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Diskussion der Bedürfnislagen der 7- bis 12-jährigen Kinder Bedarf an unstrukturierten Spiel- und Gestaltungsräumen

8 Ergebnisdiskussion und fachliche Kontextualisierung

8.1 Fachliche Grundlagen

8.2.2 Diskussion der Bedürfnislagen der 7- bis 12-jährigen Kinder Bedarf an unstrukturierten Spiel- und Gestaltungsräumen

Ähnlich wie bei der Altersgruppe der 5- bis 6-jährigen Kinder wird auch für die 7- bis 12-Jährigen der ungedeckte Bedarf an unstrukturierten, ästhetisch-künstlerischen, Bewegungs- und Peergroup orientier-ten Spielangeboorientier-ten als am höchsorientier-ten erachtet (vgl. Kap. 6.7.2). Entsprechend sehen die Fachpersonen so-wohl einen ungedeckten Bedarf an aufsuchenden/mobilen Angeboten als auch an offenen Treffangeboten in den verschiedenen Quartieren der Stadt Basel, wo diese Angebotsinhalte möglich sind. Dieser Bedarf an unstrukturierten Angeboten ist vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Analyse der Freizeitgestaltung nicht verwunderlich. Zum einen wird erkennbar, dass mit zunehmendem Alter der Kinder die organisierte Freizeitgestaltung abnimmt und zum anderen gemeinsame spielerische Tätigkeiten in der Gleichaltrigen-gruppe immer wichtiger werden (vgl. Kap. 6.7.2). Vor diesem Hintergrund kommen offenen unstruktu-rierten Aneignungsräumen im Wohnumfeld, wie es die Angebote der OKA sind, gerade in städtischen d.h.

vergleichsweise aneignungsarmen Wohngebieten während der "freien Zeit" der Kinder eine zentrale Be-Empfehlungen:

• Die Angebote der OKA für 5- bis 6-jährigen Kinder wären zu überprüfen und so zu gestalten, dass trotz der Begleitung oder Anwesenheit der Eltern selbstregulierte Aneignungsprozesse und Aktivitäten der Kinder möglich sind. Es empfiehlt sich, dass diese Angebote der OKA in den Quartieren an Orten angeboten werden, die eine Anwesenheit der Eltern ermöglichen und gleichzeitig andere Altersgruppen (z.B. die 7- bis 12-jährigen Kinder) nicht verdrängen.

• Entsprechend wären bei der OKA nebst Angeboten für eine breite Altersspanne auch Zeitfens-ter für jüngere und ZeitfensZeitfens-ter für älZeitfens-tere Kinder einzurichten, damit diese eigene räumliche und/oder zeitliche "Angebote" erfahren und keinen Verdrängungsprozessen ausgesetzt sind.

• Mit den Trägerschaften der OKA wäre die Anwesenheit und Rolle der Eltern der angebotsnut-zenden Kinder zu diskutieren und die Frage zielgruppenspezifischer Zeitfenster zu klären.

deutung zu. In diesen ausserschulischen unstrukturierten Aneignungsräumen finden wichtige informelle Bildungsprozesse statt, die erheblichen Einfluss auf die Bildungschancen von Heranwachsenden haben.

Entsprechend bedeutsam ist aber auch, dass sowohl die ortsgebundenen als auch die mobilen Angebote der OKA Gelegenheiten für selbstregulierte Aneignungsprozesse anbieten, die inhaltlich auf die oben dar-gestellten Bedürfnisse entsprechend reagieren können und informelle Bildungsprozesse ermöglichen (vgl.

Fuhs/Brand 2013: 94-97).

Die positive Bewertung der vorhandenen Angebote der OKA durch die befragten Kinder in den Quartieren Hirzbrunnen und Klybeck lässt, wie bei der Altersgruppe der 5- bis 6-Jährigen, darauf schliessen, dass die dortigen Angebote inhaltlich auf die jeweiligen Bedürfnisse in einem angemessenen Rahmen zu reagieren in der Lage sind und innerhalb der Institution den Kindern auch entsprechende Mitwirkungsmöglichkei-ten ermöglicht werden (vgl. Kap. 6.2.2).

