• Keine Ergebnisse gefunden

Sozialraumbezogene Vernetzung und Koordination der Angebote

8 Ergebnisdiskussion und fachliche Kontextualisierung

8.3 Beurteilung der Bedarfsangemessenheit der zeitlichen und räumlichen Angebotsstruktur

8.3.4 Sozialraumbezogene Vernetzung und Koordination der Angebote

Nebst den inhaltlichen, zeitlichen und räumlichen Einschätzungen wurde die Vernetzung und Zusammen-arbeit der verschiedenen Akteure sowohl innerhalb der OKJA als auch über die Grenzen dieses Hand-lungsfeldes hinaus thematisiert. Auf diese Aspekte soll im Folgenden eingegangen werden.

Handlungsfeldinterne Kooperation und Zusammenarbeit

Auf die Förderung einer sozialräumlichen Zusammenarbeit und Vernetzung auf Ebene der Leistungser-bringer wurde bei den Befragungen der Fach- und Schlüsselpersonen insbesondere bei der Altersgruppe der Kinder bis 12 Jahren hingewiesen und ein Entwicklungsbedarf formuliert (vgl. Kap. 6.7.2). Diese Be-funde als auch das Verständnis einer sozialraumorientierten OKJA weisen darauf hin, dass in der Stadt Basel eine stärkere sozialraumorientierte Vernetzung und bedarfsorientierte Koordination der Leistungs-erbringer der OKJA gewinnbringend und aus fachlicher Sicht sinnvoll wäre. So könnten Angebote der OKJA hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte wie z.B. Öffnungszeiten, Alter der Zielgruppen, inhaltliche Ausrichtung oder geschlechterbezogene Angebote u.a. in einem Planungsraum vermehrt miteinander abgesprochen und entsprechend entwickelt oder angepasst werden. Diesbezüglich wären geografische Planungsräume zu definieren und zugleich die Sozialräume der Kinder und Jugendlichen (auch durch sie selbst) als ihre jeweiligen subjektiv-lebensweltlichen Aneignungspraktiken mitzudenken. Des Weiteren wären in diesen Planungsräumen entsprechende Strategien und institutionalisierte Vernetzungs- und Zusammenarbeitsgefässe erforderlich.

Empfehlung: Es empfiehlt sich vor allem in den Quartieren des unteren Kleinbasels, autonome Rau-mangebote für junge Erwachsene zu fördern und durch die Angebote der OJA entsprechende Raum-nutzungskonzepte zu entwickeln und fachlich zu begleiten.

Handlungsfeldübergreifende Kooperation und Zusammenarbeit

Die Thematik der horizontalen Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure und Kooperationen mit Drit-ten wurde in der Befragung der Schlüssel- und Fachpersonen von diesen aufgegriffen und als entwick-lungsbedürftig beurteilt (vgl. Kap. 6.7.1; 6.7.2). Auf die Bedeutung einer solchen sozialräumlichen Vernet-zung der Leistungserbringer der OKJA in einem bestimmten Planungsraum, welche über die Institutionen der OKJA hinaus geht und Kooperationen mit Dritten (Schule, Verwaltung, Politik) umfasst, wird auch im Fachdiskurs hingewiesen (vgl. Deinet/Krisch 2013: 321).

Lokale Bildungslandschaften

Als solche bereits initiierte horizontale Vernetzungs- und Koordinationsbestrebungen können die drei lokalen Bildungslandschaftsprojekte in den Quartieren St. Johann, Gundeldingen und Wasgenring genannt werden, die u.a. die horizontale Zusammenarbeit der schulischen und ausserschulischen Akteure in die-sen Gebieten fokussieren (vgl. http://bildungslandschaften.ch/projektebasel Zugriffsdatum: 13.02.2013).

