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Die erste Aufgabe der Hauptuntersuchung der vorliegenden Arbeit war es, das Scree-ninginstrument zur Erfassung der therapierelevanten kognitiven Leistungsfähigkeit auf dessen psychometrische Eigenschaften zu analysieren.

5.2.1 R

ELIABILITÄT DES

D

IAB

S

KILLS

Zur Überprüfung der Reliabilität des DiabSkills wurde eine Konsistenzanalyse durchge-führt. Wie die Ergebnisse im Kapitel 4.2.1 zeigen, weisen die Untertests – wie gefordert – eine gute Trennschärfe und variable Schwierigkeiten auf. Die internen Konsistenzen für die Untertests Bilder ordnen, Rechnerisches Denken, Protokollinterpretation und Gedächtnis liegen zwischen .663 und .813 und sind damit zufriedenstellend. Die Relia-bilität des Gesamtwertes des DiabSkills nach Spearman-Brown ist mit r= .937 äußerst zufriedenstellend, da diese mit r= 0.8-1.0 ein Maximum annimmt (vgl. Lienert, 1989).

Mit dieser Reliabilität und der internen Konsistenz von α=0.866 für den Gesamttest kann der DiabSkills – was die Testgüte betrifft – durchaus einem Vergleich mit dem HAWIE-R standhalten. Hier betragen die internen Konsistenzen 0.76-0.90 für die Un-tertests Allgemeines Wissen, Zahlen nachsprechen, Wortschatz-Test, Rechnerisches Denken, Allgemeines Verständnis, Gemeinsamkeiten finden, Bilder ergänzen, Bilder ordnen und Mosaik-Test sowie für den Zahlen-Symbol-Test α = .95 (Tewes, 1994).

Dennoch ist eine weitere Überprüfung der Reliabilität empfehlenswert. Die Retest-Reliabilität wäre beispielsweise von Interesse um zu überprüfen, ob es sich bei dem

erfassten Konstrukt um ein stabiles Merkmal handelt. Dies könnte in einer längsschnitt-lichen Untersuchung mit mehreren Messzeitpunkten realisiert werden.

5.2.2 V

ALIDIERUNG DES

D

IAB

S

KILLS

Weiter sollte das Screeninginstrument mittels verschiedener Verfahren validiert werden.

Es wird im Folgenden die Konstruktvalidität sowie die interne Validität diskutiert.

Konstruktvalidität: Zur Beurteilung der Konstruktvalidität wurde eine Faktorenanalyse heranzogen. Diese ergab einen Faktor mit einem Eigenwert größer 1, mit dem 46.36 % der Gesamtvarianz aufgeklärt werden können. Das heißt, die Untertests scheinen ein ähnliches Konstrukt zu erfassen, das hinter dem DiabSkills steht. Wie die weiteren Er-gebnisse der Validitätsanalysen zeigen, handelt es sich bei diesem Konstrukt vermutlich um ein allgemeines Intelligenzkonstrukt.

Zur Überprüfung der theoretischen Annahme dass die Intelligenz in zwei Komponenten unterteilt werden kann (in Anlehnung an Wechsler, 1981, in Tewes, 1994), nämlich in die handlungsorientierte bzw. fluide und in die verbale bzw. kristalline Intelligenz, wur-de eine weitere Faktorenanalyse durchgeführt, mit wur-der Vorgabe wur-der Zuordnung wur-der Sub-tests zu 2 Faktoren. Diese ergab zwei Faktoren mit dem Eigenwert größer 1.899 und 1.255. Mit dem ersten Faktor können 37.98 % der Varianz, mit dem zweiten Faktor können 25.11 % der Varianz erklärt werden. Die Faktorladungen der Untertests zeigen, dass eine ansatzweise Interpretation der Faktoren unter Berücksichtigung der Faktoren-korrelationen möglich ist. Es wäre denkbar, dass der Faktor 1 eher die fluide Intelligenz bzw. die Handlungskomponente aufklärt. Dafür würde sprechen, dass auf diesem Faktor der Untertest „Bilder ordnen“ des DiabSkills hoch lädt (r = .784). Dieser Untertest kor-reliert signifikant mit dem Untertest „Bilder ordnen“ des HAWIE-R (r = .408, p = .022), welcher wiederum zum Handlungsorientierten Teil der Intelligenz gezählt wird (vgl.

