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GANS/NGEN

IV. Vorbeugungs· und Bekämpfungsmalinahnien

3. Die speziellen Verhältnisse in schweizerischen Gebirgswaldungen

So einfach sich im schweizerischen Mittelland die Borkenkäf erbekämpfung im allgemeinen durchführen läßt, so schwierig kann sich diese in den Gebirgswaldungen gestalten. Die zum Teil noch mangelhafte Auf schließung ganzer Waldkomplex~ er-schwert die waldbaulichen und ~irtschaftlichen Maßnahmen und verhindert weit-gehend eine Qualitäts- und Ertragssteigerung in diesen vorwiegend aus Fichten be-stehenden Waldungen. Durch die ungenügenden Rück- und Transportverhältnisse werden viele Bäume verletzt und geschwächt. Qualitativ schlechte Sortimente bleiben oft unentrindet in den Beständen liegen, wodurch der eiserne Bestand an Borken-käfern stets ein relativ hoher ist. Treten Windwürfe, Schneebrüche oder Lawinen-schäden auf, so hat der «Buchdrucker» Gelegenheit, bei günstigen Temperaturen eine lokale Uebervermehrung zu verursachen. Das Fehlen geeigneter Abfuhrwege ~der die Unmöglichkeit solche zu bauen, kann Anlaß zur .Erstellung provisorischer oder permanenter Seilbahnen geben. Wir konnten n:un an einigen Orten die Feststellung machen, daß der Seilbahnbau in zweierlei Hinsicht eine Borkenkäfer-Gradation be-günstigt. Am Rande der Schneisen entstehen gerne Herde, besonders wenn stehende, fast völlig auf geastete Fichten als Seilbahnstützen verwendet werden, wie dies bei

Giornico der Fall war. Damit die Seilbahn rentiert, muß auf relativ kleiner Fläche viel genutzt werden, was sich noch nachteiliger auswirken kann. Durch die viel zu starken Eingriffe wird der Schlußgrad solcher Bestände licht bis lückig. Die gegen-seitige Schutzwirkung geht weitgehend verloren. Die verbleibenden Bäume werden geschwächt und sind in hohem Maße durch Windwurf gefährdet.

Als Beispiel erwähnen wir hier nur das Waldgebiet um die Monti di Cosciumo oberhalb Giornico (800-1600 m ü. M.). Auf steilem Nord- und Osthang stockte hier ein stufig geschlossener, beweideter, unauf geschlossener Fichtenreinbestand.

1945/46 wurde ein großer Schlag ausgeführt. Der Unternehmer ließ durch seine Holz-hauer nicht nur die vom Forstpersonal angezeichneten Bäume, sondern aus Profitgier auch noch viele der schönsten Fichten fällen. Da das qualitativ schlechte Material der hohen Rüst- und Transportkosten wegen einfach unentrindet blieb, en.tstand bei den günstigen Sommertemperaturen eine typographus-Gradation. In den durch Wind-würfe ständig lückiger werdenden Beständen befiel der «Buchdrucker» überall ge-schwächte Einzelfichten und Gruppen . So wurden 1946 300 m3 typographus-Holz gefällt und mit der Seilbahn ins Tal befördert. 1947 fielen den Borkenkäfern wei-tere Bäume zum Opfer. Herr F o r s tin spe kt o r M a z zu c chi organisierte nun 1948 energisch die Bekämpfung. Auf 35 ha wurden total 621 Fangbäume mit 362 sv Ste-hendmaß gefällt. Auf 6 stehende Fichten kam ein Fangbaum. Am 20. April 1948 wurde mit dem Schlagen der Fangbäume auf ca. 900 m ü. M. begonnen und sofort setzte auch ein leichter Anflug von typographus ein. Am 21. Mai waren die Fang-bäume bis auf eine Höhe von 1550 m ü. M. gefällt. Ab Mitte Mai wurden auch diese höchst gelegenen Fangbäume befallen. Entsprechend der Larven-Entwicklung wurde am 11. Juni 1948 mit dem Entrinden der Fangbäume in den untersten Partien begon-nen. Da auf den steilen Gneishängen das Unterlegen von Tüchern nicht möglich war, sammelte man die Rinde mitsamt der Brut in Zeltbahnen und verbrannte sie. Bis Ende Juli waren sämtliche Fangbäume entrindet. Diese wurden zu Papierholz auf gearbeitet und die einzelnen Rugel an einem einfachen Draht «Filo a sbalzo» ins Tal abtrans-portiert. Obschon die Gemeinde fast keinen Reinertrag erzielte, entschloß sie sich doch, nach Aufklärung durch den Kreisforstinspektor, zu dieser Bekämpfungs-methode, um so wenigstens den noch verbleibenden Bestand zu retten. Der Erfolg dieser selbst unter schwierigen Verhältnissen seriös durchgeführten Bekämpfung blieb nicht aus. Weitere Kontrollen ergaben im Sommer 1949, daß im übrig gebliebenen , stark verlichteten Bestand keine Borkenkäf erschäden mehr entstanden.

