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Lösungsansätze zur Vermeidung, Minderung oder Kompensation von Konflikten Interventionsfelder, Strategien und Instrumente Interventionsfelder, Strategien und Instrumente

Im Dokument 06/2018 (Seite 151-155)

3 Esslingen: Östliche Altstadt / östliche Innenstadt 3.1 Situation Gesamtstadt 3.1Situation Gesamtstadt

3.3 Umwelt- und Aufenthaltsqualität (Konflikte und Synergien)

3.5.2 Lösungsansätze zur Vermeidung, Minderung oder Kompensation von Konflikten Interventionsfelder, Strategien und Instrumente Interventionsfelder, Strategien und Instrumente

Grün- und Freiflächen: Stadtbild und Aufenthaltsqualität genießen in Esslingen seit langem einen hohen Stellenwert. Die durchgeführten Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen aus den 1980er Jahren haben beispielsweise – insbesondere durch die Pflanzung von

Straßenbäumen – zu einer deutlichen Erhöhung des Grünanteils in der Innenstadt geführt, verbunden mit heute merklich positiven Effekten hinsichtlich der Aufenthaltsqualität. Im Ergebnis entstanden Stadträume mit hohen gestalterischen Qualitäten und verbessertem Mikroklima.

Nutzungskonkurrenzen im öffentlichen Raum: Die touristisch bedeutsame Altstadt ist als Gesamtanlage denkmalgeschützt und wird laufend über verschiedene städtebauliche Erneuerungsprojekte aufgewertet. Ein wichtiger Aspekt ist die Verringerung von Parksuchverkehren, wozu derzeit ein neues Parkraumkonzept entwickelt wird.

148 Daneben dient ein Radverkehrskonzept (unter anderem Einrichtung einer Fahrradstraße, mehrerer Fahrradschutzstreifen, neue Radverkehrsverbindungen, Belagsverbesserungen und Radabstellanlagen) der Verringerung verkehrsbedingter Umweltbelastungen und der

Verbesserung der Aufenthaltsqualität.

Die Begrünungsmaßnahmen im Rahmen des Wohnumfeldverbesserungsprogramms waren mit der Rücknahme von Parkraum verbunden und wurden daher durch einen

kommunikativen Prozess erfolgreich begleitet.

Gastronomieagglomerationen: Die Gesprächspartner erwähnten keine Konflikte durch Gastronomienutzungen oder Ausgehviertel mit benachbarter Wohnnutzung.

Lärm- und Schadstoffemissionen durch den motorisierten Verkehr: Die Sicherung der Umweltqualität für Wohn- und Büroräume ist aufgrund der insgesamt starken

Umweltbelastung durch den Verkehrslärm im Neckartal sowohl Thema der Stadtentwicklung als auch der Bauleitplanung. Die Stadt agiert im Rahmen ihrer Möglichkeiten, um die

Lärmbelastungen für die Bevölkerung zu verringern (unter anderem aktiver Lärmschutz über Geschwindigkeitsbegrenzungen, Flüsterasphalt). Wo aktive Lärmschutzmaßnahmen nicht ausreichen, wird bei Neubauten die Einhaltung von Lärmgrenzwerten für Wohn- und Büroräume über Bauleitplanung und Baugenehmigung sichergestellt. Im Gebäudebestand sind die Handlungsmöglichkeiten demgegenüber eingeschränkt.

Klimagerechte Quartiersentwicklung: Die Stadtverwaltung arbeitet seit vielen Jahren im Spannungsfeld zwischen notwendiger Wohnraumentwicklung (zur Deckung des Bedarfs) und vorhandenen räumlichen Restriktionen, unter anderem bedingt durch die topografischen und naturräumlichen Bedingungen im Neckartal. Eine hohe Priorität genießt der sparsame

Umgang mit der Ressource Boden und Landschaft und damit verbunden der Vorrang der Innenentwicklung bei gleichzeitigem Schutz durchgrünter Bereiche. Eine engagierte Bürgerschaft sorgt sich um die verbliebenen Freiflächen in den Hanglagen und im Tal. Dies mündete im Rahmen des FNP-Verfahrens in einen regen und offen geführten Dialog zwischen Stadtverwaltung, -politik und Bürgerschaft über die Stadtentwicklung. Der Dialog mündete in einem Kompromiss, der konsequente Innenentwicklung und eine geringe Inanspruchnahme des umgebenden Freiraums durch Arrondierungsmaßnahmen umfasst.

Erforderliche Maßnahmen zur Klimawandelanpassung, zum Freihalten von Frischluftbahnen zur Kaltluftzufuhr und zur Belüftung des Talraumes werden konsequent und zum Teil mit hohem Aufwand durch die Stadtverwaltung verfolgt (beispielsweise durch die Festsetzung von Freiflächen, Dachbegrünungen und Baumpflanzungen, im Einzelfall auch

Fassadenbegrünungen und auch durch den Rückbau von störenden Gebäuden).

Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes wird eine Vielzahl von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele der Stadt umgesetzt. In der Abwägung zwischen Klimaschutz- und

Denkmalschutzzielen wird dem Denkmalschutz Vorrang eingeräumt und PV-Anlagen, die u.U. einen Eingriff ins Stadtbild darstellen können, innerhalb der touristisch bedeutsamen Altstadt ausgeschlossen.

Erhalt der (Nutzungs-)Mischung: Die städtischen Planer haben aufgrund der besonderen Lagebedingungen der Stadt bereits ab den 1980er Jahren die Strategie verfolgt, der

Innenentwicklung Vorrang einzuräumen. Die Entwicklung frei werdender Brachflächen und Blockinnenbereiche wurde aktiv und mit hohen Qualitätsansprüchen von städtischer Seite mit Hilfe der Bauleitplanung und Mitteln der Städtebauförderung gesteuert. Die Stadt achtet dabei darauf, Wohnraumangebote für Bewohner mit geringem und mittlerem Einkommen bereitzuhalten, um die soziale Durchmischung in den Vierteln zu sichern. In den betrachteten Stadtteilen entstanden so attraktive Wohnumgebungen und eine lebendige Nutzungsvielfalt.

Das vorhandene Gewerbe innerhalb der Innenstadt wird soweit wie möglich geschützt: zum einen aufgrund des Bekenntnisses zur Stadt der kurzen Wege, zum anderen um einen

149 Wegzug innerstädtischen Gewerbes in konkurrierende Nachbargemeinden zu vermeiden.

Dennoch erfolgt ein Prozess der Entzerrung, in dem lärmintensive und das Wohnen störende Nutzungen wegzogen.

Verringerung von Luftschadstoffbelastungen: Die vorhandene Brennstoffsatzung sowie – synergetisch mit Zielen des Klimaschutzes bzw. der Klimawandelanpassung – gesetzte Ziele und bereits getroffene Maßnahmen zur Verbesserung der Durchlüftung der Innenstadt und zur Verlagerung eines größeren Anteils des MIV auf den Umweltverbund wirken den vorhandenen Luftschadstoffbelastungen entgegen.

Gestalterische Qualitäten: Insgesamt achtet die Stadtverwaltung bei Neubaumaßnahmen auf eine hohe Gestaltungsqualität und macht Investoren die Durchführung städtebaulicher Wettbewerbe zur Vorgabe.

Ergänzende Einschätzungen zu angewandten Steuerungsinstrumenten und damit verbundenen Defiziten

Abgesehen von wenigen noch möglichen Siedlungserweiterungen ist der Siedlungsbereich der Stadt mehr oder weniger klar abgesteckt. Innerhalb der Siedlungsfläche (insbesondere innerhalb der Kernstadt in der Talsohle des Neckars) werden die Ziele der Innenentwicklung, der

Nutzungsintensivierung, des Erhalts vorhandenen Gewerbes, der qualifizierten

Wohnraumentwicklung und der Klimawandelanpassung verfolgt und mit Hilfe verschiedener Steuerungsinstrumente auf formeller (Bebauungspläne, Städtebauliche Verträge,

Flächennutzungsplan) und informeller Ebene (Städtebauliche Wettbewerbe, Bürgerdialog, Dialog mit den Gewerbetreibenden usw.) aktiv begleitet. Damit verbunden ist ein Freihalten von

umgebenden Freiräumen und Kaltluftschneisen.

Gewerbelärm spielt in den gemischt genutzten Innenstadtquartieren heute keine störende Rolle mehr (unter anderem aufgrund der durch die Gewerbeaufsicht veranlassten aktiven Lärmschutzmaßnahmen und der Verlagerung emissionsintensiver Betriebe).

Baulücken: Die Stadtverwaltung bemängelt fehlende rechtliche Handlungsmöglichkeiten zur Schließung von Baulücken in Esslingen, sowohl für den Bereich Wohnungsbau, als auch in Gewerbegebieten.

Wohnraumversorgungskonzept: Das Wohnraumversorgungskonzept soll dazu beitragen, dass der Wohnungsbestand nach und nach an die demografischen Veränderungen angepasst wird. Dies erfolgt aktiv durch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft in ihren

Bestandswohnungen. Investoren erhalten unter anderem Vorgaben durch die Stadt, bei mehr als 8 Wohneinheiten, den erzielten Planungsmehrwert in Form von Wohnungen mit

Mietobergrenzen zu verwenden. Ziel ist es, für alle Bevölkerungsschichten ein attraktives und erschwingliches Wohnraumangebot vorzuhalten um auf Dauer eine sozial- und altersstabile Bevölkerungsstruktur zu erreichen.

