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SCL-90 Mütter zu Beginn der Maßnahme und Frauen einer repräsentativen Vergleichsstudie ( Klagenhofer 2001)

5.3. Darstellung der Ergebnisse zu H3: Veränderungen der Erziehungskompetenz bei Müttern nach einer Mutter-Kind-Maßnahme

5.3.9. Erziehungskompetenz nach der Maßnahme und Erziehungsverhalten

5.3.10.4. Regressionsanalyse der Effekte des FKE, Teilstichprobe CBCL

Zunächst wurden die Differenzen der Angaben zur Erziehungskompetenz der Teilstich-probe vom Beginn und vom Ende der Maßnahme berechnet und einer Regressionsana-lyse unterzogen. In die RegressionsanaRegressionsana-lyse gingen die Faktoren gesundheitliche Gene-sung (Differenz des SCL-K-9 Wertes zu Beginn und am Ende der Maßnahme), sozio-demographische Angaben (Anzahl der Kinder, Alter jüngstes Kind, Familieneinkom-men und Bildung), Gesamtscore der CBCL am Ende der Maßnahme und die Angebote in den Oberkategorien Leistungen der klinischen Psychologie, Psychotherapie, Massa-gen, Schulungen ein.

Für die Mütter, deren Kinder als unauffällig bezeichnet wurden, war hinsichtlich ihres Gewinns der Mütter an erlebter Erziehungskompetenz nur das Ergebnis der gesundheit-lichen Genesung signifikant. Mit einem R-Quadrat von .095 fiel der Anteil von 9,5%

der erklärten Varianz relativ gering aus (B = 2,6, Standardfehler = 1,09, Beta = .309).

Alle anderen Faktoren brachten keine signifikante Aufklärung.

Die Faktoren, die am meisten Varianz der abhängigen Variablen bei Müttern, deren Kinder als auffällig definiert wurden, aufklärten, waren im ersten Schritt die gesundheit-liche Genesung mit 14,6% und im zweiten Schritt die gesundheitgesundheit-liche Genesung und das Angebot Psychotherapie mit 23,8%. Auf eine Kreuzvalidierung musste verzichtet werden, da die Gesamtstichprobe der Mütter, die eine CBCL zu Beginn der Maßnahme ausgefüllt hatte, am Ende der Maßnahme um 26% sank. Die Zellengröße hätte bei einer Zufallsstichprobe von 50% das kritische Maß vom n = 30 unterschritten.

5.3.11. Diskussion der Ergebnisse

Frauen, die an einer Mutter-Kind-Maßnahmen teilnahmen, fühlten sich zu Beginn der Maßnahme hinsichtlich ihrer Elternschaft erziehungsinkompetent. Sie fühlten sich un-zufriedener hinsichtlich der Erziehung und nicht selbstwirksam. Sie unterschieden sich darin von einer deutschen Vergleichsstichprobe (Miller 2001), die sich kompetenter einschätzte. Am Ende der Maßnahme wiesen die Mütter ein stärkeres Gefühl der Erzie-hungskompetenz auf, sie fühlten sich selbstwirksamer und auch zufriedener in ihrer Elternrolle. Obwohl sich der Gesamtwert nicht mehr von der deutschen Vergleichs-stichprobe unterschied, fühlten sich Mütter, die an einer Mutter-Kind-Maßnahme teil-nahmen, am Ende der Maßnahme stärker hinsichtlich der erlebten Selbstwirksamkeit in der Erziehung, waren jedoch noch nicht so zufrieden wie Mütter einer Vergleichsstich-probe.

Erste Ergebnisse des Forschungsverbundes zeigten auf, dass die Maßnahme Effekte hinsichtlich des Erlebens der eigenen Erziehungskompetenz aufwies. So konnten Arn-hold-Kerri, Sperlich, Collatz, Geyer und Fischer (2002) bereits die Effektstärken für die Zeitpunkte am Ende der Maßnahme und ein halbes Jahr danach berichten. Die Angaben bezüglich des Gesamtwertes und der Zufriedenheit stiegen sogar an, bzw. die Effekt-stärken nahmen sogar noch zu ( Zufriedenheit am Ende der Maßnahme .59, nach einem halben Jahr .7; Effektstärke für den Gesamtwert nach der Maßnahme .63, nach einem halben Jahr .69). Lediglich die Effektstärke für die Subskala Selbstwirksamkeit nahm nach einem halben Jahr ab. Die kognitive Komponente der Selbstwirksamkeit erweist sich zwar durch die Maßnahme als beeinflussbar, allerdings ist der affektive Anteil der Erziehungskompetenz, die Zufriedenheit, enger durch das gesundheitliche Befinden beeinflussbar. Der bereits diskutierte Zusammenhang zwischen gesundheitlicher Belas-tung und Erziehungskompetenz, wie er vor allem auch bei depressiven Müttern in ver-schiedenen Arbeiten (Webster-Stratton 1990, Gelfand & Teti 1992) untersucht wurde, weist deutliche Veränderungen am Ende der Maßnahme auf.

