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Die ruMch-bolschewistifche Invasion und üer verrat üer Deutschen

Im Dokument die Esten und die estnische Zrage I (Seite 180-183)

L Der öoljchewismus in Csttanö

2. Die ruMch-bolschewistifche Invasion und üer verrat üer Deutschen

Als es sich nach der Niederlage des deutschen Militarismus her-ausstellte, daß die Träume vom baltischen Herzogtum eitel Dunst gewesen, daß Deutschland seine Truppen auch aus Estland wieder zurückziehen mußte, begannen die Bolschewistenhäuptlinge in Peters-bürg einen Feldzug gegen Estland vorzubereiten. Die estnischen Bol-schewisten, in erster Linie ihre Führer, hatten daran ein begreifliches Interesse. Aber auch die Russen. In Petersburg sah man Estlan) auch jetzt noch als ein reiches Land an, von wo aus man hoffte, Pe­

tersburg verproviantieren zu können. Aber auch die strategische Be-deutung des Küstengebietes am Finnischen Meerbusen, des Gebietes vor Petersburg und Kronstadt zu Wasser und zu Lande — gab den militaristisch gewordenen russischen Bolschewisten keine Ruhe.

Am 25. Dezember *9*8 hat das Organ der russischen Sowjetmacht in Moskau „Isvestija" den Standpunkt klar entwickelt, welche Gründe bei dem Überfall Estlands maßgebend gewesen sind. Das Blatt schreibt:

„Die Annahme, daß das Baltische Meer seine große Bedeutung für das Sovjetrutzland verloren hätte, ist total falsch. Neben der großen wirtschaftlichen Bedeutung hat das Baltische Meer in dieser Stunde des historischen Rampfes besonders auch politisch eine außer-ordentliche Wichtigkeit. Das Baltische Meer bildet den weg, auf welchem die Alliierten den Geburtsort der Arbeiterrevolution der ganzen Erde bequem Uberfallen können. Darum mutz das Sovjet -Rußland trachten, die Gestade des Baltischen Meeres wieder zu er­

obern und die rote Fahne des Aufruhrs in diesen Landen neu auf-zupflanzen. Die Rüsten des Baltischen Meeres bilden mit ihren Häfen eine fehr wichtige Basis, auf welche sich das Sovjet-Rußland im Kampfe mit der die ganze Welt umfassenden Gegenrevolution stützen könnte.

Das Baltische Meer und die Baltischen Provinzen — Litauen, Lettland und Estland — liegen quer über der Straße zwischen Ruß-land und Westeuropa und bilden somit eine Hemmung unserer Revo-lution, da sie das Sovjet-Rußland vom revolutionären Deutschland trennen. Diese trennende Mauer soll umgestürzt werden, die Ar-meen des Sovjet - Rußlands sollen Litauen, Lettland und Estland besetzen, die rote Arbeiterklasse Rußlands soll sich die Möglichkeit einer direkten Beeinflussung eines Einschreitens der deutschen Revo-lution erobern, um so durch die Föderation der Sowjetstaaten Rußland und Deutschland eine sozialistische Föderativrepublik von Zentral-und Osteuropa zu ermöglichen.

Durch die Wiedereroberung des Baltischen Meeres würde das Sovjet-Rußland auch die Möglichkeit erlangen, zu gunsten der sozia­

listischen Revolution in den skandinavischen Ländern leichter agitieren zu können. Somit kommt dem Baltischen Meere die Aufgabe zu, das Meer der sozialistischen Revolution zu werden." *

In Ingermanland, in der Nähe von Iamburg wurden Sovjet-truppen zusammengezogen, um im geeigneten Augenblick über die Narowa in Estland einzubrechen. Dieser Augenblick trat ein, als die

* Die „Jsvestija" ist das offizielle Organ der russischen Sovjetmacht.

Und es ist sehr wichtig, die eigentlichen Ziele der Bolschewisten daraus kennen zu lernen. Während die Zentralrogierung es offen verkündet, daß die Invasion nach Estland vorgenommen wurde, um für die Weltrevolution eine Basis zu gewinnen, reden die kleinen Nebenräte von einer Empörung des estnischen Proletariats gegen die estnische Bourgeoisie, d. h. von einer

„Befreiungsaktion" der russischen roten Armeen im Interesse des estnischen Proletariats!

deutsche,! Truppen sich von der estnisch-russischen Grenze — von der Narowa — zurückgezogen hatten. Den abziehenden Deutschen folgten die Russen aus dem Fuß. Am 28. November *9*8 überschritten sie die Narowa, besetzten die Stadt Narwa und trafen Vorbereitungen, um tiefer nach Estland einzudringen. Bald darauf überschritten sie auch die estnische Grenze von pleskau aus, links nach Lettland, rechts nach Süd-Estland vordringend.

