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2.6.1 Einfluss der Parität

In mehreren Studien wurde gezeigt, dass die Parität der Mutterstute sowohl das Geburtsgewicht des Fohlens als auch das Plazentagewicht beeinflusst.

Da die fetomaternale Austauschkapazität das Fohlengewicht entscheidend beeinflusst (WILSHER und ALLEN 2002, 2003), ist ihre Mikrostruktur Gegenstand vieler Untersuchungen. WILSHER und ALLEN (2003) untersuchten die Plazenten von 84 Vollblutstuten. Entsprechend ihres Alters und ihrer Parität wurden die Tiere in Gruppen eingeteilt. Während die 24 primiparen und 30 sekundiparen nicht weiter unterteilt wurden, fand bei den multiparen noch eine Aufteilung in Altersgruppen statt (6-9 Jahre, 11-15 Jahre, >16 Jahre). Weiterhin untersuchten die Autoren 11 Maidenstuten in ihren ersten zwei konsekutiven Trächtigkeiten. Die Plazenten wurden mittels stereologischer Technik mikroskopisch untersucht und die Fohlen nach der Geburt gewogen. Sie fanden heraus, dass sowohl die Oberflächendichte der Mikrokotyledonen als auch das Geburtsgewicht der Fohlen bei multiparen Stuten über 16 Jahren am niedrigsten ist und führten ihre Beobachtungen auf degenerative Prozesse im Endometrium zurück. Beide Parameter waren auch bei den Maidenstuten signifikant niedriger als bei den jungen multiparen, was auf die Juvenilität des Endometriums zurückgeführt wurde. Das bestätigte sich auch bei der Untersuchung der ersten zwei aufeinander folgenden Trächtigkeiten der 11 Maiden.

Hierbei wurde eine signifikante Zunahme der Dichte der Mikrokotyledonen von der ersten zur zweiten Gravidität verzeichnet, was sich auch in einer Erhöhung des Fohlengewichts niederschlug. Die Autoren bezeichnen diesen Zusammenhang als

„priming effect“ der ersten Trächtigkeit auf die Mikrokotyledonenoberfläche des Allantochorions in Folgeträchtigkeiten.

Dagegen konnten HENDRIKS et al. (2009) in ihrer Arbeit an Warmblutpferden keinen signifikanten Unterschied zwischen den Fohlengewichten primiparer und multiparer Stuten beobachten.

ELLIOTT et al. (2009) führten in der Zuchtsaison 2006 eine retrospektive Kohortenstudie an 348 Vollblutfohlen und ihren Müttern in New South Wales, Australien durch. Erfasst wurde zum einen das Fohlengewicht 12 h post partum (p.

p.) sowie das Plazentagewicht (Allantochorion, Amnion, Nabelschnur). Beide Parameter wurden jeweils miteinander sowie mit dem Alter und der Parität der Mutterstute in Beziehung gesetzt. Es wurde eine hohe Korrelation zwischen dem Plazenta- und dem Geburtsgewicht beobachtet. Bis zu einer Plazentamasse von 6,5 kg stieg das Fohlengewicht um 4,5 kg (3,2 - 5,9 kg) pro kg Plazenta. Darüber hinaus stagnierte diese Beziehung. Bei der weiteren Auswertung wurden beide Parameter zusammengefasst, sodass im Folgenden nur noch vom Fohlengewicht gesprochen wird. Sowohl für das Stutenalter als auch für die Parität ist ein positiver Zusammenhang mit dem Geburtsgewicht der Nachkommen erfasst. Die Autoren kombinierten auch beide Parameter und es zeigte sich, dass primär die Parität das Fohlengewicht beeinflusst. Sie konnten eine Zunahme von 0,7 kg (0,2 - 1,1 kg) pro bisher geborenes Fohlen verzeichnen. Der größte Effekt wurde zwischen Maiden und Stuten, die ihr zweites Fohlen zur Welt brachten, beobachtet. Die Trächtigkeitsdauer hat laut ELLIOTT et al. (2009) keinen signifikanten Einfluss auf das Fohlengewicht.