Mit Blick auf die Altersgruppe der 10- bis 12-Jährigen, ist festzuhalten, dass sich der Übertritt in der Ange-botsnutzung der OJA nicht völlig klar abgrenzen lässt. D.h. es gibt 12-Jährige, welche bereits ein Angebot der OJA besuchen, während andere Kinder dieses Alters nach wie vor Angebote der OKA (z.B. einen Robi-spielplatz) nutzen. Nach Drössler (2013) befinden sich 10- bis 14-Jährige in einem gewissen Dilemma, da kindliche und jugendliche Interessen auf eine Umwelt stossen, welche diese eher als Kinder denn als Ju-gendliche ansieht – auch, wenn demgegenüber bereits jugendtypische Verhaltensweisen unter Kindern zunehmen (vgl. Drössler 2013: 102). Die sich im Kontext der Adoleszenz vollziehenden Sozialisationspro-zesse zeigen, mit Blick auf die Angebotsnutzung, einen Altersstruktur-geprägten Prozess, der sich zuneh-mend an der Peergroup orientiert aber auch verstärkt jugendkulturell ausdifferenziert (vgl. Hurrelmann 2010: 132; Drössler 2013: 104-105). D.h. mit zunehmendem Alter der Kinder steigt die Summe heteroge-ner Bedürfnisse hinsichtlich Raum- und Nutzungsansprüche und der Angebote der OJA. Mit Blick auf die Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen, haben die Angebote der OKJA, diesem Phänomen Rechnung zu tra-gen, indem sie gegenüber diesen heterogenen und selektiven Nutzungsmustern konzeptionell als auch im Rahmen einer entsprechenden Zugänglichkeit für diese Altersgruppe zu den Angeboten ermöglichen.

Des Weiteren zeigte sich, dass die Nutzung derselben Angebote durch eine grosse Altersspannbreite (z.B.

5 bis 12 Jahre), insbesondere durch die Anwesenheit der Eltern, auch bestimmte Altersgruppen verdrän-gen resp. ausschliessen kann.

Folgerung: Die bestehenden Angebote der OKA in den Quartieren Hirzbrunnen und Klybeck sind so ausgerichtet, dass sie auf die Bedürfnisse der Altersgruppe reagieren können und inhaltlich den fachlichen Forderungen und dem Stand der Fachdiskussion entsprechen.

Empfehlungen:

• Insbesondere in aneignungsarmen Wohngebieten sind unstrukturierte Aneignungsräume für Kinder im unmittelbaren Nahraum zu schaffen, für deren Entwicklung und Umsetzung sich die Trägerschaften der OKJA verantwortlich zeigen können.

• Bei punktuellen mobilen Spielangeboten in den Quartieren sollte darauf geachtet werden, dass diese den Kindern möglichst freie, unstrukturierte und vielfältige Spielmöglichkeiten er-öffnen und nicht primär funktionalisierte Spielangebote beinhalten.

Empfehlungen:

• Es wird empfohlen, dass der Altersgruppe der 7- bis 12-Jährigen auch zeitliche Nutzungsfens-ter zur Verfügung gestellt werden, während denen sie ohne die Anwesenheit der jüngeren Kinder (z.B. 5- bis 6-Jährige) die Angebote nutzen können.

Bei älteren Kindern wird zudem ein geschlechtsspezifisch unterschiedlicher Bedarf thematisiert, dieser Aspekt wird bei der Altersgruppe der Jugendlichen diskutiert (vgl. Kap. 8.2.3).

Bedarf an einzelfallbezogenen Hilfen

Ebenfalls fällt auf, dass die Fach- und Schlüsselpersonen einen hohen Bedarf an einzelfallbezogenen Hilfen bei dieser Altersgruppe ausmachen (vgl. Kap. 6.7.2). Mit Blick auf die Bestandesaufnahme OKJA BS 2013, bleibt jedoch unklar, inwieweit im Rahmen der bestehenden Angebote auf diesen ungedeckten Bedarf an einzelfallbezogenen Hilfen geantwortet wird. Diesbezüglich scheint es, Entwicklungsbedarfe zu geben, zumal es für diese Altersgruppe in der Stadt Basel keine formalen Beratungs- und Unterstützungsangebo-te wie z.B. die Jugendberatung Basel für Jugendliche und junge Erwachsenen gibt (allenfalls besUnterstützungsangebo-tehen Be-ratungsangebote an den Schulen durch Schulsozialarbeitende). Entsprechend bedeutsam kann für diese Altersgruppe das Beziehungs- und Beratungsangebot der Fachkräfte der OKA als erste, niederschwellige und vertrauensvolle Anlaufstelle ausserhalb der Familie und Schule sein.

Bedarf an Mitwirkungsmöglichkeiten

Der erhobene Bedarf an Mitwirkungsmöglichkeiten zeigt sich bei der Altersgruppe der 7- bis 12-Jährigen vor allem in zwei Bereichen: Einerseits stellt die Mitbestimmung bei der Angebotsgestaltung der OKA eine Thematik dar. Andererseits wird ein intensiverer partizipativer Einbezug dieser Altersgruppe bei der Gestaltung öffentlicher Örtlichkeiten, wie z.B. Spielplätzen, Parks und Grünflächen in den Quartieren, ge-fordert. Die befragten Kinder aus den Quartieren Hirzbrunnen und Klybeck berichten von Beteiligungspro-zessen z.B. bei der Programmgestaltung oder bei SpielplatzgestaltungsproBeteiligungspro-zessen innerhalb offener Ange-bote und bewerten diese rückblickend als sehr positiv (vgl. Kap. 6.2.1; 6.2.2). Dies entspricht der fachli-chen Beteiligungsprämisse der OKJA: Denn die Qualität der OKJA besteht darin, Arrangements anzubieten, in denen Kinder und Jugendliche, ausgehend von ihren jeweils spezifischen Bewältigungsformen, ihre Bildungs- und Teilhabespielräume erleben und erweitern können und erlauben, von diesen selbst

defi-Empfehlungen:

• Die Funktion der OKA als niederschwellige und beziehungsbasierte Anlaufstelle und Bera-tungsangebot ist vor dem Hintergrund der oben dargestellten Überlegungen für die Alters-gruppe der Schulkinder bedeutsam und wäre auch konzeptionell zu klären.

• Bei der Entwicklung konzeptioneller Grundlagen sollte darauf geachtet werden, dass diese Unterstützungsangebote im Rahmen und am Ort der bestehenden Angebote einen adäquaten Platz finden (d.h. nicht wie die Jugendberatung Basel ausgelagert sind), ohne zugleich die lustvollen und spielerischen Handlungsmöglichkeiten der Angebote zu schmälern. Denn die OKA ist primär kein Beratungs- und Unterstützungsangebot, kann aufgrund ihrer Nieder-schwelligkeit aber durchaus in einem begrenzen Rahmen diese Funktion übernehmen und le-bensweltnahe Unterstützung bieten.

• Sollte sich herausstellen, dass der niederschwellige und begrenzte Rahmen an einzelfallbezo-genen Hilfen in der OKJA diesen Bedarf nicht decken kann, so wären andere Angebote (wie beispielsweise die Einführung von Schulsozialarbeit auf Ebene der Primarschulen) näher zu prüfen. Bei einem solchen zu entwickelnden Angebot müsste vor allem über den erforderli-chen niederschwelligen Charakter nachgedacht werden und geprüft werden, ob die Zielgrup-pe mit dem entsprechenden Bedarf auch durch die Angebote erreicht werden kann.

• Gleichzeitig ist aber zu gewährleisten, dass die fluiden Nutzungsinteressen (z.B. der 10- bis 14-Jährigen) dadurch nicht unterlaufen werden. Mit den Trägerschaften der OKJA wäre ein entsprechender Umgang mit der Thematik der Altersdifferenzierung einzelner Angebote der OKJA zu diskutieren.

niert und gestaltet zu werden (vgl. Schröer 2008: 51-52). Solche Gestaltungsräume scheinen innerhalb der Angebote der OKA in den beiden untersuchten Quartieren Klybeck und Hirzbrunnen durchaus zu existie-ren, resp. wurden Kinder bei der Gestaltung ihrer Lebensumwelt vereinzelt einbezogen. Laut den Fach- und Schlüsselpersonen sind Formen der Beteiligung innerhalb der Institutionen der OKA jedoch wesent-lich leichter zu realisieren als im Kontext der Gestaltung des öffentwesent-lichen Raums. Deshalb seien insbeson-dere Mitwirkungsmöglichkeiten und Interessenvertretung der Kinder bei diesen Themen in den Quartie-ren zu fördern (vgl. Kap. 6.7.2).

Der OKJA wird im Fachdiskurs aber eine noch aktivere Rolle bei der Ermöglichung von Beteiligung zuge-sprochen. So sieht Reutlinger (2013: 595f.) das zur Verfügung stellen von "aneigenbaren Containern im abgehängten Stadtteil" wie z.B. Abenteuerspielplätze, nicht mehr als hinreichende Angebotsform der OKJA an. Vielmehr plädiert er für eine sozialräumliche OKJA, die Kindern und Jugendlichen gesellschaftliche Partizipations- und Teilnahmeformen ermöglicht und entsprechende "Ermöglichungsstrukturen" schafft und ausbaut. Damit verweist Reutlinger auf eine erweiterte Funktion der OKJA, die zur Aufgabe hat, Betei-ligungsprozesse und -strukturen für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und nachhaltig zu verankern (vgl. Reutlinger 2013: 595f.). Auch Zinser (2005) hält fest, dass die OKJA bezüglich der Förderung von Beteiligung von Kindern und Jugendlichen drei Aufgabenbereiche wahrzunehmen hat: "1. die Förderung der Partizipation innerhalb der Einrichtung, 2. die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen bei der Einmi-schung in die eigene Lebenswelt und 3. Die aktive (Mit-)Gestaltung der kommunalen Partizipation." (Zinser 2005 : 158) Entlang dieser drei Beteiligungsebenen ergeben sich für die OKA in der Stadt Basel die folgen-den Empfehlungen:

8.2.3 Diskussion der Bedürfnislagen der Jugendlichen