• Keine Ergebnisse gefunden

Parameter zur Messung von Rohstoffsubstitution und Sekundärrohstoffeinsatz

4. Verstärkte Nutzung von Sekundärrohstoffen in den NRW-Schlüsselindustrien

4.3 Parameter zur Messung von Rohstoffsubstitution und Sekundärrohstoffeinsatz

Grundlegende Begriffe: Definition und Einordnung In Abbildung 4.3.1 sind grundlegende Begrifflichkeiten darge-stellt, die im Rahmen des Sekundärrohstoffeinsatzes von

Be-deutung sind. Hier wie auch bei der Darstellung der Indikato-ren liegt der Schwerpunkt auf Metallen, da diese einen Groß-teil der für die Schlüsselindustrien relevanten Rohstoffe bilden.

Abb. 4.3.1: Begriffe und Definitionen im Zusammenhang mit Circular Economy und Recycling

Begriff (engl.) Definition

Neuschrott (new scrap)

Vorverbraucherschrott (pre-consumer scrap) Heimschrott

(home scrap)

Material, das bei der Herstellung eines Produktes entsteht und direkt wieder in dem Prozess eingesetzt werden kann, der es erzeugt hat.

Altschrott (old scrap)

Post-Verbraucherschrott (post-consumer scrap)

Schrott am Ende der Nutzungsdauer (End-of-Life scrap)

Material in Produkten, die das Ende ihrer Lebensdauer (End-of-Life, EoL) er-reicht haben.

Offener (Metall-/Produkt-) Lebenszyklus (open live cycle (of a metal or product))

Der Lebenszyklus ist offen, wenn Altprodukte weder für das Recycling ge-sammelt werden noch in jene Recyclingströme gelangen, die den jeweiligen Rohstoff effizient recyceln können.

Zu Rohstoffen mit offenem Lebenszyklus gehören solche, die auf Deponien entsorgt oder mit ungeeigneten Technologien recycelt werden, bei denen Metalle nicht oder nur ineffizient zurückgewonnen werden sowie Rohstoffe, bei deren Recycling die Funktionalität verloren geht (siehe Nichtfunktionelles Recycling).

Geschlossener (Metall-/Produkt-) Lebenszyklus

(closes live cycle (of a metal or product))

Der Lebenszyklus eines Metalls ist geschlossen, wenn Altprodukte in ent-sprechende Recyclingketten gelangen, sodass Schrott in Form von Rezykla-ten Primärmetalle verdrängt.

Funktionelles Recycling (functional recycling)

Der Teil des End-of-Life-Recyclings, bei dem das Metall in einem ausrangier-ten Produkt getrennt und sortiert wird, um Rezyklate zu erhalausrangier-ten, die in Pro-duktionsprozesse für Rohmaterial zurückgeführt werden.

Nichtfunktionelles Recycling (non-functional recycling)

Der Teil des End-of-Life-Recyclings, bei dem das Metall als Altmetallschrott gesammelt und als Begleitelement oder Verunreinigung in einen anderen großvolumigen Materialstrom eingebracht wird.

Recyclingfehler (recycling failures)

…entstehen, wenn Materialien nicht durch einen der oben genannten Recyc-lingströme erfasst werden, einschließlich Verlusten während der Nutzung (In-Use-Dissipation), am Ende der Lebensdauer (zu Deponien) und immer dann, wenn Metalle nicht aus Recyclingfraktionen zurückgewonnen werden (End-abfälle, Schlacke, Abwässer, Staub).

Eigene Darstellung nach UNEP (2011 a und b), Tercero Espinoza und Soulier (2017), Graedel et al. (2011), Eurometaux und Eurofer (2012).

Anhand der Begriffe lässt sich die Relevanz der jeweils dahin-terliegenden Sachverhalte diskutieren:

- Der Neuschrott oder Vorverbraucherschrott stellt in aller Regel kein Problem im Rahmen des Recyclings dar.

