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Definitionen häufig verwendeter Begriffe der Kommunikation

5.2 Grundlagen einer Klientenzentrierten Gesprächsführung

5.2.1 Definitionen häufig verwendeter Begriffe der Kommunikation

Zum Begriff „Kommunikation“

Grundsätzlich geht es um den Austausch von Informationen zwischen mindestens zwei Menschen, oder zwei Organisationen. Dabei können drei Ebenen unterschie-den werunterschie-den. Dies sind die face-to-face-Kommunikation, die schriftliche über Medien verlaufende Kommunikation und die Massenmediale oder öffentliche Kommunika-tion (vgl. Baller/Schaller 2017, S.11). Erklärungen zur KommunikaKommunika-tion gehen zurück in die Naturwissenschaften und befassen sich mit der Komplexität von Zellinforma-tionen, um das Überleben zu sichern. In ähnlich komplexen Vorgängen verhält sich die menschliche Kommunikation, insbesondere, weil die nonverbale Kommunika-tion parallel abläuft und somit Botschaften verständlich als auch missverständlich interpretiert werden können. Die Kommunikationswissenschaft hat noch viele Fra-gen offen, um exakte ErklärunFra-gen abzugeben, was die menschliche Kommunikation genau ist (vgl. ebda., S. 12). In dieser Arbeit ist überwiegend die „face-to-face-Kom-munikation“ gemeint, wenn Kommunikation als Begriff verwendet wird.

Zum Begriff Beratung

Koch-Straube (2001) definieren professionelle Beratung so: „Sie beruht auf der menschlichen Fähigkeit zur Unterstützung, zu Hilfe und Beistand, und ergänzt sie.

Beratung ist ein Versuch, auf therapeutischer Grundlage das Verhalten, die Gefühle und die Gedanken einer Person zu erkunden, zu verstehen und zu verändern.“

(Steinbach 2015, S.163f, zit. nach Koch-Straube 2001, S.64). Im Rahmen der Ge-sprächsführung finden beratende Situationen statt, sie sind geplant als auch unge-plant, es kann sich sowohl um alltägliche Beratungsinhalte handeln, als auch, wie hier in der Definition angedeutet, um eine professionelle Hilfe zur Klärung psycho-sozialer Fragen handeln. Die Grenze zwischen Beratung und Therapie ist nicht klar festgelegt und eher fließend.

Zum Begriff „Gesprächsführung“ bzw. „Sprache“

Die Sprache ist das aktive Werkzeug, welches die Menschen für die Kommunikation einsetzen. Sie ist als eine menschliche Fähigkeit zu verstehen, die zur individuellen Beschreibung und Gestaltung einer Realität dient. Die soziale Dimension der Spra-che ist insofern bedeutsam, als SpraSpra-che die Verinnerlichung der individuellen Kultur

5 Professionelle Gesprächsführung und Kommunikation

zum Ausdruck bringt (vgl. Baller/Schaller 2017, S.14). In dieser Arbeit werden Ge-sprächsführung und Kommunikation synonym verwendet. Im Rahmen von Gesprä-chen, im Rahmen der Kommunikation sind die Wahl der verwendeten Worte als auch bestimmte anerkannte Techniken und Strategien bedeutsam, um förderliche Beziehungen aufzubauen. In diesem Kapitel wird näher darauf eingegangen.

Psychotherapie versus Beratung

Psychotherapie beschäftigt sich mit Verhaltensstörungen, die meist tief in den bio-grafischen Strukturen der Menschen wurzeln, während Beratung eher an Themen ansetzt, welche die Person selbst andeutet oder ausspricht. Gemeinsam ist beiden Begriffen die professionelle Interaktion auf Basis einer zwischenmenschlichen, pro-zesshaften Begegnung (vgl. Steinbach 2015, S. 167f).

