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Regionale Verflechtungsbereiche und oberzentrale Funktionen der Stadt Bremerhaven

5.1 Regionalisierung der Verflechtungsbereiche

Ein großer Teil der Strukturprobleme im Raum Unterweser (Nordkreis Wesermarsch, Stadt Bremerhaven, Südwestkreis Cuxhaven) konzentriert sich im engeren und weiteren Ver-flechtungsbereich des Oberzentrums Bremerhaven. Während die Gemeinden im nord-östlichen Teil des Landkreises Cuxhaven auf Hamburg und diejenigen des Südkreises We-sermarsch auf Bremen bzw. Oldenburg ausgerichtet sind, haben die anderen Bereiche der Landkreise Cuxhaven und Wesermarsch starke Beziehungen zum Verdichtungsraum an der Wesermündung.

Schon seit langem wächst die Stadt Bremerhaven über ihre Grenzen hinaus. Da sich weder die Bevölkerung noch die Wirtschaft um Landesgrenzen kümmern, unterliegen die Umlandgemeinden einem starken Siedlungsdruck, dem sie in mehr oder weniger starker Form nachgeben. Die aus regionaler Sicht ungesteuerte Entwicklung führt zunächst zu sin-kenden Handlungsspielräumen im Oberzentrum, da hier die Optionen der Stadtentwick-lungspolitik drastisch einschränkt werden. In naher Zukunft werden aber auch die Umland-gemeinden eine Verringerung ihrer Handlungsmöglichkeiten verspüren.

Eine gemeinsame Gesamtschau der Entwicklungsprobleme hat in dem Gutachten „Koope-ratives Siedlungs- und Freiraumkonzept Bremerhaven / Umlandgemeinden“ stattgefunden.

Für den engeren Verflechtungsraum Bremerhaven werden für die Bereiche Wohnen, Ver-kehr, Einzelhandel, Gewerbe sowie Freiraum und Tourismus Handlungserfordernisse auf-gezeigt. Mit dem Regionalforum Bremerhaven wurde eine organisatorische Plattform ge-schaffen, wo die aufgeworfenen Handlungserfordernisse in den entsprechenden Arbeits-kreisen weiter konkretisiert werden können.

Angesichts massiver Verluste bzw. Gefährdung von Arbeitsplätzen und nicht genutzter Po-tentiale im Verflechtungsbereich des Oberzentrums Bremerhaven soll die Zusammenarbeit in der Region unter Berücksichtigung nachfolgender Ziele gestärkt werden:

• die regionalen Potentiale und Standortfaktoren sollen mobilisiert werden

• die Wirtschaftsbeziehungen in der Region sollen stabilisiert werden

• die regionale Wirtschaftskraft soll gestärkt werden

• die Beschäftigungsperspektiven in der Region sollen erhalten und

• die regionalen Lebens- und Arbeitsbedingungen sollen verbessert werden.

Die freiwillige grenzübergreifende Kooperation im regionalen Maßstab ist eines der wichtigs-ten struktur- und entwicklungspolitischen Schlüsselthemen der nächswichtigs-ten Jahre. Neue For-men der Kooperation müssen zu wettbewerbsfähigen und innovationsfähigen Regionen füh-ren, wobei die Innovationsfähigkeit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen zur Schlüsselgröße künftiger Entwicklungen wird.

Über die Entwicklung einer „Kooperations- und Koordinationskompetenz“ ist die Konkur-renz- und Wettbewerbsfähigkeit von Standorten zu sichern und so auf die Herausforderun-gen durch die Globalisierung der Märkte zu reagieren.

Mit regionalen Entwicklungsvorstellungen und Handlungskonzepten werden außerdem wichtige zukunftsorientierte Bausteine für eigenständige Profile und Entwicklungsvorstellun-gen gebildet, die strukturwirksam in übergreifende großräumige Konzepte des Landes, des Bundes, vor allem aber der europäischen Raumentwicklungs-, Regional- und Strukturpolitk einzubringen sind.

5.2 Oberzentrale Funktionen der Stadt Bremerhaven

Die Schwäche der City liegt im Einzelhandel begründet. Während in den Außenbereichen sowohl im Umland als auch in den Außenbezirken Bremerhavens der Einzelhandel durch-aus vergleichbar zu anderen Regionen positive Entwicklungsraten aufzeigt, kränkelt der Ci-ty-Einzelhandel. So sind die Verkaufsflächen zwischen 1985 und 1999 in Wulsdorf um 77%, in Leherheide um 49% und in Geestemünde um 22% ausgebaut worden, in Bremerhaven-Mitte sind sie dagegen um 5% zurückgegangen. Insgesamt ist die Bremerhavener Einzel-handelsentwicklung auch deshalb eingeengt, weil wegen der hohen Arbeitslosigkeit die Kaufkraft der Bevölkerung vergleichsweise niedrig ist.

Im Stadtgebiet lassen sich zwei unterschiedliche Kategorien von Standorten unterscheiden:

♦ zum einen die Orts- und Stadt(teil)zentren, die entsprechend ihrer zentralörtlichen Funk-tion Versorgungsaufgaben übernehmen und als integrierte Standorte charakterisiert werden können,

♦ zum anderen die Fachmarktzentren an überwiegend Pkw-orientierten Standorten außer-halb der Ortskerne, deren Einzugsbereich in der Regel über den jeweiligen zentralörtli-chen Bereich hinausgeht.

Die Bestandsdarstellung soll an dieser Stelle bezogen auf das Stadtgebiet den Überblick über die vorhandenen Strukturen liefern.