Lstnischerseits sah man diesen Ereignissen voll Sorgen entgegen.

Aber dank der egoistischen Politik des estländischen Adels und dem verrat der deutschen Militärobrigkeit in Estland mutzten die Esten dieser Gefahr tatenlos entgegensehen. Sollte die russische Invasion erfolgreich vom Lande abgeschlagen werden, so wäre die rechtzeitige Mobilisation, Organisierung und Ausrüstung der estnischen wehr-kraft zum Schutze des Landes unerläßlich gewesen. Als die deutschen Truppen im Februar *9*8 das Land besetzten, hietz es, sie wären ge­

kommen, um Ruhe und Ordnung herzustellen, um Leben und Besitz zu sichern. Jetzt aber schien es gerade umgekehrt: man beabsichtigte das Land in eine derart gefahrvolle Situation zu bringen, um das Volk doch noch dazu zu zwingen, bei den Deutschen Hilfe zu suchen, wie wir das bereits im vorigen Kapitel gezeigt haben.

wenn die Bolschewisten trotzdem die Mär verbreiteten, die Esten und auch die estnische sozialdemokratische Arbeiterpartei hätten sich mit eben demselben Adel solidarisiert, um das estnische Proletariat niederzukämpfen, so ist das eine kecke Verdrehung der Tatsachen, um den Gegner zu verleumden und um sich selbst als den alleinigen ver-fechter der Interessen des Proletariats hinzustellen.

Um eine gleiche Verdrehung der Tatsachen handelte es sich auch bei der Behauptung der Bolschewisten, die estnische Bourgeoisie — vereinigt mit eben demselben Adel — hätte es zuwege gebracht, eng­

lische Strafexpeditionen ins Land zu rufen, um das estnische Prole­

tariat niederzuschlagen, woran kein einziges wort wahr ist.

Trotzdem die bolschewistische presse die Frage des Eroberungs-seldzuges gegen Estland in aller Breite diskutiert und den Nachweis geführt zu haben glaubt, wie notwendig es angesichts der Haltung von Petersburg sei, wurde während des Krieges doch immer und immer wieder betont, es handle sich nur um einen rein estnischen Bürgerkrieg... Aber blutige Kämpfe können indessen nicht geheim geführt werden. Die estnische Kriegsleitung veröffentlichte den *7.

Februar *9*9 folgende Feststellung, von den 35 Regimentern von

je 600—700 Mann, die damals gegen Estland standen, hatten 25 Regimenter nur russische Mannschaften und wurden russisch komman-diert; 6 Regimenter waren von lettischen Mannschaften zusammen-gestellt und nur in 4 Regimentern gab es auch Esten, und zwar von 25—75 prozent Die große Mehrzahl der bolschewistischen Kriegs-gefangenen waren Russen. — Die Bolschewisten stellten auch gerne in Abrede, daß sie Chinesen unter ihren Truppen haben. Aber man hat nicht nur auf den Schlachtfeldern gefallene Chinesen gefunden, sondern auch unter den Kriegsgefangenen. Auch briefliche Dokumente und andere Beweismittel über Chinesen sind den Esten in die Hände gefallen.

Durch derartige Verdrehungen sollte die Welt zu der falschen An-nähme verleitet werden, daß die große Mehrheit des estnischen Vol­

kes bolschewistisch gesinnt sei, und daß nur die bürgerliche Minder-heit mit fremder Hilfe den Kampf fortsetzen könne. Die bolschewi-stischen Strömungen in fremden Ländern, denen die Verhältnisse in Estland gewöhnlich unbekannt waren, verliehen dem russischen Bol-schewismus gerne ihre Hilfe und halfen diese Unwahrheiten in ihren Ländern zu verbreitert, ungeachtet dessen, daß das ganze estnische Volk diesen Verteidigungskampf einmütig gegen die russische In-vasion führte,

5. das Selbstbestimmungsrecht öer Völker und öer

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