreiber, denen sich die Akteure einer Supply Chain gegenübersehen, sowie die von ihnen verfolgten Ansätze analysiert werden. Diese Daten sind nicht direkt messbar und in vielen Fällen auch nicht öffentlich

zugänglich. Somit kann auf keine vorhandenen Primär- oder Sekundärdaten zurückge-griffen werden, sondern es muss eine Neuerhebung erfolgen.

Für das „Wie“ lassen sich zwei unterschiedliche Typen von Untersuchungen unterscheiden.

Einerseits sind dies bspw. Querschnittsanalysen, die auf die Observation eines Phänomens abzielen, andererseits handelt es sich bspw. um Experimente, bei denen eine direkte Ma-nipulation unabhängiger Variablen durch den Forscher erfolgt (vgl. Field 2009, S. 12). Da die vorliegende statistische Detailanalyse auf Veränderungstreiber, Lösungsansätze und Anpassungsfähigkeiten innerhalb von Wertschöpfungsnetzwerken abzielt, eignet sich eine Observationsstudie, die unterschiedliche Akteure einbindet. Eine Online-Befragung ist eine kostengünstige Erhebungsmethode, die sich an einen großen Adressatenkreis richtet und standardisiert erfolgen kann (vgl. Fowler 2014, S. 73; Bortz & Döring 2015, S. 252).

Wichtig für das Ergebnis ist vor allem eine sorgfältige Ausarbeitung der Fragen sowie der verwendeten Messskalen.

4.3.2.2 Entwicklung eines Fragebogens und Pretest

Die Entwicklung des Fragebogens für die Online-Befragung erfolgte auf Basis der Ergeb-nisse der Experteninterviews sowie unter Berücksichtigung der Studie von Handfield et al.

(2013), die in einem vergleichbaren Kontext (jedoch ohne expliziten Fokus auf die digitale Transformation) durchgeführt wurde. Abbildung 13 vermittelt einen Überblick über die in-haltliche Ausrichtung der Online-Befragung, die sich im ersten Teil auf die Veränderungs-treiber und damit verbunden die Notwendigkeit der digitalen Transformation und im zweiten Teil auf deren Ausgestaltung bezieht.

Abbildung 13: Struktur und inhaltliche Schwerpunkte des Online-Fragebogens (erweiterte Darstellung in Anlehnung an Kersten et al. 2018, S. 107)

Neben demografischen Angaben, die der Gruppenbildung und Analyse von Unterschieden dienten, wurden im ersten Teil des Fragebogens Veränderungstreiber und entsprechende Lösungsansätze abgefragt. Die Bewertung dieser Veränderungstreiber sowie die Nutzung von Ansätzen sind nicht direkt messbar, sondern müssen zunächst operationalisiert werden (vgl. Fowler 2014, S. 88). Daher wurde zur Bewertung der Relevanz der Veränderungstrei-ber sowie der entsprechenden unternehmensindividuellen Anpassungsfähigkeit eine 5-stu-fige Likert-Skala (von sehr gering bis sehr hoch) verwendet. Diese Auswahl der Skala folgt der Annahme, dass mit einer 5- bis 7-stufigen Skala eine höhere Validität sowie Reliabilität als Skalen mit weniger oder mehr Stufen erzeugt werden kann (vgl. Krosnick & Fabrigar

Notwendigkeit der digitalen Transformation

Ausgestaltung der digitalen Transformation

Technologiekonzepte

Hürden

Umsetzungsstand

Datenaustausch

Datenbedarf

Datenweitergabe

Kompetenzen

Qualifikationen

Weiterbildung Veränderungstreiber

Relevanz

Anpassungsfähigkeit Digitale Transformation

Wertschöpfungsnetzwerke

Quantitativer Forschungsstrang – eine statistische Detailanalyse 55

1997, S. 148). Im zweiten Teil des Fragebogens sollten einzelne Ansätze unterteilt nach den Themen Technologien, Kompetenzen sowie unternehmensübergreifender Datenaus-tausch hinsichtlich ihrer aktuellen sowie zukünftigen Umsetzung bewertet werden. Hierzu wurden ebenfalls Likert-Skalen bzw. Single-/ Multiple-Choice-Fragen verwendet.

