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8 Schlussbetrachtung

8.2 Limitationen und weiterer Forschungsbedarf

Wie bei jeder Forschungsarbeit ergeben sich auch für die vorliegende Dissertation Limita-tionen. Diese lassen sich durch notwendige Einschränkungen bei der Forschungsarbeit er-klären und bilden Anknüpfungspunkte für nachfolgende Forschungsbestrebungen. Die Limitationen der vorliegenden Dissertation resultieren einerseits aus der grundlegenden Ausrichtung der Analyse und andererseits aus der Ausgestaltung des qualitativen bzw.

quantitativen Forschungsstranges.

So erfolgte bei der Festlegung des Samples eine regionale Einschränkung, indem sowohl in den Expertengesprächen als auch in der Online-Befragung Logistik- und Supply-Chain-Manager nur aus Deutschland befragt wurden. Durch diese Fokussierung sind die gewonnenen Erkenntnisse auf deutsche Unternehmen begrenzt. Eine Übertragung auf Un-ternehmen aus anderen Ländern ist somit nicht uneingeschränkt möglich. Für die künftige Forschung bietet es sich daher an, Veränderungstreiber sowie Ansätze auch in unter-schiedlichen anderen Ländern zu analysieren und über vergleichende Analysen Gemein-samkeiten sowie Unterschiede offenzulegen.

Darüber hinaus erfolgte eine Einschränkung im Hinblick auf die Kernakteure in Wert-schöpfungsnetzwerken. Der Fokus der Datenerhebung lag dabei auf den übergeordneten Kernrollen Produktion, Logistik und Handel. Durch diese Aggregation ist das berücksich-tigte Sample zwar sehr breit gefächert, ermöglicht jedoch keine allumfassende Sichtweise auf Veränderungstreiber in Supply Chains sowie auf die eingesetzten Bausteine im Rah-men der digitalen Transformation. Damit betreffen die Schlussfolgerungen der vorliegenden Dissertation vor allem die hier betrachteten Kernrollen. Es ist zu erwarten, dass sich die hierzu untersuchten Veränderungstreiber und die in diesem Zusammenhang genutzten Bausteine im Hinblick auf einzelne Kernrollen, einzelne Branchen und einzelne Wertschöp-fungsstufen in ihrer Relevanz und Umsetzung unterscheiden. Weiterer Forschungsbedarf besteht daher in kernrollenspezifischen Detailanalysen zur Erzeugung differenzierterer

Ergebnisse. Die in dieser Arbeit gewonnen Erkenntnisse über situationsspezifische Fakto-ren können jedoch als Basis für die Ableitung von Handlungsempfehlungen genutzt werden.

Die Erkenntnisse der qualitativen Analyse basieren auf Gesprächen mit Akteuren der Supply-Chain-Kernrollen sowie mit Unternehmensberatern. Die Auswahl erfolgte auf Basis aktueller Bestrebungen, die in diesen Unternehmen im Rahmen der digitalen Trans-formation durchgeführt werden. Die befragten Experten vertreten vornehmlich größere, tradierte Unternehmen. Das Sample ermöglicht es zwar, vielfältige Veränderungstreiber und Lösungsansätze zu identifizieren, allgemeingültige Aussagen lassen sich auf Basis der qualitativen Analyse jedoch nur mit Einschränkungen treffen. Eine künftige Erweiterung die-ses Samples liefert möglicherweise zusätzliche Aspekte und Ansätze. Aufgrund der beson-deren Stellung von Start-ups, die von Beginn an digital und agil operieren und sich bisher nie transformieren mussten, scheint eine Ergänzung des Samples um Experten aus diesem Bereich sinnvoll.