Die Effektivität der Maßnahme bezüglich der Gesundheit der Mütter, insbesondere hin-sichtlich der Erschöpfung von Müttern, die mit Burn-Out-Prozessen und Depressivität einhergeht, wirkte sich unmittelbar auf das erlebte Gefühl der Erziehungskompetenz und damit positiv auf die Erziehung der Kinder aus.

In den Itemaussagen und dem Vergleich zu den Daten der Braunschweiger Kindergar-tenstudie wurde deutlich, dass insbesondere die Aussagen, die Zufriedenheit hinsicht-lich der eigenen Erziehung ausdrücken, am Ende positiver eingeschätzt wurden. So äu-ßerten sich die Mütter am Ende der Maßnahme weniger frustriert hinsichtlich der El-ternschaft, hatten eher das Gefühl, eine Menge zu bewältigen, hatten das Gefühl, Situa-tionen eher unter Kontrolle zu haben, und äußerten weniger oft die Meinung, ihre Eltern wären besser auf die Elternrolle vorbereitet gewesen. Sie waren wieder eher der An-sicht, Erziehung ist zu schaffen, Probleme sind zu lösen und fühlten sich weniger hilf-los. Sie waren sich sicherer, was mit ihren Kindern los ist, aber gleichzeitig machte sie ihre Mutterrolle noch immer angespannter und ängstlicher als es Frauen der Braun-schweiger Vergleichsstudie (Miller 2001, Kuschel 2001) äußerten.

In einer Mutter-Kind-Maßnahme nutzten belastetere Frauen mehr Angebote als dies weniger stark belastete taten. In den Gruppen, die zunächst nach ihrer quantitativen Nutzung von Angeboten unterschieden worden waren, nahm das Gefühl erlebter Erzie-hungskompetenz zu und unterschied sich am Ende der Kur nicht mehr signifikant.

Hochsignifikante Ergebnisse wurden bezüglich psychologischer und psychotherapeuti-scher Angebote berichtet. Es lässt sich für die Maßnahme feststellen, dass Angebotsnut-zung bei gesundheitlicher Belastung höher ist und die betreffende Patientengruppe eine Stärkung elterlicher Kompetenzen erlebt.

Eine Stärkung der Gesundheit von Müttern der vorliegenden Studie konnte repliziert werden. Sind Frauen gesundheitlich belasteter sinkt die Erziehungskompetenz und steigt mit zunehmendem Wohlbefinden an. Es wird abschließend zu diskutieren sein, wie es sich erklären lässt, dass insbesondere der Parameter Zufriedenheit auch nach der Maßnahme noch ansteigt.

Eine Stichprobe von Müttern wurde zum Verhalten der Kinder mit der CBCL befragt.

Voraussetzung war eine psychische Schwerpunktindikation der Kinder. Diese Mütter-gruppe beschrieb sich als weniger erziehungskompetent als Mütter, deren Kinder eine somatische Indikation hatten. Das Verhalten der Kinder veränderte sich nach der Maß-nahme signifikant: Frauen beschrieben das Verhalten ihrer Kinder weniger auffällig und die Erziehungskompetenz der Mütter stieg signifikant an. Die mit der CBCL befragten Mütter beschrieben ihre Kinder im Mittel zu Beginn der Maßnahme nicht so klinisch, wie es zu erwarten gewesen wäre. Bei einer Teilung der Stichprobe von Müttern, die mit der CBCL befragt wurde, in klinische und nicht klinische Fälle, stellte sich heraus, dass sich die klinischen Fälle signifikant erziehungsinkompetenter einschätzten und nach der Maßnahme zwar verbessern konnten, sich aber immer noch signifikant hin-sichtlich des Erlebens der eigenen Elternschaft unterschieden.

Der CBCL-Gesamtscore der auffälligen Kinder fiel nach der Maßnahme unter den als klinischen Grenzwert angenommenen T-Wert = 60. Es wird abschließend zu diskutieren sein, warum Mütter ihre Kinder als pathogener erleben, als sie aufgrund des Befra-gungsinstrumentes eingeschätzt werden, und sich als inkompetenter erleben, als es das Verhalten der Kinder nahe legt. Unterschiede aufgrund soziodemographischer Daten konnten Effekte der Maßnahme hinsichtlich der Veränderung des Erlebens eigener Er-ziehungskompetenz nicht abschwächen.