Klimakonto: Analog zum Ökokonto könnte die Einführung eines „Klimakontos“ nach Einschätzung der Gesprächspartner ein hilfreiches Instrument darstellen, um negative Eingriffe in das Lokalklima durch Bauvorhaben zu vermeiden oder durch Maßnahmen auszugleichen (beispielsweise durch klimatische Ausgleichsmaßnahmen im direkten Umfeld oder durch Maßnahmen zur Öffnung der Kalt- und Frischluftbahnen).

Stellplatznachweis: Im Hinblick auf den Stellplatznachweis wird von den

Gesprächspartnern in Frage gestellt, ob noch ein öffentliches Interesse gegeben sei, wenn dieser gleichzeitig die Kfz-Nutzung in der Stadt fördert und in der Folge zu höherem Flächenverbrauch und Umweltbelastungen führt. Als Beispiel wird der Fall eines

Studentenwohnheims angeführt, für das eine erhebliche Anzahl von Stellplätzen geschaffen

150 werden musste, die jedoch heute nur zu einem geringen Teil von den Studenten in Anspruch genommen werden.

Innovative Handlungsansätze

Fortdauernde Begleitung und Kommunikation: Durch eine seit den 1980er Jahren stetig weiterverfolgte, aktive Steuerung der Entwicklung in den Blockinnenbereichen der östlichen Innenstadt, konnte ein gewisser Grad der Nutzungsmischung erhalten werden. Gleichzeitig konnte neuer, qualitativ hochwertiger Wohnraum unter anderem im lärmgeschützten Blockinneren entwickelt werden. Dabei hat sich insbesondere der Dialog mit den Gewerbetreibenden als hilfreich erwiesen.

Dialog mit Gewerbetreibenden: Die Baumpflanzungen in der östlichen Innenstadt im Rahmen der Wohnumfeldverbesserungsprogramme in den 1980er Jahren erfolgten in enger Abstimmung mit den vorhandenen Betrieben, mit dem Ergebnis einer gesteigerten Akzeptanz der Pflanzungen und des damit verbundenen Verlusts von Stellplatzflächen im Straßenraum.

Heute werden diese Pflanzungen aus den 1980er Jahren von den Einwohnern als großer Mehrwert für die Aufenthaltsqualität in den betroffenen Straßen empfunden.

Bürgerdialog: Eine engagierte Bürgerschaft fordert die Stadt zum offenen „Bürgerdialog“

über die Entwicklungsstrategien und unterstützt dabei die Ziele des Freiraumschutzes und der Freihaltung von Kaltluftentstehungs- und -abflussbereichen im Neckartal. Die Stadt geht auf diese Forderung ein und informiert und beteiligt die Bürgerschaft auf umfassende und transparente Weise über Chancen, Risiken / Stärken, Schwächen möglicher

Entwicklungsszenarien der Stadt.

Integration von Landschafts- und Flächennutzungsplanung: Die seit 2007 laufende und zwischenzeitlich im Zuge dieses Dialogs ins Stocken geratene Aufstellung des

Flächennutzungsplans wird parallel mit der Aufstellung des Landschafts- und Umweltplans (LUP) durchgeführt.

Flächennutzungsplan: Zur Vorsorge vor den Folgen des Klimawandels und zur

Verbesserung der Lufthygiene hat die Stadt im Entwurf des Flächennutzungsplans aus 2013 neben den synergetisch wirksamen Darstellungen (wie landwirtschaftliche Flächen,

forstwirtschaftliche Flächen, Grünflächen etc.) eigene Planzeichen eingeführt, zur Sicherung der Ziele: Sicherung von Luftleitbahnen, Verbesserung der Durchlüftung, Vermeidung von Kaltluftbarrierewirkungen, Entdichtung sowie Sicherung durchgrünter Wohngebiete, Berücksichtigung siedlungsklimatischer Belange bei Nachverdichtung, Darstellung von Mobilitätspunkten und Forcieren der Innenentwicklung im Umfeld von S-Bahn-Standorten.

Dies erfolgte mit der Absicht, die Zielsetzung der qualitativen Innenentwicklung besser steuern zu können. Erkenntnisse über deren Wirksamkeit liegen bisher nicht vor, da diese bisher nicht rechtskräftig sind.

Sicherung von Kaltluftströmen: Hinsichtlich der Sicherung von Kaltluftströmen ist die Festsetzung eines Kaltluftleitstroms im Bebauungsplan Rohräcker zur Umleitung des Verlaufs des Kaltluftstroms über Freiflächen ins Neckartal bemerkenswert.

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4 Hamburg Sternschanze – Alternativer Stadtteil unter

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