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Stadtklima, Klimawandel

Im Dokument 06/2018 (Seite 140-144)

3 Esslingen: Östliche Altstadt / östliche Innenstadt 3.1 Situation Gesamtstadt 3.1Situation Gesamtstadt

3.3 Umwelt- und Aufenthaltsqualität (Konflikte und Synergien)

3.3.3 Stadtklima, Klimawandel

Klimatisch, als auch hinsichtlich der Lufthygiene, bringt die vergleichsweise dichte Bebauung im Neckartal durch die verminderte Durchlüftungsfunktion Einschränkungen mit sich. Die dicht bebaute und teilweise gering durchgrünte Innenstadt weist bereits heute die Charakteristik einer Hitzeinsel auf. Entsprechend treten hohe Belastungen der dort lebenden Bevölkerung in

Hitzeperioden auf. Bei der Frischluftzufuhr ins Neckartal spielen die beiden, die nördliche Hanglage gliedernden Bachtäler des Hainbachs und des Geiselbachs eine herausgehobene Rolle. Allerdings liegen sie entgegen der Fließrichtung des Neckars, wodurch ihre Ausgleichsfunktion eingeschränkt ist. Beide Täler sind zudem in der Vergangenheit an Stellen bebaut worden, die den Kaltluftstrom behindern.

Esslingen ist – wie die gesamte Region Stuttgart – aufgrund der Tallage am Neckar stark vom Klimawandel betroffen (Baumüller & Verband Region Stuttgart 2008);die Hitzebelastungen werden sich in Zukunft noch verstärken.

137 3.3.4 Aufenthaltsqualität östliche Altstadt/östliche Innenstadt

Nachdem die städtebauliche Sanierung der östlichen Altstadt in den 1980er Jahren abgeschlossen war, konzentrierte sich die Sanierungstätigkeit auf den westlichen Innenstadtbereich. Es wurde eine Reihe vor allem privater und auch öffentlicher Maßnahmen unterschiedlicher Maßstäblichkeit umgesetzt.

Mittlerweile sind in der östlichen Altstadt „Abnutzungserscheinungen“ im öffentlichen Raum, Leerstände und Mängel in der Verkehrserschließung zu beobachten. Vor diesem Hintergrund erfolgt ein kooperativer Aufwertungsprozess, an dem die Stadt und private Akteure beteiligt sind (vgl. B 3.4.1).18

Negativ auf die Stadtraumqualität und den Aufenthalt wirken sich der ruhende und der fahrende Kfz-Verkehr aus, der einen großen Anteil der öffentlichen Flächen beansprucht. Die östliche Innenstadt ist Teil des Bewohnerparkgebietes Innenstadt A, das im Zuge der Erarbeitung des Verkehrs- und Parkierungskonzeptes vom Anfang der 1990er abgegrenzt wurde. Zurzeit wird ein neues

Parkraumkonzept erarbeitet (vgl. B 3.4.1).

3.4 Interventionen im Umgang mit urbanen Konflikten

3.4.1 Strategien

Sanierungs- und Wohnumfeldprogramme

Innerhalb der östlichen Altstadt waren die Sanierungsgebiete „Heppächer“ und „Hafenmarkt“ die ersten und großen städtebaulichen Erneuerungsprojekte in Esslingen (und in der Region), wobei hier der erhaltende Charakter im Vordergrund stand und Neubaumaßnahmen lediglich eine

untergeordnete Rolle spielten. Im Rahmen des Sanierungsprozesses gelang es, Wohnen, Handel, Arbeiten, Kultur und Freizeit zu sichern und zu entwickeln.

Derzeit wird für das Gebiet der östlichen Altstadt zusammen mit Gewerbetreibenden, Eigentümern und Bürgern ein kooperatives Planungsverfahren zur Aufwertung der östlichen Altstadt

durchgeführt. Dieses Verfahren beinhaltet im Wesentlichen Maßnahmen zur Aufwertung der Stadträume, wie beispielsweise die Erneuerung der Stadtmöblierung.

Nachdem die Sanierungsmaßnahmen in der Altstadt abgeschlossen waren, begann die Stadt Anfang der 1980er Jahre mit Hilfe eines Wohnumfeldprogramms mit der Aufwertung und Entwicklung der Blockrandbebauungen in der östlichen Innenstadt, die damals noch stärker als heute von

Gewerbenutzungen geprägt waren.

