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II. Methodischer Teil

8. Soziale Integration

8.1. Soziale Integration

Als Indikator objektiv messbarer Integration wurde unter anderem der Haushaltsstand der Befragten erhoben. Die Antwortmöglichkeiten wurden in die zwei Kategorien „zusammen lebend“ und „allein lebend“ zusammengefasst.

„Ich bin verheiratet/lebe mit Ehepartner(in) zusammen“ und „Ich lebe unver-heiratet mit einem Partner zusammen“ wurden zu „verunver-heiratet/mit Partner oder Partnerin zusammen lebend“, „Ich bin ledig“, „Ich bin verheiratet/lebe von Ehepartner(in) getrennt“, „Ich bin geschieden“ und „Ich bin verwitwet“ zu

„unverheiratet/allein lebend“ subsumiert. Knapp die Hälfte der Befragten (323 von 686) gibt an alleine, das heißt ohne Partner in einem „Single-Haushalt“ zu leben (47 % der Befragten geben an allein zu leben, 53% leben mit einem Partner zusammen).

Überdurchschnittlich häufig sind die allein lebenden Personen jünger, das heißt zwischen 18 und 29 Jahre alt (77% der 18-29 Jährigen leben allein, unter den 30-44 Jährigen 47%, den 45-64 Jährigen 32%, den über 65-Jährigen 44%);

ältere Befragte – vor allem Befragte zwischen 45 und 64 Jahre – leben meist mit einem Partner/einer Partnerin zusammen (68%).263 Dieser Befund über-rascht nicht weiter, der Trend geht seit einigen Jahren hin zur im Lebensver-lauf späteren festen Beziehung, die meist Voraussetzung eines partnerschaftli-chen Zusammenlebens ist.

263Chi2=115,172; df=3; p=.000; Cramers V= .431.

Tabelle: Familienstand in Altersgruppen Angaben in Prozent

(Fallzahl)

Verheiratet/

zusammen lebend

Nicht verheiratet/

allein lebend

Gesamt 47,1

(323)

52,8 (362)

18-29 Jahre alt 22,2

(30)

77,0 (104)

30-44 Jahre alt 53,5

(85)

46,5 (74)

45-64 Jahre alt 68,4

(147)

31,6 (68)

über 65 Jahre alt 56,5

(100)

43,5 (77)

Zur Erfassung der Mitgliedschaft in Organisationen wurden mit folgender Fragestellung zahlreiche Bereiche potentieller gesellschaftlicher Aktivität ab-gefragt: „Es gibt vielfältige Möglichkeiten, außerhalb von Beruf und Familie irgendwo mitzumachen, beispielsweise in einem Verein, einer Initiative, einem Projekt oder einer Selbsthilfegruppe. Ich nenne Ihnen verschiedene Bereiche, die dafür in Frage kommen. Bitte sagen Sie mir, ob Sie sich in einem oder meh-reren dieser Bereiche aktiv beteiligen.“. Im Einzelnen handelt es sich um die Bereiche

- Sport und Bewegung, z.B. in einem Sportverein oder eine Bewegungs-gruppe;

- Kultur und Musik, z.B. einer Theater- oder Musikgruppe, einem Ge-sangsverein, einer kulturellen Vereinigung oder einem Förderkreis;

- Freizeit und Geselligkeit, z.B. in einem Verein, einer Jugendgruppe o-der einem Seniorenclub;

- Soziales, z.B. in einem Wohlfahrtsverband oder einer anderen Hilfsor-ganisation, in der Nachbarschaftshilfe oder einer Selbsthilfegruppe;

- Gesundheit, z.B. als Helfer in der Krankenpflege oder bei Besuchs-diensten, in einem Verband oder in einer Selbsthilfegruppe;

- Schule und Kindergarten, z.B. in der Elternvertretung, der Schülerver-tretung oder einem Förderkreis;

- außerschulische Jugend- und Bildungsarbeit, z.B. Kinder- oder Ju-gendgruppen betreuen oder Bildungsveranstaltungen durchführen;

- Umwelt-/Natur- oder Tierschutz, z.B. in einem Verband oder Projekt;

