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Patientenmotivation für den Lernerfolg

3.4 Pädagogische Kompetenzen in der Pflege

3.4.2 Patientenmotivation für den Lernerfolg

Eine besondere Bedeutung kommt im Rahmen der Patientenedukation der Praxis der Motivation und des Lernens zu. Die Autorin Barbara Klug Redman hat in ihrem Buch diesen Themen ein eigenes Kapitel gewidmet. Für Angehörige von Gesund-heitsberufen ist es insofern notwendig sich mit Motivationsmodellen bzw. mit Moti-vationstheorien auseinanderzusetzen, als sie den Patientinnen und Patienten im Rahmen der Pflege, der Gesprächsführung und Kommunikation wirkungsvolle Fra-gen stellen können, um den Beratungsprozess oder eine Schulungsmaßnahme zu forcieren. Brenner (2014, S. 27) erklärt in ihren Ausführungen, dass „[…] Patiente-nedukation am effektivsten ist, wenn Wissen und Vorstellung der Betroffenen eruiert wurden, bevor Informationen angeboten werden.“ Weiteres führt sie aus, dass die gesamte edukative Arbeit auf einem gründlichen Assessment aufbaut. Dazu gehö-ren neben Vorkenntnissen, Sorgen, Lernstilen und andegehö-ren Kriterien auch die Mo-tivation der zu Pflegenden (siehe auch Abb. 1, S 38).

Zur Förderung der Motivation wurden bereits Aspekte der neurobiologischen For-schungen beschrieben (siehe Kap. 3.2.1, S. 29). Aus lerntheoretischer Sicht werden in der Pädagogik verschiedene Faktoren beschrieben, welche Voraussetzung für Motivation sind, bzw. Motivation fördern. Hier werden ausgewählte Faktoren nur im Ansatz erklärt. So motiviert z. B. in der Kindheit erlerntes Verhalten, welches positiv verstärkt wurde eher zu einem erwünschten Verhalten, als nicht verstärkte oder so-gar bestrafte Verhaltensweisen. Abhängig davon wie Menschen gelernt haben auf Anforderungen zu reagieren, lösen sie ein bestimmtes Verhalten aus, das mehr o-der weniger zum Lernen motiviert (vgl. Klug Redman 2009, S. 17ff). Erklärungen zu subjektiven Theorien über Gesundheit und Krankheit können hier anknüpfen. Men-schen entwickeln eigene Theorien, eigene Sichtweisen auf Sachverhalte, die sie abhängig von ihren kulturellen Werten und Normen, von Bildung, Beruf, Vorerfah-rungen u.a. entwickelt haben. Mit bestimmten Fragestellungen in der Gesprächs-führung können Pflegepersonen erfassen wie zu Pflegende ihre Krankheit verste-hen. Beispielsweise können Fragen so lauten: „Was ist Ihrer Meinung nach die Ur-sache für Ihr Problem?“ Was befürchten Sie am meisten bezüglich Ihrer Krankheit?“

(Klemperer 2015a, S. 81)

3 Kernkompetenzen der beruflichen Pflege

In der Persönlichkeitstheorie ist die sog. „Erlernte Hilflosigkeit“ ein bedeutsames Konzept, welches Pflegepersonen im Patientenkontakt beobachten können. Nicht selten sind sie mit Patientinnen und Patienten konfrontiert, die fest davon überzeugt sind, dass sie, was immer auf sie zukommt, beim Lernen versagen werden. Diese Personen sind beim Lernen in Teilschritten eher motiviert und zuversichtlich, und sollen unmittelbar nach erfolgreicher Umsetzung des Gelernten ein positives Feed-back erhalten (vgl. Klug Redman 2009, S. 17ff). Ein ebenso nennenswerter Aspekt ist die Unterscheidung zwischen den stark kontrollbedürftigen Menschen, sog. „Mo-nitors“, und den eher verdrängenden Menschen, sog. „Blunters“. Während Kontroll-bedürftige ausführlich informiert und emotional unterstützt werden möchten, um ihr Gesundheitsverhalten zu adaptieren, sind Menschen mit Verdrängungsverhalten zurückhaltend und möchten dosiert und insgesamt weniger informiert werden. Zu viele Informationen würden diesen Menschen eher das Gefühl vermitteln, die Situ-ation nicht zu bewältigen. Dies hat wiederum einen hohen Zusammenhang mit dem Vertrauen in die persönlichen Kompetenzen, mit dem Vertrauen zu sich selbst (vgl.

ebda.).

