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Einschätzungen der 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen im Hirzbrunnen

6 Ergebnisse der Bedürfniserhebung

6.4 Altersgruppe der jungen Erwachsenen

6.4.1 Einschätzungen der 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen im Hirzbrunnen

Im Folgenden werden Einblicke in die subjektiven Einschätzungen zur Freizeitgestaltung und zu den Be-dürfnislagen der befragten 26 jungen Erwachsenen, welche im Quartier Hirzbrunnen leben, dargestellt.

Freizeit, Treffpunkte und Aktivitäten

Die Freizeitaktivitäten der Befragten setzen sich aus einer Kombination sportlicher und kultureller Aktivi-täten sowie regelmässigen, informellen Treffen im Freundeskreis zusammen. Nahezu alle Befragten heben den hohen Stellenwert des "Zusammenseins" und "Chillens" unter Gleichaltrigen hervor. Die Befragungen lassen deutlich werden, dass sich die Freizeitaktivitäten der Befragten, aufgrund schulischer und berufli-cher Verpflichtungen unter der Woche, auf den Spätnachmittag und Abend sowie auf das Wochenende konzentrieren. Viele der Befragten sind während ihrer Freizeit in unterschiedlicher Form und Häufigkeit sportlich tätig. Sportliche Aktivitäten werden mehrheitlich ausserhalb von Sportvereinen betrieben – meist erfolgen diese spontan und selbst organisiert im öffentlichen Raum oder in öffentlichen Sport-/Freizeitanlagen und nach Möglichkeit im Quartier (Gartenbad/Kunsteisbahn Eglisee, Sportanlagen Rankhof, Schoren und Bäumlihof, Lange Erlen, Pumpwerk). Im Gegensatz zur Altersgruppe der Jugendli-chen finden die Freizeitaktivitäten der befragten jungen Erwachsenen deutlich häufiger ausserhalb des Quartiers statt. Ein grosser Teil der Befragten trifft sich während des Sommers im Freundeskreis am Rheinufer oder an anderen Orten im öffentlichen Raum. Der Anteil der Nutzung kostenpflichtiger, öffentli-cher und/oder kommerzieller Angebote steigt bei dieser Altersgruppe aufgrund der zunehmend verfüg-baren finanziellen Mittel an. So gibt etwa die Hälfte der Befragten an, am Wochenende für den Ausgang kommerzielle Freizeitangebote (Bars, Clubs, Kino, Theater, kulturelle Veranstaltungen) in der Innenstadt Basel in Anspruch zu nehmen. Die anfallenden Kosten für diese Formen der Freizeitgestaltung stellen nur für einige wenige Befragte ein Hindernis dar. Die Mehrheit der Befragten, die sich im öffentlichen Raum an Orten im Quartier trifft, gibt an, dies auch bei Regen oder kalter Witterung zu tun. Die restlichen Befragten nutzen im Winter vermehrt die eigene Wohnung, Sportangebote oder kommerzielle Angebot. Hinsichtlich der Freizeitgestaltung sind zwischen den Befragten jungen Frauen und Männern nur geringfügige Unter-schiede (ausgeübte Sportarten) festzustellen.

Einschätzungen des Quartiers Hirzbrunnen und dessen Freizeitgestaltungsmöglichkeiten

Das Quartier Hirzbrunnen wird von den befragten jungen Erwachsenen grundsätzlich positiv beurteilt. Die Mehrheit der Befragten betont die ruhige und dennoch zentrale Lage des Quartiers in der Stadt Basel und nimmt dieses primär als ein "Wohnquartier am Stadtrand" wahr. Die Randlage des Quartiers und die da-mit verbunden Nähe zum Naherholungsgebiet Langen Erlen sowie die bestehenden Freizeit- und Sport-stätten im Quartier wirken sich aus Sicht vieler Befragter förderlich auf die Ausübung ihrer Freizeitaktivi-täten aus. Die Beschreibungen ehemaliger Nutzenden von Angeboten der OJA zeigen, dass sich keiner der Befragten vorstellen könnte, diese aktuell selbst zu nutzen.

