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Räumliche Dimensionen von Freizeitgestaltung Die Bedeutung von Räumen für Kinder und Jugendliche

7 Ergebnisse der Analyse der Aufwachsbedingungen und der Freizeitgestal- Freizeitgestal-tung von Kindern und Jugendlichen

7.3 Freizeitgestaltung und Kontextbedingungen

7.3.1 Räumliche Dimensionen von Freizeitgestaltung Die Bedeutung von Räumen für Kinder und Jugendliche

Die Wohnumgebung ist zentral für das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen: „Research with chil-dren and young people has repeatedly shown that place, identity and well-being are often closely connected“

(Jack 2010: 758). Die Wohnung und Wohnumgebung als erste Erfahrungsräume lassen tiefe Spuren im gesamten Erleben zurück. Vermutlich prägen sie emotionale und soziale Haltungen, individuelle Sicher-heiten und Sehnsüchte (vgl. Schultheis et al. 2008: 57). Wichtig für einen sicheren Raumbezug ist für Kin-der die Möglichkeit, über Räume und was ihnen darin wichtig ist, sprechen und die Wohnumgebung ex-plorieren zu können (vgl. Jack 2010). Unbeaufsichtigtes Sich-Fortbewegen (z.B. auf dem Schulweg) führt zu vielfältigen Interaktionen und starkem Bezug zur Wohnumgebung, unüberwachte ‚geheime Orte‘ för-dern Phantasiespiele (vgl. ebd.). Ebenfalls zentral ist soziales Kapital in der direkten Wohnumgebung, in anderen Worten die Teilhabe an sozialen Beziehungsnetzen (vgl. Jack/Jordan 1999).

Kinder und Jugendliche verfügen heute über grosse Streifräume, welche aber gleichzeitig verinselt sind.

Die Entfernung zwischen diesen Inseln wird mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückge-legt. Der Raum zwischen den Inseln verschwindet so und wird zum Zwischenraum, der überbrückt wird (vgl. Rolff/Zimmermann 2001). Entsprechend ist der städtische Lebensraum von Kindern und Jugendli-chen „nicht ein Segment der realen räumlichen Welt, sondern besteht aus einzelnen separaten Stücken, die wie Inseln verstreut in einem größer gewordenen Gesamtraum liegen, der als ganzer unbekannt oder zumin-dest bedeutungslos ist“ (Zeiher 1983: 187; vgl. Zeiher/Zeiher 1994). Laut Jack (2010: 762) wird das Raum-verhalten von Kindern und Jugendlichen insbesondere durch folgende Einflüsse mitbestimmt:

• Familiäre/persönliche Faktoren: Mit steigendem Alter vergrössert sich der aktiv genutzte Raum.

Kinder aus Familien mit hohem sozialem Status nutzen grössere Räume als Kinder aus Familien mit niedrigem sozialem Status. Mädchen und Jungen eignen sich Räume unterschiedlich an, wobei ins-besondere Löw (2001) einen defizitären Blick auf diese Unterschiede kritisiert. Tendenziell werden öffentliche Räume stark durch männliche Jugendliche besetzt. Durch deren Selbstbehauptungsritu-ale, Territorialkämpfe und Aneignungssymbole (z.B. Graffiti) fühlen sich insbesondere weibliche Jugendliche, aber auch jüngere Jugendliche in ihrer Raumnutzung eingeschränkt. Diese begrenzen tendenziell ihre eigenen Raumansprüche und nutzen die konfliktmoderierenden Potenziale von Ju-gendeinrichtungen (vgl. Deinet 2013a).

• Faktoren der direkten Wohnumgebung: Insbesondere das Verkehrsvolumen und die wahrgenom-mene Kriminalitätsgefahr (sowohl durch die Eltern als auch durch die Kinder/Jugendlichen) beein-flussen das Raumverhalten.

• Gesellschaftliche/kulturelle Faktoren: Es wird gesellschaftlich ausgehandelt, was als angemessenes, was als riskantes und störendes Verhalten von Kindern und Jugendlichen angesehen wird. Tenden-ziell werden immer mehr Tätigkeiten als riskant angesehen und, wenn überhaupt, nur unter Beauf-sichtigung von Erwachsenen als angemessen beurteilt. Dies führt zu einer „shrinking world of child-hood“ (Jack 2010: 762).

