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3 EIGENE UNTERSUCHUNGEN

3.1 Tiere, Material und Methoden .1 Tiere der Studie

3.2.1 Verhaltensdaten .1 Zeitbudget

3.2.1.3.4 Soziale Beziehungen zwischen den Individuen

Zur Bewertung der einzelnen Dyaden wurden die Häufigkeiten ermittelt, mit denen die verschiedenen sozialen Verhaltensweisen zwischen den einzelnen Dyaden auftraten. Die Kategorien „affiliatives Verhalten“, „submissives Verhalten“ sowie „Agonistik“ (gebildet aus agonistischem und direktem aggressiven Verhalten) sind in den folgenden Abbildungen 17 bis 19 graphisch dargestellt. Es werden jeweils die Verhaltensereignisse pro Stunde dargestellt, Werte unter 0,3 werden nicht berücksichtigt. Verhalten, das in Familiengruppen von weiblichen Tieren ausgeführt wird, wird nicht dargestellt. Auf die Auswertung der Kategorie Sexualverhalten wird aufgrund der zu kleinen Stichprobengröße verzichtet (s.o.).

In Abbildung 17 werden die affiliativen Beziehungen zwischen den verschiedenen Dyaden der vier Untersuchungsgruppen dargestellt. Beide Silberrücken der Familiengruppen initiierten affiliatives Verhalten zu zwei (sb 4.1) bzw. drei (sb 3.1) Gruppenmitgliedern. Auch die heranwachsenden männlichen Tiere aus Familiengruppen wiesen jeweils affiliatives Verhalten mit der jüngeren Schwester sowie auch mit zwei bzw. drei anderen Tieren der Gruppe auf. Unterschiede zwischen den beiden Familiengruppen bestehen vor allem in den Vater – Sohn Beziehungen. Im Krefelder Zoo gibt es eine bidirektionale Beziehung zwischen dem jung-adoleszenten Sohn und dem adulten männlichen Tier. Im Gegensatz dazu kommt es im Zoologischen Garten Köln zu keinerlei affiliativen Handlungen zwischen dem alt-adoleszenten Männchen und dem adulten Vater.

In den beiden Junggesellengruppen findet affiliatives Verhalten jeweils zwischen den drei jüngsten Gruppenmitgliedern statt. Die drei älteren bzw. adulten Gorillas im Loro Parque und die beiden älteren bzw. adulten Tiere aus Paignton Zoo haben keinen (bb 1.4, bb 2.1, sb 2.1) bzw. wenig (bb 1.3, sb 1.1) affiliativen Kontakt, letztere haben diesen ausschließlich mit jüngeren Gruppenmitgliedern. Im Vergleich der beiden Gruppentypen zeigt sich, daß die relativ älteren sowie adulten Tiere aus den Junggesellengruppen im Gegensatz zu den adulten Gorillas aus Familiengruppen keine affiliativen Handlungen ausführen.

Krefelder Zoo

Paignton Zoo Zoologischer Garten Köln

= ja 2.1

Abb. 17: Soziogramm der affiliativen Verhaltensweisen zwischen Gruppenmitgliedern der beiden Junggesellengruppen (links) sowie der beiden Familiengruppen (rechts). Dargestellt sind Verhaltensereignisse pro Stunde, Werte unter 0,3 wurden nicht berücksichtigt. Der Pfeil gibt an, von wem das Verhalten ausgeht und auf wen es gerichtet ist (Pfeilspitze). Die relative Pfeildicke reflektiert die relative Häufigkeit an den beobachteten affiliativen Ereignissen zwischen den einzelnen Dyaden.

Abbildung 18 stellt das submissive Verhalten der beobachteten Tiere dar. In den beiden Familiengruppen wird submissives Verhalten zwischen den männlichen Tieren jeweils ausschließlich unidirektional vom heranwachsenden Sohn auf den adulten Silberrücken gerichtet. Submissives Verhalten gegenüber weiblichen Gorillas wird weder von den beiden adoleszenten noch von den adulten Männchen gezeigt. Das Dominanzverhältnis zwischen den beiden männlichen Tieren ist stabil, der adoleszente Sohn verhält sich subdominant zum dominanten adulten Vater, auf den auch die weiblichen Tiere (nicht dargestellt) subdominantes Verhalten richten.

Zwischen den beiden Junggesellengruppen kann man hier deutliche Unterschiede erkennen.

In Paignton Zoo wird submissives Verhalten von allen Gruppenmitgliedern auf das älteste Tier (sb 2.1) der Gruppe gerichtet, welches seinerseits auf kein anderes Gruppenmitglied submissiv reagiert. Auf das zweitälteste Tier der Gruppe richten die verblieben drei jüngeren Gruppenmitglieder submissive Handlungen, auf die ihrerseits jeweils nur von einem oder keinem Tier Submissivität gerichtet wird. Der jüngste Gorilla der Gruppe reagiert hier auf alle anderen Gruppenmitglieder mit submissivem Verhalten. Die Dominanzhierarchie ist auch hier stabil. Im Loro Parque ist Submissivität am häufigsten auf den zweitältesten Gorilla (bb 1.4) gerichtet, gefolgt von den, im Alter am nächsten stehenden, beiden Schwarzrücken (bb 1.2 und bb 1.3). Sowohl das älteste (sb 1.1) als auch das jüngste (ja 1.1) Tier dieser Gruppe verhalten sich submissiv zu zwei bzw. vier anderen Gruppenmitgliedern, gleichzeitig wird auf diese beiden Tiere kein submissives Verhalten gerichtet. Alle Gorillas der Gruppe richten submissives Verhalten auf mindestens einen Sozialpartner. Im Vergleich der beiden Gruppentypen ist die Dominanzstruktur in den Familiengruppen eine stabile Hierarchie, die dem Alter der Tiere nach geordnet ist, jüngere Männchen verhalten sich submissiv gegenüber den älteren Männchen. Auch in der Junggesellengruppe von Paignton Zoo gibt es eine Dominanzhierarchie, in der Junggesellengruppe Loro Parque ist das Verhältnis jedoch weniger geklärt, hier richten zwei Gorillas einer Dyade (bb 1.4 und bb 1.3) subdominantes Verhalten gegenseitig aufeinander. Aufgrund der jeweiligen Anzahl an Gruppenmitgliedern, die submissives Verhalten auf ein Fokustier richten, werden bb 1.4, sb 2.1 sowie sb 3.1 und sb 4.1 als „dominant“ bezeichnet.