Grund ist, dass in der Vergangenheit der zunehmende ökonomische Druck und die Verknappung von Ressour-cen in den meisten Fällen dazu geführt haben, dass die

entsprechenden Ströme minimiert wurden bzw. sich ein funktionierendes Recycling entwickelt hat. Demgegen-über erfordert das Recycling von Altschrott am Ende der Nutzungsdauer von Produkten in der Regel den aktiven Eingriff des Staats in Form der Etablierung von Recycling-systemen, wenn ein funktionierender Recyclingkreislauf sich entwickeln soll.

- Die Entwicklung von einem offenen zu einem geschlosse-nen Lebenszyklus ist eine zentrale Zielsetzung bei der Entwicklung einer Circular Economy. Eine zentrale Auf-gabe ist daher, noch existierende offene Kreisläufe zu identifizieren und durch ökonomisch effiziente Anreize für die Etablierung eines effizienten Kreislaufs zu sorgen.

- In jedem Recyclingprozess von Altprodukten entstehen bei der Sammlung der Materialien Verunreinigungen durch den Eintrag anderer Materialien (nicht-funktionelles Recycling). Diese erschweren das Recycling und reduzie-ren die Effizienz der Recyclingprozesse. Ein Ziel bei der Etablierung eines funktionierenden Kreislaufs ist die Re-duktion dieser Verunreinigung. Dies kann beispielsweise bei der Sortierung im Haushalt geschehen (Reduktion der Fehlwürfe) oder auch beim Design von Produkten (recyc-linggerechte Entwicklung).

- Recyclingfehler wiederum, bei denen Materialien nicht im Rahmen von Recyclingströmen erfasst werden, können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Dies kann etwa dadurch geschehen, dass bestimmte Rohstoffmen-gen unbeabsichtigt in die Umwelt gelanRohstoffmen-gen. Hier ist es die Aufgabe bei der Optimierung von Kreislaufprozessen, Re-cyclingfehler zu identifizieren und, wo dies mit vertretba-rem Aufwand möglich ist, zu beseitigen.

Hinter den hier beschriebenen Begrifflichkeiten stehen Ströme und Prozesse, die über Indikatoren erfasst werden können.

Indikatoren zur Erfassung des Sekundärrohstoff- einsatzes

Die Darstellung des mit dem Einsatz von Sekundärrohstoffen verbundenen wirtschaftlichen Nutzens ist mit verschiedenen Indikatoren möglich, wobei der Aufwand für die Ermittlung der Indikatoren unterschiedlich hoch ist (Abb. 4.3.2). Die Darstel-lung konzentriert sich hier wie schon erwähnt hauptsächlich auf das Metallrecycling, da dieses für die Schlüsselindustrien in NRW von besonderer Bedeutung ist.

So können quantitative Kennzahlen gebildet werden, die über eine Substitutionsquote anzeigen, wie viel Primär- durch Se-kundärmaterial potenziell ersetzt werden kann. Diese Indika-toren können sowohl für den gesamten Materialeinsatz als auch für einzelne Schlüsselbranchen ausgewiesen werden.

Auf Ebene einzelner Rohstoffe können Indikatoren für das ge-genwärtig bestehende Recyclingpotenzial und die Differenz zwischen gegenwärtiger Situation und Ausschöpfung des Po-tenzials für den Einsatz von Sekundärmaterialien gebildet wer-den (Potenzial-Substitutionsquote). Diese Indikatoren können sich jeweils an der Erreichung politisch gesetzter Zielsetzun-gen orientieren (Dittrich et al. 2021: 55f.; vgl. auch die in den Fallstudien für einzelne Rohstoffe beschriebenen Zielgrößen).

12 UNEP (2011a) bezeichnet diese Relation als Recycled Content (RC), was deutlich macht, dass beide Indikatoren auf globaler Ebene die gleiche Aussage treffen.

