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2.1 Die Gravidität der Stute

2.1.4 Steroidhormone

Während der Gravidität unterliegen die Östrogen- und Gestagenkonzentrationen Veränderungen. Die Verläufe der einzelnen Hormongruppen (Abb. 2.1) wurden durch eine Vielzahl von Autoren bereits beschrieben.

Abb. 2.1 Darstellung der Hormonkonzentration im Verlauf der Gravidität (aus ALLEN et. al. 2002b)

2.1.4.1 Progesteron

Progesteron (P4) wird im Allgemeinen als Schwangerschaftsschutzhormon bezeichnet. In der Tat werden dem Hormon eine Reihe von Eigenschaften zugeschrieben, die myometriale Kontraktionen während der Gravidität unterbinden sollen. Laut THOBURN et al. (1993) und bewirkt P4 eine Hyperpolarisation des Myometriums. Weiterhin reduziert es sowohl die Anzahl der gap junctions als auch der Rezeptoren für kontraktil wirkende Agenzien, sodass insgesamt die Kontraktilität des Myometriums herabgesetzt wird. OUSEY et al. (2000) fanden durch in vitro Studien am Myometrium tragender Stuten jedoch heraus, dass Progestagene die kontraktile Wirkung von Oxytocin in der Trächtigkeit nicht mindern konnten.

Das CL graviditatis stellt die erste P4 – Quelle zu Beginn der Trächtigkeit dar. Mit Einsetzen der eCG – Produktion durch die endometrial cups ab D 36 wird die Bildung

weiterer CL stimuliert (Kap. 2.1.2, 2.1.3), sodass folglich auch mehr P4 produziert wird. Der Anstieg der P4 – Konzentration mit Maximum an D 60 (HOLTAN et al.

1975, 1991; SEREN et al. 1981), verdeutlicht diesen Zusammenhang. Mit dem Abbau der endometrial cups ab ca. D 100 findet auch eine Regression der CL bis ca.

D 180 bis D 220 statt (HOFFMANN et al. 2005), sodass auch P4 sinkt und in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit im maternalen Blut nur in niedrigen Konzentrationen nachweisbar ist (<1ng/ml) (HOLTAN et al. 1991). Die Produktion anderer Progestagene wird dann sowohl vom Fetus selbst als auch von der Plazenta übernommen. Der Fetus produziert aus Cholesterol in seiner Nebenniere den P4 – Vorläufer Pregnenolon (P5). Über die Arteria (A.) umbilicalis gelangt P5 zur Plazenta und schließlich zum Endometrium, wo es zu P4 und seinen Metaboliten verstoffwechselt wird. Die entstandenen Progestagene werden entweder in den fetalen oder den maternalen Blutkreislauf abgegeben (CHAVATTE et al. 1997, OUSEY et al. 2005, 2006). HOLTAN et al. (1991) konnten nach der Katheterisierung tragender Ponystuten und ihrer Feten 13 Progestagene mittels Gaschromatographie und Massenspektrometrie (GC/MS) identifizieren und acht quantifizieren. MILLER (1996) konnte dagegen im Plasma hochtragender Stuten insgesamt 18 Progestagene identifizieren. Diese sind ab D 60 erstmals im Blut nachweisbar und steigen bis ca. D 300 zunächst nur sehr langsam an (HOLTAN et al. 1975, 1991;

SEREN et al. 1981). In den letzten 30 Tagen vor der Geburt ist dann ein steiler Anstieg zu beobachten, wobei die Progestagenkonzentration innerhalb der letzten Stunden vor der Geburt drastisch bis unter die Nachweisgrenze von 1 ng/ml absinkt (SEREN et al. 1981, HOLTAN et al. 1991). Während der präpartale Anstieg mit der Euteranbildung und der Veränderung der Elektrolytzusammensetzung des Eutersekrets in Zusammenhang gebracht wird, ist der unmittelbar präpartale Abfall der Progestagenkonzentration durch eine andere Metabolisierung des Vorläufers P5 zu erklären. Aufgrund des präpartalen Stresses (Kap. 2.1.5) verstoffwechselt der Fetus das P5 nicht zu Progestagenen, sondern zu Cortisol, welches unmittelbar pränatum hohe Konzentrationen im fetalen Blut erreicht (CHAVATTE et al. 1997, OUSEY 2006). Die zwei bedeutendsten Progestagene im maternalen Blut sind 20α-Hydroxy-5α-pregnan-3-on (20α5P) und 5α-Pregnan-3β,20α-diol (βαdiol). Ihre

Konzentration steigt präpartal auf ca. 500 (HOLTAN 1991) bis 1000 ng/ml (OUSEY et al. 2005). ROSSDALE et al. (1991) haben mittels RIA Richtwerte für die Progestagenkonzentration bei Vollblütern ermittelt. Bis D 310 sollte der Progestagengehalt unter 10 ng/ml betragen. Ein Anstieg auf > 10 ng/ml wurde im Durchschnitt ab 323 ± 15,3 Tagen bis auf 25 ng/ml beobachtet. Eine Zunahme vor D 308 wurde von den Autoren nur bei gefährdeten Graviditäten beobachtet. Für Warmblutstuten liefert die Arbeit von TASSEMEIER (2002) Vergleichswerte für die Progestagenkonzentration. Auch sie ermittelte ihre Werte mithilfe eines RIA. Die Progestagenkonzentration lag bei den gesunden Tieren während der gesamten Trächtigkeit über 10 ng/ml. Ab D 300 wurde eine kontinuierliche Zunahme der Konzentration von 15 ng/ml auf 22,8 ng/ml an D 337 beobachtet. Präpartal fiel die Konzentration im Mittel auf 17,3 ng/ml, postpartal sank das Progesteron auf 9,5 ng/ml.