Einschätzungen der bestehenden Angebote der Offenen Jugendarbeit Jugendzentrum Eglisee

Der grossen Mehrheit der befragten jungen Erwachsenen ist das Jugendzentrum Eglisee bekannt. Ein Teil dieser Befragten hat dieses im Alter von 10 bis 15 Jahren in unterschiedlicher Häufigkeit genutzt. Es gibt aber auch Befragte, die das Angebot nie in Anspruch genommen haben oder denen das das Jugendzentrum Eglisee unbekannt ist – meist weil sie erst seit kurzer Zeit im Quartier wohnen. Aktuell nutzt keiner der Befragten ein Angebot des Jugendzentrums Eglisee. Dieses wird von den Befragten grundsätzlich der Al-tersgruppe der Jugendlichen zugeschrieben, ein Befragter äussert hierzu: "Es bringt nichts junge Erwach-sene in ein Jugi zu stellen, weil dort die Kleinen sind." Rückblickend bewerten ehemalige Angebotsnutzende das Jugendzentrum Eglisee sehr positiv. Die Mehrheit gibt an, das Jugendzentrum mehrmals wöchentlich besucht zu haben. Für die Befragten war vor allem der Offene Treff wichtig – dort habe man gemeinsam Spielen und "auch mal vom Alltag abschalten können." Die Anwesenheit von Jugendarbeitenden vor Ort erachten die Befragten rückblickend als sehr wichtig. Einige Befragte heben hervor, dass sie von den Ju-gendarbeitenden in Krisensituationen gut beraten worden seien. Des Weiteren hätten sich die Jugendar-beitenden mit der partizipativen Gestaltung der Angebote im Jugendzentrum sehr viel Mühe gegeben.

Genderspezifische Angebote erachten die Befragten rückblickend als sinnvoll. Von den Befragten wird konstatiert, dass die Angebote primär der Altersgruppe der Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren vorbehalten sein sollten – eine Durchmischung mit anderen Altersgruppen wird eher problematisiert.

Stellenwerte der Offenen Jugendarbeit im Hirzbrunnen

Zwei Befragte betonen, dass die Angebote der OJA besonders für die Altersgruppen der Kinder und Ju-gendlichen einen höheren Stellenwert haben. Sie selbst (als junge Erwachsene) seien jedoch nicht mehr auf die selbigen angewiesen. Ehemalige Angebotsnutzende, welche in der Vergangenheit das Jugendzent-rum Eglisee und/oder den Robispielplatz Allmend genutzt hatten, wünschen den Fortbestand dieser An-gebote. Retrospektiv betonen zwei der Befragten den hohen Stellenwert dieser Freizeitangebote insbe-sondere für Kinder und Jugendliche aus sozial-benachteiligten Verhältnissen. Eine andere Befragte betont, dass es "wichtig ist, Angebote für Jugendliche zur Verfügung zu stellen, damit diese eine Ansprechperson bei Konflikten und Langeweile haben". Diese Hinweise lassen deutlich werden, dass das bestehende Freizeit-angebot für die Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen von der Mehrheit der befragten jungen Er-wachsenen als ausreichend und zugleich als förderlich angesehen wird. Auch, wenn mehrere Befragte verschiedene Mängel oder Bedarfe bei den Angeboten für junge Erwachsene sehen, so stellt keiner die bestehenden Angebote der OJA für die anderen Altersgruppen in Frage.

Bedürfnisse und Anliegen der befragten jungen Erwachsenen

Aus den Aussagen der Befragten lassen sich folgende Bedürfnislagen junger Erwachsener eruieren.