Flächennutzungsplan

Seit 2007 wird die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans FNP auf der Basis der Stadtstrategie 2027 und den Ergebnissen des Leitbildprozesses sowie parallel die Aufstellung des Landschafts- und Umweltplans LUP durchgeführt. Mit dem FNP ist die Umsetzung des räumlichen Leitbilds der

kompakten Stadt mit Nachverdichtung und Neubau im Bereich von S-Bahn-Haltestellen, aber auch eine Entdichtung an den Frischluftschneisen verbunden. Derzeit wird ein Fachplan zur

Klimaanpassung für den Flächennutzungsplan erarbeitet.

Im Hinblick auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels sind wesentliche Maßnahmen die Sicherung und der Ausbau von Frischluftschneisen. Synergetisch sind die Ziele des FNP-Entwurfs 2012 im Hinblick auf die Verbesserung der Lufthygiene:

18

http://www.esslingen.de/site/Esslingen-Internet-2016/node/6018877/Lde?QUERYSTRING=%C3%B6stliche%20altstadt, zuletzt abgerufen 13.04.2017

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▸ Verbesserung der Kaltluftzufuhr aus dem Geisel- und Hainbachtal,

▸ Erhöhung des Grünflächenanteils im Talraum,

▸ Verringerung der Schadstoffbelastung durch den Einsatz von emissionsarmen Energien und emissionsarmen Mobilitätsangeboten,

▸ Erhalt und Erhöhung des den Anteils an begrünten Dächern.

Die Stadt setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Innenentwicklung. Dabei bezieht sich die qualitative Innenentwicklung (Zielsetzung der Qualifizierung über Dichte, Ausnutzungsgrad etc.) häufig auf Flächen und Standorte, welche bereits durch Bestandsstrukturen belegt sind. Im

Gegensatz dazu zielen die Ausweisungsinstrumentarien des klassischen Flächennutzungsplans vor allem auf die Entwicklung neuer Flächen (Neuentwicklung im Außenbereich) oder die funktionale Neuorientierung im Innenbereich ab. Daher wurde der Katalog der Planzeichenverordnung für den FNP-Entwurf um eigene Planzeichen zur Innenentwicklung ergänzt (vgl. Übersicht 1 und Abbildung 22). Weitere Planzeichen beziehen sich auf die Vorsorge vor den Folgen des Klimawandels und zur Verbesserung der Lufthygiene (teilweise aus dem ehemaligen gemeinsamen Flächennutzungsplan mit der Landeshauptstadt Stuttgart übernommen).

Übersicht 1 FNP Entwurf Stadt Esslingen 2012: Planzeichen zur Förderung der Innenentwicklung

Transformationsgebiete

Gebiete, in denen Handlungsbedarf besteht, eine endgültige Festlegung auf eine der möglichen zukünftigen Entwicklungsoptionen erfolgt jedoch zu einem späteren Zeitpunkt.

Die Darstellung soll bewusst keine Festlegung zur künftigen Nutzung treffen, sondern das Signal senden, dass sich zukünftig die Nutzung ändern kann.

Beabsichtigte Rechtswirkung: nachrichtlich

Städtebauliche Qualifizierungsgebiete

Gebiete, in denen vorhandene bauliche Strukturen unter Beibehaltung vorhandener

Nutzungsstrukturen entsprechend ihres Standortpotenzials qualifiziert werden sollen. Hierzu gehört eine den Standortqualitäten (S-Bahn-Nähe, Verkehrsanschlüsse) angemessene

Erhöhung der Dichte der baulichen Nutzung – auch in Bezug auf die Höhenentwicklung sowie eine städtebauliche Qualifizierung im Hinblick auf Nutzungsintensitäten.

Beabsichtigte Rechtswirkung: verbindlich

Forcieren des Stadtumbaus im Umfeld der S-Bahn-Haltepunkte

Ziel der Signatur ist eine strategische Fokussierung der Stadtumbaubemühungen (im Sinne der Innenentwicklung) im Umfeld der S-Bahn-Standorte und eine bessere Nutzung des Potenzials des schienengebundenen ÖV-Anschlusses (Verkehrsvermeidung, CO2-Reduktion etc.).