Der Ansatz einer Klientenzentrierten Gesprächsführung wurde vom renommierten amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten Carl Rogers (1902-1987) entwickelt. Kennzeichen des klientenzentrierten Ansatzes sind die Annahmen, dass die Person, das Individuum über ein großes Potential verfügt seine ureigenen Vor-stellungen, Selbstkonzepte und sein selbstgesteuertes Verhalten konstruktiv zu ver-ändern. Es geht darum, dieses Potential im Menschen aufzusuchen, eine förderli-che Interaktion herzustellen, damit in einem bedingungslosen Klima Wachstum und Entwicklung möglich werden. Dieses Beziehungsklima ist nicht nur in einem thera-peutischen Setting relevant, sondern gilt ebenso zwischen Familienmitgliedern, in Schulen, Betrieben, also überall dort wo Menschen miteinander in Kontakt kommen und ein Beziehungsverhältnis anstreben (vgl. Rogers 1981, S. 66f).

Genauer betrachtet geht Rogers von zwei Persönlichkeitstheorien aus. Die eine Theorie ist die sog. Aktualisierungstendenz und meint das im Menschen innewoh-nende Potential der Entwicklungsfähigkeit. Der menschliche Organismus als physi-sche und psychiphysi-sche Einheit hat die Fähigkeit sich selbst zu steuern und Entphysi-schei- Entschei-dungen zu treffen. Unser Organismus ist nicht unfehlbar, aber dennoch ein verläss-liches „Instrument“, um unser Verhalten zu korrigieren und konstruktiv nach Mög-lichkeiten der Entfaltung zu suchen. Dadurch stabilisiert sich das Selbst und in wei-terer Folge das Selbstkonzept. In allen lebendigen Organismen ist die Tendenz

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nach Selbstverwirklichung vorhanden. Unbedingte Wertschätzung der Person, wel-che bereits in der frühen Kindheit durch die Bezugspersonen gegeben wird, fördert die Entwicklung des Selbst (vgl. Weinberger 2013, S. 24ff; Rogers 2012, S. 124f).

Die zweite Theorie, die sog. Inkongruenz beschreibt Rogers als einen Zustand, in welchem die Person feststellt, dass das, was der Organismus erlebt und spürt, nicht mit dem Selbstkonzept vereinbar ist. Wenn beispielsweise ein Kind davon über-zeugt ist, dass es nicht zeichnen kann (Selbstkonzept), wird eine gute Note für sein Bild (das, was der Organismus erlebt) vom Kind nicht ernst genommen und als Zu-fall kleingeredet (vgl. ebda.). Daher gilt für Rogers die kongruente Persönlichkeit in einem Beratungssetting, in der Beraterfunktion, in Beziehungen generell als eine der wesentlichsten Bedingungen. Während der Entwicklung des Konzeptes verwen-dete Rogers vorerst ausschließlich den Begriff „clientcentered“, übersetzt „klienten-zentriert“ und meinte damit, wie oben beschrieben, einen auf das Individuum kon-zentrierten Vorgang, mit dem Ziel sein Potential aufzusuchen und auszuschöpfen.

In dieser Phase wurden überwiegend empirische Forschungen bei Klientinnen und Klienten in therapeutischen Settings vorgenommen. Später in den 70iger Jahren bevorzugte Rogers die Verwendung des Begriffes „personcentered“, bzw. „perso-nenzentriert“, da ihm wichtig erschien, die Zielgruppe dieses Angebotes auf alle Personen auszuweiten, unabhängig davon, ob sie Klientinnen oder Klienten sind und sich in einer therapeutischen Beziehung befinden (vgl. Weinberger 2013, S.

23). In dieser Arbeit werden die Begriffe synonym verwendet.

Die zentrale Frage, die Rogers über die Jahrzehnte beschäftigte war folgende: „Wel-che Bedingungen sind es, die dazu führen, dass eine Person von sich aus über ihr Erleben spricht, sich dabei besser verstehen lernt und schließlich zu Einstellungs- und Verhaltensänderung gelangt?“ (Weinberger 2013, S. 20). Rogers hat durch em-pirische Forschungen Antworten auf diese Frage gefunden, die für viele wissen-schaftliche Disziplinen, für den Menschen im Allgemeinen zugänglich und förderlich sind. So können beispielsweise die Gesundheitsberufe mit den Erkenntnissen des klientenzentrierten Ansatzes Gespräche mit Patientinnen und Patienten erfolgreich gestalten. Rogers beschreibt drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit Wachstum und Entwicklung möglich wird. Diese Bedingungen werden in der Folge näher erklärt.

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