Ein wichtiger Indikator für das Metallrecycling ist die (funktio-nelle) Recyclingrate für Altschrott ((functional) End-of-Life Recycling Rate, EoL RR). Ebenso wie der Wirkungsgrad des Recyclingprozesses (recycling process efficiency rate) und die Rückgewinnungsrate (recovery rate) setzt der Indikator auf globaler Ebene die Menge des Metalls aus einem Recyc-lingprozess in Relation zur Metallmenge, die (theoretisch) aus den Produkten zurückgewonnen werden könnte, deren Le-benszyklus beendet ist. Damit ist er geeignet, das Erreichen gesetzlich vorgegebener Recyclingziele zu überprüfen. Ter-cero Espinoza und Soulier (2017) interpretieren ihn als Maß für die Effizienz des Recyclingprozesses (Sammlung und Vor-behandlung/Sortierung) zur Gewinnung von Sekundärmetall.

Der UNEP-Report (2011a) hält den Indikator EoL RR beson-ders geeignet, um die gesamtgesellschaftliche Recyclingper-formance zu beschreiben, da er unabhängig vom Wachstum des Produktmarktes oder der Produktlebensdauer ist. Aller-dings wird der Indikator stark vom schwächsten Glied in der Recyclingkette – der Sammlung – beeinflusst. Auf der regio-nalen Ebene misst der Indikator die Effizienz des regioregio-nalen Abfallbehandlungssystems, das den vorbehandelten inländi-schen Metallschrott für das Recycling bereitstellt. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Recycling selbst in der gleichen Region oder anderswo stattfindet.

Die Altschrottquote (old scrap ratio, OSR) ist der Anteil des erfassten und aufbereiteten Altschrotts am Ende eines Pro-duktlebenszyklus an der Summe aus Neu- und Altschrott (Eu-rometaux und Eurofer, 2012; Graedel et al., 2011). Tercero E-spinoza und Soulier (2017) führen dazu aus, dass dieser Indi-kator auf den gesamten Recyclingstrom abstellt, der vor dem Verarbeitungsschritt der Metallrückgewinnung liegt. Der Indi-kator erlaubt damit, Aussagen über die Zusammensetzung dieses Recyclingstroms zu treffen. Da bei regionaler Betrach-tung die Recyclingströme für Altschrott und Neuschrott aus der Region ins Verhältnis gesetzt werden, bleibt der Indikator un-abhängig von Schrottströmen, die direkt in das Metallrecycling gelangen. In formaler Hinsicht ist eine Anpassung an legale – und damit als Außenhandel erfasste – Im- und Exporte von Schrott nicht erforderlich. Lediglich illegale Im- und Exporte von Schrott können den Indikator beeinflussen, wenn sie „un-bemerkt“ in die berücksichtigten Schrottströme gelangen.

Ein Indikator aus der sektoralen Perspektive der Metallproduk-tion (Vor- und Endprodukte) ist die Recyclinginputrate (re-cycling input rate, RIR). Auf globaler Ebene beschreibt sie nach Eurometeaux und Eurofer (2012) den Anteil des Sekun-därmetalls am gesamten Metallinput (primär und sekundär),12 wobei der Sekundärstrom sich aus dem gesammelten und sor-tierten Neuschrott aus der Metallproduktion sowie dem ge-sammelten und sortieren Altschrott aus der Verwendung in Haushalten und anderen Endverbrauchern zusammensetzt (siehe Abb. 4.2.1). Der Indikator liefert statistische Informatio-nen über die Herstellungsprozesse von Metall(-produkten) und nicht über die Effizienz von Recyclingprozessen. Für die

regionale Ebene sind drei weitere Materialströme zu berück-sichtigen (Tercero Espinoza und Soulier, 2017): der grenz-überschreitende Handel mit Primär- sowie Sekundärmetall und die Vorratsveränderung bei Abfällen. Da die Metallproduk-tion in der Region hier den Rahmen bildet, ist der Metallgehalt von importierten Halb- und Fertigerzeugnissen an dieser Stelle nicht von Belang; beim Sekundärmaterial sind die Ein-

und Ausfuhren von Schrott relevant. Während die deutsche Außenhandelsstatistik für Ein- und Ausfuhr von Primär- und Sekundärmetall eine gute amtliche Datenbasis darstellt, liegen für den innerdeutschen Warenverkehr sowie für Lagerbe-stände an Alt- und Neuschrott und deren Veränderung nur we-nige Informationen vor.

