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Soziodemographische Daten der Stichprobe des Forschungsverbundes (FV) im Vergleich mit der Braunschweiger Kindergartenstudie (BS)

SCL-90 Mütter zu Beginn der Maßnahme und Frauen einer repräsentativen Vergleichsstudie ( Klagenhofer 2001)

5.2.10. Soziodemographische Daten der Stichprobe des Forschungsverbundes (FV) im Vergleich mit der Braunschweiger Kindergartenstudie (BS)

Bei einem Vergleich der Stichproben wurden durch t-Tests Unterschiede für abhängige Stichproben berechnet, soweit dies aufgrund der Skalierung der Variablen möglich war.

Waren keine Berechnungen aufgrund des Skalierungsniveaus möglich wurden die Pro-zentangaben beider Stichproben referiert. Da keine Rohwertberechnungen der Ver-gleichsstichprobe möglich waren, wurden die Angaben zu Mittelwerten und Streuungen genutzt. Damit wird zwar der Fehler akzeptiert, dass die Schätzwerte für Mittelwert und Streuung mit den wahren Werten für Mittelwert und Streuung gleich gesetzt wurden, aber da bei allen drei Studien relativ große Stichproben (n > 150) vorlagen, kann dieser Fehler nicht zu gravierenden Abweichungen führen.

Zur besseren Vergleichbarkeit beider Stichproben wurden die Altersangaben in parallele Alterskohorten transformiert. Dabei sind die Frauen der vorliegenden Studie älter: 8,9%

mehr Frauen sind über 40 Jahre und 1,2% mehr Frauen sind zwischen 36 und 40 Jahren.

Dafür sind 4,6% mehr Frauen zwischen 31 und 35 Jahre in der Braunschweiger Studie und 3,1 % mehr Frauen zwischen 26 und 30 Jahre alt. Auch 2,4% mehr Frauen unter 25 Jahre nahmen an der Braunschweiger Studie teil. Der Altersunterschied wurde signifi-kant (t = 4,82; FG = 3522; p < .01), d.h. die Stichproben unterscheiden sich.

Tab. 18: Häufigkeitsverteilung der Altersangaben der Mütter in Prozent FV/BS Alterskohorte n Angaben des FV n Angabe der BS

Bis 25 Jahre 90 3% 31 5,4%

26 – 30 Jahre 513 17,3% 116 20,4%

31 – 35 Jahre 1100 37,2% 238 41,8%

36 – 40 Jahre 789 26,6% 144 25,4%

Über 40 Jahre 437 15,9% 40 7,0%

Gesamt 2929 100% 596 100%

Hinsichtlich der Anzahl der Kinder wurde in der Braunschweiger Studie nach „vier und mehr Kindern“ kategorisiert und dementsprechend die Prozentangaben der Mütter die-ser Studie summiert. Etwa ein Drittel der befragten Mütter beider Studien hatten ein Kind. 48,7% der Frauen der Braunschweiger Studie und 45,4% der Frauen der Stich-probe des Forschungsverbundes hatten zwei Kinder. 14,6% der Frauen der vorliegenden Studie und 14,1% der Frauen der Vergleichsstudie waren Mütter von drei Kindern. 4%

der Frauen der Braunschweiger Studie und 7,5% der Frauen der Stichprobe des For-schungsverbundes hatten vier und mehr Kinder. Auch hinsichtlich der Kinderanzahl unterschieden sich die Stichproben (t = 2,01; FG = 3290; p < .01). Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnahmen, hatten mehr Kinder.

Tab. 19: Anzahl der Kinder in den Familien in Prozent FV/BS

Anzahl der Kinder in den Familien n Angaben des FV n Angabe der BS

Ein Kind 886 33% 189 33,2%

Zwei Kinder 1234 45,4% 277 48,7%

Drei Kinder 397 14,6% 80 14,1%

Vier Kinder (siehe Anmerkungen) 123 4,5% 23 4%

Fünf Kinder 49 1,8% - -

Mehr als fünf Kinder 32 1,2% - -

In Tabelle 20 werden die prozentualen Angaben der Mütter zum Familienstand referiert.

9,8% mehr Frauen der Braunschweiger Studie geben an verheiratet zu sein. 8,9% der Frauen der Stichprobe des Forschungsverbundes und 7,2% der Teilnehmerinnen der Braunschweiger Studie leben in Trennung. 14,8% der Frauen der Vergleichsstichprobe und 12,1% der Frauen der vorliegenden Stichprobe sind geschieden. 12,1% der Mütter der Stichprobe des Forschungsverbundes sind ledig, während dies nur bei 3% der Müt-ter der Vergleichsstichprobe der Fall ist. Auch hinsichtlich des Witwenstandes unMüt-ter- unter-scheiden sich die Stichproben. So sind 2,2% der Mütter der vorliegenden Stichprobe und 0,5 % der Frauen der Vergleichsstichprobe verwitwet.

