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Überblick über positive und negative Effekte der

1 Hintergrund und Fragestellung

3.5 Überblick über positive und negative Effekte der

ggf. Privilegien so anzupassen, dass sie auf die akzeptanzstiftende Wirkung fokussie-ren und nicht nur allgemein auf Eigenversorgung, sofern Privilegien hierfür überhaupt erforderlich sind.

3.5 Überblick über positive und negative Effekte der Eigenversorgung

Insgesamt lässt sich feststellen, dass sowohl bzgl. der Gesamtkosten als auch bzgl.

der Verteilungswirkungen die negativen Effekte der Eigenversorgung eindeutig über-wiegen. Einer möglichen geringfügigen Reduktion der Finanzierungs- und Transakti-onskosten unter den derzeitigen Regelungen für die Eigenversorgung und einer mögli-chen Reduktion der EEG-Förderkosten stehen höhere Gesamtsystemkosten für Stromerzeugung und Netze sowie eine deutliche Umverteilung der Kosten zwischen Akteuren mit und ohne Eigenversorgung und reduzierte öffentliche Einnahmen gegen-über.

Die Eigenversorgung kann tendenziell Finanzierungskosten reduzieren, wenn kleinere Akteure geringere Renditeanforderungen stellen. Die Unterschiede sind jedoch sehr gering und könnten auch ohne Förderung der Eigenversorgung mit einer kostende-ckenden Förderung von Kleinanlagen gehoben werden. Bzgl. der Transaktionskosten können bei Beibehaltung der bestehenden Privilegien ggf. Kosten für die Installation zusätzlicher Stromzähler sowie deren Wartung und Kontrolle gespart werden, die je-doch ebenfalls gering sind.

Bei der Stromerzeugung führt die implizite Förderung der Eigenversorgung dazu, dass Ineffizienzen entstehen, da tendenziell teure Eigenversorgungstechnologien günstigere Kraftwerke aus dem Markt drängen. Dies gilt sowohl in Bezug auf Neuinvestitionen als auch in Bezug auf den Kraftwerksbetrieb. Auch hinsichtlich der Netzkosten sind keine

positiven Effekte zu erwarten. Ein Ausbau der Eigenversorgung führt tendenziell eher zu einem erhöhten Netzausbaubedarf. Letzteres gilt in der Regel dann, wenn anstelle der Eigenversorgung der Strom mit alternativen Anlagen erzeugt wird, die auf höheren Netzebenen angeschlossen sind. Außerdem führt Eigenversorgung zu erhöhtem Netz-ausbaubedarf, wenn die Eigenversorgung zu einer Veränderung des Stromver-brauchsverhaltens führt, was zwar grundsätzlich, aber eben nicht in jedem Einzelfall an der Einspeisesituation der Eigenversorgungsanlage orientiert ist. Dadurch könnte die maximal mögliche (also vertraglich zugesicherte) Fremdbezugsleistung steigen.

Zudem führt ein Ausbau der Eigenversorgung zu einem Anstieg der Netzentgelte und -umlagen, da die vorhandenen Kosten auf eine geringere Restlast umgelegt werden und so Akteure ohne Eigenversorgung einen höheren Anteil der Kosten decken. Zu-dem reduziert ein Ausbau der Eigenversorgung durch die Ausnahme bei der Strom-steuer und die (systematisch bedingte) Ausnahme bei der Konzessionsabgabe auch die Einnahmen von Staatshaushalt bzw. Kommunalhaushalten.

Bzgl. der Akzeptanzwirkungen ist zum jetzigen Zeitpunkt keine klare Aussage möglich.

