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Personelles Netzwerk der Raumforschung und -ordnung in Baden-Württemberg – Alt und Jung gemeinschaftlich

Dem personellen Netzwerk1 für räumlich relevante Fragen verleiht die Landesarbeits-gemeinschaft (LAG) Baden-Württemberg der Akademie für Raumforschung und Lan-desplanung (ARL) einen institutionellen Rahmen. Diese Institution vernetzt Persönlich-keiten aus dem Bereich der räumlichen Forschung, insbesondere aus den Universitäten, aus dem Gebiet der räumlichen Planung, z. B. aus der Regional- und Landesplanung und aus den Fachplanungsbehörden oder -büros.

Die vielfältige inhaltliche Arbeit der LAG lebt einerseits von dem Wissenstransfer der agierenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Forschung, die theoretische Grundlagen, methodische Aspekte, neue Forschungsergebnisse und spezifische, häufig fallbezogene Erkenntnisse dialogorientiert einbringen, und andererseits von den Projek-ten der praxisorientierProjek-ten Akteure, die vom neuesProjek-ten Kenntnisstand ausgehend räumli-che Konzepte erarbeiten und umsetzen. Die verschiedenen Vertreter der Wissenschaf-ten, u. a. der Volkswirtschaft, der Regional- und GeowissenschafWissenschaf-ten, der Soziologie, der Landschaftspflege oder der technischen Disziplinen, arbeiten interdisziplinär zusam-men. Aus der Praxis kommt die überwiegende Zahl der Mitglieder aus der Stadt-, Regi-onal- und Landesplanung. Die beruflichen Abgrenzungen sind fließend, so verbrachte beispielsweise ein großer Teil der in der beruflichen Praxis stehenden Planer die ersten Jahre nach dem Studium in wissenschaftlichen Institutionen oder blieb den Hochschu-len über Lehraufträge verbunden.

Der vielseitige Austauschprozess innerhalb der LAG Baden-Württemberg funktio-niert auf vielen Ebenen, sowohl in den Arbeitsgruppen der LAG zu einzelnen Themen-stellungen, als auch über Modellvorhaben oder bei Tagungen und Kongressen. Neben dem systematischen Informationsaustausch und den Diskussionsforen gibt es zusätzlich die Option zu informellen Zusammentreffen.

Ein so weit gefächertes personelles Netzwerk auf Landesebene bedarf einer ausgewo-genen Zusammensetzung der Persönlichkeiten und einer systematischen kontinuierli-chen Weiterentwicklung, um angestrebte Synergien zu erreikontinuierli-chen. Gute Voraussetzungen dafür bestehen, wenn bei der Auswahl der Mitglieder neben der hohen fachlichen Quali-tät auch die Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit im Team, die altersstruk-turelle Mischung und die raumstrukaltersstruk-turellen Gegebenheiten ausreichend berücksichtigt werden.

Bei der Altersstruktur sollte eine gute Mischung angestrebt werden. In der Regel wer-den neue Mitglieder jedoch erst aufgenommen, wenn sie sich in einer gefestigten beruf-lichen Stellung befinden, d. h. zumeist haben sie dann das vierte Lebensjahrzehnt been-det. Infolge des gemeinsamen Älterwerdens besteht leicht das Risiko, dass jüngeren Jahrgängen zu wenige Einstiegschancen eingeräumt werden. Daher muss rechtzeitig der Bereich des Nachwuchses im Fokus gehalten werden.

1 Wolf, K. (1998): Theoretische Aspekte der räumlichen Planung. In: Akademie für Raumforschung und Landes-planung (Hrsg.): Methoden und Instrumente räumlicher Planung. Hannover, S. 39–49; Fürst, D. (1998): Projekt- und Regionalmanagement. Ebenda, S. 237–253.

Personelles Netzwerk der Raumforschung und -ordnung in Baden-Württemberg

Doch der Austausch zwischen den jahrzehntelangen Erfahrungen der älteren Genera-tion und den ungeduldigen, innovaGenera-tionsfordernden jüngeren Mitgliedern kann erst dann optimal erfolgen, wenn dieser besonders gepflegt wird, beispielsweise in generations-übergreifenden gemeinsamen Projekten sowie in diskursiven Verfahren oder auch in altersspezifischen Gruppen wie den „Jungem Forum“. Deshalb bleibt das Nachrücken der jüngeren Generation eine ständige Herausforderung.

In einem landesweiten Netzwerk trägt bei der vorhandenen dezentralen Raumstruktur in Baden-Württemberg auch eine Berücksichtigung der räumlichen Struktur, sei es nach naturräumlichen sowie regionalen Gesichtspunkten oder nach der Differenzierung nach Raumkategorien – wie Verdichtungsräumen oder ländlichen Räumen –, zu einer funkti-onierenden Zusammenarbeit bei.

Ist in der LAG ein möglichst stimmiger Standard und eine ausgewogene Struktur er-reicht, dann bedarf diese der ständigen Erneuerung und Umstrukturierung.