Auch beim Rind sind die Kälber primiparer Tiere signifikant kleiner und leichter.

Färsen haben bei ihrer ersten Bedeckung erst 60 % ihres Endgewichtes erreicht, befinden sich während der Gravidität also selbst noch im Wachstum, sodass Mutter und Fetus um die Nährstoffe konkurrieren (SWALI und WATHES 2007).

Die Parität der Mutterstute beeinflusst nicht nur die Ausbildung der Plazenta, sondern auch die genitale Durchblutung. So fand DIAZ PEINADO (2003) heraus, dass die uterine Durchblutung bei uni- bzw. multiparen Stuten signifikant besser ist als bei Maidenstuten. Er untersuchte in seiner Arbeit neben der mittleren maximalen Blutflussgeschwindigkeit (TAMV) und dem Pulsatility Index (PI) erstmals auch das

Blutflussvolumen (VOL) und zeigte eine negative Korrelation zwischen PI und TAMV, sowie zwischen PI und VOL, während TAMV und VOL positiv korrelierten. Dass der PI mit 2,8 ± 0,07 bei uni- und multiparen Stuten signifikant höher ist als bei Maiden (PI = 2,0 ± 0,04), führt der Autor auf eine höhere Fibrosierung des Endometriums bei multiparen Tieren zurück. Obwohl der periphere Widerstand in der Gebärmutter, ausgedrückt durch den PI, bei den multiparen Stuten größer war, erzielten sie mit 83 ± 2,40 ml/min höhere Blutflussvolumina in den Aa. uterinae als die nulliparen Tiere mit 59 ± 1,93 ml/min. Ursächlich ist hier der Gefäßdurchmesser, welcher das Blutflussvolumen entscheidend beeinflusst (Kap. 3.4.6.1). Während der Trächtigkeit nimmt er bei der Stute um das Fünffache zu (BOLLWEIN et al. 1999) und erlangt Geburtsgewicht. Degenerative, fibrotische Veränderungen am Endometrium sind auch bei älteren Maidenstuten zu beobachten, sodass RICKETTS und ALONSO (1991) davon ausgehen, dass Endometrosen vorwiegend altersbedingt sind.

Derartige Umgestaltungen haben Einfluss auf die Ausbildung der Plazenta (Kap.

2.1.2) und somit auch auf das fetale Wachstum. Laut ADAMS-BRENDEMUEHL und PIPERS (1987) ist der fetale Aortendurchmesser am besten geeignet, um auf das Geburtsgewicht der Fohlen zu schließen. So fanden HENDRIKS et al. (2009) heraus, dass der fetale Aortendurchmesser zwar bei allen Probandinnen vom 100. Tag bis zur Geburt linear ansteigt, bei jungen Stuten unter 15 Jahren aber signifikant größer ist als bei Stuten über 15 Jahren. Als Ursache wird eine milde intrauterine Wachstumsretardierung (intrauterine growth retardation = IUGR) infolge einer unzureichenden Plazentaentwicklung durch endometriale Degenerationen angenommen (BRACHER et al. 1996, WILSHER und ALLEN 2002). Auch OUSEY et al. (2010) untersuchten in einer Studie an 12 Vollblutstuten den Alterseffekt auf die

uterine Durchblutung. So teilten die Autoren die Tiere in zwei gleich große Gruppen ein, wobei sechs junge Stuten (Durchschnittsalter 7,3 Jahre, Uterusbiopsie Kategorie I nach KENNEY und DOIG 1986) und sechs alte Stuten (Durchschnittsalter 18,3 Jahre, Uterusbiopsie Kategorie II nach KENNEY und DOIG 1986) untersucht wurden. Nach der Geburt wurden die Fohlen gewogen und die Fläche und das Volumen der Plazenta bestimmt. Die Autoren konnten einen Anstieg im BFV pro kg Körpergewicht im letzten Trimester der Trächtigkeit verzeichnen, wobei die jungen Stuten höhere BFV aufwiesen als die alten. Auch das Fohlengeburtsgewicht, ausgedrückt als Prozent der maternalen Körpermasse, war bei jungen Stuten höher als bei alten.