Verkaufsflächenstruktur im Stadtgebiet Bremerhaven 1999

Bremerhaven/ Stadtteile Verkaufsfläche insgesamt (qm) 1999

Mitte

Darunter Innenstadt

50.330 46.160

Lehe 39.940 Geestemünde 42.710

Leherheide 20.890 Wulsdorf 33.570 Schiffdorferdamm 4.090

Fischereihafen 920 Weddewarden 70 Surheide 160 Verkaufsfläche gesamt 192.680

Quelle: BAW bzw. GWH Einzelhandelserhebung, Zahlen für 1999

Standorte ausgewählter Einzelhandelsentwicklung

Bremerhaven Größe

(Verkaufs-fläche in qm in Betrieben ab 700qm )

Besatz

Innenstadt (VK insgesamt

46.160)

oberzentraler Branchenmix

Fachmarktzentrum Elbestraße Rd. 3.700 Elektrofachmarkt Tootal, Aktiv-Discount, Reno-Schuhmarkt

Stadtteilzentrum Geestemünde k.A. mittelständische Struktur, historisch gewachsene Einzelhandelsagglomeration, zentrentypischer Bran-chenmix

Stadtteilzentrum Lehe k.A. mittelständische Struktur, historisch gewachsene Einzelhandelsagglomeration, zentrentypischer Bran-chenmix

Einkaufszentrum an der Schiffdorfer Chaussee

Rd. 5.300 verschiedene kleinflächige Einzelhandelsbetriebe:

ABC Schuh-Center, Ernstings family

Fachmarktzentrum Lehe-Nord 9.000 SB-Warenhaus real, Takko-Modemarkt, ABC Schuh-Center

Gewerbegebiet Bohmsiel Ca. 20.000 SB-Warenhaus Kaufland, Möbelfachmarkt Roller, aktuelle Ansiedlungen: Bau- und Gartenfachmarkt Hornbach, Fachmarkt Lune-Park

Stadtteile Rd. 36.000 24 großflächige Lebensmittelmärkte für stadtteilbe-zogene Nahversorgung

Quelle: Dr. Lademann und Partner: Einzelhandelsentwicklungskonzept für die Seestadt Bremerhaven, 1999

Aus der obigen Zusammenstellung wird deutlich, dass die Stadt Bremerhaven ihre Einzel-handelsentwicklung an dem Leitbild eines hierarchisch gestuften, tripolaren Zentrenkonzept nach dem Leitbild der räumlich-funktionalen Arbeitsteilung orientiert:

Das Hauptzentrum, die Bremerhavener Innenstadt, soll als wichtiger Einzelhandels-standort der Stadt positioniert und profiliert werden. Die Innenstadt muss dabei die Fähigkeit erhalten, durch ausstrahlungsstarke oberzentrale und damit innenstadtrelevante Angebote den Oberbereich der Stadt zu erschließen. Die Ansiedlung im Bereich Alter/Neuer Hafen kann hierfür einen entscheidenden Beitrag leisten, da sie als Urban-Entertainment-Center und damit multifunktionales Vorhaben insbesondere durch die Freizeitnutzungen einen noch größeren Einzugsbereich erschließt und diesen auch für die bestehenden Betriebe der In-nenstadt nutzbar macht.

Die starken Stadtteilzentren Lehe und Geestemünde stellen durch ihren multifunktionalen Charakter wesentliche Standorte auch für den Einzelhandel dar. Wenngleich hier keine zu-sätzlichen Flächenausweisungen erfolgen sollen, steht die Sicherung als Wohnstandort im Mittelpunkt.

Die übrigen Stadtteilzentren erfüllen vorwiegend die Funktion von Nahversorgungs-schwerpunkten mit allenfalls arrondierenden aperiodischen Nutzungen.

Das vierte Standbein sind die großflächigen, fachmarktorientierten Standorte der Stadt (Bohmsiel, Elbestraße, Schiffdorfer Chaussee, Pferdebade), deren Flächenentwicklung nach Umsetzung der Planvorhaben abgeschlossen sein dürfte. Nötig ist die Sicherung der

Erreichbarkeit der Standorte und die Nutzung der Agglomerationsvorteile, die erst durch die Bündelung verschiedener Betriebe an einem Standort erzielt werden können.

Raumverträglichkeit von Standortentwicklungen

Bei größeren Ansiedlungsvorhaben erfolgt in der Stadt Bremerhaven regelmäßig eine gu-tachterliche Überprüfung der weiteren großflächigen Einzelhandelsentwicklung. Dabei wer-den Kaufkraftentwicklungen in Vergleichsstädten ebenso berücksichtigt wie Auswirkungen der Umsatzverteilungen von Einzelstandorten auf die Gesamtstadt und die Ortsteilzentren.

Als kritische Grenze dieser Umverteilungen werden derzeit 10% (Fachliteratur, gerichtl. Ein-zelfallentscheidungen) gesetzt. Diese zentrenschädigende Wirkung ist bisher in keinem Fall erreicht. Für die nahversorgungsrelevanten und zentrenrelevanten Sortimente ist die Um-satzverteilungsquote durchgängig unterschritten. Die Raumverträglichkeit der Standortent-wicklungen ist damit durchgängig gewährleistet.

Die Standortbereiche sollten grundsätzlich nach dem Nachhaltigkeitsprinzip (im Sinne einer Rückgewinnung der Innenstadtzentralität) entwickelt werden . Dazu dient der am zu erwar-tenden und möglichen Markt- und Zentralitätswachstum orientierte Verkaufsflächenrahmen, der aufgrund eines relativ langen Prognosezeitraums etwa alle drei Jahre überprüft werden sollte.