Tab. 20: Häufigkeitsverteilung Familienstand der Mütter in Prozent FV/BS

Familienstand n Angaben des FV n Angaben der BS

Verheiratet 1875 64,7% 422 74,5%

Z. Zeit getrennt lebend 258 8,9% 41 7,2%

Geschieden 351 12,1% 84 14,8%

Ledig 351 12,1% 17 3,0%

verwitwet 64 2,2% 3 0,5%

Gesamt 2929 100% 567 100%

Hinsichtlich des Nettoeinkommens unterscheiden sich die Stichproben signifikant (t = 2,03; FG = 3180; p < .01). 19,3% der Frauen der Stichprobe des Forschungsverbundes und 17,7% der Vergleichsstichprobe gaben an, ein geringeres Familieneinkommen als 2000.- DM zur Verfügung zu haben. 20,3% der Braunschweiger Studie und 25,1% der vorliegenden Stichprobe nannten ein Familieneinkommen zwischen 2000 – 2999.- DM.

Auch in der nächsten Kategorie des Familieneinkommens war die Gruppe der Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnahmen, mit 27,6% stärker vertreten, als die Gruppe in der Braunschweiger Studie (24,7%). Etwa gleich groß war die Gruppenstärke der Stichprobe des Forschungsverbundes mit 17,4% in der Kategorie 4000 – 4999.- DM Familieneinkommen im Vergleich zu den Braunschweiger Müttern mit 17%. 20,3% der Mütter der Vergleichstichprobe und 10,6% der Mütter der Stichprobe des Forschungs-verbundes gaben an, über 5000.-DM Nettoeinkommen in der Familie zur Verfügung zu haben. Mütter der Vergleichsstudie hatten ein höheres Familieneinkommen.

Tab. 21: Nettoeinkommen der Familie

Familieneinkommen n Angabe des FV n Angabe der BS

Bis -1999.- DM 507 19,3% 96 17,7%

2000 – 2999.- DM 678 25,1% 110 20,3%

3000 – 3999.- DM 757 27,6% 134 24,7%

4000 – 4999.- DM 450 17,4% 92 17,0%

Über 5000.- DM 250 10,6% 110 20,3%

Gesamt 2642 100% 542 100%

In Tabelle 22 werden die Angaben zur Erwerbstätigkeit referiert. Insgesamt sind 56%

der Frauen der Vergleichsstichprobe und 54,5% der Mütter der Stichprobe des For-schungsverbundes, in beiden Stichproben also mehr als die Hälfte, erwerbstätig. Wäh-rend allerdings in der Befragung der vorliegenden Stichprobe unterschieden wurde zwi-schen gering- und teilzeitbeschäftigt, wurde in der Braunschweiger Studie nur nach Teilzeitbeschäftigung gefragt. 12,1% der Frauen der Vergleichsstichprobe und 13,9%

der Frauen der vorliegenden Studie arbeiteten in einer Vollzeitbeschäftigung. 44,4% der Frauen gaben in der Vergleichstichprobe an, eine Teilzeitbeschäftigung zu haben. Sum-miert man die Angaben der Frauen der Stichprobe des Forschungsverbundes von Teil-zeitbeschäftigung und geringfügiger Beschäftigung, so käme man auf 40,5%. Nicht erwerbstätig sind 45,5% der Stichprobe des Forschungsverbundes und 43,5% der Ver-gleichsstichprobe.

Tab. 22: Erwerbstätigkeit der Mütter

Erwerbstätigkeit n Angabe des FV N Angabe der BS

Vollzeit erwerbstätig 416 13,9% 66 12,1%

Teilzeit erwerbstätig 744 24,9% 242 44,4%

Geringfügig erwerbstätig 466 15,6% Keine Angaben

Erwerbstätig 1626 54,5% 308 56,5%

Nicht erwerbstätig 1357 45,5% 238 43,5%

Auch hinsichtlich der Schulabschlüsse wurden die Angaben der Stichproben verglichen.

Mit 28,9% haben 5,5% mehr Frauen der Stichprobe des Forschungsverbundes einen

Sonder- oder Hauptschulabschluss. 45% der Frauen der vorliegenden Stichprobe und 40,3 der Vergleichsstichprobe haben einen Realschulabschluss oder Vergleichbares.

