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Schlussfolgerungen aus der quantitativen Analyse

Im Dokument Zukunftswerkstatt Erneuerbare Energien (Seite 190-195)

1 Hintergrund und Fragestellung

6.3 Schlussfolgerungen aus der quantitativen Analyse

Unter derzeitigen Rahmenbedingungen ist kein extremer Ausbau der Eigenversorgung zu erwarten. So ergibt sich ein Anstieg der PV-Leistung auf ca. 73 GW im Jahr 2030 im BAU-Szenario, davon etwa 9 GW in der Ausschreibung (also ohne Einfluss der Eigen-versorgung). Bei einer Aufhebung des 52-GW Deckels für die PV-Förderung nach EEG kann der Zubau der PV auf 85 GW bis 2030 ansteigen.

Ein Anstieg der Netzentgelte und der EEG-Umlage aufgrund höherer Eigenversorgung beeinflusst die Rentabilität der Eigenversorgung nur moderat. Mit dem Anstieg der Strombezugskosten steigt allerdings die betriebswirtschaftlich optimale Größe der PV-Anlage auf z. B. 5 kW statt 1 kW.

Ausschlaggebend für die Rentabilität der Eigenversorgung durch PV sind das Verhält-nis zwischen den Erzeugungskosten und der Förderung nach EEG sowie die Strombe-zugskosten und die Selbstverbrauchsquoten. Relativ kleine PV-Anlagen bleiben auch

nach Auslaufen der EEG-Förderung wirtschaftlich attraktiv – auch hier ist kein extremer Ausbau zu erwarten.

Unsicherheiten bestehen insbesondere hinsichtlich der Diffusionsrate und der tatsäch-lich realisierten Anlagengrößen, die in der Realität vom Optimum der Modellierung ab-weichen können. Eine weitere Unsicherheit besteht außerdem hinsichtlich der Entwick-lung der Vergütung nach EEG.

Bei rein wirtschaftlicher Betrachtung ist der Zubau von Speichern selbst bei sehr star-ker Kostenreduktion gering. Dennoch können diese vereinzelt ein wirksames Mittel zur Steigerung der Selbstverbrauchsquote darstellen, falls andere Optionen im Wärmebe-reich nicht zur Verfügung stehen (z.B. Wärmepumpen). Bei dieser rein wirtschaftlichen Betrachtung kann der Ausbau zudem aufgrund von Autarkiebestrebungen unterschätzt werden.

Im Industriebereich bestehen große Unsicherheiten bzgl. des zu erwartenden Ausbaus der Eigenversorgung aufgrund der schlechten Datenverfügbarkeit. Ein extremer Aus-bau ist jedoch auch hier zumindest kurzfristig nicht zu erwarten, da Eigenversorgung vor allem in den Branchen wirtschaftlich attraktiv ist, die bereits heute über große Ei-genversorgungsanteile verfügen.

6.3.1 Kostenwirkungen der Eigenversorgung

6.3.1.1 Wirkungen auf das Erzeugungssystem

Die Auswirkungen der berechneten Eigenversorgungsszenarien auf Kraftwerksinvesti-tionen sind zu vernachlässigen. Allenfalls ergeben sich sehr geringe Effekte auf Investi-tionen in Gas-KWK-Anlagen.

Die Effekte auf den Kraftwerksdispatch sind ebenfalls gering, erhöhte PV-Eigenversor-gung führt zu leicht erhöhten Exporten und Auslastungen der Pumpspeicher. Im Maxi-malszenario tritt zusätzlich eine Reduktion der Auslastung der Gas-KWK und eine leichte Reduktion der Steinkohle-KWK und Wind Onshore auf.

Die resultierenden Zusatzkosten durch Eigenversorgung bei Kraftwerksinvestitionen und -dispatch sind ebenfalls gering.

6.3.1.2 Wirkungen auf Übertragungs- und Verteilernetze

Eine Begrenzung der maximalen Einspeiseleistung von Aufdach-PV-Anlagen, wie sie im Maßnahmenszenario praktiziert wird, wirkt dämpfend auf den Verteilungsnetzaus-bau, senkt diesen insgesamt jedoch nur geringfügig, da im Verteilungsnetz von der

Eigenversorgung unabhängiger Netzausbaubedarf infolge Nutzung optimierter Stan-dorte von EE-Anlagen und allgemeinem Lastzuwachs entsteht. Die Bandbreite der annuitätischen Verteilungsnetzkostendifferenzen der Szenarien im Vergleich zum BAU-Szenario beträgt zwischen -0,3 und +0,9 Mrd. €/a und liegt damit in der gleichen Grö-ßenordnung wie die Kostenunterschiede beim Kraftwerkssystem. Die Kostenwirkung der Eigenversorgung auf Übertragungsnetze ist vernachlässigbar.

