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Lokalklima / Klimawandel

Im Dokument 06/2018 (Seite 178-192)

5 Köln: Stadtteil Mülheim 5.1 Situation Gesamtstadt 5.1Situation Gesamtstadt

5.3.4 Lokalklima / Klimawandel

Die Modellrechnungen im Rahmen der Pilotstudie Klimawandelgerechte Metropole Köln20 zeigen, dass die Zahl der Sommertage und die Zahl der heißen Tage im Stadtgebiet bis 2050, im Vergleich zu den derzeitigen klimatischen Verhältnissen, mindestens um 50 % zunehmen werden. Bei

Flächennutzungsänderungen in Bereichen, die bisher Freiflächen oder landwirtschaftlich genutzte Flächen sind, würden diese Bereiche bei einer erheblichen Verdichtung eine deutliche Zunahme an Sommertagen und heißen Tagen erfahren (die wesentlich höher sein kann, als in bereits versiegelten Bereichen). Daher ist bei Planungsvorhaben darauf zu achten, dass die Zunahme von Sommertagen und heißen Tagen durch den Klimawandel nicht durch eine ungünstige Flächennutzungsänderung zusätzlich deutlich verstärkt wird. Dies kann durch eine frühzeitige Optimierung von

Planungsvarianten anhand von Klimamodellen vermieden werden. (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) et al. 2013)

Die in der Pilotstudie enthaltene Planungshinweiskarte auf Basis der Muklimo_3 Berechnungen stellt zukünftig zu erwartende lokalklimatische Gegebenheiten auf dem Gebiet der Stadt Köln dar. Die Flächen der Klasse 1 und 2 (sehr hoch und hoch belastete Siedlungsflächen) werden als klimatische Sanierungsgebiete eingestuft, in denen Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas prioritär durchgeführt werden sollen. Die Flächen der Klasse 4 und 5 weisen eine sehr hohe Empfindlichkeit bei nutzungsändernden Eingriffen, Versiegelung und Bebauungsverdichtungen auf. Ein Großteil der Fläche des Stadtteils Mülheim wird in der Planungshinweiskarte als hoch bzw. sehr hoch belastete Fläche ausgewiesen (Klasse 1 bzw. 2). Am Westrand befinden sich klimaaktive Flächen der Klassen 4 und 5. (Abbildung 38)

Die synthetische Karte der Betroffenheit „Wärmebelastung und ältere Personen“ (Verschneidung der Information „heiße Tage“ mit der Anzahl der Personen min. 65 Jahre alt pro Stadtteil) zeigt für Mülheim bis auf einzelne Randbereiche eine hohe Betroffenheit. (Abbildung 38)

20 Die Pilotstudie Klimawandelgerechte Metropole Köln hatte zum Ziel, das Kölner Stadtgebiet im Hinblick der Gefährdung durch Wärmebelastungen und Starkniederschläge zu untersuchen und beispielhaft Ideen,

Lösungsvorschläge und Planungsempfehlungen zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels aufzuzeigen.

(Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) et al. 2013)

175 Abbildung 38: Planungshinweiskarte und Karte Betroffenheit aus „Klimawandelgerechte

Metropole Köln“

Quelle: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) et al. 2013 Zur Begegnung der Herausforderungen des Klimawandels macht die Pilotstudie

„Klimawandelgerechte Metropole Köln“ eine Vielzahl von Planungsempfehlungen, unter anderem

▸ für Stadtentwicklung und -planung (beispielsweise baurechtliche Vorschriften zur Erhöhung der Rückstrahlwirkung von Dächern und Fassaden; Eindämmen der Aufheizung von

Dachflächen, Höfen und Platzflächen durch (Dach-)Begrünungen bzw. Entsiegelungen;

Baumpflanzungen und Verschattungselemente; Freihalten von Frischluftbahnen, aufgelockerte Baustrukturen an Siedlungsrändern, u.U. Unterbrechung von Blockrandstrukturen in innerstädtischen Wohngebieten),