Solche lokalen Bildungslandschaften werden im deutschsprachigen Raum seit einigen Jahren auf der Grundlage eines breiten Bildungsverständnisses diskutiert, das nicht nur die formelle Bildung im Kontext der Schule betrachtet, sondern auch non-formale und informelle ausserschulische Bildungsprozesse und Bildungsorte einbezieht (vgl. Deinet 2013c: 817). Non-formale Bildung kann als diejenige Form organi-sierter Bildung und Erziehung verstanden werden, „die generell freiwilliger Natur ist und Angebotscharak-ter hat“ (Bundesjugendkuratorium 2001: 23). Im Theoriediskurs zur OKJA wird Bildung in der OKJA als

Empfehlung:

• Zunächst wäre eine Definition von entsprechenden Planungsräumen für die OKJA in der Stadt Basel erforderlich, die als sozial-geografische Kategorie zu verstehen sind und die Bildung sinnvoller sozialräumlicher Planungseinheiten ermöglichen. Als solche Planungseinheiten bieten sich aufgrund der quartiersspezifischen Unterschiede grundsätzlich die Quartiersgren-zen der Stadt Basel an (wobei damit nicht ausgeschlossen werden soll, dass bestimmte klein-räumige Quartiere auch gemeinsam mit strukturähnlichen Nachbarquartieren wie z.B. Alt-stadt Kleinbasel und Clara oder ggf. Klybeck und Kleinhüningen geplant werden könnten).

• Innerhalb dieser Planungsräume hat sich die OKJA mit den Sozialräumen der Kinder und Ju-gendlichen auseinanderzusetzen und deren subjektiv-lebensweltliche Aneignungspraktiken jeweils zu berücksichtigen, die keine Rücksicht auf die Quartiersgrenzen nehmen. Sozialräu-me sind hierbei als Ergebnisse sozialer Praktiken zu verstehen (vgl. Deinet/Krisch 2013:

312f.), wodurch sich eine sozialräumliche Perspektive in der OKJA nicht nur auf physisch-materielle Orte bezieht, sondern die sozialen Verhältnisse, die durch die Menschen konstitu-ierten Räume der Beziehungen und Interaktionen ins Zentrum stellt (vgl. Kessl/Reutlinger 2007: 23). Diesen gesellschaftlichen Raum gilt es, jeweils im Rahmen von Angebotsplanung der OKJA mitzudenken.

• Mit Blick auf die Gewährleistung einer langfristigen bedarfsorientierten Angebotsgestaltung, ist eine verstärkte Vernetzung und Koordination der verschiedenen Leistungserbringer in der OKJA in einem Planungsraum anzustreben und strukturell zu implementieren. Die Leistungs-erbringer der OKJA in einem Planungsraum sollten über Bedarfslagen, Trends und Erfahrun-gen in einen Dialog treten, gemeinsam Handlungsansätze entwickeln und ihre Angebote ent-sprechend koordiniert erbringen. Die zentrale Frage dürfte hierbei lauten: "Auf der Grundlage welcher Bedürfnisse, Trends und Erfahrungen sollten welche Leistungen durch wen für welche Zielgruppe wann und wo im Planungsraum erbracht werden?"

selbsttätige Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zur Selbstbestimmung und zur gesellschaftlichen Mitverantwortung verstanden (vgl. auch Sturzenhecker 2002, 2003; Sturzenhecker 2005 339).25 Dass die OKJA in der Lage ist, solche Bildungsgelegenheiten und Bildungsprozesse zu ermöglichen, zeigen inzwi-schen eine Vielzahl von empiriinzwi-schen Studien aus dem deutschsprachigen Raum (vgl. z.B. Albrecht et al.