Aufgrund der großen inhaltlichen Diversität der Themen, die bei der digitalen Transforma-tion zu berücksichtigen sind, konnten in der quantitativen Analyse nicht alle identifizierten Bausteine Berücksichtigung finden. Vielmehr war eine Beschränkung auf einzelne Kernaspekte in den Dimensionen Mensch, Technik und Organisation notwendig. Folglich konnten auch nicht alle Bausteine hinsichtlich ihres aktuellen Umsetzungsstandes und Nut-zens quantifiziert werden. Zudem bedurfte es zur Quantifizierung der überwiegend weichen Faktoren einer Operationalisierung der Veränderungstreiber und Bausteine. Die mit-hilfe einer Likert-Skala erhobenen Daten beruhen dabei auf subjektiven Einschätzungen der Experten. Für eine Intensivierung der Forschung wäre es an dieser Stelle ratsam, ein Set an tatsächlichen Messkriterien zu entwickeln, welches eine objektivere Bewertung ermöglicht. Auf diese Weise ließen sich einerseits die Validität der Ergebnisse und andererseits die inhaltliche Durchdringung steigern.

Neben den vorstehend erläuterten Limitationen ergeben sich auch zu den im Rahmen der Dissertation erzielten Erkenntnissen weitere Fragen. Die für die Forschung relevanten Im-plikationen wurden grundsätzlich in den Abschnitten 5.4, 6.7 und 7.5 detailliert erörtert. Auf übergeordneter Ebene lassen sich daraus fünf zentrale Forschungsbedarfe ableiten:

1. Die Forschung zur digitalen Transformation bedarf einer stärkeren theoretischen Fundierung. Die bestehenden Theorien können helfen, eine Struktur zu schaffen und mögliche Erklärungsansätze aus markt-, ressourcen- oder wissensbasierter Sicht zu liefern.

2. Die digitale Transformation ist aus einer ganzheitlichen, soziotechnischen Perspektive zu beforschen. Dies beinhaltet einerseits die Betrachtung aller drei Dimensionen in ihrer jeweiligen Tiefe, andererseits aber vor allem die Berück-sichtigung der Interdependenzen zwischen den Dimensionen Mensch, Technik und Organisation.

Limitationen und weiterer Forschungsbedarf 167

3. Anhand der empirischen Ergebnisse ist es zu empfehlen, die Dimension Mensch bzw. die Kompetenzen der Mitarbeiter aufgrund ihres nachgewiesenen Einflusses auf die Anpassungsfähigkeit an Veränderungstreiber besonders in den Mittelpunkt zukünftiger Forschungsbestrebungen zu rücken.

4. In der Praxis stehen grundsätzliche Schwierigkeiten bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse dem in der Wissenschaft hervorgehobenen Visionsgedanken von der Industrie 4.0 gegenüber. Die Forschungsbestrebungen sind demnach stärker an den aktuellen Problemen der Praxis auszurichten. Um eine zielgerichtete Umset-zung zu initiieren, bedarf es eines besseren Verständnisses der Auswirkungen ein-zelner Ansätze auf die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen an die Veränderungs-treiber.

5. Die in der vorliegenden Dissertation erzielten Fortschritte in der Identifikation relevan-ter Stellhebel sind mithilfe zusätzlicher explanatorischer sowie konfirmatorischer Analysen zu erweitern. Hierbei ist im Sinne des SCM-Gedankens auch der Einfluss der digitalen Transformation eines Akteurs auf das soziotechnische System seiner Partner in der Supply Chain zu untersuchen.

Trotz des weiterhin bestehenden Forschungsbedarfs konnte die vorliegende Dissertation einen wichtigen Beitrag zur Forschung im Themenfeld der digitalen Transformation von Akteuren in Wertschöpfungsnetzwerken leisten. So wurden einerseits trennscharfe Abgren-zungen zentraler Begriffe vorgenommen und andererseits die bestehende Forschungsland-schaft methodisch fundiert aufgearbeitet. Der aus den empirischen Daten abgeleitete Hand-lungsrahmen fasst nicht nur zentrale Aspekte der digitalen Transformation strukturgebend zusammen, sondern bietet den Akteuren notwendige Hilfestellung bei deren Umsetzung.

Somit geben die gewonnenen Erkenntnisse Antworten auf die durch das einleitende Zitat aufgeworfene Frage, wie die Ziele der digitalen Transformation in der Praxis erfolgreich erreicht werden können.

Appendix