▸ für die Verkehrsplanung (Entsiegelung überdimensionierter Straßen- und Kreuzungsflächen, Verwendung von hellem Asphaltbeton für Fahrbahnen, Begrünung von Straßenräumen (s.o.), schattenspendende Überdachungen an möglichst vielen oberirdischen Haltestellen von Stadtbahn und Bussen, Ausrüstung bzw. Nachrüstung aller Busse und Stadtbahnen mit Klimaanlagen),

▸ für die Landschaftspflege und Grünflächen (unter anderem Sicherung und Entwicklung des Grünsystems und Entwicklung des Straßenbaumbestands) usw.

Für Mülheim stellt die Pilotstudie beispielsweise die für das Lokalklima förderlichen Vernetzungen von klimatisch wirksamen Grünzügen mit den Siedlungsflächen dar.

176 Teilbereiche des an den Rhein angrenzenden Westrands von Mülheim (unter anderem Mülheimer Hafen und brachgefallene Altgewerbeflächen) liegen im gesetzlich festgesetzten

Überschwemmungsgebiet, welches durch vorhandene bzw. konzipierte Hochwasserschutzanlagen begrenzt und durch rechtsgültige Planfeststellungsbeschlüsse abgesichert ist.

5.4 Interventionen im Umgang mit urbanen Konflikten

5.4.1 Strategien

Die Stadt Köln hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Konzepten, Programmen und

Gutachten vorgelegt (bzw. in Auftrag gegeben), die die Umsetzung der Entwicklungsziele hinsichtlich Wohn- und Lebensqualität verfolgen und die Umweltbelastungen für die Einwohner verringern helfen sollen. Es handelt sich unter anderem um:

▸ das im Jahr 2003 beschlossene Leitbild 2020 für die Stadt Köln,

▸ das in 2014 beschlossene Stadtentwicklungskonzept Wohnen mit Zielen und Leitlinien der Kölner Wohnungspolitik zur Bewältigung des prognostizierten Bevölkerungsanstiegs bis 2030 auf 1.050.000 Menschen und einem gesamtstädtischen Handlungsprogramm,

▸ das in Bearbeitung befindliche Gutachten zum strategischen Flächenmanagement, welches ein transparentes, verlässliches System zum Umgang mit den Flächenentwicklungen in Köln von der strategischen Planungsebene bis hin zur Baureifmachung umfassen soll,

▸ das in 2014 vorgelegte Mobilitätskonzept „Köln mobil 2025“, welches verschiedene verkehrspolitischen Ziele für die Gesamtstadt enthält, wie u. a. die Verringerung des MIV-Anteils von 40 auf 33 % bis 2025/30, als auch die Handlungsempfehlung bei einer Neuausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen, Baugebieten mit bereits vorhandener Verkehrsgunst Vorrang einzuräumen. Die enthaltenen Leitziele und

Handlungsempfehlungen sollen in einem Verkehrsentwicklungsplan konkretisiert werden,

▸ ein Klimaschutzkonzept, Teilbereich Verkehr und Teilbereich Energie,

▸ ein Regionales Logistikkonzept Köln bzw. Stadtentwicklungskonzept Logistik, welches alle Verkehrsträger des Gütertransports berücksichtigt und Umwelt- und Verkehrsbelastungen verringern helfen soll,

▸ ein in Arbeit befindliches Stadtentwicklungskonzept Mobilität und Verkehr, welches Ziele, Leitlinien und Schwerpunkte der gesamtstädtischen Verkehrsentwicklung für die nächsten 15 Jahre festlegen soll,