2007; Cloos et al. 2007; Fehrlen/Koss 2009; Hellmann 2002; Müller et al. 2005; Rose/Schulz 2007; Schulz 2010) und wurde auch in den Ergebnissen der Bedürfnisanalyse deutlich (vgl. Kap. 6). Mit Blick auf diese Ergebnisse und aufgrund der genannten Studien, wird erkennbar, dass vielfältige non-formale Bildungs-prozesse auch in der OKJA stattfinden, wodurch die OKJA demnach als eine bedeutsame Bildungsinstituti-on im KBildungsinstituti-ontext lokaler Bildungslandschaften zu verstehen ist.26

Kooperationen mit familien- und schulergänzenden Betreuungsangeboten

Mit Blick auf die Ergebnisse der Lebenslagenanalyse zur Nutzung von familien- und schulergänzenden Betreuungsangebote, zeigt sich, dass vor allem Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren zeitweise in strukturierte familien- und schulergänzende Betreuungsangebote eingebunden sind (vgl. Kap. 7.3.3). Die-se Eingebundenheit der Kinder in strukturierte Betreuungsangebote ist für die OKJA bedeutsam, und eine Auseinandersetzung mit Zusammenarbeitsformen der OKA mit diesen weiteren Bildungsakteuren er-scheint deshalb insbesondere in diesem Alterssegment als wichtig. Denn die Ergebnisse aus dem Kapitel 7.3.3 zeigen, dass im Jugendalter die familien- und schulergänzenden Betreuungsangebote nur noch in einem geringen Masse genutzt werden, weshalb sich die Kooperationsfragen in der OKJA in erster Linie bei der Altersgruppe der Kinder ergeben.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist bei dieser Zusammenarbeit mit familien- und schulergänzenden Betreu-ungsangeboten, wie bereits im Kapitel 8.3.2 thematisiert, zu beachten, dass die im Kapitel 8.1.1 dargestell-ten besonderen Qualitädargestell-ten der OKJA der "Offenheit", "Freiwilligkeit" und "Partizipation" für die Ermögli-chung solcher non-formaler Bildungsprozesse zentrale Voraussetzungen darstellen und entsprechend zu erhalten sind. Dies bedeutet, dass diese Merkmale nicht zugunsten einer „schulsozialarbeiterischen Hilfe und Kontrolle im Rahmen von Ganztagesschule aufge(ge)ben“ (May 2013: 173) werden dürfen. Vielmehr sollte das oben aufgeführte Bildungspotential der OKJA, welches einen Gegensatz zum durchregulierten Tagesablauf der Kinder im zunehmend ausgedehnten schulischen Setting und der Einführung von Ganzta-gesschulen bietet (vgl. Ilg 2013: 12, 30f.), sowohl in der Zusammenarbeit mit familien- und schulergän-zenden Betreuungsangeboten im Speziellen als auch im Rahmen lokaler Bildungslandschaften und sozial-räumlichen Zusammenarbeitsbestrebungen im allgemeinen hervorgehoben werden.

25 Weitere Bildungsverständnisse und Konkretisierungsbemühungen von Bildung im Kontext der Offenen Kinder- und Jugendarbeit sind u.a.

auch bei Deinet (2005), Peter (2004) oder Rauschenbach (2003 55-57) zu finden.

26 Deinet und Icking (2013) untersuchten unterschiedliche Kooperationsformen von Offener Kinder- und Jugendarbeit und betreuten Ganztagsan-geboten und arbeiteten unterschiedliche Typen heraus (vgl. Deinet/Icking 2013: 397), die für die Rolle der Offenen Kinder- und Jugendarbeit im die im Kontext von Bildungslandschaften ggf. von Interesse sein könnten.

Empfehlung:

• Die OKJA ist als Teil des gesamten Versorgungssystems für Kinder und Jugendliche zu verste-hen, weshalb eine Kooperation und eine Vernetzung mit anderen relevanten Institutionen in den definierten Planungsgebieten erforderlich und anzustreben sind und integrierte sozial-räumliche Planungsansätze und -vorhaben zu begrüssen wären. Die Implementierung und Umsetzung lokaler Bildungslandschaften, wie dies bereits in einigen Gebieten der Stadt Basel geschehen ist, kann diesbezüglich als bedeutsame Entwicklung in die richtige Richtung be-wertet werden. Hierbei gilt es, die Rolle und Besonderheit der OKJA stets mitzudenken und zu bewahren (vgl. Kap. 8.1.1).