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3. Labormethoden zur Überprüfung der Thrombozytenfunktion

3.6. Plättchenfunktionsanalysengeräte 1. Geräteaufbau

3.6.2. Präanalytische Untersuchungen

Der zugänglichen Literatur sind zu präanalytischen Untersuchungen mit dem Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 ausschließlich Ergebnisse für den Menschen zu entnehmen. Für den Hund liegen hierzu bislang keine Ergebnisse vor.

3.6.2.1. Geräteparameter

KRETSCHMER et al. (1990) und DIETRICH et al. (1995a) untersuchten am Vorläufergerät verschiedene Variablen, welche die Meßergebnisse beim Menschen beeinflussen, und empfahlen bestimmte Standardisierungen für die Routineanwendung und Modifikationen für den speziellen Gebrauch.

Geräteparameter mit statistisch signifikantem Einfluß waren der Durchmesser der Filteröffnung und der Kapillare, die Aggregationsreagenzien und ihre Konzentration, die Methode der Kapillartrocknung und der Aspirationsdruck (DIETRICH et al. 1995a). Bezüglich dieser getesteten Parameter gaben DIETRICH et al. (1995a) folgende Standardisierungsempfehlungen für den Routinegebrauch: Die Öffnung der Kollagen-beschichteten Filter sollte 150 µm, der Aspirationsdruck 40 mbar betragen. Ebenso erforderlich sei eine sorgfältige Fixation einer sauberen und trockenen Kapillare, die eine Länge von 32 mm und einen Innendurchmesser von 200 µm aufweisen sollte, und der Zusatz von 40 µl CaCl2 (2 mmol/l) oder 40 µl ADP (4 mmol/l) auf die Mitte des Filters. Zudem sollte vor der Messung eine Erwärmung der im Kühlschrank aufzubewahrenden Filter und der Blutprobe für 4 Minuten bei 37°C erfolgen (DIETRICH et al.

1995a).

Weitere Untersuchungen am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 wie am Vorläufergerät betrafen die Möglichkeit der aufeinanderfolgenden Bestimmung von zwei Proben im Verlauf einer Messung bei gleichzeitigem Verbringen der befüllten Meßzellen in die Meßkammern (Postion A und Position B). Im Hinblick auf eine eventuell stattfindende Sedimentation der zuletzt bestimmten Probe (Position B) führten mit Humanblut durchgeführte Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Während in einer Arbeit zum Plättchen-funktionsanalysengerät PFA-100 mit der Kollagen/ADP-Meßzelle signifikante Unterschiede der Verschlußzeiten zwischen den beiden Positionen festgestellt wurden - ohne Angabe genauer Werte - (KARGER et al. 1997), zeigten sich in anderen Untersuchungen bei beiden Meßzellen keine klinisch relevanten Unterschiede (MAMMEN et al. 1995; WILMER et al. 1997; MAMMEN et al.

1998). Ein Vergleich der Meßergebnisse der beiden Kanäle des Vorläufergeräts ergab in einer anderen Untersuchung mit ADP als Primer ebenfalls keine signifikanten Unterschiede (ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995).

3.6.2.2. Einfluß der verwendeten Probengefäße und -zusätze

Vergleichende Untersuchungen beim Menschen am Plättchenfunktions-analysengerät PFA-100 zu verschiedenen Blutsammelsystemen und Antikoagulanzien ergaben im wesentlichen übereinstimmende Ergebnisse. In verschiedenen Untersuchungen führte die Verwendung des Vacutainers mit 0,129 M gepuffertem Natriumzitrat zu höheren Verschlußzeiten im Vergleich mit Vacutainern, die mit 0,105 M gepuffertem Natriumzitrat beschickt waren (MAMMEN et al. 1995; HEILMANN et al. 1997; SIO et al. 1997). So wurde in einer Studie für die Kollagen/Epinephrin-Meßzelle mit 0,105 M Natriumzitrat ein Referenzbereich von 84-153 sec (Mittelwert: 113 sec) ermittelt, mit 0,129 M Natriumzitrat hingegen ein Referenzbereich von 89-165 sec (Mittelwert: 124 sec). In der gleichen Studie wurde für die Kollagen/ADP-Meßzelle mit 0,105 M Natriumzitrat ein Referenzbereich von 61-105 sec (Mittelwert: 80 sec) erarbeitet, während dieser bei Verwendung von 0,129 M Natriumzitrat bei 66-115 sec (Mittelwert: 87 sec) lag (HEILMANN et al. 1997).

Ein ganz entscheidender Unterschied zeigte sich für die Thrombozyten-funktionsanalyse bei Patienten unter Azetylsalizylsäure-Therapie. Hierbei wurde die durch Azetylsalizylsäure induzierte Hemmwirkung erheblich sensitiver erfaßt mit Blutproben, die mit 129 mmol/l gepuffertem Natriumzitrat antikoaguliert waren, im Vergleich zu Proben, denen 106 mmol/l gepufferte Natriumzitratlösung zugesetzt wurde (VON PAPE et al. 1999). Zudem ergab sich in dieser Studie in einem gemessenen Zeitintervall von < 1 Minute bis 60 Minuten nach Blutentnahme bei 3,2%igem (106 mmol Natriumzitrat/l Blut)

Zitratblut eine zeitabhängige Verkürzung der Verschlußzeiten im Gegensatz zu weitestgehend stabilen Meßwerten bei 3,8%igem (129 mmol/l) Zitratblut.