Abb. 4.3.2: Definition und Abkürzung von Indikatoren im Zusammenhang mit Recycling

Indikator (engl.) Abkürzung Definition

(Funktionelle) Recyclingrate des Altschrotts ((functional) End-of-Life Recycling Rate)

EoL RR Relation: Altschrott / EOL-Produkte (metallhaltig) Bezieht sich auf funktionelles Recycling (sofern nicht an-ders vermerkt) und umfasst das Recycling von Metall und Legierungen; misst die Effizienz des Recyclings.

Nichtfunktionelle Recyclingrate des Altschrotts (non-functional EoL RR)

- Relation: Altschrott für nicht-funktionelles Recycling / EOL-Produkte (metallhaltig)

Menge an Metall, die zusammen mit Altschrott eines an-deren (Haupt-) Metalls gesammelt wird, aber für das funk-tionale Recycling verloren geht und (nur) als Begleitele-ment oder Verunreinigung in den Materialstrom des (Haupt-) Metalls eingeht.

Rückgewinnungsrate (recovery rate) bzw.

Wirkungsgrad des Recyclingprozesses (recycling process efficiency rate)

- Relation: Rezyklierter Altschrott / Erfassungsmenge Alt-schrott

Zeigt den Wirkungsgrad eines bestimmten Recyclingpro-zesses.

Altschrottquote (old scrap ratio)

OSR Relation: Erfasster Altschrott / (Erfasster Altschrott + Neu-schrott)

Anteil des erfassten und für das Recycling vorbereiteten EoL-Altschrotts im Recyclingstrom

Relation: Sekundärmetallmenge (rezyklierter Alt- und Neu-schrott) / (Einsatz Primär- & Sekundärmetalle)

 Auf globaler Ebene identisch definiert: Anteil des Se-kundärmetalls (Alt- und Neuschrott) am Gesamtmetal-leinsatz der Metallproduktion.

 Unterschiedliche Definition auf regionaler Ebene:

o RC bezieht sich auf den Metalleinsatz (primär und sekundär) zur Herstellung von Endprodukten.

o RIR bezieht sich auf den Metalleinsatz (primär und sekundär) für die Metallproduktion (einschließlich des Metalls, das von Halbzeugproduzenten herge-stellt wird).

Altschrottrecyclinginputrate (End-of-Life recycling input rate) Altschrottrezyklatgehalt

(End-of-Life recycled content)

EoL RIR EoL RC

Relation: Altschrott / (Einsatz Primär- & Sekundärmetalle) Anteil von Altschrott an der gesamten Metallproduktion bzw. am gesamten Metalleinsatz.

Altschrottsammelquote (End-of-Life collection rate)

EoL CR Relation: Altschrottsammelmenge / Metallanteil aller EOL-Produkte

Anteil des EoL-Metalls, der gesammelt wird und in die Re-cyclingkette gelangt.

Altschrottverarbeitungsrate (End-of-Life processing rate)

EoL PR Relation: Rezyklierter Altschrott / Altschrottsammelmenge Effizienz von EoL-Schrott, der in Metallproduktionsanlagen verarbeitet wird.

Recyclinggesamteffizienzrate (overall recycling efficiency rate)

ORER Relation: Sekundärmetallinput / (Metallanteil aller EOL-Produkte + Neuschrott)

Zeigt die Effizienz des Sammelns, Vorbehandelns und Re-cyclings über den gesamten Lebenszyklus von Metallen;

bezieht EoL-Metall als auch Neuschrott (new scrap) ein.

Eigene Darstellung nach UNEP (2011a, b), Tercero Espinoza und Soulier (2017), Graedel et al. (2011) und Eurometaux und Eurofer (2012).