Nur 21% der Mütter der Stichprobe des Forschungsverbundes, aber 36,2% der Braun-schweiger Mütter haben ein Abitur oder Fachabitur.

Tab. 23: Schulabschlüsse der Mütter

Schulabschlüsse n Angaben des FV n Angaben der BS Sonderschulabschluss/

Hauptschulabschluss 831 28,9% 131 23,5%

Realschulabschluss/

Abschluss POS 1297 45,0% 224 40,3%

Fachabitur/ Abitur 626 21,0% 202 36,2%

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass beide Stichproben sich in den sozio-demographischen Daten unterscheiden. Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnahmen, sind älter als die Mütter der Braunschweiger Kindergartenstudie. Sie haben ferner mehr Kinder und verfügen über weniger Familieneinkommen. Frauen, die eine Mutter-Kind-Maßnahme machen, haben mehr Sonder-, Haupt-, und Realschulabschlüs-se. Die Frauen der Braunschweiger Vergleichsstichprobe haben öfter ein Abitur oder Fachabitur. In der Vergleichstichprobe sind mehr Frauen verheiratet oder geschieden, während mehr Frauen, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnehmen, ledig sind, in Trennung leben oder verwitwet sind.

5.2.11. Diskussion der Ergebnisse

Die Frauen, die an Mutter-Kind-Maßnahmen teilnehmen, unterscheiden sich von Frauen der bereits erwähnten Braunschweiger Kindergartenstudie hinsichtlich der abhängigen Variable Erziehungskompetenz. Sie äußerten sich zu Beginn der Maßnahme als unsi-cherer in Bezug auf ihre Erziehungsprobleme, erlebten sich als nicht so selbstwirksam, wie Frauen der Vergleichsstichprobe und waren sehr unzufrieden in ihrer Elternschaft.

Besonders anschaulich wurde die Unsicherheit der untersuchten Frauen bezüglich ihrer Erziehungskompetenz bei der inhaltlichen Betrachtung der Unterschiede auf Itemni-veau. Die Mütter der vorliegenden Untersuchung waren sehr viel frustrierter in ihrer Elternschaft und hatten eher das Gefühl Erziehungsprobleme nicht zu bewältigen Sie waren sich unsicherer, was mit ihren Kindern los ist. Die Mütter fühlten sich zu Beginn der Maßnahme zwar mit der Mutterrolle vertraut und teilten auch die Überzeugung gute Mütter zu sein, hatten aber sehr viel häufiger das Gefühl, eine Menge nicht bewältigt und viele Situationen nicht mehr unter Kontrolle zu haben, als Mütter der Vergleichs-stichprobe. Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnahmen, hatten sehr viel häufiger das Gefühl, nichts zu schaffen und, dass Mutter sein sie mehr anspanne und ängstige. Die Frauen entsprechen hinsichtlich ihrer Erziehungskompetenz einer klini-schen Stichprobe und bestätigen Ergebnisse der Braunschweiger Studie, wonach sich depressive Frauen insbesondere hinsichtlich der affektiven Komponente der Erzie-hungskompetenz, der Zufriedenheit, von anderen Frauen unterscheiden.

Die Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnehmen, sind im Vergleich zu durchschnittlichen Frauen in der Bundesrepublik gesundheitlich sehr viel stärker be-lastet. Gesundheitlich weniger stark belastete Frauen, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnehmen, fühlen sich zu Beginn der Mutter-Kind-Maßnahme erziehungskompetenter, selbstwirksamer und zufriedener als gesundheitlich stärker belastete Frauen. Gesund-heitlich stark belastete Frauen äußern sich negativer hinsichtlich der erlebten eigenen Erziehungskompetenz, sowohl hinsichtlich der Zufriedenheit, als auch hinsichtlich der Selbstwirksamkeit. Das Gefühl der erlebten Erziehungskompetenz, besonders die Zu-friedenheit, ist eng verbunden mit der gesundheitlichen Belastung. Alle Subskalen der

SCL-90 korrelierten signifikant mit dem Gesamtwert des FKE. Dabei sind die Zusam-menhänge homogen stark zwischen der Subskala Zufriedenheit und heterogener mit der Subskala Selbstwirksamkeit.

