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Die Blutversorgung des graviden Uterus beschäftigt die Wissenschaft schon seit vielen Jahrzehnten. Während in ersten Untersuchungen an Tieren vor allem invasive Methoden zur uterinen Blutflussmessung genutzt wurden (GREISS und ANDERSON 1970, ROSENFELD et al. 1976), fanden zunehmend nichtinvasive Methoden wie die Dopplersonografie Einzug, sowohl in die Humanmedizin (GOSWAMY und STEPTOE 1988, GOSWAMY et al. 1988, THALER et al. 1992) als auch in die Tiermedizin (BAUMGARTNER 1998, BOLLWEIN et al., 2002a,b,c, 2004). Heutzutage ist sie eine etablierte Methode um uterine Blutflüsse zu beurteilen.

2.4.1 Dopplersonografische Blutflussmessung während der Gravidität in der Tiermedizin

Während für das Rind bereits mehrere Arbeiten über die gesamte Trächtigkeitsdauer existieren (BOLLWEIN et al. 2002a, PANARACE et al. 2006, KÖRTE 2007), gibt es beim Pferd nur wenige Untersuchungen über die gesamte Gravidität (BOLLWEIN et al. 1999, 2004, OUSEY et al. 2010)

Die Autoren analysierten die erhaltenen Dopplerkurven sowohl unter qualitativen als auch unter semiquantitativen (Resistance Index RI, Pulsatility Index PI), bzw.

quantitativen (Blutflussvolumen BFV unter Einbeziehung des Gefäßdurchmessers DA) Gesichtspunkten.

Beim Rind erhielten alle Autoren über die gesamte Trächtigkeitsdauer ähnliche Ergebnisse. Allerdings fanden sich große Unterschiede in der Anzahl der untersuchten Tiere. Während BOLLWEIN et al. (2002a) bei drei Kühen in vierwöchigen Abständen die uterine Durchblutung maßen, umfasst die Studie von PANARACE et al. (2006) 13 Tiere, deren Blutfluss wöchentlich erfasst wurde. Den größten Studienumfang hatte KÖRTE (2007), sie untersuchte 44 laktierende Kühe ab der zweiten Trächtigkeitshälfte alle vier Wochen bis zur Geburt. Bei der qualitativen Auswertung konnten PANARACE et al. (2006) und KÖRTE (2007) den frühdiastolischen Einschnitt (notch) registrieren. Er verschwand in allen Studien in der, zum tragenden Horn ipsilateralen A. uterina etwas früher als im kontralateralen Gefäß. Während er bei PANARACE et al. (2006) schon ab der 26. Graviditätswoche in beiden Arterien verschwunden war, konnte er bei KÖRTE (2007) noch bis zur 37.

Woche im kontralaterlalen Gefäß beobachtet werden. Bei der semiquantitativen Auswertung konnten alle Autoren ähnliche zeitliche Verläufe der Blutflussparameter darstellen. Der Widerstand im uterinen Endstromgebiet, ausgedrückt als RI, sank im Verlauf der Trächtigkeit stark ab, wobei nach dem achten Monat bis zur Geburt wieder ein leichter Anstieg zu verzeichnen war (BOLLWEIN et al. 2002a, PANARACE et al. 2006). Insgesamt konnte eine Reduktion des mittleren RI um 15 % verzeichnet werden (KÖRTE 2007). Die mittlere maximale Geschwindigkeit des Blutflusses (TAMV) dagegen stieg in allen Arbeiten stark an. Allerdings fanden die Autoren unterschiedliche Zeitpunkte der größten Zunahme. Während BOLLWEIN et

al. (2002a) und KÖRTE (2007) die größte Geschwindigkeitszunahme in den ersten zwei Dritteln der Trächtigkeit verzeichneten, beobachteten PANARACE et al. (2006) den größten Anstieg in den letzten zwei Dritteln.

Auch das Blutflussvolumen stieg in allen Arbeiten an. Während PANARACE et al.