▸ ein in Arbeit befindliches Stadtentwicklungskonzept Wirtschaft, das es vor dem Hintergrund des verstärkten Wettbewerbs (unter anderem des produzierenden Gewerbes) ermöglichen soll, frühzeitig und angemessen auf verschiedene Bedarfe an Fläche und Infrastruktur zu reagieren. Wesentlicher Bestandteil ist dabei die Herausarbeitung der Flächenbedarfe, Flächenpotenziale und ihrer Verfügbarkeit sowie die Darstellung von Konflikten der Flächennutzung in Bezug auf Freiraum-, Gewerbe-, Wohn- und Einzelhandelsnutzung,

▸ die Luftreinhalteplanung (vgl. B 5.4.2 Maßnahmen),

▸ die Lärmaktionsplanung (vgl. B 5.4.2 Maßnahmen) sowie

▸ die im Folgenden näher beschriebenen Programme und Projekte:

Soziale Stadt Mülheim / Mülheim 2020

Bereits seit 2001 wurde der Stadtbezirk Mülheim im Zuge der Städtebauförderung „Soziale Stadt“

fokussiert. Darauf und aufbauend auf einem integrierten Handlungskonzept startete die Stadt Köln in 2009 das Strukturförderprogramm Mülheim 2020 in den drei Handlungsfeldern Bildung, Lokale Ökonomie und Städtebau.

177 Das Programm Mülheim 2020 prüfte, welche Chancen und Problemlösungen sich angesichts der industriellen Vergangenheit und gegenwärtigen Situation des Stadtteils, den damit verbundenen Potenzialflächen, der Lage des Stadtteils am Rhein oder der aktuellen Situation der Geschäftsstraßen ergeben. Die Entscheidung Kölns für gezielte Interventionen in den o.g. Handlungsfeldern trug einem integrierten Ansatz Rechnung. Ziel war es, bis Ende 2014 einen Wachstumspfad im Stadtteil zu etablieren und zu stabilisieren.

Starke Veedel – Starkes Köln

Mit dem Projekt „Starke Veedel – Starkes Köln“ soll das im Rahmen von Mülheim 2020 entwickelte Erfolgsmodell auf die 11 Sozialräume Kölns übertragen werden. Das Projekt findet im Rahmen des Aufrufs der Landesregierung in der neuen EU-Strukturfondsperiode 2014 bis 2020 statt, mit dem Thema „Starke Quartiere – starke Menschen“ (Gemeinsamer Aufruf zu den Programmen des EFRE, des ELER und des ESF (2014 bis 2020) zur präventiven und nachhaltigen Entwicklung von Quartieren und Ortsteilen sowie zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung). Der Bereich Mülheim-Nord / Keupstraße ist Teil des Programmgebietes.

Im Integrierten Handlungskonzept zum Projekt wird insbesondere auf das Thema

Umweltgerechtigkeit hingewiesen, unter anderem im Zusammenhang mit dem Klimawandel, der erhöhten Betroffenheit durch Hitzeperioden, schlechte Umweltbedingungen, wie mangelnde Grün- und Erholungsflächen, Lärm- oder Luftschadstoffbelastung. Viele der 11 Kölner Sozialräume weisen ein Grün- und Freiflächendefizit auf. Dies wird unter anderem anhand des hohen

Versiegelungsgrades deutlich, der in fast allen Sozialräumen bei einem Anteil von über 40 % versiegelter Fläche an der Gesamtfläche liegt (der Sozialraum Mülheim-Nord / Keupstraße weist mit 64 % den höchsten Versiegelungsgrad auf).

Abbildung 39: Handlungsfeld „Umweltgerechtigkeit/Klimaschutz“ im Sozialraumgebiet 9 Mülheim-Nord/Keupstr.

Quelle: Integriertes Handlungskonzept „Starke Veedel – Starkes Köln“, Stadt Köln, 2015

178 Im Rahmen des Projekts soll die unterdurchschnittliche Ausstattung der teilnehmenden Sozialräume mit Grün- und Erholungsflächen verbessert werden. Dazu soll geprüft werden, ob gegebenenfalls vorhandene mindergenutzte Grün- und Freiflächen aufgewertet oder Brachflächen und

gegebenenfalls Naturflächen erschlossen und ebenfalls aufgewertet werden können. Daneben soll der im Vergleich zur Gesamtstadt als gering einzustufender Straßenbaumbestand verbessert werden.

Zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen im Programmgebiet werden

hinsichtlich der Umwelt- und Aufenthaltsqualitäten, neben einer Vielzahl weiterer Ziele, innerhalb des strategischen Ziels „Lebenswert und ökologisch gerecht gestaltetes Wohn- und Lebensumfeld“

und innerhalb der Handlungsfelder „Klimaschutz, Umweltgerechtigkeit“ und „Öffentlicher Raum“

folgende operativen Ziele genannt:

▸ umweltgerechteres und klimaangepasstes Leben,

▸ geminderte und gemilderte Umweltbelastungen,

▸ verbesserte Vernetzung von und mit Grünflächen,

▸ erschlossene und bedarfsgerecht weiterentwickelte Flächen für neue Nutzungen,

▸ verbesserte Umweltbildung und -beratung sowie umweltbewusstere Lebensweise,

▸ aufgewertete und vernetzte Begegnungs- und Lebensräume.

Um die festgelegten Ziele erreichen zu können, wurden eine Vielzahl von Maßnahmen in 5 Handlungsfeldern entwickelt.

Umstrukturierung Mülheim-Süd/Mülheimer Hafen

Das in 2009 beschlossene Rechtsrheinische Entwicklungskonzept/Teilraum Nord (REK) diente der Rahmensetzung zur langfristigen Nutzungsstruktur, -mischung und -verdichtung im Hinblick auf eine stadtverträgliche Bewältigung des Strukturwandels und der Inwertsetzung / Wiedernutzung industrieller Brachflächen in den Bereichen Deutz-Nord, Mülheim-Süd und Buchforst. (siehe dazu auch Fallstudie Köln: Mülheimer Hafen).

5.4.2 Maßnahmen

Konflikte Gewerbelärm im Bestand

Bei einer Strandbar, die im Mülheimer Süden in der Nähe von Wohnbebauung für fortdauernde Konflikte mit Anwohnern sorgte, wurde letztendlich ordnungsbehördlich eingeschritten und die befristete Baugenehmigung nicht mehr verlängert.

Im Bereich des Mülheimer Nordens mit seinen geschäftlichen, gewerblichen und gastronomischen Nutzungen und gleichzeitiger Wohnnutzung sind hingegen keine Konflikte bekannt.

Verkehrslärm und Lärmaktionsplanung

In der Berliner Straße zwischen Clevischer Ring und Markgrafen Straße und in der Frankfurter Straße zwischen Wiener Platz und Bahnhof Köln-Mülheim wurde im Rahmen des Strukturförderprogramms Mülheim 2020 lärmmindernder Asphalt eingebaut.

Als Ergebnis der Maßnahmenfindung zur Lärmaktionsplanung 2016, als Resultat einer verwaltungsinternen Analyse der Lärmaktionsplanung aus dem Jahr 2009 und aufgrund von Vorschlägen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Lärmaktionsplanung 2016 entstand ein nach Handlungsbedarf priorisierter Handlungs- und Maßnahmenkatalog. Dieser schlägt für den Stadtteil Mülheim nachfolgende Maßnahmen vor, deren Umsetzung zurzeit geprüft bzw. vorbereitet wird:

179

▸ mit einer Verknüpfung des Konzepts lärmmindernder Fahrbahnbelag für Stadtstraßen und der Ausbesserung von Straßen, erfolgt eine Priorisierung zur Erneuerung von

Fahrbahnoberflächen (nach Restnutzungsdauer bzw. Fahrbahnsanierungsbedarf) unter Berücksichtigung des akustischen Handlungsbedarfs,