Das Konzept der Selbstwirksamkeitserfahrung, eine sozial kognitive Lerntheorie des kanadischen Psychologen Albert Bandura, macht ebenso Aussagen über die Persönlichkeitsentwicklung und Motivation von Menschen. Bandura gelingt es Selbstwirksamkeit als ein überragendes Konzept für ein verbessertes Handlungs-verhalten darzustellen. Selbstwirksamkeit meint die subjektive Überzeugung zu ha-ben, auf Grund persönlicher Kompetenzen Anforderungen zu bewältigen und diese aufrechtzuerhalten. Dies ist maßgeblich am Erfolg persönlicher Ziele beteiligt (vgl.

Krapp/Ryan 2002, S 56f). Dies ist sowohl für die Pflegepersonen selbst, als auch für die zu Pflegenden ein wesentlicher erfolgversprechender Faktor im Rahmen ih-rer täglichen Aufgabenbewältigung. Die Autoren Krapp & Ryan haben in Studien zum Selbstwirksamkeitskonzept u.a. die Qualität der sozialen Eingebundenheit, das emotionale Erleben sowie die Autonomie als maßgebliche Motivatoren beschrieben (vgl. Krapp/Ryan 2002, S. 57; S. 64). Eine qualitätsvolle Kommunikation in der Pa-tientenberatung, in interdisziplinären Teams kann diese wertvollen Motivationsfak-toren mobilisieren und im Klinikalltag sichtbar machen.

3 Kernkompetenzen der beruflichen Pflege

Diese hier im Ansatz beschriebenen Motivationstheorien zeigen, dass ein pädago-gisches Verständnis für die Interaktionen mit Patientinnen und Patienten wichtig ist.

Gerade, wenn es darum geht Menschen mit chronischen Erkrankungen in der Le-bensführung zu unterstützen, sind edukative Kompetenzen und Wissen zu subjek-tiven Theorien von Menschen gefragt. Wie im Kapitel zwei bereits erwähnt, wollen Erkrankte befähigt werden für ihre persönliche Gesundheitsförderung Neues zu ler-nen und zu entwickeln. Im folgenden Kapitel werden die Begriffe und Handlungs-strategien der Gesundheitskompetenz und Health Literacy näher erklärt. Anschlie-ßend werden im Kapitel fünf Methoden der Kommunikation und Gesprächsführung erläutert, um darzustellen wie diese wichtigen Aktivitäten im Rahmen (edukativer) Beratungsprozesse wirksam werden, um Gesundheitskompetenz von Patientinnen und Patienten zu ermöglichen.

4 Zur Förderung der Gesundheitskompetenz

4 Zur Förderung der Gesundheitskompetenz

Zu Beginn werden in diesem Kapitel eine weit verbreitete Definition zum Begriff Ge-sundheitskompetenz erklärt, um den Zusammenhang von GeGe-sundheitskompetenz und Gesprächsführung zu verdeutlichen. Gesundheitskompetenz zu stärken ist eng mit der Kommunikation verknüpft. Zum besseren Verständnis werden förderung und Prävention definiert sowie eine kritische Reflexion zur Gesundheits-förderung zwischen Einmischung und Vernachlässigung angeführt. Es folgt eine Definition des Empowerment - Konzeptes, da dies vielfach in der Literatur mit Ge-sundheitskompetenz in Zusammenhang gebracht wird. Die europäische Studien-lage zur Gesundheitskompetenz wird in diesem Kapitel angeführt und stellt Kriterien der Erhebung sowie zentrale Ergebnisse und daraus folgende Handlungsstrategien dar.