- Politik und politische Interessenvertretung, z.B. in einer Partei, im Gemeinderat oder Stadtrat, in einer politischen Initiative oder Solida-ritätsprojekten;

- berufliche Interessenvertretung, z.B. in einer Gewerkschaft, einem Be-rufsverband, einer Arbeitsloseninitiative;

- wirtschaftliche Selbsthilfe, z.B. in Tauschbörsen;

- Kirche oder Religion, z.B. in der Kirchengemeinde, einer kirchlichen Organisation oder einer religiösen Gemeinschaft;

- Justiz und Kriminalitätsprobleme, z.B. als Schöffe oder Ehrenrichter, in der Betreuung von Straffälligen oder Verbrechensopfern;

- Unfall- oder Rettungsdienst oder in der freiwilligen Feuerwehr;

- sonstige bürgerschaftliche Aktivität, z.B. in Bürgerinitiativen oder Ar-beitskreisen zur Orts- und Verkehrsentwicklung, aber auch Bür-gerclubs und sonstiges, das nicht anderweitig genannt wurde.

Insgesamt sind 311 der 686 Befragten (entspricht 45%) in einem der ge-nannten Bereiche aktiv, das heißt sie beteiligen sich in einer organisierten Form am gesellschaftlichen Leben. Die meisten davon sind im Bereich Sport/Bewegung aktiv (123 Befragte/ 20,5%). Etwa 10 % der Befragten sind Mitglied und/oder aktiv in den Bereichen „Freizeit/Geselligkeit“ (80 Befragte/

13,3%), „Kultur/Musik (59 Befragte/ 9,8%) und „Soziales“ (55 Befragte/

9,2%). Alle anderen genannten und zur Auswahl stehenden Möglichkeiten der gesellschaftlichen Beteiligung scheinen für die im Rahmen dieser Studie Be-fragten irrelevant zu sein – die Beteiligung liegt unter 5%.

Tabelle: Mitgliedschaft in Vereinen und Organisationen Angaben in Prozent

(Fallzahl) aktiv nicht aktiv

Gesamt 45,3

(311)

54,7 (375)

Sport und Bewegung 20,5

(123)

79,5 (478) Freizeit/ Geselligkeit 13,3

(80)

86,7 (521)

Kultur/ Musik 9,8

(59)

90,2 (542)

Soziales 9,2

(55)

90,8 (546)

Lesehilfe: 54,7 % der Befragten sind in keinem der genannten Bereiche aktiv, 45,3 % der Befragten sind in mindestens einem der genannten Bereiche aktiv. Die Aktiven unter den Befragten sind vor allem in den Bereichen Sport, Freizeit, Kultur und Soziales aktiv.

Geschlechts- oder alterspezifische Unterschiede zwischen Aktiven und Nicht-Aktiven sind nicht festzustellen, das heißt es ist weder eine spezielle Alter-gruppe, in der besonders viele Mitglied in Organisationen bzw. Vereinen sind, noch unterscheiden sich Männer und Frauen in dieser Hinsicht.

Deutliche Unterschiede zeigen sich dagegen bei der nach Bildungsgrad und Berufsausbildung differenzierten Betrachtung:

 Unter den höher gebildeten Befragten sind mehr Personen, die Mit-glied in einem Verein oder einer Organisation sind;264

 Befragte, die noch in der Ausbildung sind, beteiligen sich aktiv am ge-sellschaftlichen Zusammenleben;265

 am aktivsten sind in Teilzeit Beschäftigte, voll Erwerbstätige sind et-was häufiger Mitglied in Vereinen oder Organisationen als nicht Er-werbstätige.266

264Chi2=44,114; df=2; p=.000; Cramers V=.254.