▸ Lkw-Führungskonzept und Lkw-Nachtfahrverbot,

▸ Optimierung der Verkehrsführung, Kreisverkehre statt Ampeln und Ampel-Hotline,

▸ Gesamtstädtisches Geschwindigkeitskonzept, Geschwindigkeitsbegrenzung auf Stadtstraßen (nachts) und Geschwindigkeitsanzeigen (Dialogdisplays). Vorgesehen ist unter anderem die Geschwindigkeit in Mülheim Berliner Straße von 50 auf 30 km/h zu begrenzen,

▸ Rückbau von Straßen und Bewuchs von Baumreihen, Hecken und Sträuchern entlang stark lärmemittierender kommunaler Straßen. Im Rahmen von Mülheim 2020 wurden bereits die Umgestaltung der Berliner Straße (Mülheim) zwischen Clevischer Ring und Bredemeyerstraße (Verringerung der Fahrbahnbreite von ca. 9,5 m auf maximal 6,5 m) und die Umgestaltung und Aufwertung der Frankfurter Straße zwischen Wiener Platz und Mülheimer Bahnhof (Multifunktionszonen, breitere Gehwege) realisiert,

▸ Handlungsebene städtebauliche Aspekte: Siedlungsbeschränkungen und

Baulückenschließung als Planungsorientierung für die nachgelagerte Bauleitplanung (LK Argus GmbH (2016)).

Luftqualität und Luftreinhaltung

Luftreinhalteplan

Die 1. Fortschreibung des Luftreinhalteplans aus 2012 enthält für den Stadtteil Mülheim folgende Maßnahmen:

▸ umweltsensitives Verkehrsmanagement für den Clevischen Ring: in Teilen des Netzes Verkehrsregulierung durch Detektion und Bewertung von Verkehrszuständen zur Verstetigung des Verkehrsflusses und Reduzierung/Verlagerung auf weniger befahrene Straßen,

▸ ohne Ortsbezug für den Verkehrssektor: unter anderem Ausbau des ÖPNV- und SPNV-Netzes, Attraktivitätssteigerung ÖPNV, Förderung des Carsharing, Ausbau von P+R- bzw.

B+R-Plätzen, Förderung des Radverkehrs, Parkraum- und Mobilitätsmanagement, Einrichtung von Tempo 30-Zonen, Lkw-Führungskonzept, Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zur Verlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene,

▸ ohne Ortsbezug außerhalb des Verkehrssektors: unter anderem Stromversorgung für Liegeplätze im Schiffverkehr, Förderung des Wohnens in der Stadt (Innenentwicklung, Nachverdichtung, Flächenrecycling), Anpassung/Erweiterung der Pläne zur möglichen Stellplatzreduzierung aufgrund guter ÖPNV-Anbindung, Förderung stellplatzreduzierter Projekte oder von „Parken am Rande“-Strukturen, energieoptimierte Stadtplanung,

Siedlungsentwicklung an leistungsfähigen Schienenachsen. Zudem wird städtischerseits der Erlass einer Festbrennstoffverordnung geprüft,

▸ ab dem 1.4.2012 eine von 15 km² auf 88 km² vergrößerte Umweltzone und Verschärfung der Einfahrverbote in Köln.

GrowSmarter Mülheim

Der Stadtteil ist Pilot für die Gebäudesanierung im Rahmen des Programms SmartCity (GrowSmarter).

Als Projektgebiet wurde die in 1953 gebaute Stegerwaldsiedlung mit 1.395 Wohnungen und einer Wohnfläche von rund 79.700 m² ausgewählt. Dort werden zusammen mit den beteiligten

Unternehmen Wärmedämmmaßnahmen an Häusern vorgenommen. Im Rahmen von GrowSmarter

180 werden, in Ergänzung zu den bereits von 2008-2014 vorgenommenen energetischen

Modernisierungsmaßnahmen, weitere 16 Gebäude mit einer Wohnfläche von ca. 33.500 m² mit dem Ziel modernisiert, den Primärenergiebedarf um 70 % zu senken. Die vorhandenen

Gasetagenheizungen werden dabei durch moderne elektronische Luftwärmepumpen ersetzt, welche zur Abdeckung von Spitzenlasten durch den Anschluss an ein Fernwärmenetz ergänzt werden. Durch energetische Modernisierung soll der Energiebedarf auf weniger als 50 kWh/qm reduziert werden.