Fehlende Waldwege erschweren aber auch direkt die Bekämpfungsmaßnahmen.

So ist in gewissen Gebieten ein W a5sertransport unmöglich. Einzelne Käferfichten oder ganze Gruppen bleiben u. U. stehen, da sich das Fällen und der Transport ge-ringer Holzmengen nicht lohnt. Die Auf schließung der Gebirgswälder ist also nicht nur aus waldbaulichen und wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus Forstschutz-Ueberlegungen dringend zu fordern. Die saubere Schlagräumung ist eine weitere, sehr wichtige Vorbeugungsmaßnahme. Grundsätzlich ist die Borkenkäferbekämpfung in gleicher Art und Weise durchzuführen wie in den Wäldern der Niederungen. In Gebieten mit wenig Niederschlägen, an Südhängen, auf Böden mit mächtigen

Roh-humus-Auflagen (Podsol) kann die Rinde infolge Waldbrandgefahr nicht immer verbrannt werden. Außerdem verunmöglicht die Terraingestaltung (Steilhänge) oft das Unterlegen von Fangtüchern.

Folgende vereinfachte Methode läßt sich aber auch in den Gebirgswaldungen anwenden:

1. Auf Kontrollgängen werden schon bestehende Käferherde oder gefährdete Be-standespartien festgestellt.

2. In. den Herden sind Fangbäume zu legen und die Käferflchten sofort, wenn mög-lich auf Tüchern zu entrinden. Wenn es irgendwie geht, so sind Rinde und. be-fallene Gipfelstücke zu verbrennen.

3. Wenn keine Tücher verwendet werden können, und wenn sich das Verbrennen der Rinde infolge Waldbrandgefahr nicht verantworten läßt, empfiehlt es sich, die Rinde gut mit einem Insektizid , z. B. Hexapuder einzustäuben.

4. Die Fangbäume sind wöchentlich ein- bis zweimal auf Anflug und Entwicklung der Käfer zu überprüfen.

5. Käferbäume und Fangbäume sind frühzeitig zu entrinden, d. h. dann, wenn halb-bis ganz ausgewachsene Larven festgestellt werden. Die durch das Entrinden frei-gelegten Larven und Puppen gehen innert kurzer Zeit zugrunde.

6. Fangbäume sind so fa.nge zu legen und aufzuarbeiten, bis wirklich kein Befall mehr festgestellt werden kann .

. Die Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen werden in Gebirgslagen durch folgende zwei Faktoren wesentlich begünstigt: Die gegenüber den Niederungen un-günstigen Witterungsverhältnisse, wie tiefere Temperaturen, höhere Luftfeuchtigkeit , rauheres Klima und kürzere Vegetationszeit verzögern die Borkenkäferentwicklung z. T. ganz erheblic)l. Dazu kommt; daß sich hier die Fichte in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet befindet. Ihre bedeutend größere physiologische Abwehrbereit-schaft ist offensichtlich. Ueber 1500 m ü. M. findet sich typographus normalerweise nur noch am liegenden Holz. Es braucht s~hon eine wesentliche Schwächung , bis in diesen Höhenlagen ·die stehenden Bäume · von «Buchdruckern » befallen werden.

Bei energischem und zielbewußtem Vorgehen lassen sich rasch durchschlagende Erfolge erzielen. So wurden z.B. im Gemeindewald Schiers (Graubünden) wie an vielen andern Orten 1946 bis 1949 zahlreiche typographus-Herde ausgeräumt und völlig saniert.

Der Gebirgsförster ist gewohnt, in seinem Berufe schwierige Situationen zu mei-stern .. Seine Initiative wird auch darüber entscheiden , ob die Forstschädlinge in den

von ·ihm betreuten Waldungen in hohem Maße schädlich werden, oder ob sie nur

als indifferente Glieder der Lebensgemeinschaft « Wald» auftreten.