Es ist unklar und kann auch im Rahmen des Vorhabens nicht ermittelt werden, wie genau die Privilegien für die Eigenversorgung auf die Akzeptanz wirken. Zunächst kann auf Grundlage der vorliegenden Informationen nicht genau unterschieden wer-den, inwieweit insbesondere die Technologie Aufdach-PV oder die Eigenversorgung an sich akzeptanzstiftend wirken. Weiterhin besteht keine Sicherheit darüber, ob auch andere Formen der Beteiligung mit persönlichem Nutzen, wie bspw. Bürgerwindparks, ähnliche akzeptanzstiftende Wirkung haben. Zuletzt könnte die Aufhebung oder Re-duktion der Eigenversorgungsprivilegien problematisch für die Akzeptanz sein, wenn infolgedessen Kontrollen und damit Eingriffe in die Privatsphäre notwendig wären.

Die potenziell positiven Wirkungen bzgl. der Akzeptanz dürften sich insbesondere beim Selbstverbrauch von Privathaushalten ergeben. Der KWK-Selbstverbrauch in der In-dustrie hat nach der hier durchgeführten qualitativen Analyse energiewirtschaftlich kei-ne positiven Wirkungen. Allerdings könkei-nen hier nicht untersuchte Effekte, bspw. indust-riepolitische Aspekte, die Bewertung des industriellen Selbstverbrauchs verändern.

Auf Basis der qualitativen Analyse der Wirkungen der Eigenversorgung lässt sich schlussfolgern, dass zumindest ein deutlicher Ausbau der Eigenversorgung aufgrund der negativen Folgen vermieden werden sollte.

Aufgrund der unklaren Wirkung bzgl. der Akzeptanz und deren Notwendigkeit für die Realisierung der Energiewende erscheint ein Verbot oder eine sehr starke Einschrän-kung der Eigenversorgungsprivilegien bei Eigenversorgung im Wohngebäude- und GHD-Bereich nicht zwangsläufig zielführend. Falls eine Regulierung der

Eigenversor-gung in einer Weise möglich ist, die zu höherer Markt- und Netzkompatibilität und ge-dämpften Verteilungswirkungen führt, sollte dies angestrebt werden. In den folgenden Abschnitten wird untersucht, welche Maßnahmen die Eigenversorgung in diesem Sin-ne beeinflussen könSin-nen und wie diese sich unter bestimmten Annahmen auf die zu-künftige Entwicklung der Eigenversorgung auswirken.

4 Maßnahmen für systemdienliche sowie kosten- und verteilungsgerechte Eigenversorgungskonzepte

Die qualitativen Analysen zeigen, dass eine Privilegierung der Eigenversorgung bis auf Einzelfälle mit Ineffizienzen und damit Kostensteigerungen im Gesamtsystem verbun-den sein dürfte. Es erscheint daher grundsätzlich sinnvoll, Anpassungsoptionen bei den die Eigenversorgung betreffenden regulatorischen Rahmenbedingungen zu prü-fen. Ziel sollte sein, die negativen Effekte der privilegierten Eigenversorgung abzumil-dern. Es gilt aber zu berücksichtigen, dass eine Vielzahl der Regelungen, die die At-traktivität der Eigenversorgung und die Anlagenauslegungs- und Einsatzentscheidun-gen der Betreiber von EiEinsatzentscheidun-genversorgungsanlaEinsatzentscheidun-gen beeinflussen, auch auf andere Akteu-re im Stromsystem wirken. Verändert man bspw. die Netzentgeltsystematik, so hätte dies nicht nur Rückwirkungen auf die Eigenversorgung, sondern auch auf alle anderen Stromverbraucher. Solche Wechselwirkungen müssen berücksichtigt werden, wenn Anpassungen der regulatorischen Rahmenbedingungen, insbesondere am System aus Abgaben, Umlagen, Entgelten und Steuern diskutiert werden. Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Tatsache, dass ohnehin derzeit Diskussionen und Prozesse zu einer grundsätzlichen, nicht nur die Privilegierung der Eigenversorgung, sondern das gesamte Strom- und Energiesystem in den Blick nehmenden Reform der staatlich ver-anlassten Preisbestandteile in vollem Gange sind.44 Überlegungen zur Anpassung der Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung sollten insbesondere auch in diese Pro-zesse eingebunden sein. Unter anderem hierfür soll die nachfolgende Analyse von auf die Eigenversorgung fokussierenden Maßnahmen einen Beitrag darstellen.