Außerdem wird die Anwohnerschaft durch Einsatz intelligenter Sensortechnik (SmartMeter) zum Energiesparen motiviert. Des Weiteren soll vor Ort Strom erzeugt werden, mit dem Angebot an die Einwohner zur Beteiligung an einer Solaranlage. Der erzeugte Strom soll den Mietern als Mieterstrom zur Verfügung stehen und gleichzeitig zum Laden von Elektrofahrzeugen und E-Bikes genutzt

werden. Diese stehen ebenso wie konventionelle Fahrräder und Leihwagen an zentralen Stellen im Stadtteil, den so genannten Mobilitäts-Hubs, zum Ausleihen zur Verfügung.

Zusätzlich wird bei den meisten Gebäuden ein Dachgeschossausbau vorgenommen, so dass sich die Gesamtzahl der Wohnungen / die Wohnfläche in den Gebäuden erhöht. Parallel zu diesen Arbeiten wird die DEWOG den Einbau von Vorsatzaufzuganlagen und den Anbau von Vorsatzbalkonen durchführen.

GrowSmarter Mobilität

Im Rahmen des Projektes GrowSmarter sollen zur Reduzierung der Verkehrsbelastung und der damit verbundenen Schadstoff- und Lärmbelastung zukunftsweisende Konzepte zur Mobilität entwickelt und umgesetzt werden.

Zusammen mit den Projektpartnern werden in der Nähe von Haltestellen des öffentlichen

Personennahverkehrs so genannte „Mobility-Hubs“ entstehen, an denen Elektroautos als Mietwagen zur Verfügung. An weiteren Ladestationen können eigene Elektroautos geladen werden und Nutzer können vom eigenen Auto oder von Bus und Bahn auf ein Leihfahrrad oder ein E-Bike umsteigen.

Das Angebot solle dazu führen, dass die Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer häufiger auf umweltfreundliche Fortbewegungsmittel umsteigen, auch wenn dies nur für einen Teil ihrer Wege betrifft.

Im Rahmen von GrowSmarter sind in Mülheim zunächst drei Mobility-Hubs vorgesehen. Nach

derzeitiger Planung sollen diese an den Standorten Charles-de-Gaulle-Platz, Bahnhofsvorplatz und in der Stegerwaldsiedlung angelegt werden. Am Standort Stegerwaldsiedlung wird die Energie für die Ladestationen von den dortigen PV-Anlagen bereitgestellt.

Neben dem Angebot an alternativen Fortbewegungsmitteln soll der Individualverkehr so gesteuert werden, dass die Verkehrsbelastung auf den einzelnen Straßen möglichst gering bleibt.

Verkehrsstörungen sollen frühzeitig erkannt und von den Verkehrsteilnehmerinnen und

Verkehrsteilnehmern weiträumig umfahren werden können. Parkplatzsuchende sollen so geleitet werden, dass sie möglichst wenig fahren müssen. Entsprechende Verkehrslenkungsmaßnahmen gibt es bereits andernorts im Kölner Stadtgebiet. Durch den Einsatz modernster Informations- und

Kommunikationstechnologie soll versucht werden, deutlich bessere Ergebnisse zu erzielen.

Die Erstellung der Mobilitäts-Hubs erfordert umfangreiche Planungen, Abkommen mit den Eigentümern und politische Beschlüsse.

Aufenthaltsqualität

Bei Neubaumaßnahmen im Siedlungsbereich im Zuge von Grundstücksumnutzungen erhalten Investoren in Köln über städtebauliche Verträge mit der Stadt Auflagen, Grünflächen zu realisieren.

