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Effekte im Hinblick auf die Sektorkopplung

1 Hintergrund und Fragestellung

3.2 Kosteneffekte

3.2.2 Effekte im Hinblick auf die Sektorkopplung

Anders kann sich die Bewertung der Eigenversorgungsprivilegien ggf. dann darstellen, wenn sich die Eigenversorgung nicht auf das Stromsystem und den herkömmlichen Stromverbrauch bezieht, sondern auch eine Sektorkopplung mitbetrachtet wird. Hierbei werden nachfolgend zwei Varianten der Sektorkopplung betrachtet: Zum einen der Fall einer gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung der Eigenerzeugungsanlage (KWK-Anlagen) und zum anderen der Fall, dass infolge der Eigenerzeugung der

27 Die Annahme effizienter Fördersysteme für Erzeugungsanlagen, die sich nicht ausschließ-lich am Strommarkt refinanzieren können, impliziert auch, dass damit umfassend Ineffi-zienzen adressiert werden, die etwa durch eine nicht vollständige Internalisierung externer Kosten (insbesondere durch CO2-Emissionen) entstehen.

giebedarf anderer Sektoren (insbesondere Wärme und Verkehr) durch eigenerzeugten Strom als Endenergieträger gedeckt wird.

Im Falle der klassischen Sektorkopplung / gekoppelten Erzeugung (KWK) kann die Eigenerzeugung, d. h. die lokale Produktion von Strom, gegenüber dem Fremdbe-zug von Strom einen Effizienzvorteil besitzen. Dieser entsteht durch einen lokalen Be-darf an dem Kuppelprodukt (Strom/Wärme) und zwar immer dann, wenn die Kosten der gekoppelten Produktion von Strom und Wärme insgesamt geringer sind als die der getrennten Erzeugung durch den Fremdbezug des Stroms und die lokale Erzeugung der Wärme (oder den Bezug aus einem lokalen Wärmenetz oder Fernwärmenetz). In diesem Fall kann also die Eigenerzeugung von Strom (und Wärme) Effizienzvorteile besitzen, die allerdings nicht durch den Selbstverbrauch des Stroms an sich entstehen, sondern durch den lokalen Bedarf des Kuppelprodukts. Ist die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme aus Gesamtsystemsicht sinnvoll, so entscheiden sich die Akteu-re bei effizienten PAkteu-reissignalen am Strom- und Wärmemarkt (bzw. den Märkten der für die Wärmeerzeugung eingesetzten Brennstoffe und Technologien) aber auch ohne besondere Eigenverbrauchsprivilegien aufgrund ihrer einzelwirtschaftlichen Optimie-rung bereits für die Kuppelproduktion. Einer besonderen FördeOptimie-rung der Eigenversor-gung bedarf es also nicht, um die ggf. vorhandenen Vorteile der EigenversorEigenversor-gung bei gekoppelter Erzeugung zu erreichen. Jedoch können die Eigenversorgungsprivilegien, die dazu führen, dass selbstverbrauchter Strom gegenüber fremdbezogenem Strom begünstigt wird, auch hier verzerrend wirken und dazu führen, dass sich Akteure für eine Eigenversorgung mit Strom und Wärme entscheiden, obwohl die getrennte Er-zeugung günstiger ist.28

Im Falle einer „neuen Sektorkopplung“ (Power-to-X), d. h. wenn eigenerzeugter Strom einen anderen Endenergieträger zur Deckung eines Nutzenergiebedarfs insbe-sondere in den Sektoren Wärme und Verkehr ersetzt, gilt auch die grundsätzliche Aus-sage, dass bei Vorliegen verzerrungsfreier Preissignale durch Eigenversorgungskon-zepte kein Vorteil aus Gesamtsystemsicht entsteht. Allerdings wird Strom im Vergleich zu anderen Endenergieträgern stärker mit Abgaben und Umlagen belastet, sodass es zu Verzerrungen kommt. Diese Verzerrungen können dazu führen, dass der Einsatz von Strom in den Sektoren Wärme und Verkehr nicht in dem aus Gesamtsystemsicht effizienten Umfang erfolgt.

