• Keine Ergebnisse gefunden

Der Zusammenhang von Psychopathie und interpersonaler Distanz

2. Theorie

2.3. Der Zusammenhang von Psychopathie und interpersonaler Distanz

Nach Wissen der Autorin hat sich aktuell nur eine Studie mit dem Zusammenhang dieser beiden Variablen beschäftigt beziehungsweise dazu Ergebnisse erhalten. In dieser Studie von Vieira und Marsh (2014) wurde die Fragestellung überprüft, ob sich die bevorzugte interpersonale Distanz durch die Psychopathie vorhersagen lässt. Die präferierte interpersonale Distanz wurde in zwei Schritten erhoben. Zuerst wurden die UntersuchungsteilnehmerInnen, welche an der Georgetown University rekrutiert wurden, gebeten, sich an einer vorher gesetzten Markierung hinzustellen. Dann positionierte sich der Untersuchungsleiter in einem Abstand von vier Metern und fing an, sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1m/s auf den Probanden/die Probandin zuzubewegen. Aufgabe der TeilnehmerInnen war es, den Untersuchungsleiter zu bitten stehen zu bleiben („Stop“), wenn die für sie angenehmste Distanz erreicht war. In Folge war durch die UntersuchungsteilnehnerInnen noch eine Feinabstimmung der Entfernung durch kleine Vor- beziehungsweise Rückwärtsbewegungen des Untersuchungsleiters möglich. Die endgültige Distanz (Entfernung zwischen Kinn des Untersuchungsleiters und Kinn des Probanden/der Probandin) wurde mit Hilfe eines digitalen Laser-Maßbandes erhoben. Im zweiten Schritt wurde die Prozedur wiederholt, allerdings sollten diesmal die UntersuchungsteilnehmerInnen sich auf den Untersuchungsleiter zubewegen und dabei den für sie angenehmsten Abstand angeben. Insgesamt wurden in randomisierter Reihenfolge 32 Durchgänge durchgeführt, wobei die Instruktion hinsichtlich des Augenkontakts zum Untersuchungsleiter variierte (Augenkontakt/kein Augenkontakt) beziehungsweise die Bewegung in Form einer Annäherung oder eines Rückzugs stattfand. Bei der Annäherungsbewegung stand die sich bewegende Person – wie oben beschrieben – in vier Meter Entfernung zur Interaktionsperson und ging auf diese zu. In der Rückzugsbedingung befanden sich die Personen in etwa zwei bis drei Zentimeter Abstand zwischen den Zehen zueinander und die sich bewegende Person entfernte sich rückwärts von der Interaktionsperson. Des Weiteren wurden psychopathische Eigenschaften mit Hilfe des PPI-R (Lilienfeld & Widows, 2005) erhoben. Dabei hat sich ergeben, dass die bevorzugte interpersonale Distanz durch die Eigenschaft Kaltherzigkeit vorhergesagt werden kann, wobei kaltherzigere Personen eine geringere Entfernung zu anderen Personen präferieren. Dieses Ergebnis lässt nahelegen, dass die bevorzugte interpersonale Distanz in der Lage ist, Anzeichen für das Bestehen psychopathischer Eigenschaften, im Besonderen Gefühllosigkeit, zu geben.

32 2.4. Gesichtswahrnehmung

Das Vermögen zur Wahrnehmung von Gesichtern und deren Ausdrücken ist eine hoch entwickelte Fähigkeit in Primaten. Bisherige Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass diese Fähigkeit auf einem spezialisierten neuronalem System beruht (Farah, 1996). Ishai et al. (2005) betonen dabei im Besonderen ein Netzwerk bestimmter gesichtsresponsiver Regionen bestehend aus dem inferioren occipitalen Gyrus (IOG), dem fusiformen Gyrus (FG), dem superioren temporalen Sulcus (STS), dem Hippocampus, der Amygdala, dem inferioren frontalen Gyrus (IFG) sowie dem orbitofrontalen Cortex (OFC). Die Befunde hinsichtlich des OFC finden in der vorliegenden Studie dabei besondere Bedeutung, da es sich dabei um eine ROI handelt. In allen Regionen zeigte sich eine erhöhte bilaterale Aktivierung bei der Betrachtung von Gesichtern, jedoch gab es Hinweise auf eine allgemein stärkere Aktivität der rechten Hemisphäre. Zudem verstärkte sich die Aktivierung bei der Betrachtung emotionaler Gesichtsausdrücke beziehungsweise bei Gesichtern berühmter Personen.