181 Nach Auffassung der Stadt Köln sind Verbesserungen der Aufenthaltsqualität innerhalb des

Baubestands lediglich Maßnahmen über Städtebauförderung realisierbar. Eine Vielzahl von Maßnahmen konnte in den letzten Jahren in den Bestandsquartieren des Mülheimer Nordens über das Strukturförderprogramms Mülheim 2020 umgesetzt werden.

Mülheim 2020

Im Rahmen des Strukturförderprogramms Mülheim 2020 wurden unter anderem folgende städtebaulichen Projekte im Programmgebiet umgesetzt, die zu einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Aufwertung von Grünausstattung und Stadtbild führten:

▸ mit der Optimierung/Belebung Wiener Platz wurde Raum für zusätzliche Nutzungen geschaffen und punktuell Anpassungen an der Platzfläche durchgeführt,

▸ die Umgestaltung Buchheimer Straße führte zu gestalterischen Anpassungen des öffentlichen Raums verbunden mit einer Erweiterung der Fahrbahnbreite,

▸ mit der Umgestaltung Frankfurter Straße wurden Attraktivität und Aufenthaltsqualität durch Erneuerung und Verbreiterung der Gehwege, die Anlage von Fußgängerüberwegen und die Reduzierung der Ampelanlagen erhöht; außerdem: Durchführung von

Begrünungsmaßnahmen und Schaffung von Multifunktionszonen, Anlage von Fahrradschutzstreifen,

▸ mit der Gestaltung Berliner Straße als Geschäftsstraße wurde die Gehwegsituation verbessert und Übergangsbereiche zum Marktplatz und Bürgerpark geschaffen sowie eine Fahrbahneinengung,

▸ die Gestaltung Waldecker Straße und Kreuzungsrandbereiche im Ortsmittelpunkt Buchforst mit unter anderem einer alleeartigen Straßenraumgestaltung, Einengung der Fahrbahn, Baumpflanzungen und Errichtung eines Kreisverkehrs am Ortseingang,

Umgestaltung Bahnhofsvorplatz Mülheim durch Schaffung einer freien Platzfläche bei Neuordnung von Pkw-, Taxen- und Fahrradstellplätzen und Verbesserung der

Fußwegeverbindungen,

Optimierung/Anpassung Bürgerpark Berliner Straße bei gleichzeitiger Verbesserung der Sicherheit und Sauberkeit,

Optimierung/Anpassung Marktplatz Berliner Straße durch Entwicklung als

Aufenthaltsbereich, unter anderem Bündelung öffentlicher Plätze und Verlagerung des Kinderspielplatzes,

▸ Schaffung einer neuen direkt geführten Querungsmöglichkeit Clevischer Ring,

▸ die Neu-bzw. Umgestaltung der Spiel-und Sportfläche unter der Zoobrücke durch das Projekt Familienpark unter der Zoobrücke (über Programm Soziale Stadt Mülheim bewilligt), auch als Bindeglied zwischen dem Rheinboulevard Deutz und dem Rheinboulevard Mülheim-Süd,

▸ sowie die nachfolgend beschriebenen Projekte Rheinboulevard Mülheim-Süd und

Grünzug Charlier.

Starke Veedel – Starkes Köln

Die im Rahmen des Projekts Mülheim 2020 durchgeführten Maßnahmen im öffentlichen Raum können durch einzelne sozialraumübergreifende Maßnahmen im Rahmen des aktuell laufenden Projekts „Starke Veedel – Starkes Köln“ ergänzt werden. Diese sind

im Handlungsfeld „Öffentlicher Raum“:

▸ die Maßnahme Spiel- und Bewegungsräume in den Veedeln, in Mülheim die Weiterentwicklung des Spielplatzes Rixdorfer Straße,

182

▸ die Maßnahme Unser Park, die über einen partizipativen Ansatz die Bewohner des

Sozialraums in die Aufwertung „Ihres“ Parks einbinden soll, damit eigene Bedarfe und die der Gemeinschaft einfließen können;