265 Chi2=20,518; df=2; p=.000; Cramers V=.174.

266 Chi2=12,533; df=3; p=.006; Cramers V=.136.

Tabelle: Aktivität nach Bildungsgrad und Berufsausbildung

Angaben in Prozent (Fallzahl) aktiv nicht aktiv

Gesamt 45,3

(311)

54,7 (375) Kein Schulabschluss oder

Haupt-schulabschluss

32,1 (88)

67,9 (186) Mittlere Reife/ Realschulabschluss 46,0

(104)

54,0 (122) Abitur/ Hochschulabschluss 63,6

(117)

36,4 (67)

In der Ausbildung 63,5

(40)

36,5 (23) Ohne Ausbildung/Ausbildung

abge-brochen

28,6 (30)

71,4 (75) Mit beruflichem

Ausbildungsab-schluss

46,4 (237)

53,6 (274)

Wie kann der (signifikante) Zusammenhang zwischen Schulab-schluss/beruflicher Ausbildung und Grad der Mitgliedschaft/Aktivität erklärt werden? Differenziert nach beruflichem Ausbildungsabschluss ist die Gruppe derjenigen, die sich noch in der Ausbildung befinden am aktivsten. Dies liegt vermutlich an der in größerem Umfang zur Verfügung stehenden Ressource Zeit, die Studierenden und Auszubildenden, wenn auch nicht zwingend in grö-ßerem Umfang doch zur freieren Einteilung zur Verfügung steht, als bereits umfänglich in das Berufsleben integrierten Erwerbstätigen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass mit dem Bildungsgrad der Grad der Beteiligung an gesell-schaftlichen Aktivitäten in den Bereichen Sport, Kultur und Soziales steigt. Die Hypothese, Personen mit niedrigem sozio-ökonomischem Status könnten über die Einbindung in Vereine und Organisationen eine geringere politische Parti-zipation ausgleichen, bestätigt sich zumindest hinsichtlich des Bildungsgrades nicht, da nur wenige Befragte mit keinem Schulabschluss bzw. Hauptschulab-schluss in den genannten Bereichen am gesellschaftlichen Leben teilneh-men.267

267 Siehe zum Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischem Status, Organisationsgrad und politischer Partizipation Kapitel I.2. dieser Arbeit.

Ebenfalls mit dem Faktor „zur Verfügung stehende freie Zeit“ kann die relativ hohe Beteiligung von Teilzeitbeschäftigten erklärt werden. Nicht-Erwerbstätige nutzen die (scheinbar) vorhandene Zeit dagegen nicht für ge-sellschaftliche Aktivitäten, was möglicherweise auch auf mangelnde finanzielle Ressourcen zurückzuführen ist.

Von den 311 Befragten, die eine Aktivität ausüben, sind 112 (36% der Akti-ven), ein knappes Sechstel aller Befragten, ehrenamtlich engagiert, das heißt sie üben in den Bereichen, in denen sie aktiv sind eine ehrenamtliche Tätigkeit aus.268 Engagierte und nicht-engagierte Personen unterscheiden sich weder nach Alter, noch nach Geschlecht, Bildungsgrad oder Berufsabschluss.

Ein weiterer Indikator sozialer Integration einer Person sind die Kontakte zur Nachbarschaft. Soziale Isolation kann sich unter anderem darin zeigen, dass eine Person vereinzelt, allein und einsam lebt und selbst zum direkten Umfeld in der Nachbarschaft keinen Kontakt hat. Unter der Fragestellung „Ha-ben Sie in den letzten sechs Monaten folgende Dinge mit Personen aus Ihrer Nachbarschaft getan?“ wurden sechs Möglichkeiten des Kontakts genannt:

- „gemeinsam eine Tasse Kaffee oder Tee getrunken“, - „gemeinsam etwas in der Freizeit unternommen“, - „Lebensmittel oder Werkzeug ausgeliehen“, - „kleine Erledigungen übernommen“,

- „sich über persönliche Angelegenheiten unterhalten“,

- „sich über Probleme in der Nachbarschaft oder im Stadtviertel unterhal-ten“.269

Für die folgende Auswertung wurden die Möglichkeiten des Nachbarschafts-kontakts zusammengefasst und in drei Intensitäten – kein Kontakt, Kontakt,

268 Zur Erläuterung des ehrenamtlichen Engagements wurde folgende Passage in die Frage aufgenommen: „Es geht um freiwillig übernommene Aufgaben und Arbeiten, die man un-bezahlt oder gegen geringe Aufwandsentschädigung ausübt.“