(2006) und BOLLWEIN et al. (2002a) eine exponentielle Zunahme verzeichnen konnten, stieg bei KÖRTE (2007) das BFV linear an. Allerdings untersuchte sie, im Gegensatz zu den anderen Autoren, die Tiere nur während der zweiten Hälfte der Trächtigkeit, wo die Blutflussvolumenentwicklung in den anderen Arbeiten auch linearen Charakter hatte. Diese Tatsache erklärt auch die geringere Zunahme des BFV bei KÖRTE (2007). So konnte sie nur einen 5,5 – fachen Anstieg verzeichnen, während das BFV bei PANARACE (2006) um das 17 – fache zunahm. Im Zuge der Gravidität erhöhte sich bei den Tieren in allen Studien der Gefäßdurchmesser (BOLLWEIN et al. 2002a, KÖRTE 2007) bzw. die Querschnittsfläche (PANARACE et al. 2006) der A. uterina beträchtlich. Ein nahezu linearer Anstieg mit einer Gesamtzunahme um ca. 74 % wurde in allen Studien beobachtet. Auch zwischen den einzelnen Parametern konnten alle Autoren ähnliche Beziehungen feststellen.

Zwischen dem RI, als Maß für den uterinen Gefäßwiderstand, und TAMV, bzw. BFV konnten negative Korrelationen verzeichnet werden, während TAMV und BFV sowie der Gefäßdurchmesser durchweg positiv korrelierten. Weiterhin fanden die Autoren Unterschiede zwischen den ipsi- und kontralateralen Gefäßen. Auch hier wurde wieder der negative Zusammenhang zwischen RI und den anderen Blutflussparametern deutlich. Während RI im kontralateralen Gefäß durchweg höher war als im ipsilateralen, zeigten sowohl TAMV, DA als auch BFV höhere Werte in der ipsilateralen A. uterina.

PANARACE et al. (2006) und KÖRTE (2007) konnten auch einen positiven Zusammenhang zwischen dem uterinen Blutfluss und dem Geburtsgewicht der Kälber feststellen. Besonders zum Ende der Gravidität waren auch größere Korrelationen zwischen dem BFV und dem Kälbergewicht zu erkennen. Bei KÖRTE (2007) wurde der stärkste Zusammenhang in der 39. Woche beobachtet (r = 0,6;

p < 0,0001).

Die Veränderungen der Blutflussparameter während der equinen Gravidität vollziehen sich in ähnlicher Weise wie beim Rind. BOLLWEIN et al. (1999) führten an fünf Stuten (zwei junge Maiden, drei ältere multipare) ab der fünften Woche in wöchentlichen Intervallen dopplersonografische Untersuchungen durch. Die Autoren konnten auch beim Pferd einen frühdiastolischen Einschnitt beobachten. Der notch verschwand, ähnlich wie beim Rind, zwischen der 18. und 28. Graviditätswoche, wobei die Stute, deren A. uterina in der 28. Woche noch einen notch aufwies, am 252. Tag abortierte. Weiterhin konnten die Autoren über den gesamten Untersuchungszeitraum einen konstant positiven diastolischen Blutfluss beobachten.

Als Maß für den Widerstand im uterinen Gefäßbett analysierten BOLLWEIN et al.

(1999) den PI. Dieser sank im Verlauf der Gravidität, ähnlich dem RI in anderen Studien. Während über den gesamten Graviditätsverlauf zwischen den Blutflussparametern der graviden und der nichtgraviden Seite keine signifikanten Unterschiede vorhanden waren, zeigten sich bei Betrachtung der einzelnen Untersuchungstage deutliche Unterschiede in der sechsten bis neunten Woche.

Hierbei war der PI der kontralateralen Seite stets höher als im ipsilateralen Gefäß. Ab der 11. Woche war bis zur Geburt im PI kein Unterschied mehr zwischen den Seiten feststellbar. Die mittlere maximale Geschwindigkeit (TAMV) dagegen stieg im Verlauf der Gravidität in beiden Gefäßen gleichermaßen an. Wie beim PI auch, wurden zwischen der sechsten und neunten Woche im ipsilateralen Gefäß signifikant höhere Blutflussgeschwindigkeiten beobachtet als kontralateral. Der Gefäßdurchmesser stieg im Verlauf der Gravidität bei BOLLWEIN et al. (1999) um das Fünffache von ca.