Beabsichtigte Rechtswirkung: nachrichtlich

Sicherung von Luftleitbahnen

Übernahme eines zentralen landschaftsplanerischen Ziels in den Flächennutzungsplan: die Sicherung von Luftleitbahnen zur Verbesserung der Durchlüftung des Talraums des Neckars und die Vermeidung von Kaltluftbarrierewirkungen in zentralen Zuflussbereichen.

Verbunden damit ist ein kritischer Blickwinkel auf bauliche Entwicklungen und eine Entdichtung in den dargestellten Bereichen.

Beabsichtigte Rechtswirkung: verbindlich

Sicherung durchgrünter Wohngebiete

Signatur zur Übernahme des landschaftsplanerischen Ziels, siedlungsklimatische Belange – die Sicherung der Durchgrünung und die Vermeidung von Barrierewirkungen – in

139 besonderem Maße zu berücksichtigen.

Beabsichtigte Rechtswirkung: verbindlich

Mobilitätspunkte

Über diese Signatur findet das in den thematischen Strukturkarten (des FNP, hier Mobilität und Umweltverbund) erarbeitete Konzept zu Mobilitätspunkten Einzug in den

Flächennutzungsplan. An diesen Punkten sollen sich an zentralen und gut zu Fuß, mit Fahrrad und Bus erreichbaren Orten, Angebote alternativer Mobilität (beispielsweise Carsharing-Standorte, Elektromobilität / Pedelecs-Standorte etc.) konzentrieren.

Beabsichtigte Rechtswirkung: nachrichtlich

Abbildung 22: Flächennutzungsplan der Stadt Esslingen, Vorentwurf 2012 (Ausschnitt)

Quelle: Stadt Esslingen 2012

Nutzungsmischung und Innenentwicklung

Die Stadt hat seit den 1980er Jahren in die Entwicklung der östlichen Innenstadt regelmäßig mittels Bebauungsplänen planerisch eingegriffen, um die zukünftige städtebauliche Situation neu zu ordnen. Dies erfolgte zum Teil in Kooperation mit den Eigentümern, insbesondere wenn Betriebe aufgrund eines Wechsels des Produktionsstandorts die östliche Innenstadt ganz oder teilweise verlassen haben oder aber, bei heterogenen Eigentümerstrukturen, durch Aufstellung von Angebotsbebauungsplänen. In den zum Teil stark versiegelten Innenhöfen entstanden auf diese Weise seit den 1980er Jahren unter anderem eine Altenwohnanlage, verschiedene

Fachhochschulgebäude sowie geförderter, als auch nicht geförderter Wohnungsbau. Im Ergebnis findet Wohnen zum Teil immer noch in unmittelbarer Nähe zu den verbliebenen Gewerbebetrieben oder deren Verwaltungsgebäuden statt.

Die vorgenannten planerischen Maßnahmen fanden von Beginn an mit der Prämisse

„Nachverdichtung“ und dem Ziel „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ statt. Zu Beginn der 1980er Jahre war die Akzeptanz der Ausweitung der Siedlungsflächen in den Freiraum in Esslingen bereits gering, unter anderem aufgrund des zunehmenden Bewusstseins für Umweltbelange in der Bevölkerung.

KARS - Klimaanpassung Region Stuttgart

140 Die Stadt Esslingen nimmt eine tragende Rolle innerhalb des Forschungsprojektes „KARS“

(Klimaanpassung Region Stuttgart) unter Federführung des Verbandes Region Stuttgart ein. Ziel ist es, Klimaanpassungsstrategien stärker in der Stadt- und Regionalplanung zu verankern und mit Energiekonzepten zu verknüpfen. Zielkonflikte zwischen Klimaanpassung, Klimaschutz und Stadtentwicklung sollen herausgearbeitet werden.

Sowohl der durch den Verband Region Stuttgart (VRS) aufgelegte Klimaatlas, als auch der Regionalplan Stuttgart enthalten Aussagen zur Klimafolgenanpassung. Esslingen verfolgt einen modellhaften Ansatz und integriert Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel frühzeitig in die Erstellung des Flächennutzungsplans.

3.4.2 Maßnahmen

Im Dokument 06/2018 (Seite 140-144)