Die Studie von Kranz und Ishai (2006) untersuchte zusätzlich den Effekt des Geschlechts und der sexuellen Orientierung. Dabei fand sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine signifikant höhere Aktivierung im Thalamus und im medialen OFC bei der Betrachtung von Gesichtern des sexuell präferierten Geschlechts. Auch die Attraktivität des betrachteten Gesichts scheint einen Einfluss auf die Aktivierung bestimmter Areale zu haben, wonach attraktive Gesichter eine höhere Aktivierung im medialen OFC auslösen. Dabei zeigte sich bei heterosexuellen Frauen und homosexuellen Männern eine stärkere Aktivierung bei attraktiven männlichen als bei attraktiven weiblichen Gesichtern, bei homosexuellen Frauen und heterosexuellen Männern war ein umgekehrter Effekt zu beobachten (Ishai, 2007).

Hinsichtlich des Zusammenhangs der Aktivierung in den ROIs der vorliegenden Studie und dynamischer Gesichtsausdrücke konnte in der Studie von Kessler et al. (2011) eine gesteigerte Aktivierung im DLPFC bei der Betrachtung dynamischer im Gegensatz zu statisch präsentierten Gesichtern festgestellt werden. Der dynamische Effekt der Bilder wurde dabei anhand einer sogenannten Morphing – Methode generiert, wobei sich ein neutraler Gesichtsausdruck nach und nach in einen emotionalen Ausdruck verwandelt. Die emotionalen Gesichtsausdrücke repräsentierten dabei die Emotionen Fröhlichkeit, Traurigkeit, Angst und Ekel. Hierbei argumentieren die Autoren, dass dynamische Gesichter interessanter scheinen, eine stärkere biologische Relevanz aufweisen und somit ein höheres Ausmaß an visueller Aufmerksamkeit hervorzurufen scheinen. In der Untersuchung von LaBar et al. (2003) konnte hingegen eine höhere Aktivierung des DMPFC nachgewiesen werden. Dynamische Gesichter wurden hierbei erzeugt, indem sich ein neutraler Ausdruck graduell in einen verärgerten beziehungsweise ängstlichen Ausdruck verwandelte.

33 2.5. Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)

Unter funktionellen bildgebenden Verfahren versteht man im Allgemeinen Techniken, welche Bilder der funktionellen Organisation von Gehirnstrukturen erstellen. Dazu zählen Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), wobei in diesem Kapitel näher auf die fMRT eingegangen werden wird (Hüttel et al., 2009).

Zuerst soll jedoch die Magnetresonanztomographie (MRT) und ihr grundlegendes Prinzip, auf welchem die fMRT aufbaut, in einigen Worten erläutert werden.

Die MRT ist ein nicht invasives, radiologisches und diagnostisches Verfahren. Durch ein starkes Magnetfeld sowie hochfrequente Impulse entstehen dabei hochauflösende anatomische Bilder des Gehirns (Rose & Büchel, 2008). Die Stärke des statischen Magnetfeldes wird erzeugt durch einen Magnetresonanztomographen und wird in Tesla angegeben, wobei ein Tesla 10.000 Gauß entspricht, was ebenfalls eine Maßeinheit für die magnetische Flussdichte ist. Magnetresonanztomographen, welche für eine fMRT eingesetzt werden, besitzen üblicherweise eine Stärke von 1.5 Tesla, wobei mittlerweile eine Stärke von 3 Tesla eine Standardgröße geworden ist (Hüttel et al., 2009). Anhand der magnetischen Eigenschaft der Wasserstoffatome werden diese durch die Wirkung des erzeugten Magnetfeldes im Körper parallel zum Scanner ausgerichtet. In Folge wird mithilfe der hochfrequenten Radiowellen eine Resonanz erzeugt, wenn diese wieder ausgeschaltet werden und die Atome wieder in ihre ursprüngliche stabile Lage zurückkehren. Im Rahmen dieses Vorgangs geben die Teilchen wieder einen Teil der elektromagnetischen Energie ab, die sie zuvor aufgenommen hatten. Durch Weiterleitung an eine Empfangsspule kann diese Resonanz dann gemessen werden und hinsichtlich ihres Herkunftsortes lokalisiert werden. Aufgrund des entstehenden hohen Kontrasts erlaubt diese Methode die genaue und differenzierte Beurteilung neurologischer Strukturen.