Auf globaler Ebene beschreibt der Rezyklatgehalt (recycled content, RC) die gleiche Beziehung wie die Recyclingin-putrate, hier jedoch aus der Produktperspektive für den Ein-satz von Metall. Beim Wechsel auf die regionale Ebene sind neben den bereits genannten zusätzlichen Materialströmen für die Recyclinginputrate auch die Anteile von rezykliertem Metall bei den Ein- und Ausfuhren von Metall zu berücksichti-gen. Während für den Anteil von Sekundärmetall in Metallex-porten der regionale RIR-Wert als Näherungswert verwendet werden kann, können für den Anteil von Sekundärmetall bei Metallimporten – je nach vorliegenden Informationen – nur mehr oder weniger genaue Annahmen getroffen werden. Bei-spielsweise kann für importiertes Sekundärmetall der globale RIR-Anteil als Näherung herangezogen werden, solange die betrachtete Region (z.B. Deutschland oder Nordrhein-Westfa-len) im betrachteten anthropogenen Metallkreislauf auf globa-ler Ebene keine dominierende Rolle spielt und/oder der Ein-satz von Sekundärmetall nicht wesentlich vom globalen Durchschnitt abweicht (Tercero Espinoza und Soulier, 2017).

Die Altschrottrecyclinginputrate (End-of-Life recycling input rate, EoL RIR) und der Altschrottrezyklatgehalt (End-of-Life recycled content, EoL RC) sind Spezialfälle der Indikatoren RIR und RC und stellen ausschließlich auf den Anteil des Me-tallschrotts ab, der bei Endverbrauchern gesammelt wird (Ter-cero Espinoza und Soulier, 2017). Zusätzliche Informationen liefern die beiden Indikatoren auf globaler Ebene insbeson-dere, wenn der Anteil des Altschrotts im betrachteten anthro-pogenen Metallkreislauf sehr gering ist. Auf regionaler Ebene sind zu ihrer Berechnung weitere Annahmen erforderlich, da Alt- und Neuschrott getrennt betrachtet werden müssen.

Wie gezeigt wurde, gibt es bei den Indikatoren Rezyklatgehalt (RC) und Recyclinginputrate (RIR) das Problem, dass deren Definition und Unterscheidung davon abhängen, welche Ma-terialströme als Basis der Berechnung verwendet werden. Die Entscheidung hierüber wird oftmals vom verfügbaren Daten-material geprägt (UNEP, 2011a). So kommt es vor, dass beide Indikatoren mal synonym verwendet werden und manchmal nicht (Tercero Espinoza und Soulier, 2017). Der Vergleich von Ergebnissen verschiedener Studien wird hierdurch erschwert oder sogar unmöglich gemacht.

Die Altschrottsammelquote (End-of-Life collection rate, EoL CR) stellt auf den Anteil des eingesammelten Altschrotts am gesamten Altschrott ab und stellt damit einen Effizienzindika-tor für die Altmetallsammlung dar, der Auskunft über Verbes-serungspotenziale gibt.

Die Altschrottverarbeitungsrate (End-of-Life processing rate, EoL PR) in der Metallproduktion zeigt die Effizienz des Vorbehandlungsprozesses innerhalb der Recyclingkette. Als Anteil des recycelten Altmetalls am insgesamt gesammelten Altmetall zeigt die Rate, ob im Vorbehandlungsprozess weite-res Verbesserungspotenzial besteht. Der Indikator wird stark von der Effizienz der einzelnen Vorbehandlungen (Demon-tage, Sortierung, Zerkleinerung etc.) beeinflusst.

Ein weiterer Effizienzindikator aus sektoraler Sicht der Metall-produktion ist die Recyclinggesamteffizienzrate (overall re-cycling efficiency rate, ORER). Als Verhältnis des eingesetz-ten Sekundärmetalls zum gesameingesetz-ten Metallschrott zeigt sie die Effizienz des Recyclingprozesses (sammeln, vorbehandeln/

sortieren, recyceln) für Neu- und Altschrott über den gesamten Lebenszyklus von Metallen.