Bei Jugendlichen und Kindern im Schulalter hat eine selbständige Raumorientierung und die Möglichkeit dynamischer Raumaneignung eine hohe Bedeutung. Positiv auf die Aneignung öffentlicher Räume durch Jugendliche wirkt die Kombination möglichst verschiedenartiger Raumqualitäten: Gewünscht sind Büh-nen für Selbstdarstellung, Orte, die Überblick verschaffen sowie Rückzugsnischen. Trotz Bedürfnissen nach Abgrenzung sind der Bezug zu öffentlichen Räumen der Erwachsenen und die Nähe zu wichtigen Knoten des öffentlichen Verkehrs (z.B. Bahnhof) wichtig. Wenig geeignet sind grosse, offene, unstruktu-rierte und einfach kontrollierbare öffentliche Räume (vgl. Schultheis et al. 2008). Entsprechend sind für Jugendliche besonders attraktive Erlebniszonen zentrale Knotenpunkte von Verkehr, Konsum Sport und Kultur, aber auch Schulen und ihr unmittelbares Umfeld. An solchen Orten geht es um das gemeinsame Erleben und um Selbstinszenierung (vgl. Kilb 2012). Grossstädtische Räume bieten in dieser Hinsicht spezifische Qualitäten. Kinder und Jugendliche auf dem Land wachsen in viel homogeneren Wohnumge-bungen auf (sozialer Hintergrund, familiale Lebensformen, kulturelle Infrastruktur). Die soziale und räumliche Welt in ländlichen Regionen ist meist überschaubar und intim, dies kann aber auch zu ein-engender sozialer Nähe führen (vgl. Schultheis et al. 2008: 57).

Räume haben nicht nur eine konkrete, physikalische Struktur, sondern auch eine symbolische und fiktive Bedeutungsebene. Diese zweite Ebene hat an Bedeutung gewonnen und überformt oder ersetzt gar die faktischen, orts- und raumbezogenen Aneignungsweisen. Die Vermischung dieser beiden Raumkategorien bei Kindern und Jugendlichen führt zu neuen raumbezogenen Wahrnehmungs-, Aneignungs- und Kon-struktionsformen: „Die Bedeutung des realen Stadtraums modifiziert sich für junge Generationen dabei zu-nehmend vom bisherigen Selbstpräsentations- und realen Kontaktforum hin zum ‚Callcenter‘ mit hohem präsentem Mobilitätsangebot und angeschlossener Face-to-Face-Kontaktbörse“ (Kilb 2012: 619). Vor dem Hintergrund der hier kurz referierten Zusammenhänge lassen sich Anforderungen an ‚kinderfreundliche Städte‘ formulieren. Ein kinderfreundlicher Ort sucht eine Balance zwischen Schutz und Frei-heit/Freiraum für Kinder, teilt die Verantwortung für das Wohlbefinden von Kindern auf viele auf, sieht Kinder als fähig an, Entscheidungen zu treffen und ihr Leben mitzubestimmen, schafft attraktive und si-chere Orte zum Spielen und für informelle soziale Interaktionen (vgl. Jack 2010: 763).

Raumaneignung und Lebenslage

Auch wenn die Segregation in der Schweiz insgesamt eher gering ist, hat doch der Segregationsindex der grossen Schweizer Städte nach einer Studie des Bundesamts für Statistik (vgl. Wanner 2004: 64) seit 1970 deutlich zugenommen.19 Die sozial-räumliche Trennung von Lebenslagen beschleunigt und verfestigt Segregationsprozesse. Insofern kann eine soziale und räumliche Spaltung zu sozialer Benachteiligung in bestimmten Quartieren führen (vgl. Lutz 2010). Es lassen sich vier Spaltungslinien der Ungleichheit fest-stellen, welche sich in besonderem Mass in Städten zeigen (vgl. ebd.: 164).:

• sozioökonomische Polarisierung (wachsende Unterschiede in Einkommen, Arbeitsmarktzugängen und Bildungschancen);

• sozio-demografische Entdifferenzierung (zunehmende Segmentierung der Haushaltsstrukturen):

• sozio-kulturelle Heterogenisierung (Pluralisierung der Lebensstile);

• sozial-räumliche Trennung von Lebenslagen.