Hinsichtlich der soziodemographische Daten konnten Unterschiede hinsichtlich der ab-hängigen Variablen referiert werden. Allerdings müssen die Ergebnisse vor dem Hin-tergrund einer gesundheitlich sehr belasteten Stichprobe interpretiert werden. Mütter mit kleineren und mehreren Kindern sind weniger zufrieden und fühlen sich in Erziehungs-fragen inkompetenter. Auch das Familieneinkommen und der Bildungsstand weisen vor allem hinsichtlich erlebter elterlicher Zufriedenheit Unterschiede auf. Zufriedenheit in der Elternschaft geht in den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung einher mit günstigeren Ressourcen, wie Ausbildung, Einkommen, Belastung durch Anzahl und Alter der Kinder. Insbesondere das Alter der Kinder wird in der Literatur bezüglich er-lebter Kompetenz kontrovers diskutiert. So wird in einigen Untersuchungen Selbstwirk-samkeit als relativ stabiles Konstrukt gegenüber dem Alter der Kinder betrachtet (z.B.

bei Vergleichen von Kindern mit 3 und Kindern mit 9 Monaten, Schneewind 1995 nach Coleman et al. 1997). Besondere Belastungen durch das junge Entwicklungsalter der Kinder und Wechselwirkungen mit der gesundheitlichen Belastung der Mütter werden von anderen Autoren berichtet (Gelfand & Teti 1992). Entscheidend für die Beantwor-tung der Frage, welchen Einfluss das Entwicklungsalter des Kindes auf das Erleben von Elternschaft hat, ist auch die methodische Bildung von Alterskohorten. Vergleiche von Kindern im Kleinkindalter, wie z.B. Müttern von 3, bzw. 9 Monate alten Kindern sind weniger aussagekräftig hinsichtlich der Stabilität des Konstruktes als Vergleiche zwi-schen Kleinkindern und Schulkindern. Elterliche Kompetenz wird bei einer schmalen Alterskohorte als relativ robust angesehen während bei größeren Alterskohorten wie auch bei der vorliegenden Stichprobe sich sehr wohl Effekte abbilden lassen (Mash &

Johnston 1989). Geringe oder keine Aussagekraft haben Ergebnisse hinsichtlich des Alters der Mütter und hinsichtlich des Familienstandes.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass es sich bei dem Konstrukt der erlebten Erzie-hungskompetenz nicht um ein stabiles Persönlichkeitskonstrukt im Sinne eines Trait, sondern vielmehr um veränderbares Erleben handelt. Selbstwirksamkeit repräsentiert

nach Bandura (1989) auch nicht eine globale und feste Persönlichkeitseigenschaft, son-dern ist konzipiert als integraler Bestandteil eines dynamischen Systems, das angepasst an die Situation und den individuellen Entwicklungsprozess auf wechselnde Herausfor-derungen reagieren kann.

Die Ergebnisse von Müttern mit sehr jungen Kindern sprechen für die Annahme, dass diese stärker belastet sind, da sie aufgrund des Entwicklungsalters der Kinder stärker physisch gefordert werden. Zudem verfügen nicht alle Mütter mit jüngeren Kindern über weitere Erziehungserfahrungen durch ältere Kinder. Erfahrungen im Verlauf der Erziehung, z.B. wie erfolgreich man sich in der Interaktion bewertet (Bandura 1989) gelten als wichtige Quelle von Kompetenzüberzeugung und können erklären, warum sich Mütter in der vorliegenden Studie mit älteren Kinder sicherer in der Erziehung ih-rer Kinder fühlten.

Auch die Anzahl der Kinder weist auf Unterschiede in der erlebten Erziehungskompe-tenz hin. Mütter mit nur einem Kind erleben sich als zufriedener. Da Mütter mit mehre-ren Kindern auch jüngere Kinder haben, durch mehrere Kinder auch stärker beansprucht werden und nicht allen gerecht werden können, ist es einsichtig, dass diese Mütter, wenn sie gesundheitlich belasteter sind, weniger zufrieden sind.

Unterschiede hinsichtlich der Art der Erwerbstätigkeit bestätigen die komplexe Bezie-hung zwischen Erwerbstätigkeit und ErzieBezie-hungskompetenz bei Müttern. Dass sich Er-werbstätige und nicht ErEr-werbstätige nicht unterscheiden, lässt sich damit erklären, dass Erwerbslosigkeit durch die Kinder begründet, ganz bestimmt nicht ohne Arbeit und nicht immer ein ungewollten Zustand ist, wie es bei anderen Arbeitslosen angenommen werden darf. Auch Annahmen, dass sich Erwerbstätige durch die berufliche Einschrän-kung in der Erziehung als unzufriedener oder nicht selbstwirksam erleben, können so nicht bestätigt werden. Wenn Erwerbstätigkeit vorliegt zeigt sich vielmehr, dass sich Voll- und Teilzeitbeschäftigte von geringfügig Beschäftigten unterscheiden. Die Frauen mit Teil- oder Vollzeitbeschäftigung fühlen sich kompetenter in der Erziehung und sind erwartungsgemäß auch gesundheitlich weniger stark belastet als Frauen, die geringfügig erwerbstätig sind.