Die Verwendung der Spritzenmonovette mit 0,105 M ungepuffertem Natrium-zitrat führte im Vergleich mit anderen Blutsammelsystemen zu häufigeren Testabbrüchen (HEILMANN et al. 1997; SIO et al. 1997).

3.6.2.3. Präzisionsstudien, Reproduzierbarkeit der Ergebnisse

Sowohl am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 als auch am Vorläufer-gerät wurde in verschiedenen Untersuchungen beim Menschen eine gute Reproduzierbarkeit der Ergebnisse festgestellt (ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995; MAMMEN et al. 1995; RAND et al. 1998; HARRISON et al. 1999;

SESTITO et al. 1999). Hierbei ergab sich für konsekutive Messungen einer Probe am Vorläufergerät sowohl mit ADP als auch mit Epinephrin als Primer ein Variationskoeffizient von 9 % (ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995). Am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 lag der Variationskoeffizient bei Messungen mit der Kollagen/ADP-Meßzelle < 10 % (MAMMEN et al. 1995;

HARRISON et al. 1999), bei der Kollagen/Epinephrin-Meßzelle < 15 % (MAMMEN et al. 1995) bzw. < 9 % (HARRISON et al. 1999). Für Messungen einer an aufeinanderfolgenden Tagen entnommenen Blutprobe jeweils eines Probanden lagen die Variationskoeffizienten für die Verschlußzeit beim Menschen bei beiden Geräten unter 13 % (ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995;

MAMMEN et al. 1995).

Im Rahmen von Wiederholungsmessungen am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 ergab sich bei der jeweils zweiten Bestimmung einer Probe keine klinisch relevante Abweichung gegenüber der ersten Bestimmung (MAMMEN et al. 1998; SESTITO et al. 1999).

3.6.2.4. Einfluß der Meßzellcharge

Hinsichtlich des Einflusses der Meßzellcharge sind der Literatur wider-sprüchliche Ergebnisse zu entnehmen. Am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 traten bei KARGER et al. (1997) im Vergleich verschiedener Meßzellchargen basierend auf Probenmaterial vom Menschen signifikante Unterschiede der Meßergebnisse auf (ohne genaue Angabe des Meßzelltyps), in anderen Untersuchungen erbrachte der Vergleich verschiedener Produktions-chargen beider Meßzellen für dieses Gerät hingegen keine nennenswerten Unterschiede (WILMER et al. 1997; MAMMEN et al. 1998; HARRISON et al.

1999). Am Vorläufergerät zeigten sich in zwei Untersuchungen am Menschen ebenfalls Unterschiede der Testergebnisse (Verwendung von ADP bzw. CaCl2

als Startreagenz) bei Verwendung verschiedener Filterchargen (KRETSCHMER et al. 1990; ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995). Keine deutlichen Unterschiede an diesem Gerät mit ADP bzw. CaCl2 als Primer ergaben sich jedoch in einer anderen Studie bei Verwendung von Chargen, die ab September 1990 hergestellt worden waren (DIETRICH et al. 1995b).

3.6.2.5. Einfluß der Lagerdauer der Probe vor der Messung und der Temperatur von Probe und Filter

Für das Vorläufergerät wurde aus verschiedenen Untersuchungen für den Menschen die Empfehlung abgeleitet, die Messung innerhalb eines Zeitintervalls von ≥ 30 Minuten und < 3 Stunden nach Entnahme der Probe vorzunehmen. Innerhalb dieses Zeitintervalls ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede der Meßergebnisse (CaCl2 bzw. ADP-CaCl2 als Startreagenz), eine Messung außerhalb dieses Intervalls führte zu längeren Verschlußzeiten und höheren Gesamtvolumina sowie zu einer stärkeren Streuung der Ergebnisse (KRETSCHMER et al. 1990; DIETRICH et al. 1995a).

In einer anderen Studie zeigte eine Lagerung der Probe über einen Zeitraum von bis zu 5 Stunden bei Raumtemperatur keinen Einfluß auf die Verschlußzeit (ohne Angabe zu verwendetem Startreagenz), eine Lagerung bei 4°C führte hingegen zu verlängerten Verschlußzeiten innerhalb dieses Zeitraumes (ALSHAMEERI u. MAMMEN 1995).

Untersuchungen am Plättchenfunktionsanalysengerät PFA-100 mit beiden Meßzelltypen belegten ebenfalls, daß Blutproben bis zu 5 Stunden gelagert werden könnten, bevor es zu bedeutenden Veränderungen der Meßwerte kommt (MAMMEN et al. 1995; SIO et al. 1997; HARRISON et al. 1999). Während MAMMEN et al. (1995) und SIO et al. (1997) hierzu keine konkreten Ergebnisse mitteilen, findet sich in der Arbeit von HARRISON et al. (1999) ausschließlich eine grafische Darstellung ohne statistischen Vergleich. Der grafischen Darstellung läßt sich entnehmen, daß die mediane Verschlußzeit der Kollagen/Epinephrin-Meßzelle über einen Zeitraum von 8 Stunden in einem Bereich von etwa 110-125 Sekunden lag und danach auf 130 bis über 150 Sekunden anstieg. Die medianen Verschlußzeiten der Kollagen/ADP-Meßzelle lagen während des gesamten Zeitraumes von 24 Stunden in einem Bereich von 75-100 Sekunden.