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4.1 Klinische Befunde

4.1.2 Gravidität und Geburt

Von den 51 Stuten brachten am Ende der Studie 44 ein lebendes Fohlen zur Welt.

Die mittlere Tragezeit betrug 340 ± 8,4 (Mittelwert MW ± Standardabweichung SD) Tage. Bei 31 Tieren lag die Frucht am 16. Tag post ovulationem (p. ov.) im linken Horn, bei 19 im rechten und bei einer Stute im Corpus uteri. Bis zum 60. Tag hatten zwei Tiere resorbiert und bis zum 246. Graviditätstag vier Stuten aus ungeklärter Ursache und ohne klinische Anzeichen wie z.B. gestörtes Allgemeinbefinden (AB), Fieber, Aufeutern, Vaginalausfluss abortiert (Stute 33 D 200, Stute 7 D 208, Stute 56 D 213, Stute 27 D 246). Das Fohlen von Stute 38 verstarb unter der Geburt als Folge einer Fehlhaltung der rechten Hintergliedmaße, wodurch sich die Geburt verzögerte

und das Fohlen erstickte. Es wurde dennoch gewogen und in die Studie mit einbezogen. Bei dieser und noch zwei weiteren Stuten wurde das Fohlen durch Auszug entwickelt. Eine von ihnen litt an einer vorzeitigen Plazentaablösung, sodass das Allantochorion manuell durchtrennt und das Fohlen ausgezogen werden musste.

Da die Nachgeburt nicht innerhalb von 2 h spontan abging, wurde sie mithilfe eines Oxytocintropfes (50 I.E. in 500 ml NaCl über eine halbe Stunde) gelöst. Insgesamt musste bei fünf Stuten aufgrund einer Retentio secundinarum therapeutisch eingegriffen werden. Stute Nr. 49 brachte am 301. Tag ein lebendes, aber unreifes Stutfohlen zur Welt, welches innerhalb des ersten Lebenstages verstarb. Die Plazenta war hochgradig ödematös und lag mit einem Gewicht von 9,4 kg 77 % über dem durchschnittlichen Gewicht von 5,3 ± 1,3 kg (Kap. 4.1.3, 4.1.4)

4.1.3 Plazenta

Nach 44 der 45 Abfohlungen konnte die Plazenta im Anschluss an die Geburt sichergestellt werden. Eine Nachgeburt wurde erst einen Tag später im Gruppenlaufstall gefunden, sodass die Gewichtsdaten aufgrund des Flüssigkeitsverlustes nicht berücksichtigt werden konnten. Bei zwei Stuten fehlten Teile des Amnions, sodass hier nur das Allantochoriongewicht in die Auswertung einbezogen werden konnte.

Alle untersuchten Plazenten wiesen zottenfreie Bereiche auf. Der Zervixstern und die Abbildung der Eileiteröffnung an mindestens einem Horn, konnte bei allen Tieren gefunden werden. Bei neun Stuten war außerdem der Choriongürtel mit Resten der Endometrial Cups sichtbar. Längliche und runde zottenfreie Bereiche als Abbild von Endometriumzysten und -falten waren bei 12 Nachgeburten zu finden. Der Nabelstrang wies bei zehn Tieren physiologische Kalzifizierungen auf, welche sich als ca. 0,1 x 0,1 mm multifokale, weiße, feste Beläge innerhalb der Amnionscheide darstellten. An einem Amnion befand sich ein Dottersackrest in Form einer ca. 5 cm großen, kalzifizierten Kugel. Das mittlere Gesamtgewicht der Nachgeburten betrug 5,3 ± 1,3 kg, wobei die leichteste Plazenta 3,3 kg (Stute Nr. 39) und die schwerste 9,4 kg (Stute Nr. 49) wog. Das Allantochorion (AC) wurde nach Entfernung des Amnions ebenfalls gewogen. In die folgende Auswertung wurde nur das AC –

Gewicht einbezogen, da dieses mit dem Endometrium die fetomaternale Einheit bildet und somit die fetale Versorgung am besten widerspiegelt. Außerdem konnte das AC – Gewicht bei allen Stuten erfasst werden, während Teile des Amnions häufig fehlten. Mit 3,4 ± 0,8 kg lag der Mittelwert des AC 1,9 kg unter dem mittleren Gesamtgewicht der Plazenta. Diese Differenz stellt das Gewicht des Amnions dar.

Am AC wurde auch jeweils die Wanddicke des zervikalen Anteils, des tragenden und des nicht tragenden Horns gemessen. Zwischen dem AC - Gewicht und den gemessenen AC - Wandstärken der Zervix und des tragenden Horns konnte eine starke positive Korrelation festgestellt werden (r = 0,58 bzw. r = 0,46).