Hinsichtlich der Belastung durch Kinder äußern insbesondere Mütter mit Kindern, de-ren Probleme eher im psychischen Bereich liegen, weniger Erziehungskompetenz. Müt-ter, deren Kinder eine somatische Indikation haben, zeigen weniger eindeutige Antwort-tendenzen. So äußern Mütter, die den Kindl-Fragebogen ausgefüllt haben, keine Unter-schiede zu anderen Mütter ohne Indikation bei den Kindern. Es ist einsichtig, dass sich Mütter mit Kindern, deren Indikation somatisch ist, durchaus als erziehungskompetent erleben können, da sie die Problematik eher Ursachen zuschreiben können, die mit ihrer Elternrolle nicht in ursächlichem Zusammenhang stehen müssen.

Die Daten machen aber auch deutlich, dass mehr Indikationen von Untersuchern gestellt wurden als durch die Fragebögen für spezielle Indikationen dokumentiert werden, es also in der Erhebung der Daten über die Kinder durchaus zu Einschränkungen der Stichprobe gekommen ist. Dies bereitet methodische Probleme und könnte verschiedene Ursachen haben. So könnte es Schwierigkeiten in der Implementation der Testinstru-mente in den Mutter-Kind-Einrichtungen gegeben haben derart, dass zusätzliche Doku-mentationen von den Einrichtungen nur sehr eingeschränkt umgesetzt wurden. Eine andere Ursache liegt sicherlich auch in der Indikationsgenauigkeit, die im Kinderbe-reich sicherlich erschwert ist, da der Patient oft noch nicht selbst berichten kann und der Arzt auf Angaben und Verhaltensbeobachtungen der Kindesmutter angewiesen ist. Es bleibt festzustellen, dass die Auswertung der Kinderdaten, speziell der CBCL durch mögliche Stichprobenverzerrungen eingeschränkt ist.

Gemäß der Vorgabe hatten die Kinder, deren Mütter die CBCL ausfüllten, eine SPI spe-ziell im psychischen Bereich. Auffällig ist, dass die Ergebnisse der CBCL-Gesamtstichprobe auf Skalenniveau zwar erhöht, aber nicht im Grenzbereich zu klini-schen Stichproben liegen. Trotzdem äußerten die Mütter sich belasteter durch die Kin-der als anKin-dere Mütter und bezeichneten ihre KinKin-der als verhaltensauffälliger. Sich selbst beschrieben die Mütter als gesundheitlich stärker belastet. In der Unterscheidung von CBCL-Fällen nach einem Gesamtscore über T-Wert = 60 konnte eine Teilstichprobe gebildet werden, deren Mütter das Verhalten ihre Kinder als auffällig beschrieben und die sich selbst als erziehungsinkompetent erlebten. Trotz eingeschränkter

Stichproben-größe und eventueller Stichprobenverzerrungen wird abschließend zu diskutieren sein, ob der andere Teil der Mütter (Kinder mit psychischer SPI und einem CBCL-Gesamtscore </= 60) ihre Kinder aufgrund der eigenen Erschöpfung als pathogener er-leben als sie tatsächlich sind. Einige Studien weisen darauf hin, dass depressive Mütter mehr Verhaltensauffälligkeiten berichten als nicht depressive Frauen (Kendziora &

O`Leary, 1993), während bei repräsentativen Stichproben das Elternurteil als relativ zuverlässig gilt (Campbell, 1995).

Der Vergleich der Stichproben hinsichtlich soziodemographischer Daten zeigt auf, dass sich die Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnehmen, von Müttern der Braunschweiger Kindergartenstudie unterscheiden. Mutter-Kind-Maßnahmen erreichen Patientinnen, die sozial eher benachteiligt sind. Sie verfügen über weniger finanzielle Ressourcen, haben niedrigere Schulabschlüsse und mehr Kinder als die Frauen, die an der Braunschweiger Kindergartenstudie teilnahmen. An der Braunschweiger Studie nahmen mehr verheiratete und weniger alleinerziehende Frauen teil, die eher erwerbstä-tig waren. Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teilnahmen, waren auch vor dem Hintergrund soziodemographischer Daten belasteter als die Mütter einer Ver-gleichstudie.

5.3. Darstellung der Ergebnisse zu H3: Veränderungen der Erziehungskompetenz