183 im Handlungsfeld „Umweltgerechtigkeit – Klimaschutz, Luftreinhaltung und Lärmminderung“:

▸ die Maßnahme Offen für Regen: „Grüne Höfe, grüne Plätze“ beinhaltet die Förderung der Entsiegelung und Bepflanzung von privaten / gewerblichen versiegelten Flächen auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme sowie die Entsiegelung öffentlicher Flächen, zur Schaffung von Kühlpunkten im Quartier,

▸ der Aufbau eines Hitzewarn- und Informationssystems. Informationsmaterial für die Bevölkerung zum Thema Hitzeentwicklung im Zuge des Klimawandels soll eine

veränderte Einstellung zum Thema Umweltbelastung und Hitze und eine Sensibilisierung für das Thema Hitzewellen in der Bevölkerung bewirken (zum Beispiel ältere Menschen sollen informiert und dazu angehalten werden, an besonders belasteten Hitzetagen ihr

Trinkverhalten zu ändern),

▸ die Maßnahme Verstetigung des Verkehrs / Umweltsensitive Verkehrssteuerung wird in Mülheim an der Bergisch Gladbacher Straße durchgeführt und soll dort zu Reduzierung der Luftschadstoffbelastungen führen.

Fassadenbegrünungsprogramm

Bis in die 1990er Jahre wurde in Köln erfolgreich ein Fassadenbegrünungsprogramm durchgeführt.

Viele dieser Fassaden sind zwischenzeitlich jedoch wärmegedämmt worden und die

Begrünungsmaßnahmen wurden im Zuge der Bauarbeiten entfernt. Innerhalb des Programms

„Starke Veedel – Starkes Köln “ wurde ein neues Fassadenbegrünungsprogramm aufgelegt, jedoch nicht für den Sozialraum Mülheim-Nord / Keupstraße.

Stellplatzverfügbarkeit

Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Investoren haben auf den Vorschlag der Carsharing-Plätze und E-Ladesäulen im Rahmen des GrowSmarter-Projekts positiv reagiert, erwarten im Gegenzug aber auch eine Reduzierung des Stellplatzschlüssels. Der Stellplatzschlüssel liegt momentan in Köln bei 1:1. Im Einzugsbereich von Stadtbahnhaltestellen besteht die Möglichkeit, diesen auf 75 % zu reduzieren. Die Stadtverwaltung Köln hält eine weitere Reduzierung beispielsweise im o.g. Fall für sinnvoll. Beabsichtigt ist, nach der Novellierung der Landesbauordnung, die den Kommunen mehr Spielraum bei der bedarfsgerechten Gestaltung des Stellplatzangebots zuweisen soll, über eine Satzung umfangreicher einzugreifen.

5.5 Fazit

Nach den Prognosen der Stadt Köln wird sich die in den vergangenen Jahren zu verzeichnende Bevölkerungszunahme der Stadt bis 2030 weiter fortsetzen. Durch seine Innenstadtnähe und die Größe der vorhandenen mindergenutzten bzw. brachgefallenen Industrieflächen hat unter anderem die Entwicklung des Stadtteils Mülheim für die Stadt eine besondere Bedeutung zur Deckung des Wohnungsbedarfs in den kommenden Jahren erlangt. Die Stadt Köln handelt sowohl im Bestand,

Nach den Prognosen der Stadt Köln wird sich die in den vergangenen Jahren zu verzeichnende Bevölkerungszunahme der Stadt bis 2030 weiter fortsetzen. Durch seine Innenstadtnähe und die Größe der vorhandenen mindergenutzten bzw. brachgefallenen Industrieflächen hat unter anderem die Entwicklung des Stadtteils Mülheim für die Stadt eine besondere Bedeutung zur Deckung des Wohnungsbedarfs in den kommenden Jahren erlangt. Die Stadt Köln handelt sowohl im Bestand,

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