3 mm auf 15 mm, während beim Rind nur eine Zunahme um 74 % beobachtet wurde.

In einer anderen Arbeit untersuchten BOLLWEIN et al. (2004) auch das uterine Blutflussvolumen (BFV). Im Vergleich zu den anderen Studien wurde von BOLLWEIN et al. (2004) mit einer Zunahme des BFV um das 400 – fache, die größte Steigerung dieses Parameters verzeichnet. Während das BFV zu Beginn der Studie 69 ml/min betrug, erhöhte es sich bis zur Geburt auf 27467 ml/min. Im Gegensatz zum Rind konnten bei der Stute über die gesamte Trächtigkeitsdauer zwischen dem

ipsilateralen und dem kontralateralen Gefäß keine signifikanten Unterschiede im BFV beobachtet werden.

Wie frühzeitig eine Trächtigkeit Veränderungen in der uterinen Durchblutung bewirkt, zeigt die Studie von BOLLWEIN et al. (2003). Sie untersuchten fünf Traberstuten in zweitägigen Abständen über zwei Frühträchtigkeiten bis D 29 und verglichen die Blutflussparameter RI und TAMV in der Gravidität mit denen aus den vorhergehenden Zyklen. Von der Ovulation (= D 0) bis D 11 war bei keinem der Parameter ein Unterschied zwischen den zyklischen und graviden Werten zu erkennen. Die Fruchtanlage konnte erstmals ab D 11 mittels transrektaler Ultrasonografie dargestellt werden. Danach war bis D 17 ein signifikanter Anstieg von TAMV mit gleichzeitiger Abnahme des RI im Vergleich zu den Zyklen zu verzeichnen. Die Autoren erklären dies mit dem, zu diesem Zeitpunkt enormen Wachstum des Embryos. Ab D 15 wurden erstmals signifikante Unterschiede zwischen ipsi- und kontralateralen Gefäßen beobachtet, wobei der RI ipsilateral niedriger war als kontralateral und die TAMV in der ipsilateralen A. uterina signifikant höher war als im kontralateralen Gefäß. Ursache ist, laut BOLLWEIN et al. (2003) die endende Mobilität des Embryos, welcher ca. ab D 17 durch die Zunahme des Uterustonus am Endometrium fixiert wird (GINTHER 1983).

2.4.2 Dopplersonografische Blutflussmessung am Corpus luteum

Die luteale Durchblutung wurde beim Pferd bisher nur an zyklischen Tieren untersucht (BOLLWEIN et al. 2002b, BAACKMANN 2008). Dabei konnten die Autoren Unterschiede im Blutfluss im Verlauf eines Zyklus feststellen. Post ovulatorisch konnte zunächst eine Zunahme der lutealen Durchblutung verzeichnet werden, deren Maximum an D 5 beobachtet wurde (BOLLWEIN et al. 2002b).

GINTHER et al. (2007) dagegen verzeichneten die maximale Durchblutung erst am zehnten Tag nach der Ovulation. Die Entwicklung des lutealen Blutflusses war aber in allen Studien ähnlich. In den Arbeiten von BOLLWEIN et al. (2002b) und BAACKMANN (2008) wurden auch Korrelationen zwischen der lutealen Durchblutung und der Progesteronkonzentration beobachtet. Mit Ansteigen des

Blutflusses im CL, nahm auch die P4 – Konzentration im Plasma zu. Jedoch wurde die maximale P4 – Konzentration erst an Tag 7 p. ov. registriert, sodass der Hormonanstieg etwas verzögert zur Blutflusszunahme verläuft. Im Anschluss sinkt auch die P4 – Konzentration parallel zur Durchblutung bis zur Luteolyse ab.

2.5 Fetale Einflussfaktoren auf den uterinen Blutfluss und das