Die durch das fMRT mögliche Messung von Veränderungen der Aktivität anstatt nur der Struktur ermöglicht den Rückschluss auf die Verarbeitung bestimmter Aufgaben in unterschiedlichen Arealen des Gehirns und gibt somit die Gehirnfunktion wieder. Relevant für die Abbildung der Funktion ist dabei der sogenannte Blood Oxygen Level Dependent, welcher die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften des sauerstoffreichen (oxygenierten) und sauerstoffarmen (desoxygenierten) Hämoglobins zur funktionellen Bildgebung nutzt (Siedentopf, 2002). In stärker aktivierten Regionen fließt mehr oxygeniertes Blut, dieses führt zu einem stärkeren Blood-Oxygen-Level-Dependent-Effekt, dem sogenannten BOLD-Effekt (Vaitl, 2006). Dieser Effekt basiert auf zwei Prozessen, wovon einer die hämodynamische Response-Funktion (HRF) darstellt. Aufgrund des erhöhten Sauerstoffbedarfs des neuronalen Gewebes bei Aktivierung der jeweiligen Gehirnregionen

34 herrscht in diesen Arealen stärkerer Blutfluss, wodurch es zu einem übermäßig gedeckten Sauerstoffbedarf kommt. Diese Veränderung des regionalen Blutflusses (regional cerebral blood flow, rCBF) dient dabei als Hinweis für die neuronale Aktivität. Durch die gesteigerte Aktivität in den aktivierten Arealen und den dadurch erhöhten Verbrauch des oxygenierten Blutes kommt es in Folge wieder zu einem Abfall des sauerstoffreichen Blutes. Angrenzende Kapillaren werden sodann vermehrt mit Blut beliefert, dies ermöglicht die Durchführung weiterer Aktivitäten und Prozesse. Die zweite Basis bildet das Phänomen der magnetischen Suszeptibilität. Sauerstoffreiches Blut ist in seiner Eigenschaft diamagnetisch und stößt das applizierte Magnetfeld ab, sauerstoffarmes Blut ist hingegen paramagnetisch und zieht es an. Wie oben bereits erwähnt, nutzt die Methode der fMRT dies als Hinweis für die Oxygenierung des Blutes und in diesem Zusammenhang als Indikator der neuronalen Aktivität. Durch den erhöhten Anteil oxygenierten Blutflusses in aktivierten Regionen kommt es aufgrund seiner diamagnetischen Eigenschaft zu einer verringerten magnetischen Erregbarkeit, was in Folge zu einer Zunahme des (BOLD-)Signals führt (Nitz et al., 2007; Rose &

Büchel, 2008; Bear et al., 2009). Um Hinweise über Veränderungen der Aktivierung verschiedener Gehirnregionen als Reaktion auf einen Stimulus zu erhalten, vergleicht man das Bild einer Kontrollbedingung mit dem einer Stimulusbedingung. Daraus ergibt sich ein Differenzbild, aus welchem man Unterschiede der Aktivierungen in den beiden Bedingungen ablesen kann (Ogawa et al., 1990; Hüttel et al., 2009). Daraus ergibt sich die Möglichkeit, sowohl innerhalb der Gruppen als auch zwischen den Gruppen Vergleiche anzustellen.

Ziel der vorliegenden Studie ist unter Berücksichtigung der oben angeführten empirischen Befunde, das Zusammenspiel zwischen Psychopathie, bevorzugter interpersonaler Distanz und der Reaktion auf sich annähernde versus statisch präsentierte Bilder von Gesichtern bei Straftätern im Gegensatz zu Kontrollen zu untersuchen. Im Rahmen der dargestellten Literatur würde man erwarten, dass Straftäter, besonders jene mit einer hohen Psychopathieausprägung, eine größere interpersonale Distanz bevorzugen als die Personen der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse sollten dabei in Abhängigkeit der Bedingung (annähernd versus statisch) der präsentierten Bilder variieren. Zudem ist zu erwarten, dass die Insassen eine negativere Valenz und ein höheres Arousal aufweisen und sich in der Aktivierung des orbitofrontalen Cortex (OFC), des dorsolateralen und dorsomedialen präfrontalen Cortex (DLPFC und DMPFC), des ventrolateralen und ventromedialen präfrontalen Cortex (VLPFC und VMPFC), des anterioren cingulären Cortex (ACC) und des prämotorischen Cortex (PMC) von den Personen der Kontrollgruppe unterscheiden.