Der Fragebogen wurde in LimeSurvey umgesetzt. In einem iterativen Pretest mit insgesamt 22 Teilnehmern aus Wissenschaft und Praxis wurde dieser in Anlehnung an Fowler (2014, S. 104ff.) erstens hinsichtlich der Verständlichkeit der Fragen, Antwortmöglichkeiten und Hinweise sowie zweitens hinsichtlich der Anwendbarkeit und technischen Umsetzung über-prüft und entsprechend überarbeitet. In den Anhängen VI und VII findet sich ein Auszug der entwickelten finalen Fragen und Items sowie Skalen. Auszugsweise aufgeführt sind die-jenigen Fragen, die in den Analysen in Kapitel 5 bis 7 verwendet wurden.

4.3.2.3 Beschreibung des Samples

Um möglichst repräsentative Aussagen treffen zu können, wurde der Fragebogen über das Netzwerk der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) verbreitet. Die BVL ist eine Interes-sensvertretung für die Logistik und das Supply Chain Management mit mehr als 11.000 Mitgliedern. Durch ihre Mitgliederstruktur spiegelt die BVL eine breite Sicht über die betrachteten Kernrollen in Wertschöpfungsnetzwerken wider. Der Fragebogen wurde per E-Mail über die BVL an 6.735 Unternehmensvertreter in den Kernbereichen Produktion, Logistik und Handel versandt. Der Erhebungszeitraum erstreckte sich von Mitte Juli bis Ende Oktober 2016. An der Umfrage nahmen 469 Experten aktiv12 teil. Nach Bereinigung des hierbei erzielten Datensatzes (siehe Abschnitt 4.3.3.2) lagen 331 auswertbare und voll-ständig ausgefüllte Fragebogen von deutschen Unternehmensvertretern vor. Dies ent-spricht einer Antwortrate von 4,9 %. Nach Bartlett et al. (2001) kann mit einer 5,25%igen Fehlerwahrscheinlichkeit13 davon ausgegangen werden, dass über die Rückläufer die Gesamtpopulation BVL repräsentiert wird. Eine Aufschlüsselung des Samples ist Abbil-dung 14 zu entnehmen.

Abbildung 14: Demographie des Samples der Online-Befragung

12 Als aktive Teilnehmer wurden diejenigen gewertet, die mindestens einen inhaltlichen Fragenblock voll-ständig beantwortet hatten.

13 Festgestellt auf Basis einer Überprüfung mithilfe von Raosoft (http://www.raosoft.com/samplesize.html).

mittel (250 bis 3.000 MA) n=331

klein (< 250 MA) groß

(> 3.000 MA) Produktion

n=331

Logistik Handel

Rolle im Wertschöpfungsnetzwerk Unternehmensgröße

43,2%

41,4%

15,4% 20,8%

32,3%

46,8%

Ein Großteil der Befragten entstammt dabei dem produzierenden (43,2 %) Gewerbe bzw.

der Logistikdienstleistung (41,4 %) sowie ein geringerer Anteil dem Handel (15,4 %). Diese Verteilung entspricht mit einer Abweichung von jeweils max. 6 % der Mitgliederstruktur der BVL (vgl. BVL 2017, S. 10) und ist als repräsentativ anzusehen. Knapp die Hälfte der Befragten kommen aus großen Unternehmen und 32,3 % bzw. 20,8 % aus Unternehmen mittlerer Größe bzw. Kleinst-/ Kleinunternehmen. Die Aufteilung in diese drei unterschied-lichen Größenklassen erfolgte in Anlehnung an Grüninger et al. (2013).

4.3.3 Datenauswertung mithilfe uni-, bi- und multivariater Analysemethoden