Krefelder Zoo

Abb. 18: Soziogramm der submissiven Verhaltensweisen zwischen Gruppenmitgliedern der beiden Junggesellengruppen (links) sowie der beiden Familiengruppen (rechts). Dargestellt sind Verhaltensereignisse pro Stunde, Werte unter 0,3 wurden nicht berücksichtigt. Der Pfeil gibt an, von wem das Verhalten ausgeht und auf wen es gerichtet ist (Pfeilspitze). Die relative Pfeildicke reflektiert die relative Häufigkeit an den beobachteten submissiven Ereignissen zwischen den einzelnen Dyaden.

Häufigkeiten von agonistischen Verhaltensweisen zwischen den beobachteten Gorilladyaden sind in Abbildung 19 dargestellt. Innerhalb der beiden Familiengruppen ergibt sich ein recht ähnliches Bild. Beide Silberrücken richten agonistisches Verhalten auf ihre heranwachsenden Söhne sowie auf ein bzw. zwei weibliche Tiere. Die beiden heranwachsenden Männchen führen jeweils auf vier weibliche Tiere gerichtet agonistische Interaktionen aus. Nur auf jeweils ein weibliches Tier (af 3.1 im Krefelder Zoo und af 4.3 im Zoologischen Garten Köln) wird von ihnen kein agonistisches Verhalten gerichtet. Im Gegensatz zum jung-adoleszenten Gorilla aus Krefeld richtet das alt-adoleszente Männchen aus Köln auch einen kleinen Teil seiner agonistischen Aktionen auf den adulten Vater.

In der Junggesellengruppe aus Paignton Zoo ist der adulte Silberrücken (sb 2.1) als einziger Gorilla kein Empfänger von aggressiven Handlungen, verhält sich selbst aber aggressiv gegenüber allen Gruppenmitgliedern. Die jüngeren Mitglieder ja 2.2, ja 2.3 und bb 2.1 verhalten sich gegenüber dem jüngsten Mitglied ja 2.1 der Gruppe sowie auch zum Teil zu etwa gleichaltrigen Sozialpartnern aggressiv. Das jüngste Tier der Gruppe (ja 2.1) ist gegen kein Gruppenmitglied aggressiv, es ist jedoch Empfänger von aggressiven Handlungen aller Mitglieder.

Im Gegensatz dazu gibt es in der Junggesellengruppe des Loro Parque keinen Gorilla, der keine aggressiven Handlungen empfängt. Obwohl auch hier das jüngste Tier der Gruppe (ja 1.1) aggressive Interaktionen von vier Gruppenmitgliedern empfängt und gleichzeitig keine agonistischen Handlungen initiiert, ist die Situation zwischen den älteren Gruppenmit-gliedern wenig geklärt. Das zweitälteste Tier richtet agonistische Verhaltensweisen auf alle anderen Gruppenmitglieder, die beiden nächst jüngeren Männchen richten diese auf zwei bzw. vier andere Männchen. Der älteste Gorilla der Gruppe (sb 1.1) richtet nur auf ein anderes Männchen (bb 1.3) agonistische Verhaltensweisen. Zwischen drei Dyaden (bb 1.2 – sb 1.1, bb 1.2 – bb1.4 und bb 1.3 – bb 1.4) kommt es zu bidirektionalen Interaktionen. Dabei kommt es in der letztgenannten Dyade besonders häufig zum Austausch von agonistischen Interaktionen.

Im Kontrast zu Junggesellengruppen, in denen jüngere Tiere kaum agonistisches Verhalten ausführen, sondern der Schwerpunkt bei den älteren Gorillas liegt, wird agonistisches Verhalten in Familiengruppen eher von den heranwachsenden/jüngeren Gorillas als von adulten ausgeführt.

Loro Parque Krefelder Zoo

Abb. 19: Soziogramm der agonistischen Verhaltensweisen zwischen Gruppenmitgliedern der beiden Junggesellengruppen (links) sowie der beiden Familiengruppen (rechts). Dargestellt sind Verhaltensereignisse pro Stunde, Werte unter 0,3 wurden nicht berücksichtigt. Der Pfeil gibt an, von wem das Verhalten ausgeht und auf wen es gerichtet ist (Pfeilspitze) Die relative Pfeildicke reflektiert die relative Häufigkeit an den beobachteten agonistischen Ereignissen zwischen den einzelnen Dyaden.

3.2.2 Ergebnisse der Methodenvalidierung