35

3. Methode

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie sich das Betrachten neutraler männlicher und weiblicher Gesichter abhängig von der Vorgabebedingung (annähernd versus statisch) auf das Erleben von Valenz und Erregung sowie auf frontale neuronale Aktivierungen gemessen mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) auswirkt. Weiters wurden den Probanden verschiedene Fragebögen und Tests vorgegeben, dies zur Emotionsregulation, zu Psychopathie, zur Ekelsensitivität, zur Ekelempfindlichkeit und zum Selbstekel, zu Ärger, zu Depression und weiteren psychischen Störungen sowie zur Intelligenz. Des Weiteren wurden Parameter der erwünschten interpersonalen Distanz untersucht und demographische Daten erhoben. Zusätzlich zu dieser Arbeit wurden in einer weiteren Arbeit die Auswirkungen auf neuronale Aktivierungen im limbischen System überprüft (Raffelsberger, 2015).

3.1. Stichprobe

In der vorliegenden Studie wurden zwei Gruppen untersucht, und zwar wurde eine Gruppe mit Gewaltstraftätern mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Stichprobe setzte sich zusammen aus 18 männlichen Gewaltstraftätern, welche ausschließlich sogenannte „Hands-on“-Delikte verübt hatten, und 18 nicht straffälligen Männern. Die Studie wurde in Kooperation mit der Justizanstalt Graz Karlau durchgeführt und so wurden in dieser Studie ausschließlich männliche Probanden aufge-nommen, da die durch die Justizanstalt Graz Karlau zur Verfügung gestellten Untersuchungspersonen ausschließlich männlichen Geschlechts waren, welche eine Haftstrafe von drei Jahren bis zu Lebenslang zu verbüßen hatten. Angemerkt wird noch, dass es sich bei den letztendlich partizipierenden Personen der Justizanstalt ausschließlich um Langzeitinhaftierte handelte, die sich bereits im Entlassungsvollzug befanden beziehungsweise welchen bereits Ausgänge genehmigt worden waren. Alle Untersuchungen im Rahmen dieser Studie fanden innerhalb der Ausgangszeiten der Inhaftierten statt. Die beiden Gruppen wurden hinsichtlich Alter und Ausbildungsstatus abgeglichen.

Die Teilnahme sowohl der Insassen als auch der Kontrollprobanden an dieser Studie erfolgte freiwillig und den Inhaftierten sind durch ihre Partizipation keinerlei Vorteile oder Vergünstigungen entstanden. Die Kontrollpersonen wurden innerhalb des Familien- und Bekanntenkreises rekrutiert sowie durch Aushänge an diversen Instituten der Karl-Franzens-Universität Graz und in Supermärkten. Ebenso wurden Flyer der Studie an mehreren Standorten in Graz verteilt und Anzeigen in soziale Netzwerke (Facebook) gestellt.

36 3.1.1. Alter und Händigkeit

Das durchschnittliche Alter der Straftäter lag zum Zeitpunkt der Untersuchung bei 35.33 Jahren (SD = 12.35, Range = 19 – 52 Jahre) und unterschied sich nicht signifikant vom Alter der nicht straffälligen Personen (t(34) = -.70, p = .06), welche ein durchschnittliches Alter von 37.89 Jahren mit einer Range von 24 bis 51 Jahren aufwiesen (SD = 9.22).

Es wurden lediglich Rechtshänder in die Untersuchung aufgenommen.

3.1.2. Höchste abgeschlossene Ausbildung

Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant hinsichtlich ihres Ausbildungsstatus.

Der Ausbildungsstatus wurde anhand zweier Maße ermittelt. Maßgeblich für die Rekrutierung war die höchste abgeschlossene Ausbildung der Probanden, worin sich die beiden Gruppen nicht unterschieden (X24 = 7.60, p = .11). Die genaue Angabe der Häufigkeiten ist für beide Gruppen in unten stehender Abbildung (Abb. 6) ersichtlich.