28 Auch diesen Überlegungen liegt die Annahme zugrunde, dass eine ggf. vorliegende un-vollständige Internalisierung, die dazu führen könnte, dass die Emissionseinsparungen bei einer gekoppelten gegenüber einer getrennten Bereitstellung von Strom und Wärme nicht umfassend monetär honoriert wird, bereits durch andere Instrumente (KWK-Förderung) adressiert ist.

Die Eigenversorgungsprivilegien wirken dem grundsätzlich entgegen, da diese dazu führen, dass (eigenerzeugter) Strom aus Verbrauchersicht weniger stark belastet wird.

Somit können die Eigenversorgungsprivilegien und in dessen Folge eine höhere Ei-generzeugung zu Effizienzvorteilen führen, da sie Verzerrungen zu Ungunsten strom-basierter Sektorkopplungsoptionen gegenüber anderen Endenergieträgern in Wärme und Verkehr entgegenwirken. Allerdings sind die Eigenversorgungsprivilegien nicht explizit auf diese Wirkung (Abbau von verzerrenden Nachteilen strombasierter Sektor-kopplung) ausgerichtet. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich die im Vergleich zu anderen Endenergieträgern zu hohe Belastung von fremdbezogenem Strom bei Ei-generzeugung bei weniger belasteter EiEi-generzeugung auch ins Gegenteil verkehren kann. Ggf. könnte also eigenerzeugter Strom dann im Vergleich zu anderen Endener-gieträgern deutlich geringer belastet werden, denn auch die anderen Endenergieträger sind mit Umlagen und Abgaben belasten. Dies könnte dann wiederum eine neue Ver-zerrung bedeuten und Ineffizienzen zur Folge haben.

Aber selbst wenn die Entlastung von eigenerzeugtem Strom durch die Eigenversor-gungsprivilegien gerade die Verzerrung bei der Belastung von Strom im Vergleich zu anderen Endenergieträgern aufheben würde, wäre damit noch nicht sichergestellt, dass es durch die Eigenerzeugung zu auch aus Gesamtsystemsicht effizienten Ent-scheidungen käme. Grund hierfür ist die Tatsache, dass in diesem Fall aus Sicht des Akteurs für seine Entscheidung die Erzeugungskosten der Eigenerzeugungsanlage, nicht aber der Strommarktpreis zum Einsatzzeitpunkt relevant sind. Dies könnte dazu führen, dass ggf. Stromerzeugungstechnologien für die strombasierte Sektorkopplung zum Einsatz kommen (nämlich die vom Akteur gewählte Eigenerzeugungsanlage), die nicht die aus Gesamtsystemsicht effiziente Technologie darstellen. Ggf. wäre aus Ge-samtsystemsicht der Fremdbezug des Stroms zur Nutzung in der Sektorkopplung noch effizienter. Hierfür entscheidet sich der Akteur aber ggf. nicht, da die Verzerrung zwi-schen eigenerzeugtem und fremdbezogenem Strom (zugunsten des eigenerzeugten Stroms) erhalten bleibt. Somit können Ineffizienzen bestehen bleiben, wenngleich sie ggf. reduziert werden.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass es für eine eindeutig positive Wirkung der Ei-genversorgung auf einen aus Gesamtsystemsicht effizienten Einsatz von strombasier-ter Sektorkopplung nicht hinreichend ist, wenn die Eigenversorgungsprivilegien die Verzerrung zwischen eigenerzeugtem Strom und anderen Endenergieträgern ausglei-chen. Zusätzlich müssten auch die Verzerrungen zwischen eigenerzeugtem und fremdbezogenem Strom ausgeglichen werden, um sicher eine positive Wirkung zu erzielen. Die Effizienzwirkung der Eigenversorgung ist somit unklar, positive Effekte im Hinblick auf neue Sektorkopplungsoptionen sind im heutigen Rahmen aber nicht auszuschließen.