May (2013) unterscheidet bei Heranwachsenden zwischen einer raum- und zeitstrukturierten Erschlies-sung von Freizeitaktivitäten. Im Kontext eines raumstrukturierten Verständnisses eignen sich Heran-wachsende ab dem Alter von etwa sechs Jahren in Gruppen selbstgewählte Orte im öffentlichen und halb-öffentlichen als auch Angebote der OKJA in ihrem Wohnumfeld an. Diese dienen ihnen als "informelle

Insti-19 Für die Berechnung des Segregationsindexes wurde im Rahmen der Auswertungen der eidgenössischen Volkszählung die Nationalität berück-sichtigt.

tutionen" und zeichnen sich durch einen hohen Grad an Erlebnis- und Kommunikationsqualität aus (vgl.

ebd.: 164) und wirkt sich identitätsstiftend auf die Jugendlichen aus(vgl. Flohé/Knopp 2009: 34). Ein solch angeeigneter Raum stellt für diese Anspruchsgruppen einen zentralen Ausgangspunkt für die Entdeckung, Entwicklung und Befriedigung weiterer Bedürfnisse dar. Dazu gehören das Ausleben ihrer subkulturellen Interessen und die mit zunehmenden Alter wichtiger werdende Kommunikation unter Gleichaltrigen (vgl.

May 2013: 166). Die selbstintendierte, kollektive Erschliessung von Kindern und Jugendlichen von Orten im direkten Wohnumfeld bildet somit eine zentrale und wichtige Grundlage für weitere Freizeitaktivitä-ten. Dies setzt jedoch voraus, dass es in den Wohnquartieren eine gewisse Auswahl an Orten vorhanden ist, die für Kinder und Jugendlichen öffentlich zugänglich sind und Raum für die oben beschriebenen An-eignungsprozesse zulassen. Diesem raumstrukturierten steht zugleich ein zeitstrukturiertes Verständnis von Freizeitgestaltung gegenüber (vgl. ebd.: 166-169). Hier bilden (oft von Eltern selektionierte) funktio-nale Freizeitangebote in unterschiedlichen Quartieren und somit den sozialräumlichen Bezügen entkop-pelt, den Ausgangspunkt für Freizeitaktivitäten. Dieses Phänomen zeigt sich May (ebd.) zufolge vor allem in sozio-ökonomisch privilegierten Familien (vgl. ebd.: 167), deren Kinder und somit vermehrt auch über die Quartiersgrenzen hinweg Freizeitgestaltungsmöglichkeiten erschliessen können.

Für Kinder und Jugendliche mit Migrationsgeschichte wirken Sozialräume integrationsbegünstigend, wel-che sowohl herkunftskulturelle Orte des „Rückzugs“ als auch multikulturelle Orte der Selbstdarstellung und der Begegnung bieten. Zentral sind gemeinsame Orte der kulturellen Aneignung, z.B. zentrale Plätze, die gemeinsam erlebbar werden. „In diesem Gemisch aus Näherkommen und Distanzierungen entstehen Geschichten und Legenden, die wiederum identitätsstiftende Funktionen für das Gemeinwesen an sich besit-zen können. Es zeigt sich, dass gerade dieser multikulturellen Mischstruktur an den identitätsstiftenden Or-ten, Einrichtungen und Organisationen symbolische Bedeutung zukommt“ (Kilb 2012: 626).

Freizeitaktivitäten der Kinder und Jugendlichen

Die OKJA wird von den Kindern und Jugendlichen im Rahmen der frei verfügbaren Zeit genutzt. Vor die-sem Hintergrund ist im Rahm der Angebotsplanung der OKJA von Interesse, welchen Freizeitaktivitäten die Heranwachsenden während dieser freien Zeit nachgehen und welchen Stellenwert die Angebote der OKJA vor diesem Hintergrund einnehmen.