Die drei zuletzt genannten Indikatoren beziehen sich alle auf inländischen Metallschrott. Tercero Espinoza und Soulier (2017) halten sie daher gleichsam auf globaler und regionaler Ebene ohne weitere Anpassungen für verwendbar.

Die Ermittlung monetärer Kennzahlen ist aufwändiger. Eine einfache Kalkulation würde die Kosten pro Tonne für Primär- und Sekundärmaterialien gleicher Qualität gegenüberstellen.

Dieser Ansatz berücksichtigt jedoch nicht die externen Effekte, die z.B. von CO2-Emisssionen bei der Gewinnung von Primär- oder Sekundärrohstoffen ausgehen. Erst die Internalisierung dieser Externalitäten ermöglicht eine realistische Abschätzung der gesamtwirtschaftlichen Kosten von Primär- und Sekundär-materialien.

Erfassung des Fortschritts in Hinblick auf die Circular Economy und des wirtschaftlichen Nutzens des Sekundärrohstoffeinsatzes

Um die Fortschritte bei der Umsetzung der Circular Economy sichtbar zu machen und untersuchen zu können, müssen ge-eignete Modelle und Ansätze herangezogen werden, die den Einsatz von Sekundärrohstoffen abbilden können. Bei der Er-fassung der Substitution einzelner Rohstoffe kann auf Ebene des einzelnen Rohstoffs angesetzt werden, indem man Sub-stitutionsquoten ermittelt. Darüber hinaus ist es auch möglich, auch bei den einzelnen Branchen anzusetzen und dort nach dem Einsatz von Rezyklaten im Vergleich zu Primärmaterial zu fragen. Hier wird ein Ansatz verfolgt, nach dem einzelne Sammel- und Recyclingsysteme im Mittelpunkt stehen. Dieser Ansatz wird im Folgenden weiter konkretisiert, indem inner-halb von Fallstudien einzelne Sammel- und Recyclingsysteme näher betrachtet werden (UBA 2019: 5).

Dabei kann es nicht das alleinige Ziel sein, eine möglichst weitgehende Umsetzung der Circular Economy zu erreichen.

Vielmehr sind die hierbei jeweils entstehenden Kosten (entwe-der in Form von Ressourceneinsatz o(entwe-der auch durch Umwelt-belastung an anderer Stelle etwa durch CO2-Emissionen bei der Transportlogistik im Rahmen des Recyclings) mit zu be-rücksichtigen.

Die Abbildung des mit dem Einsatz von Sekundärrohstoffen verbundenen wirtschaftlichen Nutzens ist im Rahmen der ver-schiedenen Indikator-Dimensionen möglich, wobei sich diese in Bezug auf den mit der Ermittlung der Indikatoren verbunde-nen Aufwand unterscheiden:

- So können quantitative Kennzahlen gebildet werden, die über eine Substitutionsquote anzeigen, wie viel Primär-material durch SekundärPrimär-material ersetzt werden kann.

Diese Indikatoren können sowohl auf den gesamten Ma-terialeinsatz als auch auf einzelne Schlüsselbranchen be-zogen werden.

- Auf Ebene einzelner Rohstoffe können Indikatoren für das gegenwärtig bestehende Recyclingpotenzial und die Dif-ferenz zwischen gegenwärtiger Situation und Ausschöp-fung des Potenzials für den Einsatz von Sekundärmateri-alien gebildet werden (Potenzial-Substitutionsquote).

- Die Ermittlung monetärer Kennzahlen ist aufwändiger.

Eine einfache Kalkulation würde die Kosten pro Tonne des Materials für Primär- und Sekundärmaterialien glei-cher Qualität gegenüberstellen. Dieser Ansatz berück-sichtigt jedoch nicht die externen Kosten z.B. von CO2 -Emisssionen bei der Gewinnung von Primär- oder Sekun-därrohstoffen.