Abbildung 6. Angabe der Häufigkeiten für die höchste abgeschlossene Ausbildung für Straftäter und Kontrollpersonen.

Weiters wurden die beiden Gruppen anhand ihrer Bildungsjahre verglichen, um ein besseres Vergleichsmaß zu erhalten. Auch hier unterschieden sich die Straftäter nicht signifikant von den Kontrollen (t(34) = -1.13, p = .14), wobei die Straftäter durchschnittlich 11.06 Bildungsjahre (SD = 2.07) und die Kontrollen durchschnittlich 11.78 Bildungsjahre (SD = 1.73) aufwiesen. Die Range bei beiden Gruppen lag zwischen 9 und 17 Bildungsjahren.

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Häufigkeiten

Höchste abgeschlossene Ausbildung

Straftäter Kontrollen

37 3.2. Untersuchungsmaterial

Das Untersuchungsmaterial, welches in Papier-Bleistift-Form verwendet wurde, bestand aus einem Telefonscreening (siehe Anhang A), einem Informationsblatt inklusive einer Einverständniser-klärung (siehe Anhang C), einer reduzierten Form eines Kurz-Interviews als Screening-Instrument für psychische Auffälligkeiten (siehe Anhang G), einem Interview zu Psychopathie (siehe Anhang H), einem Messinstrument zur Erfassung des intellektuellen Leistungsniveaus und aus Silhouetten zur Erfassung der erwünschten interpersonalen Distanz (siehe Anhang I).

Das computergestützte Untersuchungsmaterial setzte sich zusammen aus einem Depressions-Inventar, einem Fragebogen zu Psychopathie, jeweils einem Fragebogen zur Ekelempfindlichkeit, zur Ekelsensitivität und zum Selbstekel, einem Fragebogen zu Ärger und einem Fragebogen zur Emotionsregulation. Diese computergestützten Verfahren wurden von den Probanden im Rahmen eines Online-Fragebogens mittels Lime Survey vor der persönlichen Testung durchgeführt.

Als Paradigma verwendet wurden die neutralen Bilder des Karolinska Directed Emotional Faces – Bildersets (Lundqvist et al., 1998), dazu computergestützte Skalen für die Bewertung von Valenz und Arousal der emotionalen und neutralen Bilder des Sets.

3.2.1. Testverfahren

3.2.1.1. Diagnostisches Kurz-Interview bei psychischen Störungen (Mini-DIPS)

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde eine reduzierte Form des Diagnostischen Kurz-Interviews bei psychischen Störungen als Instrument zur Erfassung eventueller Symptomatik, welche einen Ausschlussgrund innerhalb der Kontrollgruppe darstellen könnte, verwendet (Margraf, 1994).

Das Mini-DIPS baut als Kurzform des DIPS (Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen) sowohl auf dem ICD-10 als auch auf dem DSM-IV auf und ermöglicht somit die Erstellung von Diagnosen im Rahmen dieser beiden Klassifikationssysteme. Es beinhaltet Fragen zur Diagno-sestellung von Angststörungen, Zwangsstörungen, affektiven Störungen, somatoformen Störungen und Essstörungen sowie zur Abklärung von Psychosen mittels eines Psychosen-Screenings.

Zusätzlich vermittelt das Mini-DIPS auch weiterführende Informationen zur Therapieplanung. Das Instrument besteht aus einem Handbuch, welches Informationen zu Gütekriterien, historischem Hintergrund und Hinweisen hinsichtlich Ausführung und Durchführung des Interviews enthält, und einem strukturierten Interviewleitfaden bestehend aus den Interviewfragen, welche allerdings durch den Interviewer ergänzt werden können. Weiters finden sich zu allen Bereichen differentialdiagnostische Hinweise und Platz zur Dokumentation von zusätzlichen Informationen.