Schultheis et al. (2008) kommen in ihrer Studie aus dem nationalen Forschungsprogramm NF52 "Kindheit, Jugend und Generationenbeziehungen im gesellschaftlichen Wandel" zum Ergebnis, dass drei Fünftel der sechsjährigen Kinder in der Schweiz in eine Art organisierter Freizeitbeschäftigung eingebunden sind, wobei dies am häufigsten sportliche Betätigungen (75.4%) gefolgt vom Musikunterricht (22.2%) sind (vgl.

ebd.: 93). 40% der sechsjährigen Kinder gehen somit keiner organisierten Freizeitbeschäftigung nach. Die Autoren und Autorinnen der Studie kommen aufgrund ihrer Analyse zum Schluss, dass zwar eine gewisse Institutionalisierung des Tagesablaufes stattgefunden hat, jedoch keine umfassende "Verplanung" der kindlichen Freizeit gegeben ist (vgl. ebd.: 92). Die selbständigen Freizeitaktivitäten der Kinder sind so-wohl durch mediale (Computerspiele, Geschichten auf CD/Kassette hören, Fernsehen) als auch durch traditionelle (Heftchen und Bilderbücher anschauen, Musik machen, Basteln, Werken, Malen) geprägt (vgl.

ebd.: 94). Aus den Ergebnissen des Forschungsprogrammes geht zudem hervor, dass die Kinder die meis-te Zeit ausserhalb der Familie, Schule und familienergänzenden Kinderbetreuung häufig mit Gleichaltrigen verbracht wird, wobei dies mit fortgeschrittenem Alter zunimmt (vgl. ebd.: 93).

Die Freizeitgestaltung der Jugendlichen unterscheidet sich deutlich von der Nutzung freier Zeit der Kin-der. So nimmt die organisierte Freizeitgestaltung im Jugendalter rapide ab: Von den 15-jährigen Jugendli-chen sind fast 70% überhaupt nicht mehr in organisierte Freizeitangebote eingebunden. Auch die Zeit und

"traditionellen" Beschäftigungen in der Familie wie z.B. Kochen, Basteln oder Musizieren werden durch

mediale Beschäftigungen ersetzt, und die Zeit ausserhalb der Schule verbringen die Jugendlichen mit Gleichaltrigen (vgl. ebd.: 97).

Häufige Freizeitbeschäftigungen mit gleichaltrigen Jugendlichen sind Diskutieren (89.1%), über Probleme reden (60.5%), draussen herumhängen (53.9%), Sport treiben (44.9%), sich daheim treffen (41.8%), im Internet surfen und Computerspiele spielen (29.2%), gemeinsames Shopping (12.3%), in einen Jugend-treff oder ins Gemeindezentrum gehen (8.4%), Musik machen (7.1%) in Disco oder ein Tanzlokal gehen (2.4%), ins Kino gehen (0.5%) und ins Konzert oder Theater gehen (0.3%) (vgl. ebd.: 99). Bezogen auf die

"medialisierten" Freizeitaktivitäten wurden in der nationalen James-Studie 2012 (vgl. Willemse et al.

2012) als beliebteste täglich oder mehrmals pro Woche durchgeführte Freizeitaktivitäten genannt: Handy nutzen (92%), Internet nutzen: (89%), MP3 hören (80%), Freunde treffen (79%), Fernsehen (79%), Sport treiben (62%), Ausruhen/nichts tun (58%) (vgl. ebd.).

Die Nutzung von Handy als auch Internet steht oft in direktem Bezug zu Kommunikation mit Gleichaltri-gen, insofern verschränken sich in den Peer-Interaktionen digitale Kommunikation und Face-to-Face-Kontakte mit dem Fokus des Zeitbezugs auf das Jetzt: „Was wissen […] unsere Kinder, das unsere Eltern nicht wussten? Sie wissen ums Jetzt. […] Das Internet verbindet jeden von uns gerade jetzt […] mit vielen ver-schiedenen Orten in diesem einen Moment. Jetzigkeit ist eines der wichtigsten kulturellen Phänomene der Moderne“ (Gelernter 2010: o.S.).