Die LAG Baden-Württemberg wurde den Anforderungen und Ansprüchen in hohem Maße gerecht. Nach Gründung der LAG am 6. Juli 1967 in Ettlingen entstand Ende der Sechzigerjahre und in den Siebzigerjahren eine angesehene, stark wissenschaftlich aus-gerichtete LAG – von 18 Mitgliedern waren 14 Professoren – mit vielen herausragen-den Vertretern der Universitäten, die sich interdisziplinär herausragen-den Fragen von Raumfor-schung und Landesplanung widmeten, ergänzt um wenige Vertreter aus der obersten Landesplanungsbehörde sowie einzelne weitere Mitglieder, vorrangig der größeren Re-gionalverbände.2

Nach wenigen Jahren war 1975/76 bei nur geringer Fluktuation und wenigen Zuwah-len das Durchschnittsalter von 51 Jahren auf 55 Jahre angestiegen. Der Anteil der Wis-senschaftler lag bei nunmehr 70 %. Frauen waren in diesem Gremium bis zu diesem Zeitpunkt nicht vertreten.3

Zwanzig Jahre nach ihrer Gründung war diese hervorragend qualifizierte Arbeitsge-meinschaft infolge des natürlichen Alterungsprozesses deutlich älter geworden und konnte u. a. wegen der zahlenmäßigen Begrenzung nur eingeschränkt den Nachwuchs fördern. Hinzu kamen politische Umbewertungen der raumordnerischen Arbeit sowie Einsparzwänge. Trotz guter fachlich-sachlicher Arbeitsergebnisse in den Arbeitsgrup-pen und Veranstaltungen wurde im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung ein syste-matischer Erneuerungsprozess der Mitgliederstruktur erforderlich, um die Attraktivität für die Mitglieder langfristig und dauerhaft zu sichern.

Mitte der Neunzigerjahre galt noch die strikte Begrenzung der Zahl der Mitglieder der LAG, dafür konnten die über 65-Jährigen als Altersmitglieder weiterhin mitwirken.

Im Jahre 1997 gab es 22 Mitglieder4 und zusätzlich 13 Altersmitglieder. Von den 22 aktiven Mitgliedern waren 9 Wissenschaftler (41 %) und 13 (59 %) kamen aus praxisbe-zogenen Berufen, während die Mehrzahl der Altersmitglieder emeritierte Universitäts-professoren stellten.

Der Frauenanteil lag bei insgesamt 6 %. Das Durchschnittsalter aller Mitglieder der LAG bewegte sich bei 59 Jahren; selbst ohne die Altersmitglieder wurde ein Durch-schnittsalter von 56 Jahren erreicht, die Generation der unter 50-Jährigen war nur noch mit 6 Persönlichkeiten vertreten.

2 Mitgliederliste der LAG 1969/1970.

3 Mitgliederliste der LAG 1975/1976.

4 Mitgliederliste der LAG vom 07.11.1997.

Damit stellte sich prioritär die Aufgabe, insgesamt jüngere Mitglieder zu gewinnen und in Sonderheit den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern.

Der eingeleitete Erneuerungs- und Umstrukturierungsprozess gelang und wurde durch die von der ARL erwünschte Öffnung und breitere Verankerung der LAG im Sinne eines landesweiten Netzwerkes flankierend unterstützt.

Mit der Aufstockung auf heute 59 Persönlichkeiten (01.09.2007)5 konnte eine alters-strukturelle Verjüngung erzielt werden, das Durchschnittsalter sank von 59 Jahren (1997) auf 56 Jahre (2007), das Alter der im Berufsleben stehenden Mitglieder beträgt heute 52 Jahre.

Gegenwärtig präsentiert sich die LAG Baden-Württemberg in einer ausgewogenen Altersstruktur:

30–40 Jahre 12 % 40–50 Jahre 19 % 50–60 Jahre 32 % 60–70 Jahre 22 % 70–80 Jahre 10 % über 80 Jahre 5 %

Drei Viertel der Mitglieder sind unter 65 Jahre alt, besonders starke Anteile stellen die 40- bis 60-Jährigen und immerhin 12 % sind jünger als 40 Jahre.

Auch der wissenschaftliche Nachwuchs konnte mitgezogen werden, alle Altersgrup-pen konnten gewonnen werden; die 21 Wissenschaftler (36 % der Mitglieder) sind in den jüngeren Jahrgängen sogar überproportional gut vertreten.

Naturgemäß sind die Wissenschaftler bei der räumlichen Verteilung stark auf die Universitätsstandorte Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen sowie Mannheim, Heidelberg und Freiburg orientiert. Währenddessen gelang es, die raumordnerischen Praktiker in guter räumlicher Verteilung im Lande zu gewinnen, neben der Landeshauptstadt Stutt-gart mit der obersten Landesplanungsbehörde und anderen dortigen Institutionen sind zwei Drittel der baden-württembergischen Regionen in der LAG vertreten.6

Es sind jedoch auch noch Schwächen zu konstatieren. Zwar ist es außerordentlich er-freulich, dass mit sechs Frauen – vor allem auch jüngeren Frauen – die starke „Männer-domäne“ sukzessive mit Frauen durchsetzt wird, jedoch ist diese Größenordnung mit nur einem Zehntel der heutigen Mitglieder noch völlig unzureichend und verbesse-rungswürdig.

Die LAG wird in ihrer heutigen Struktur als interdisziplinär besetzte Informations- und Diskussionsbasis sowie als forschender Arbeitskreis für räumliche Planung in ihren landesweiten Bezügen auch in Zukunft als wirkungsvolles personelles Netzwerk agie-ren.

5 Mitgliederliste der LAG vom 01.09.2007.

6 Vademecum 2007/2008 der ARL. Hannover 2007.

Ein Blick junger Planerinnen und Planer auf unsere Profession

Steffi Rosentreter, Dirk Engelke

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