38 3.2.1.2. Psychopathy Checklist – Revised (PCL-R)

Bei der Psychopathy Checklist – Revised (Hare, 1991; Hare, 2003) handelt es sich um ein diagnostisches Instrument zur Erfassung von psychopathischen oder antisozialen Tendenzen bestehend aus einem semi-strukturierten Interview, welches in zwei Faktoren (Interpersonelle und affektive Symptome, Chronisch instabiler und antisozialer Lebensstil) eingeteilt wird. Anhand von 20 Items auf einer 3-stufigen Skala werden dabei Auffälligkeiten in folgenden Bereichen erfasst:

Interpersoneller Stil (zum Beispiel oberflächlicher Charme, betrügerisch-manipulatives Verhalten), Affektives Erleben (zum Beispiel Mangel an Gewissensbissen oder Schuldbewusstsein, Gefühlskälte/Mangel an Empathie), Lebensstil (zum Beispiel Impulsivität, verantwortungsloses Verhalten) und Antisozialität (zum Beispiel Unzureichende Verhaltenskontrolle, polytrope Kriminalität). Für eine genaue Auflistung der Items siehe Anhang D.

3.2.1.3. Wiener Matrizen – Test – 2 (WMT-2)

Beim WMT-2 (Formann et al., 2011) handelt es sich um ein gekürztes Verfahren des Wiener Matrizen – Tests (WMT; Forman & Piswanger, 1979). Es ist ein sprachfreies, kurzes und ökonomisches Instrument zur Erfassung des intellektuellen Leistungsniveaus, wobei die Durchführung circa 20 bis 30 Minuten beträgt. Anhand von 18 Items wird die Fähigkeit zum schlussfolgernden Denken mittels abstrakter Symbole gemessen. Aufgrund seiner Sprachfreiheit gilt der WMT-2 als kulturunabhängiges Instrument und kann somit auch bei Personen eingesetzt werden, die der Landessprache (noch) nicht mächtig sind. Das Cronbachs α beträgt in den untersuchten Stichproben zwischen .76 und .81.

3.2.1.4. Silhouetten zur Erfassung der erwünschten interpersonalen Distanz

Bei diesen Instrument handelt es sich um Silhouetten, die der Arbeitsbereich für Klinische Psychologie der Karl-Franzens-Universität Graz angelehnt an das Rawl’s Personal Space Measure von Pedersen (1973) zur Einschätzung der bevorzugten interpersonalen Distanz adaptiert hat. Den Probanden wurden zwei Mal jeweils zwei männliche Silhouetten gezeigt, die Figuren waren jeweils in Seiten- und in Frontansicht dargestellt. Die Probanden wurden gebeten sich vorzustellen, dass diese Silhouetten sie selbst darstellen, und sie sollten dabei jeweils angeben, wie weit eine ihnen unbekannte Person ihres Alters (zum Beispiel ein/e VerkäuferIn; eine Person auf der Straße, die sie nach dem Weg fragt) von ihnen entfernt sein müsste, damit es für sie noch angenehm ist. Dabei sollten sie einen die Figur komplett umschließenden Kreis zeichnen. Die Probanden sollten in randomisierter Abfolge sowohl Angaben zu männlichen als auch zu weiblichen Personen machen.

39 3.2.1.5. Beck-Depressions-Inventar (BDI)

Das Beck-Depressions-Inventar (Hautzinger et al., 1993) erfasst die Depressionssymptomatik der vergangenen Woche einschließlich des Erhebungstages. Dabei sollen die PatientInnen anhand von 21 4-stufigen Items (0-3) angeben, wie sie sich im Verlauf der letzten Woche gefühlt haben. Die Personen werden angewiesen, kein Item auszulassen, allerdings wird ihnen freigestellt, ob sie eine oder mehrere Antwortmöglichkeiten ankreuzen möchten, zur Berechnung wird dabei immer der höchste Wert herangezogen. Zu den abgefragten Kategorien zählen zum Beispiel traurige Stimmung, Schuldgefühle, Gewichtsverlust, Selbstmordimpulse und Selbsthass. Die PatientInnen können anhand ihres Summenwertes in vier diagnostische Kategorien eingeteilt werden: keine Depression beziehungsweise klinisch unauffällig oder remittiert (0-13 Punkte), milde Depression (14-19 Punkte), mittlere Depression (20-28 Punkte) und schwere Depression (29-63 Punkte), wobei ein Ergebnis ab 18 Punkten als klinisch signifikant erachtet wird. In der vorliegenden Studie wurden Probanden mit einem BDI über 12 Punkten von der Testung ausgeschlossen, um eine eventuell vorhandene Depression definitiv ausschließen zu können. Die Bearbeitungsdauer beträgt circa 5 bis 10 Minuten, allerdings kann diese in Abhängigkkeit des Depressivitätsgrades und des Alters der Person variieren.

