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2.3 Formen der Demenz

2.3.1 Primäre Demenzen

Primäre Demenzen lassen sich in degenerative und nicht degenerative Formen unterscheiden, wobei degenerative Formen im Vergleich zu nicht degenerativen Formen als fortschreitend gelten. Zu den degenerativen Demenzen zählt die so genannte Alzheimer-Krankheit, vaskuläre Demenz sowie Frontotemporale De-menz, Lewy-Körperchen-Demenz bzw. Demenz bei Morbus Parkinson. Diese machen in etwa 80 Prozent aller Demenzformen aus. Selten kommt die Demenz bei Chorea Huntington und Creutzfeld-Jacob-Erkrankung vor (vgl. Kastner/ Lö-bach 2010, S. 29).

Alzheimer-Krankheit

Drei Merkmale vom Alzheimer-Typus werden in der Pathologie beschrieben: Ers-tens gibt es einen allgemeinen Verlust von Neuronen und synaptischen Verbin-dungen bis zu 40%. Zweitens besteht eine globale Atrophie des Gehirns und drit-tens gibt es Anzeichen einer Zellstrukturdegeneration. Senile Plaques und Alz-heimer-Fibrillen sind nicht die einzigen Zeichen. Daher sprechen manche Autoren eben von der Lewy-Körperchen-Demenz oder Demenz bei Morbus Parkinson.

Möglicherweise ist die Demenz vom Typ Alzheimer demnach ein Oberbegriff, der verschiedene pathologische Prozesse abdeckt (vgl. Müller-Hergl 2008, S. 44-45).

Klinisch und epidemiologisch ist die Alzheimer-Demenz mit 60 bis 80 % die häu-figste Form der Demenz. Die präsenile Demenz tritt bereits vor dem 65. Lebens-jahr auf, darüber hinaus wird von einer senilen Demenz gesprochen, wobei die präsenile Demenz lediglich 5 % der gesamten Alzheimer-Demenzen ausmacht (Gleichweit/ Rossa 2009, S. 4).

Die Veränderungen im Gehirn bei der Alzheimer-Krankheit sind exakt beschrie-ben, jedoch hat die Ursachenforschung noch nicht den gewünschten Effekt ge-bracht (vgl. Kastner/ Löbach 2010, S. 30).

20 Als Risikofaktor zur Entwicklung einer Alzheimer-Demenz gilt das Alter an sich, das Geschlecht (mehr Frauen als Männer), niedriges Bildungsniveau, genetische Faktoren, gewisse Vorerkrankungen wie Diabetes, Morbus Parkinson, Depression sowie Schädel-Hirn-Traumen als auch das Rauchen, Alkoholabusus und Fehler-nährung. Sie gilt als chronische Erkrankung, welche bis heute nicht heilbar ist (Gleichweit/ Rossa 2009, S. 5).

Der Symptomverlauf bei der Alzheimer Krankheit ist unverwechselbar und ty-pisch: Nach Störungen der Emotionen lässt die Merkfähigkeit, das Gedächtnis und folglich lassen die sprachlichen und motorischen Fähigkeiten des/der Betrof-fenen nach. Körperliche Symptome folgen wie Inkontinenz, Bewegungsstörung und auch die Nahrungsaufnahme wird zunehmend beeinträchtigt. Therapeutisch steht die Symptomreduktion und somit Progressionsverzögerung im Vordergrund (vgl. Kastner/ Löbach 2010, S. 32).

Die Alzheimer-Erkrankung verläuft progressiv und führt zum Tod, wobei Aus-wirkungen und Dauer der Erkrankung stark differieren. Als Todesursachen wer-den letztendlich häufig Herz-Kreislauf-Versagen oder Infektionen sowie Folgen von mangelnder Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr beschrieben (Gleichweit/ Ros-sa 2009, S. 5).

Vaskuläre Demenz

Die vaskuläre Demenz steht im Zusammenhang mit einer verringerten Blutzufuhr in Bereichen des Gehirns und somit mit einer zerebrovaskulären Krankheit (vgl.

Müller-Hergl 2008, S. 45).

Risikofaktoren sind in erster Linie Bluthochdruck und auch Diabetes mellitus (vgl. Kastner/ Löbach 2010, S. 33).

Durch Ablagerungen von Amyloid kann es zu Gefäßverschlüssen im Gehirn kommen, am häufigsten treten Schäden der grauen Hirnsubstanz auf. Treten win-zige Hirninfarkte auf, so spricht man von einer Multiinfarkt-Demenz. Diese lassen sich manchmal im Scan nachweisen. Der Schaden, der durch winzige Hirninfarkte generalisiert entsteht, ist dem Bild der Alzheimer-Krankheit ähnlich. Bei dieser Form bestehen meist allgemeine Probleme im Herz-Kreislauf-System. Die Gehir-ne mancher an Demenz verstorbeGehir-ner Menschen zeigen jedoch Merkmale des Alz-heimer-Typus als auch pathologische Veränderungen der Gefäße (vgl. Müller-Hergl 2008, S. 45).