Tewes, 1994). Faktor 2 würde eher die kristallinen bzw. verbalen Komponenten aufklä-ren. Der Untertest Protokollinterpretation lädt sehr hoch auf diesem Faktor (r = .944).

Und da er zusätzlich hoch korreliert mit dem „Allgemeinen Wissen“ von HAWIE-R (r

= 393, p = .037), welcher zum verbalen Teil der Intelligenz gezählt wird (vgl. Tewes, 1994), würde dies die Interpretation des Faktors unterstützen.

Die Untertests „Rechnerisches Denken“ und „Gedächtnis“ des DiabSkills laden hinge-gen doppelt, also auf beiden Faktoren. Dies könnte dahingehend interpretiert werden, dass sie einen hohen verbalen Anteil haben bzw. einen hohen Anteil an Vorwissen. Zu-mindest die hohen Korrelationen dieser beiden Tests mit dem HAWIE-R Untertest

„Allgemeines Wissen“ (r = .628, p = .000 für Rechnerisches Denken und r = .387, p = .045 für Gedächtnis) sowie die hochsignifikante Korrelation des „Gedächtnis“ mit dem

„Diabetes-Wissen“ (r = .446, p = .001) würden dafür sprechen. Dies würde auch der Erwartung entsprechen, dass die Faktoren nicht unabhängig voneinander sind.

Zusammenfassend sollte diese Interpretation jedoch mit Vorsicht genossen werden. Die einzelnen Untertests können – wie erörtert – den Faktoren nicht eindeutig zugeordnet werden. Die folgende Diskussion der Ergebnisse der Korrelationen der einzelnen Tests und Untertests wird verdeutlichen, dass es sich beim DiabSkills vermutlich um ein In-strument zur Erfassung eines allgemeinen Intelligenzkonstrukts handelt, ohne dass die einzelnen Untertests eindeutig einer bestimmten kognitiven Funktion – und damit auch nicht einem bestimmten Faktor – zugeordnet werden können.

Interne konvergente Validität: Zur Einschätzung der inneren Validität wurden die Er-gebnisse des DiabSkills mit den ErEr-gebnissen des HAWIE-R, des DemTect sowie des Diabetes-Wissens korreliert. Die Resultate werden im Folgenden diskutiert.

Validierung mit HAWIE-R: Da der HAWIE als Indikator für das allgemeine kognitive Leistungsniveau etabliert ist und gute Reliabilitäten aufweist (vgl. Tewes, 1994 sowie Kap. 3.3.2.2), spricht die ermittelte hochsignifikante Korrelation des DiabSkills mit dem HAWIE-R (r= .684, p= .000) dafür, dass der DiabSkills ebenfalls als ein Maß für eine allgemeine Einschätzung der kognitiven Leistung eingesetzt werden kann.

Auf Subtestebene sprechen die Korrelationen des DiabSkills-Untertests „Bilder ordnen“

mit fast allen eingesetzten HAWIE-R-Untertests dafür, dass dieser Subtest einen großen Einfluss auf die hohe Korrelation der Gesamtwerte hat. Dies spricht dafür, dass er ein gutes Maß für das allgemeine kognitive Funktionsniveau ist. Die signifikante Korrelati-on dieses Untertests mit dem Untertest „Bilder ordnen“ des HAWIE-R spricht für die Ähnlichkeit dieser beiden Tests, was zu erwarten war, da der DiabSkills Untertest in direkter Anlehnung an den HAWIE-R-Untertest konstruiert wurde (vgl. Kap. 3.1.2).

Die hohe Korrelation des DiabSkills-Untertests „Rechnerisches Denken“ mit dem HA-WIE-R-Untertest „Rechnerisches Denken“ (r= .765, p= .000) spricht für die Ähnlichkeit dieser beiden Tests, was zu erwarten war, da dieser DiabSkills Untertest ebenfalls in direkter Anlehnung an den entsprechenden HAWIE-R-Untertest konstruiert wurde (vgl.

Kapitel 3.1.2). Da beide Untertests den Anspruch haben, die geistige Beweglichkeit zu messen und als Indikator für die allgemeine Intelligenz zu dienen, unterstützt dieser Befund zusätzlich die Annahme einer kriterienbezogenen Validität des DiabSkills.