269Die genannten Kontaktformen unterscheiden sich in ihrer Intensität, das heißt eine Unter-haltung über persönliche Angelegenheiten erfordert mehr Vertrauen zum gegenüber und spricht für eine größere auch emotionale Nähe zwischen den Nachbarn wie eine Unter-haltung über Probleme in Nachbarschaft oder Viertel. Zur Frage sozialer Isolation bzw. In-tegration ist jedoch in erster Linie wichtig, ob die Befragten generell Kontakt zu ihrem Umfeld haben, so dass auf eine Hierarchisierung der Kontakte für die Auswertung ver-zichtet wurde.

intensiver Kontakt – differenziert.270 Von 672 Befragten, die zur Frage nach den Kontakten zur Nachbarschaft Angaben machten, gaben 119 an in der ver-gangenen Zeit keinerlei Kontakt zu ihren Nachbarn gehabt zu haben (17,7%);

nahezu die Hälfte hat Kontakt mittlerer Intensität (46,7%) und bei immerhin mehr als einem Drittel der Befragten ist der Kontakt zu den Nachbarn in den letzten sechs Monaten intensiv gewesen (35,6%).

Unterschiede im Kontakt zu den Nachbarn sind weder zwischen den Ge-schlechtern, noch nach Bildungsgrad, Berufabschluss oder Erwerbstätigkeit festzustellen. Einzig das Alter der Befragten hängt (signifikant) mit der Intensi-tät der Kontakte zu Nachbarn zusammen271:

Tabelle: Nachbarschaftskontakte nach Altersgruppen Angabe in Prozent

(Fallzahl) Kein Kontakt Kontakt Intensiver Kontakt

Gesamt 17,7

(119)

46,7 (314)

35,6 (239)

18-29 Jahre 29,5

(39)

37,1 (49)

33,3 (44)

30-44 Jahre 15,2

(23)

41,7 (63)

43,0 (65)

45-64 Jahre 11,7

(25)

49,8 (106)

38,5 (82)

Über 65 Jahre 18,2

(32)

54,5 (96)

27,3 (48)

Unter den jungen Befragten, den 18 bis 29 Jährigen, ist der Anteil derer, die keinerlei Kontakte zu ihren Nachbarn haben am größten (29,5%). Die Gruppe der 30 bis 44-Jährigen zeichnet sich dagegen durch einen besonders hohen An-teil an Befragten mit intensiven Kontakten zu ihrer Nachbarschaft aus (43%).

Von sozialer Isolation, zumindest was die Einbindung in der Nachbarschaft be-trifft, kann man also am ehesten bei den jüngeren Befragten, von hoher

270 Kein Kontakt entspricht der Angabe in den letzten sechs Monaten in keiner der genannten Formen Kontakt zu den Nachbarn gehabt zu haben, Kontakt beinhaltet 1 bis 4 verschie-dene Formen des Kontakts zu Nachbarn in den vergangenen sechs Monaten, intensiver Kontakt heißt, dass 5 oder alle der genannten Formen des Nachbarschaftskontakts ge-nutzt wurden.

271Chi2=27,897; df=6; p=.000; Cramers V=.144.

tegration am ehesten bei den Befragten mittleren Alters (30 bis 44-Jährige) sprechen.

Davon ausgehend, dass die Indikatoren Haushaltsstand, Aktivität in Verei-nen/Organisationen und Kontakt zu Nachbarn eine Aussage dazu erlauben, inwieweit eine Person sozial integriert bzw. sozial nicht eingebunden ist, so können die beiden Gruppen der Eingebundenen bzw. Isolierten wie folgt be-schrieben werden:

Anhand der objektiven Kriterien sind diejenigen in ein soziales Netz einge-bunden, die zwischen 30 und 64 Jahre alt sind und einen höheren Bildungsab-schluss haben. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit aus dem sozialen Leben ausgeschlossen zu sein bei jungen Befragten (18-29 Jahre alt), die einen niedri-gen Bildungsabschluss haben, keine Ausbildung abgeschlossen haben und nicht erwerbstätig sind, relativ hoch.