Einschränkungen in der Nutzung von Orten im öffentlichen Raum und ungedeckter Bedarf an Innenräumen Mehrere Befragte wünschen sich Orte im öffentlichen Raum des Quartiers, an denen sie sich toleriert und ungestört fühlen. Dieses Anliegen resultiert aus Einschränkungen bei der aktuellen Nutzung, beispielswei-se durch Anwohnende im Quartier, die bereits bei kleineren Ruhestörungen Polizei hinzuziehe. In diebeispielswei-sem Kontext moniert ein Befragter: "Es gibt hier keine Orte, wo wir ungestört sein können. Das Quartier sollte etwas offener für die Jungen sein, und nicht nur für die kleinen Kinder etwas anbieten." In diesem Kontext äussern einige Befragte den Wunsch nach überdachten Sitzgelegenheiten, damit sich die Gruppe auch bei schlechtem Wetter im öffentlichen Raum treffen könne. Der Grossteil der Befragten äussert auch einen Bedarf an (Innen-)Räumen, die von jungen Erwachsenen selbst gestaltet werden können. Hierbei ist es für die Befragten besonders wichtig, sich dort im eigenen Freundeskreis treffen zu können. "Es muss nicht wirklich viel sein, einfach einen Ort, wo wir uns treffen können, um nicht immer in die Stadt gehen zu müs-sen." Einige Befragte würden eine solche Räumlichkeit gerne dazu nutzen, um Musik zu machen

(Band-proben, DJ, Auftrittsmöglichkeit), zu Tanzen oder Partys zu organisieren – auf diese Weise könne auch die von mehreren Befragten als mangelhaft wahrgenommene Jugendkulturförderung gestärkt werden.

Grundsätzlich lassen sich aus den Einschätzungen der Befragten drei mögliche Raummodelle ableiten.

Vorstellbar ist eine Kombination der unterschiedlichen Modelle am selben Ort. Das erste Modell orientiert sich an den bereits bestehenden Jugendzentren. Dort sollte eine pädagogische Fachperson in den Räum-lichkeiten regelmässig präsent sein, z.B. um gemeinsam mit jungen Erwachsenen Angebote zu initiieren, und es müsse altersentsprechende Spielmöglichkeiten (Playstation, Billard, Töggeli) sowie eine Bar für den Getränkeausschank geben. Das zweite Raummodell beinhaltet eine pädagogische Begleitung, jedoch nicht die ständige Präsenz einer Fachperson: "Jugendarbeitende sollten das begleiten und ein bisschen or-ganisieren helfen", so drückt es einer der Befragten aus. Im Kontext dieses Modells steht die Fachperson den Nutzenden bei Fragen und Konflikten beratend zur Verfügung. Hierfür sei ein gutes Vertrauensver-hältnis zwischen den pädagogischen Fachpersonen und den Nutzenden konstitutiv. Das dritte Raummo-dell hat die Selbstverantwortung durch junge Erwachsene zum Ziel. Hier verfügen die Verantwortlichen über einen Mietvertrag und entsprechende Grundregeln für die Nutzung des Raumes. Eine pädagogische Betreuung oder Begleitung wäre nicht vorgesehen. Hierfür wäre eine Steuergruppe, welche sich aus jun-gen Erwachsenen zusammensetzt, vorgesehen.

Gemein ist allen Raummodellen, dass ausreichend Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ein Befragter schildert dieses Anliegen mit den Worten: "Es würde uns sehr interessieren, wenn es cooler wäre wie die Jugis – die waren immer clean, d.h. wir konnten nur dorthin gehen und Karten spielen, aber nichts Eigenes machen. Wir wollen Räume selbst gestalten und einrichten und das Programm selbst bestimmen können." Während sich einige der Befragten gegenüber einer Nutzung der Räumlichkeiten durch mehrere Gruppen junger Erwachsener offen zeigen, präferiert ein anderer Teil der Befragten eine auf die eigene Interessensgruppe begrenzte Nutzung. Für einige der Befragten ist die Nutzung derlei Räumlichkeiten besonders während der Wintermonate, als Ersatz resp. Ergänzung zu Treffen im öffentlichen Raum, rele-vant. Mehrere Befragte berichten von selbst initiierten Versuchen, geeignete Räumlichkeiten für diese Anliegen zu suchen. Die Umsetzung dieses Anliegens scheiterte bei den Befragten bis anhin an geeigneten Mietobjekten im Quartier und den begrenzten finanziellen Mitteln.