Im Folgenden werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt und analysiert, die den zukünftigen Ausbau der Eigenversorgung und deren Effekte beeinflussen können.

Tabelle 2 gibt einen Überblick über mögliche Maßnahmen. Diese sind in drei Katego-rien entsprechend ihrer primären Wirkung unterteilt. Während einige Maßnahmen le-diglich aufgrund einer Reduktion der finanziellen Attraktivität der Eigenversorgung zu einem geringeren zukünftigen Ausbau führen, setzen andere Maßnahmen auch Anrei-ze für eine höhere Systemdienlichkeit der Anlagen oder adressieren die ggf. als nega-tiv bewerteten Verteilungswirkungen des Selbstverbrauchs. Die Einteilung erfolgt auf Basis der Hauptwirkung. Einige der Maßnahmen wirken sich auch in anderen Berei-chen aus – bspw. führen eine feste Begrenzung der Einspeiseleistung auf

44 Vgl. etwa „Ein Strommarkt für die Energiewende“, Weißbuch des BMWi, insb. Maßnahmen 7 („Zielmodell für staatlich veranlasste Preisbestandteile und Netzentgelte entwickeln) und 9 („Netzentgeltsystematik weiterentwickeln“).

ebene oder die Umstellung der Netzentgeltsystematik auch dazu, dass Eigenversor-gung finanziell weniger attraktiv wird.

In diesem Abschnitt erfolgt eine qualitative Bewertung aller aufgelisteten Maßnahmen, die jeweils eine kurze Analyse der Effekte für Netze, Sektorkopplung, Energieeffizienz, Verteilungswirkungen, Erzeugungskosten sowie Attraktivität und Anlagenauslegung der Eigenversorgung enthält. Eine Zusammenfassung der Maßnahmen inkl. der Ef-fektanalyse findet sich in Tabelle 3 am Ende des Abschnitts 4.

Die einzelnen Bewertungsaspekte sind dabei wie folgt definiert:

 Energieeffizienz

 Betrachtet werden nur Anreize, die durch eine höhere oder niedrigere Belastung des Stromverbrauchs in Folge der Maßnahme entstehen.

 Aufgrund der unterschiedlichen Belastung mit staatlich veranlassten Preisbe-standteilen ist dabei zu unterscheiden nach Energieeffizienzanreizen bei eigen-erzeugtem und selbstverbrauchtem Strom sowie fremdbezogenen Strom.

 Eine höhere Belastung und damit eine Verteuerung des Stromverbrauchs führen zu tendenziell stärkeren Anreizen zur Energieeffizienz. Welche Handlungen durch die veränderten Anreize tatsächlich ausgelöst werden, insbesondere vor dem Hintergrund einer eher preisunelastischen Nachfrage, ist nicht Bestandteil der Analysen dieser Studie.

 Sektorkopplung

 Betrachtet wird, inwiefern bestehende Verzerrungen hinsichtlich des Einsatzes von Sektorkopplung (Power-to-X) durch die Maßnahme abgebaut werden oder ob ggf. neue Verzerrungen entstehen.

 Aufgrund der unterschiedlichen Belastung mit staatlich veranlassten Preisbe-standteilen ist auch hierbei zu unterscheiden nach Sektorkopplung, die im Zu-sammenhang mit eigenerzeugtem und selbstverbrauchtem Strom entsteht, sowie Sektorkopplung, die mit fremdbezogenem Strom erfolgt.

 Attraktivität Eigenversorgung (Menge Eigenversorgung)

 Hier wird die Entwicklung der Rentabilität der Eigenversorgung untersucht.

 Anlagenauslegung Eigenversorgung

 Betrachtet werden Auswirkungen auf die Größe der Eigenversorgungsanlagen sowie auf die Technologiewahl.