21 Als Risikofaktor zur Entwicklung einer vaskulären Demenz gilt ebenso wie bei der Alzheimer-Demenz das Alter an sich und das Geschlecht (mehr Männer als Frauen). Ebenso bedeutet ein niedriges Bildungsniveau ein höheres Risiko für eine vaskuläre Demenz. Genetische Faktoren und Depressionen gelten ebenfalls als Risikofaktoren. Komorbiditäten wie Arteriosklerose mit ihren möglichen Zu-sammenhängen mit Diabetes und Hypertonie können dabei ebenfalls eine Rolle spielen (vgl. Gleichweit/ Rossa 2009, S. 6).

Die vaskuläre Demenz beginnt plötzlich, hat einen stufenhaften Verlauf und steht im kausalen Zusammenhang mit einem kleineren oder größeren Hirninfarkt, der mit einer Ischämie der betroffenen Region einhergeht und zum Absterben von Gehirnzellen führt. Die kognitiven Veränderungen des Betroffenen sind meist von Dauer. Der stufenhafte Verlauf hängt mit weiteren ischämischen Ereignissen zu-sammen. Der Zustand des/der Betroffenen stabilisiert oder verbessert sich sogar häufig mit oder ohne Behandlung, jedoch kann sich der Zustand auch plötzlich wieder verschlechtern. Eine Unterscheidung der vaskulären Demenz von der Alz-heimer-Krankheit ist aufgrund der Symptomatik kaum möglich (vgl. Kastner/

Löbach 2010, S. 32).

Jedoch treten bei der vaskulären Demenz zusätzlich häufiger und oft früher neuro-logische Symptome wie Hemiplegien, Sprach- und Bewusstseinsstörungen, Schluckstörungen, Inkontinenz und Gangstörungen auf. Im Anfangsstadium kön-nen die kognitiven Fähigkeiten weitgehend erhalten bleiben, jedoch im Verlauf entwickelt sich das neurologische Krankheitsbild zum so genannten Demenzsyn-drom (vgl. Höwler in Matolycz 2011, S. 59).

Ist eine Demenz weit fortgeschritten, so lässt sich nicht mehr klar zwischen einer vaskulären Demenz und einer Alzheimer-Demenz unterscheiden – hier wird von einer Mischform gesprochen. Aufgrund einer höheren vaskulären Komplikations-rate wie Rezidiv-Schlaganfälle oder Herzinfarkte, scheint die Lebenserwartung bei einer vaskulären Demenz geringer zu sein als bei einer Alzheimer-Demenz (vgl. Gleichweit/ Rossa 2009, S. 6-7).

Auch Kastner und Löbach schreiben, dass im fortgeschrittenen Stadium häufig von einer gemischten Form der Demenz gesprochen wird (vgl. Kastner/ Löbach 2010, S. 33).

22 Frontotemporale Demenz

Die Frontotemporale Demenz betrifft den Bereich des Vorderhirnes. Die Ursa-chen von Veränderung des Vorderhirnes erstrecken sich über Durchblutungsstö-rungen, Hirntumore und Entzündungen. Es treten sehr früh psychische Verände-rungen auf. Es kommt zu deutlichen VerhaltensändeVerände-rungen bzw. Verhaltensstö-rungen. Kognitive Symptome wie beispielsweise Gedächtnisstörungen treten zu Beginn der Erkrankung selten auf. Differenzialdiagnostisch muss zwischen einer möglichen Persönlichkeitsstörung, Psychose, Schizophrenie oder Depression un-terschieden werden. Nicht selten kommt es daher zur Fehldiagnostik, da diese Form der Demenz mit psychischen Störungen, Aggressivität und Enthemmung einhergeht. Sie fallen oft durch unangemessenes, stereotypes Verhalten, Distanz-losigkeit und mangelnde Krankheitseinsicht auf. Über- oder Fehleinschätzungen durch den/die Betroffene/n sind durch das meist gut erhaltene Gedächtnis nicht selten. Eine Unterform der Frontotemporalen Demenz bildet der Morbus Pick, der jedoch bereits in jungen Jahren auftritt und eine familiäre Häufung zeigt (vgl.

Kastner/ Löbach 2010, S. 35-37).

Lewy-Körperchen-Demenz

Die Lewy-Körperchen-Demenz ist dahingehend bedeutsam, als dass sie eine be-sondere Nähe zum Morbus Parkinson aufweist. Auch hier zeigen sich ähnlich wie bei der Alzheimer-Krankheit spezifische Veränderungen im Gehirn. Betroffene zeigen schon früh Parkinson-Symptome und stürzen häufig. Es zeigt sich dabei ein fluktuierender Verlauf, sie sind zeitweise unbeeinträchtigt, dann wiederum zeigen Betroffene ausgeprägte Symptome. Zusätzlich kommt es zu szenarischen und optischen Halluzinationen, die häufig mit Neuroleptika behandelt werden. Bei der Lewy-Körperchen-Demenz kommt es jedoch zu übersteigerten Nebenwirkun-gen aus dem Bereich der Parkinson-Symptomatik. Zu einer adäquaten Therapie stehen heute dahingehend nur wenige Erfahrungen zu Verfügung (vgl. ebd., S.

37).