Bedarf an Verbesserung von Infrastruktur und Angeboten

Als besonders entwicklungsbedürftig wird das gastronomische Angebot für junge Menschen, z.B. ein ge-mütliches Café oder eine Bar mit Sofas und mobilem Internetzugang erachtet. Auch die Erweiterung und Instandhaltung bestehender Sport- und Freizeitstätten wird mehrmals thematisiert (z.B. erweiterte Skatemöglichkeiten, überdachte Schwimmhalle, zusätzliche Beachvolleyballfelder, Erweiterung der Öff-nungszeiten der Schwimmbäder, kostenfreier Raum mit Fitnessgeräten und Fussballtore auf dem Spiel-feld vor dem Jugendzentrum Eglisee). Eine Gruppe Befragter erachtet den neu errichteten Skatepark

"Portland" im Quartier Klybeck als ein Musterbeispiel für einen sozialräumlichen Gestaltungsprozess jun-ger Menschen in der Stadt Basel.

Kein Bedarf

Ein Teil der Befragten ist mit den bestehenden Freizeitangeboten für junge Erwachsene, vor allem mit Blick auf das Ausüben sportlicher Aktivitäten, im Quartier Hirzbrunnen zufrieden. Oftmals führen vor al-lem sportliche Aktivitäten zu einer intensiven zeitlichen Auslastung, und die Befragten haben keinen spe-zifischen Bedarf an weiteren Angeboten oder Räumlichkeiten im Quartier oder darüber hinaus.

Zusammenfassung

Das Quartier Hirzbrunnen wird von den befragten jungen Erwachsenen grundsätzlich positiv beurteilt, wobei die ruhige und dennoch zentrale Lage des Quartiers betont wird. Die jungen Erwachsenen bewegen

sich während ihrer Freizeit sowohl im Quartier als auch im Vergleich zu den Jugendlichen deutlich häufi-ger ausserhalb des Quartiers und nutzen mehr kommerzielle Angebote (Cafés, Bars, Discos u.a.). Auch bei dieser Altersgruppe wird der hohe Stellenwert des "Zusammenseins" unter Gleichaltrigen bei der Freizeit-gestaltung hervorgehoben, und das Wochenende nimmt aufgrund der beruflichen Verpflichtungen unter der Woche für diese Altersgruppe eine zentrale Bedeutung während der Freizeit ein.

Die grosse Mehrheit der befragten jungen Erwachsenen kennt das Jugendzentrum Eglisee, welches heute aber von keiner resp. keinem der Befragten mehr genutzt wird. Dieses Angebot wird von den Befragten grundsätzlich der Altersgruppe der Jugendlichen zugeschrieben und die befragten jungen Erwachsenen erheben zum Zeitpunkt der Befragung keinen Anspruch auf eine Nutzung. Einzelne betonen, dass die An-gebote der OKJA besonders für die Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen einen hohen Stellenwert haben und für die eigene Altersgruppe nicht mehr so zentral sei. Rückblickend bewerten ehemalige Ange-botsnutzende das Jugendzentrum Eglisee sehr positiv. Viele der Befragten bedauern, dass es im Hirzbrun-nen Quartier – im Vergleich zu anderen Basler Quartieren – nur wenige Angebote für junge Erwachsene gibt. Die Befragungsergebnisse lassen einen Bedarf bei den jungen Erwachsenen an Orten im öffentlichen Raum im Quartier erkennen, an denen sie sich toleriert und ungestört fühlen können, ohne zugleich ande-re Bevölkerungsgruppen zu stöande-ren. Diesbezüglich wird auch die Toleranzfähigkeit der Wohnbevölkerung gegenüber jungen Menschen im öffentlichen Raum im Quartier kritisiert. Darüber hinaus wird ein Mangel an nutzbaren Innenräumen im Quartier geäussert, welche von jungen Erwachsenen selbst definiert und gestaltet werden können und Aktivitäten zulassen, welche in der eigenen oder elterlichen Wohnung nur begrenzt möglich sind. Allerdings gehen die Vorstellungen darüber auseinander, wie ein solches Rauman-gebot gestaltet, organisiert und genutzt werden könnte, und die Befragten stellen diesbezüglich unter-schiedliche Nutzungskonzepte vor.