6.3.2 Verteilungswirkungen der Eigenversorgung

Die EEG-Umlage unterscheidet sich zwischen EV-Szenarien nur geringfügig um höchstens 0,23 ct/kWh in 2030. Im Hinblick auf die Netzentgelte (Arbeitspreise) wei-chen diese in den Szenarien um höchstens 0,9 ct/kWh im Jahr 2030 voneinander ab.

Insgesamt ergeben sich moderate Kosteneffekte und Verteilungswirkungen bei erwar-tetem Eigenversorgungsausbau.

7 Zusammenfassende Betrachtung und Schluss-folgerungen

Anhand der qualitativen Analysen lässt sich zeigen, dass im Hinblick auf die Effizienz des Gesamtsystems kein systematischer Nutzen durch Eigenversorgung zu erzielen ist, der eine Privilegierung der Eigenversorgung rechtfertigen könnte. Grundsätzlich erscheint es daher sinnvoll, Verzerrungen, die durch die Privilegierung der Eigenver-sorgung entstehen, abzubauen.

Dabei ist aber zu beachten, dass die hierfür notwendigen Änderungen an der Systema-tik der Erhebung und Ermittlung von Abgaben, Umlagen, Entgelten und Steuern nicht ausschließlich im Hinblick auf die Eigenversorgung vorgenommen werden können, da Veränderungen immer auch Wirkungen auf andere Akteure und deren Handlungen haben.

Die isolierte Behandlung der Eigenversorgungsprivilegien könnte im Gesamtbild zu suboptimalen Lösungen führen. Auch Reformen der Eigenversorgung sollten daher grundsätzlich im Rahmen des Gesamtkonzeptes eines konsistenten Zielsystems, in welchem alle staatlich beeinflussten Preisbestandteile systemkompatibel auszugestal-ten sind, gedacht werden.

Die quantitativen Analysen zeigen, dass derzeit kein akuter Handlungsbedarf zur Len-kung der Eigenversorgung besteht, da zumindest kurzfristig kein extremer Ausbau der Eigenversorgung zu erwarten ist. Änderungen wie bspw. das Mieterstromkonzept be-einflussen diese Aussage nicht, da die zusätzlich durch diese Anpassung erschließba-ren Potenziale bereits in der quantitativen Analyse enthalten sind.

Allerdings bestehen in der Modellierung Unsicherheiten, die eine genaue Abschätzung des Ausbaupotenzials erschweren. Dies betrifft unter anderem die Entwicklung der Strompreise, aber auch die angenommenen Diffusionsraten oder die Tatsache, dass in der Realität nicht immer alle Akteure die wirtschaftlichste Option wählen. Tendenziell nehmen Unsicherheiten bzgl. einzelner Parameter im Zeitverlauf zu, da eine Abschät-zung bspw. der anfallenden Investition schwieriger wird, je weiter man sich vom jetzi-gen Zeitpunkt entfernt. Um rechtzeitig zu erkennen, wenn doch ein extremer Ausbau der Eigenversorgung einsetzt, empfehlen wir die Einrichtung eines sinnvollen Monito-ringsystems zur Beobachtung der aktuellen Entwicklungen.

Aufgrund der grundsätzlich weitgehend negativen Wirkungen ist zudem eine Anpas-sung der Rahmenbedingungen mittelfristig wünschenswert. Diese AnpasAnpas-sung sollte jedoch wenn möglich im Zuge der geplanten weitreichenderen Reformen des Systems erfolgen, um keine weiteren Verzerrungen aufgrund der isolierten Betrachtung der

Ei-genversorgung zu generieren. Erkenntnisse aus diesem Projekt sollten daher in die laufenden Prozesse zur vollständigen Umsetzung des Strommarkt 2.0 einfließen. Kon-krete Handlungsoptionen sind aber eher dort, eben aus einer übergreifenden Betrach-tung, zu entwickeln.

8 Anhang – Ausführliche Darstellung der

Eingangs-daten für das Gebäude- und GHD-Modell

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