- Erst die Berücksichtigung der externen Kosten ermöglicht eine Abschätzung der gesamten volkswirtschaftlichen Kosten von Sekundär- wie von Primärmaterialien. Dabei fragt man, wie etwa der Nutzen und die Kosten eines Re-cyclingsystems aussehen und ob der Nutzen die Kosten übersteigt. Alle positiven wie negativen Wirkungen eines Systems werden einander gegenübergestellt, um zu einer Gesamteinschätzung zu gelangen.

Alle Ansätze, die nach dem volkwirtschaftlichen Nutzen etwa eines Recyclingsystems fragen, sind in der Ermittlung ökono-mischer Kenngrößen mit einem nicht unerheblichen Aufwand verbunden. Solche Indikatoren können in der Regel nur im Rahmen spezifischer Studien für einzelne Recyclingsysteme entwickelt werden. Das entsprechende Instrumentarium ist durch den wohlfahrtsökonomischen Ansatz gegeben, der je-der Nutzen-Kosten-Analyse zugrunde liegt. Gleichzeitig be-steht keine Alternative zur umfassenden Ermittlung und Ge-genüberstellung verschiedener Dimensionen der Nutzen und Kosten, wenn eine Einschätzung zur ökonomischen Vorteil-haftigkeit eines Kreislaufsystems getroffen werden soll. Einfa-chere Ansätze lassen häufig externe Kosten des Umweltkreis-laufs unberücksichtigt.

Relevanz der Indikatoren für NRW und Anpassungs-erfordernisse

Die aufgeführten Indikatoren beschreiben unterschiedliche Aspekte des Recyclings und sind daher grundsätzlich auch für Nordrhein-Westfalen aussagekräftig. Sie sind geeignet, für NRW die verschiedenen Dimensionen des Recyclings und Einsatzes von Sekundärmaterial abzubilden.

Bei den Indikatoren besteht die Notwendigkeit, diese um regi-onale Materialströme zu modifizieren. Ob dies erforderlich ist, hängt vor allem davon ab, welchen Zusammenhang der Indi-kator beschreibt. Beispielsweise gehen in die Altschrottquote (OSR) Materialströme ein, die bereits innerhalb einer Region vorliegen: die Menge des erfassten und getrennten Altschrotts und der vorhandene Neuschrott. In diesem Fall erübrigt sich eine Regionalisierung. Die formale Definition des Indikators kann sowohl auf globaler wie auf regionaler Ebene genutzt werden (Tercero Espinoza und Soulier, 2017).

Lediglich zwei Indikatoren sind von grenzüberschreitenden Materialströmen beeinflusst und müssen daher auf regionaler Ebene angepasst werden: Die Altschrottrecyclinginputrate (EoL RIR), die das Recycling aus der Perspektive der Metall-produktion beschreibt und der Altschrottrezyklatgehalt (EoL RC) aus der Perspektive der Herstellung von Metallerzeugnis-sen. Für die regionale Definition der beiden Indikatoren sind bis zu drei Erweiterungen erforderlich: (1) der Handel mit Pri-märmetall (für EoL RIR) bzw. die Ein- und Ausfuhr von Metall-erzen (für EoL RC), (2) der Handel mit Sekundärmetall und (3) die Veränderung von Lagerbeständen von Alt- und Neu-schrott. Die Verfügbarkeit dieser Angaben ist sehr unter-schiedlich. Auf nationaler und Länderebene liegen Außenhan-delsdaten für Primär- und Sekundärmetalle in vielen Fällen vor. Der Anteil von Sekundärmetallen in Primärmetallen muss dagegen oftmals geschätzt werden, ebenso wie Veränderun-gen des Lagerbestandes an Schrott (Tercero Espinoza und Soulier 2017). Abhängig von den verfügbaren Daten werden beide Indikatoren häufig synonym verwendet (UNEP 2011, Eurometaux und Eurofer 2012).

4.4 Substitution, Rezyklierbarkeit und Recyclingpotenzial der für die