Auch in der Juvenir Studie 1.0 (vgl. Steiner et al. 2012) wird die hohe Bedeutung des Zusammenseins mit Peers deutlich. Alle Aktivitäten, für welche der öffentliche Raum von Jugendlichen als besonders geeignet angesehen wird, beziehen sich direkt oder indirekt darauf (gemeinsame Verbringen von Zeit 62% Zu-stimmung, Kommunikation mit Kollegen 60%, Alkoholkonsum 42%, Partys feiern 23%, Drogenkonsum 17%). So sind denn auch das Treffen von Peers, Rumhängen und Beobachten die häufigsten Nutzungswei-sen des öffentlichen Raums durch Jugendliche (vgl. ebd.).

Insgesamt werden sowohl institutionalisierte Freizeitgestaltung wie z.B. in Vereinen wie auch unverbind-liche, informelle Settings von Jugendlichen gewünscht und aufgesucht. Mit zunehmendem Alter steigt das Bedürfnis nach Freiräumen, nach unverbindlicher und gering strukturierter Freizeitbeschäftigung jenseits von Aufsicht und Betreuung. Das „Rumhängen“ steht dabei in Zusammenhang mit hohen Anforderungen durch Schule und Ausbildung (vgl. Chiapparini/Skrobanek 2012). Selbstbestimmung und Freiräume ha-ben eine hohe Bedeutung. 80% der Befragten in der Juvenir-Studie 1.0 wollen ihre Treffpunkte selbst aussuchen und diese nicht zugewiesen bekommen, ebenfalls 80% der Jugendlichen fordern mehr Frei-räume (vgl. Steiner et al. 2012).

Der öffentliche Raum ist aber auch mit Konflikten verbunden. 34% der Jugendlichen, die öffentliche Räu-me im Ausgang aufsuchen, haben dort bereits Konflikte selbst erlebt. Von den Jugendlichen, die öffentliche Räume selten bis nie nutzen, sind es immer noch 23% (vgl. ebd.). Es bestehen häufig Vorurteile von Er-wachsenen, gerade gegenüber öffentlich präsenten Migranten-Jugendlichen (vgl. Schultheis et al. 2008).

Die Jugendlichen sehen sich selbst in der Pflicht, mit ihrem Verhalten Konflikten vorzubeugen (insbeson-dere bei den Themen Littering und Lärmbelastung). Gleichzeitig wird von Anwohnern mehr Toleranz gewünscht. So kommen Steiner et al. (2012: 6) zum Schluss, dass in der Juvenir-Studie "(…) das Bild einer Schweizer Jugend [gezeigt wird], für die die Rücksichtnahme auf andere Nutzergruppen und Platzanwohner eine Selbstverständlichkeit darstellt, um eine konfliktfreie Nutzung öffentlicher Plätze zu ermöglichen. Die Perspektiven und Bedürfnisse anderer Nutzergruppen werden ernstgenommen. Sicherheitsdienste werden nicht pauschal abgelehnt, sondern als geeignete Unterstützung zur Einhaltung eines Regelrahmens wahrge-nommen“ (Steiner et al. 2012: 6). Die Aushandlung von Alltagskonflikten ist meist an wenige Personen delegiert, die nicht primär die Kinder- und Jugendperspektive einnehmen oder deren Interessen berück-sichtigen (z.B. Sicherheitsfirmen) (vgl. Schultheis et al. 2008).

Eine intensive Nutzung des öffentlichen Raums durch Jugendliche steht in Bezug zu deren Lebenslage:

"Das Beispiel der Zürcher Jugendszenen macht deutlich, dass solche "eigenkulturellen" Praktiken der jugend-lichen Aneignung öffentlicher Räume oft genug eine Dimension der sozialen Enteignung der Nutzer bezeich-nen: beengte Wohnungen, problematische Familienverhältnisse, Arbeitslosigkeit, fehlende ökonomische und kulturelle Ressourcen, also eine Häufung von Zwangslagen, die sich dann ‚idealtypisch‘ im öffentlichen Bild des jugendlichen Migranten im Park verdichten" (ebd.: 56).

7.3.2 Spielmöglichkeiten und Zufriedenheit mit dem Angebot für Kinder und Jugendliche in der