Tab. 4.2 Korrelationen zwischen dem Allantochorion (AC) – Gewicht und den Stärken der jeweiligen Plazentaanteile

Das Geburtsgewicht der Fohlen korrelierte sowohl mit dem Gesamtgewicht der Plazenta als auch mit dem AC – Gewicht.

Tab. 4.3 Korrelation zwischen dem Gewichtsabweichungen, bzw. Verdickungen im Vergleich mit den gesunden Tieren auf (Tab. 4.4), sodass die Verdachtsdiagnose Plazentitis gestellt wurde. Alle drei Fohlen waren lebensschwach (Kap. 4.1.3). Bei einer Stute (Nr. 32) wurde mittels Ultrasonografie an D 240 eine Plazentitis in Form einer Erhöhung der CTUP auf 1,26 cm festgestellt (Kap. 4.2.4). Da hier frühzeitig vor der Entwicklung klinischer Symptome eine antibiotische und antiphlogistische Therapie eingeleitet wurde, konnte nach einer Tragezeit von 340 Tagen ein vitales Fohlen geboren werden.

Tab. 4.4 Gegenüberstellung der klinischen und ultrasonografischen Plazenta-daten von Stuten mit Plazentitis und gesunden Tieren

Stute AC - Gewicht

4.1.4 Fohlen

Von den 45 geborenen Fohlen waren 23 Hengst- und 22 Stutfohlen. Das mittlere Geburtsgewicht aller Fohlen betrug 52,9 ± 5,6 kg, wobei die Hengste (HF) im Mittel 52,6 ± 6,3 kg wogen, während das mittlere Gewicht der Stutfohlen (SF) 53,2 ± 5,3 kg betrug. Der Gewichtsunterschied zwischen HF und SF war mit p > 0,05 jedoch nicht signifikant. Es bestand weder ein Zusammenhang zwischen dem Geschlecht und der Trächtigkeitsdauer (r = -0,02; p > 0,05), noch zwischen dem Geburtsgewicht und der Trächtigkeitsdauer (r = 0,08; p > 0,05). Zwischen der Parität der Mutterstute und dem Geburtsgewicht der Fohlen bestand eine geringe positive Korrelation (r = 0,35;

p < 0,05). Die durchschnittliche Vitalität aller lebend geborenen Fohlen betrug nach dem Gießener Vorsorgeschema (GVS) I 8,1 ± 1,6 und nach dem GVS II 17,5 ± 1,5

Drei Fohlen wiesen nach der Geburt einen GVS I - Score von fünf oder weniger auf und wurden somit als gefährdet eingestuft. Die Mütter dieser Fohlen (Nr. 11, Nr. 47, Nr. 49) hatten veränderte Nachgeburten, sodass hier ein Zusammenhang zwischen Plazentitis und der Geburt lebensschwacher Fohlen vermutet wurde. Das HF von Stute Nr. 32 (HF 32) war bei der Geburt trotz Plazentitis der Mutter vital (GVS I = 9).

Dennoch waren die Unterschiede in den Scores der GVS I und II zwischen den Fohlen der gesunden Stuten und denen mit Plazentitis signifikant (siehe Tab. 4.6).

Drei weitere Fohlen verstarben am zweiten Lebenstag infolge einer perakuten, therapieresistenten Diarrhoe. Jedoch unterschieden sich weder die GVS – Scores noch die Geburtsgewichte dieser Fohlen von den gesunden (p > 0,05).

Tab. 4.6 Unterschied in der Vitalität der Neugeborenen von gesunden Tieren und Stuten mit Plazentitis

GVS I Plazentitis gesund gesamt GVS II Plazentitis gesund gesamt

0-5 3a 0b 3

10-13 2a 0b 2

(75%) (0%) (10,3%) (66%) (0%) (4,7%)

6-9 1a 25b 26

14-18 1a 40b 41

(25%) (100%) (89,7%) (33%) (100%) (95,3%)

gesamt 4 (100%) 25 (100%) 29 (100%) gesamt 3 (100%) 25 (100%) 43 (100%) a,b Zahlen in Reihen mit unterschiedlichen Buchstaben unterscheiden sich signifikant

Während zwei der lebensschwachen Fohlen (HF 11 und SF 49) einen, bzw. drei Tage post natum verstarben, wurde SF 47 direkt nach der Geburt euthanasiert, da es eine Meningocele aufwies. Aus diesem Grund sind nur drei der vier Fohlen in der Plazentitisgruppe in GVS II aufgeführt.

Die Geburtsgewichte der lebensschwachen Fohlen unterschieden sich nicht von denen der gesunden Fohlen (p > 0,05).