2.1.4.2 Östrogene

Während Progesteron durch Hemmung der myometrialen Aktivität die Trächtigkeit aufrechterhalten soll, spielen Östrogene bei der Geburtsvorbereitung eine Rolle. So bewirken sie die Synthese von Prostaglandinen, die Vermehrung der Oxytocinrezeptoren sowie die Erhöhung der Anzahl an gap – junctions (OUSEY 2006). Auch in der Frühträchtigkeit ist Östrogen von Bedeutung. Die genauen Mechanismen sind zwar noch weitgehend unerforscht, dennoch scheint es sicher, dass embryonale Östrogene die maternale Früherkennung der Trächtigkeit unterstützen. Aufgrund ihrer kontraktilen Wirkung fördern Östrogene zum einen myometriale Kontraktionen um in der Frühträchtigkeit die Migration des Embryos zu unterstützen. Zum anderen bewirken sie durch eine Erhöhung des Uterustonus ab ca. D 16 eine Fixation des Embryos am Endometrium, wodurch in der Folge auch die Diffusionsstrecke für die Histiotrophe verringert wird (STOUT und ALLEN 2001).

Dennoch unterscheiden sich die Konzentrationen frühträchtiger Stuten mit

< 0,5 ng/ml bis D 30/35 nicht von denen nichttragender Stuten im Diöstrus (TERQUI und PALMER 1979, DAELS et al. 1990). Danach ist eine Zunahme auf 3 ng/ml zu beobachten. Bei an D 34 ovariektomierten, tragenden Stuten blieb dieser Anstieg

aus, sodass die Autoren davon ausgehen, dass die Östrogene zu diesem Zeitpunkt ovariellen Ursprungs sind (TERQUI und PALMER 1979, DAELS et al. 1990). Der gleichzeitig beobachtete Anstieg von eCG ist zum einen ein Hinweis auf die stattfindende Ausbildung der endometrial cups (Kap. 2.1.2) und zum anderen Ursache für die Follikelanbildung und dem daraus resultierenden Anstieg der Östrogene (TERQUI und PALMER 1979, DAELS et al. 1990). Eine erneute Zunahme der Östrogenkonzentration wird um D 55 bis D 70 beobachtet. Da dieser Anstieg auch bei ovariektomierten Stuten beobachtet wurde, sind die entstandenen Östrogene das Produkt der beginnenden Steroidsynthese der fetoplazentaren Einheit (TERQUI und PALMER 1979, DAELS et al. 1990). Ab D 100 steigt das Gesamtöstrogen stark an bis zu einem Peak um D 150 bis D 200 und bleibt bis zwei Monate vor der Geburt hoch, um dann zur Geburt wieder auf basale Werte zu sinken. Gleichzeitig wird ein Wachstum der fetalen Gonaden beobachtet. Das Maximum, sowohl ihrer Gewichtszunahme auf ca. 400g als auch der Östrogenkonzentration, ist in der Mitte der Trächtigkeit zu verzeichnen. Mit der Regression der fetalen Gonaden findet ein Absinken der Östrogenkonzentration statt (ALLEN et al. 2002b, OUSEY und ROSSDALE 2002, RIDDLE 2003, OUSEY et al.

2004, 2006). In den fetalen Gonaden werden die Vorstufen der Östrogene gebildet (Dehydroepiandrosteron = DHA), welche dann in der Plazenta zu den pferdetypischen, ungesättigten, phenolischen β - Ring Östrogenen Equilin und Equilenin aromatisiert werden (OUSEY und ROSSDALE 2002, OUSEY et al. 2006).

Zwischen D 150 und D 310 sollte die Gesamtöstrogenkonzentration im maternalen Blut laut RIDDLE (2003) über 1000 ng/ml betragen. Werte < 1000 ng/ml sprechen für fetalen Stress. Bei Östrogenwerten zwischen 800 und 1000 ng/ml tragen 75 % der Stuten bis zum Ende, während bei Konzentrationen zwischen 500 und 800 ng/ml nur 50 % der Stuten ein lebendes Fohlen gebären. Werte unter 500 ng/ml sind Hinweise für eine schwerwiegende Schädigung, bzw. den Tod des Fetus und resultieren fast immer in einem Abort. Auch ALLEN et al. (2002b) ermittelten in ihrer Studie sowohl an Ponies als auch an Vollblütern Werte über 1000 ng/ml, wobei Vollblüter mit 1411 ng/ml höhere Konzentrationen aufwiesen als Ponies mit 1174 ng/ml.

TASSEMEIER (2002) untersuchte in ihrer Arbeit das Hormonprofil tragender Warmblutstuten und ermittelte mithilfe eines Östronsulfat - RIA Konzentrationen von 130 ng/ml an D 160, wo die maximale Konzentration ermittelt wurde.