Das Inventar verfügt durch die schnelle Bearbeitungsdauer über eine gute Ökonomie und weist zudem ein Cronbachs α von .86 auf (Beck & Steer, 1984).

3.2.1.6. Psychopathic Personality Inventory – Revised (PPI-R)

Beim PPI-R (Alpers & Eisenbarth, 2008) handelt es sich um ein Verfahren zur Erfassung psychopathischer Persönlichkeitseigenschaften. Anhand von 163 Items werden dabei die Dimensionen Schuldexternalisierung, rebellische Risikofreude, Stressimmunität, sozialer Einfluss, Kaltherzigkeit, machiavellistischer Egoismus, sorglose Planlosigkeit und Furchtlosigkeit erfasst. Zur Überprüfung von manipulativen Antworttendenzen dient zusätzlich die Skala Unaufrichtige Beantwortung (24 Items). Bei diesem Verfahren zeigt sich ein gutes Cronbachs α von .91.

3.2.1.7. Fragebogen zur Ekelempfindlichkeit (FEE)

Der FEE (Schienle et al., 2002) ist ein Instrument, welches die Ekelempfindlichkeit anhand von 37 Items auf fünf Skalen (Tod, Körperausscheidungen, Hygiene, Verdorbenes und orale Abwehr) erfasst. Dabei sollen die Probanden mittels einer 5-stufigen Likert-Skala (0 = „nicht eklig“ bis 4 =

„sehr eklig“) den subjektiv erlebten Ekel (zum Beispiel „Sie beobachten, wie sich eine Person nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände wäscht“) angeben. Es ist das erste solche Instrument und weist ein Cronbachs α von .90 auf.

40 3.2.1.8. Skala zur Erfassung der Ekelsensitivität (SEE)

Der SEE (Schienle et al., 2010) soll die Tendenz einer Person erfassen, den eigenen Ekel als unangenehm und unkontrollierbar zu empfinden. Dabei sollen die Probanden 7 Items anhand einer 5-stufigen Skala (0 = „trifft nicht zu“ bis 4 = „trifft völlig zu“) ihr Erleben hinsichtlich eigener Ekelgefühle (zum Beispiel „Ekel zu empfinden stellt für mich eine Belastung dar“) bewerten. Das Cronbachs α des SEE beträgt .86.

3.2.1.9. Fragebogen zur Erfassung des Selbstekels (FESE)

Dieser Fragebogen (Schienle et al., 2014) dient dazu, anhand von 16 Items die Neigung, eigene Verhaltensweisen und Eigenschaften als eklig zu erleben, zu erfassen. Dabei sollen die Personen abstoßende Aspekte der eigenen Person und des eigenen Verhaltens beschreiben (zum Beispiel „Ich empfinde es als unangenehm, meine Problemzonen zu berühren“). Die Items des FESE können dabei zwei Dimensionen zugeordnet werden, dem personenbezogenen Ekel und dem verhaltensbezogenen Ekel. Der Fragebogen weist ein Cronbachs α von .81 auf.

3.2.1.10. State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar (STAXI)

Anhand dieses an Spielberger (1988) angelehnten Inventars (Schwenkmezger et al., 1992), das jedoch für den deutschen Sprachraum neu konzipiert wurde, wird mittels 44 Items die Intensität von Ärger auf fünf Skalen erfasst: Zustandsärger, Eigenschaftsärger, nach innen gerichteter Ärger, nach außen gerichteter Ärger und Ärgerkontrolle. Der STAXI wird in drei Teile gegliedert

Anhand dieses an Spielberger (1988) angelehnten Inventars (Schwenkmezger et al., 1992), das jedoch für den deutschen Sprachraum neu konzipiert wurde, wird mittels 44 Items die Intensität von Ärger auf fünf Skalen erfasst: Zustandsärger, Eigenschaftsärger, nach innen gerichteter Ärger, nach außen gerichteter Ärger und Ärgerkontrolle. Der STAXI wird in drei Teile gegliedert