Die Auswertung der Daten des CBCL und EFB basieren in der vorliegenden explorati-ven Studie auf den Daten des Forschungsverbundes, die im Rahmen der Qualitätssiche-rung erhoben wurden. Die Daten bilden in geeigneter Weise den Effekt der Maßnahme ab. Bezüglich differenzierterer wissenschaftlicher Auswertung wird allerdings der Ein-satz fakultativer Tests insbesondere bei den Kinderpatienten in einer abschließenden Diskussion zu überdenken sein. So können unkontrollierte Stichprobenverzerrungen auftreten, die Aussagen der Testverfahren einschränken. Das Kompetenzerleben der Eltern ist ein sehr guter Prädiktor für die Veränderung von Erziehungsverhalten und das Ergebnis einer kleinen Stichprobe bestätigt die Aussage anderer Autoren (Miller 2001).

Durch eine standardisierte Erfassung des Erziehungsverhaltens wären differenziertere Aussagen möglich gewesen.

Zu Beginn der Maßnahme wurde die abhängige Variable einer Regressionsanalyse un-terzogen. Dabei leistete insbesondere der Faktor „gesundheitliche Belastung“ einen Aufklärungsanteil an der Varianz von 17%. Auch die Faktoren „Belastung durch Kin-der“ und „Alter des jüngsten Kindes“ wiesen ein signifikantes Ergebnis auf, wenn auch der Aufklärungsanteil von weniger als einem Prozent als eher gering einzuschätzen ist.

Allerdings wurde die Belastung der Kinder nicht mit der CBCL sondern mit 14 Items erfasst, die auch der Vorbereitung der Kur dienten. Die Erfassung der Belastung der Kinder könnte durch erprobtere Testmaterialien verbessert werden, bzw. durch Ent-wicklung z.B. einer CBCL Kurzform präzisiert werden. Auch die Altersangabe des jüngsten Kindes ist vergleichsweise ungenau, um Belastungen aufgrund des Entwick-lungsalters des Kindes bzw. der Kinder zu erfassen. Vor dem Hintergrund des Datenma-terials, dass im Rahmen der Qualitätssicherung erhoben wurde, kann das Ergebnis von 17,9% aufgeklärter Varianz durchaus als zufriedenstellend bewertet werden.

Bei Müttern, die eine CBCL ausfüllten und unauffällige Kinder beschrieben, konnte geringfügig reduziert repliziert werden, dass vor allem die gesundheitliche Belastung die Varianz der abhängigen Variablen aufklärt (15,2% aufgeklärte Varianz). Erwar-tungsgemäß zeigte sich bei den Müttern, die das Verhalten ihrer Kinder nach der CBCL als auffällig beschrieben, dass das Verhalten der Kinder als erster Schritt in der Regres-sionsanalyse signifikant wurde (10,5%). Im zweiten Schritt unter Zunahme des Famili-eneinkommens wurde 21,6% der Varianz aufgeklärt und erst im dritten Schritt (25,2%) leistete die Gesundheit der Mutter eine vergleichsweise geringe Aufklärung der Varianz hinsichtlich der interessierenden Erziehungskompetenz. Dieses Ergebnis bestätigt Be-funde, dass sich Mütter mit auffälligen Kindern inkompetenter fühlen, und weist dar-über hinaus aber auch auf die besondere Belastung durch geringe finanzielle Ressourcen hin. Die Ergebnisse der Mütter von verhaltensauffälligen Kindern machen deutlich, dass zu den Verhaltensauffälligkeiten der Kinder besondere Umweltfaktoren und soziale Härten erschwerend hinzukommen und erst im dritten Schritt die gesundheitliche Belas-tung der Mutter die geringe Kompetenzüberzeugungen erklärt.

Hinsichtlich der Aufklärung des Effektes der stärker erlebten Erziehungskompetenz zeigte sich gesundheitliche Genesung als durchschlagender Faktor. Ergebnisse der

Müt-ter mit auffälligen Kindern und die deutliche Zunahme der aufgeklärten Varianz durch das Angebot Psychotherapie weisen auf die günstige Wirkung der Maßnahme gerade auf diese Patientinnengruppe hin. 23,8 % aufgeklärte Varianz spricht einerseits dafür, dass die Maßnahme die Mütter erreicht, die sie erreichen möchte. Andererseits wird abschließend zu diskutieren sein, ob durch noch gezieltere Angebote bei genauerer In-dikation eine Steigerung der Effekte denkbar wäre.