 Erzeugungskosten

 Betrachtet wird, inwiefern sich direkte Rückwirkungen auf die Kosten des Erzeu-gungssystems durch einen anderen Dispatch von Verbrauchs- und

Erzeugungs-anlagen (Eigenversorgungs- wie auch Nicht-EigenversorgungsErzeugungs-anlagen) infolge der Maßnahmen ergeben.

 Indirekte Auswirkungen infolge eines anderen Erzeugungsmixes durch einen ge-ringeren (oder anderen) Ausbau der Eigenversorgung als Ergebnis der Maßnah-me werden nicht betrachtet. Sinkt die Attraktivität der Eigenversorgung und wer-den daher grundsätzlich weniger Eigenversorgungsanlagen errichtet, dann fallen die qualitativ analysierten negativen Folgen auf das Erzeugungssystem ohnehin weg. Hier geht es um die Frage, ob trotz Eigenversorgung die negativen Wirkun-gen auf die Effizienz des Erzeugungssystems vermieden werden können.

 Netzkosten

 Betrachtet wird, inwiefern sich infolge der Maßnahmen direkte Rückwirkungen auf die Netzkosten bzw. den Netzausbaubedarf durch einen anderen Dispatch von Verbrauchs- und Erzeugungsanlagen (Eigenversorgungs- wie auch Nicht-Eigenversorgungsanlagen) ergeben.

 Indirekte Auswirkungen infolge eines anderen Erzeugungsmixes durch einen ge-ringeren (oder anderen) Ausbau der Eigenversorgung als Ergebnis der Maßnah-me werden nicht betrachtet. Sinkt die Attraktivität der Eigenversorgung und wer-den daher grundsätzlich weniger Eigenversorgungsanlagen errichtet, dann fallen die qualitativ analysierten negativen Folgen auf das Erzeugungssystem ohnehin weg. Hier geht es um die Frage, ob trotz Eigenversorgung die negativen Wirkun-gen auf die Netzkosten vermieden werden können.

 Verteilungswirkungen

 Hierbei wird betrachtet, in welchem Ausmaß die betrachtete Maßnahme Vertei-lungswirkungen auslöst.

 Dabei ist zu unterscheiden, ob und welche Verteilungswirkungen die Maßnahme grundsätzlich und einmalig bei Einführung mit sich bringt („Eigenversorgungsun-abhängige Verteilungswirkungen durch Einführung“) und wie Verteilungswirkun-gen nach Einführung bzw. Umsetzung der Maßnahme durch die EiVerteilungswirkun-genversor- Eigenversor-gung werden („marginale Verteilungswirkung der EigenversorEigenversor-gung“).

 Beispiel: Eine Veränderung der Netzentgelt-Systematik hin zu höheren Leis-tungs-/Grundpreisen und geringeren Arbeitspreisen hat infolge des Systemwech-sels vermutlich erhebliche Verteilungseffekte zur Folge. Nach der Umsetzung verringern sich im Vergleich zum Status quo allerdings die marginalen Vertei-lungswirkungen, die durch mehr oder weniger Eigenversorgung ausgelöst wer-den.

 Nicht betrachtet werden die Verteilungswirkungen, die dadurch entstehen, dass in Folge der betrachteten Maßnahmen mehr oder weniger oder andere Eigenver-sorgungsanlagen errichtet werden oder Vergütungszahlungen an Eigenversor-gungsanlagen verändert werden.

Eine Abschätzung der Wirkungen auf die Akzeptanz, die für eine vollständige Bewer-tung der Maßnahmen notwendig wäre, erfolgt aufgrund der oben beschriebenen Unsi-cherheiten nicht. In Abschnitt 5 werden die Wirkungen einiger ausgewählter Maßnah-men zusätzlich anhand der Modellrechnungen quantitativ untersucht.

Tabelle 2: Überblick über Maßnahmen zur Steuerung der Eigenversorgung Reduktion der finanziellen

Net Metering und Net Billing Feste Begrenzung der Einspeiseleistung

4.1 Maßnahmen, die finanzielle Anreize für