Weiterhin ist auffällig, dass der DiabSkills „Konzentrationstest“ mit keinem der HA-WIE-R-Subtests signifikant korreliert. Dies könnte bedeuten, dass der Untertest etwas erfasst, was nicht mit dem Verbal- oder Handlungs-IQ zu vereinbaren ist. Die Bezeich-nung „Konzentrationstest“ wäre damit möglicherweise irreführend, da dieser Untertest

vermutlich nicht die Konzentrationsfähigkeit erfasst. Unterstützt wird dies dadurch, dass dieser Untertest nicht mit dem HAWIE-R-Zahlen-Symbol-Test signifikant korreliert.

Der Grund dafür könnte sein, dass der HAWIE-Zahlen-Symbol-Test zwar ähnlich auf-gebaut ist, aber eine viel komplexere Leistung (nämlich geteilte Aufmerksamkeit) er-fasst. Der DiabSkills „Konzentrationstest“ hingegen misst eher visuelles Scanning bzw.

visuelle Konzentration. Außerdem gibt es beim HAWIE-R ein Zeitlimit, welches beim DiabSkills nicht festgelegt wurde, so dass beim HAWIE-R zusätzlich eine Speed-Komponente vorliegt.

Zusammenfassend kann für den DiabSkills von dem Vorhandensein einer internen Va-lidität ausgegangen werden. Diese beschränkt sich jedoch auf die Erfassung eines all-gemeinen Intelligenzmaßes. In Bezug auf die einzelnen Subtests des DiabSkills kann aufgrund der vorliegenden Ergebnisse nicht davon ausgegangen werden, dass sie ein-zelne definierte kognitive Funktionen erfassen.

Validierung mit DemTect: Ausgehend von der Annahme, dass der DemTect ebenfalls ein valides und reliables Instrument zum Screening von Demenz ist (vgl. Kap. 3.3.2.3), spricht die hochsignifikante Korrelation des DiabSkills mit dem DemTect (r= .545, p=

.000) für eine hohe Ähnlichkeit der beiden Tests und lässt den indirekten Schluss zu, dass der DiabSkills ebenfalls für das Screening der kognitiven Leistung im Hinblick auf Demenz herangezogen werden kann. Dies spricht somit ebenfalls für ein Vorhandensein einer internen kriterienbezogenen Validität des DiabSkills.

Auf Subtestebene ist auffallend, dass lediglich die Untertests „Bilder ordnen“ und

„Rechnerisches Denken“ des DiabSkills mit Subtests des DemTect korrelieren. Dies spricht – auch im Hinblick auf die vielen Korrelationen dieser beiden Tests mit den Un-tertests des HAWIE-R (vgl. weiter oben) – dafür, dass besonders diese beiden Unter-tests zur Validität des DiabSkills beitragen. Die hohen Korrelationen des DiabSkills

„Rechnerisches Denken“ mit den DemTect-Untertests „Zahlen umwandeln“ und „Zah-len rückwärts“ resultieren mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Ähnlichkeit dieser Tests, die alle auf eine Weise den Umgang mit Zahlen erfassen, was ebenfalls für die Validität spricht.

Zusammenfassend kann auch nach dieser Analyse von dem Vorhandensein einer inter-nen Validität des DiabSkills ausgegangen werden. Diese beschränkt sich jedoch auch nach dem Vergleich mit dem DemTect auf die Erfassung eines allgemeinen Intelli-genzmaßes. In Bezug auf die einzelnen Subtests des DiabSkills kann aufgrund der vor-liegenden Ergebnisse weiterhin nicht davon ausgegangen werden, dass sie einzelne de-finierte kognitive Funktionen erfassen. Voraussetzung dafür wären z.B. hohe Korrelati-onen des „Gedächtnis“ mit den Wortlisten und dem Zahlen nachsprechen.

Validierung mit Diabetes-Wissenstest: Die Überprüfung des Zusammenhangs der Er-gebnisse des DiabSkills und den ErEr-gebnissen des Diabetes-Wissenstests sollte den Ein-fluss des Diabeteswissens auf die Testleistung im DiabSkills untersuchen. Die Resultate zeigen, dass ein stark signifikanter Zusammenhang zwischen der Gesamtleistung im DiabSkills und der Leistung im Diabetes-Wissenstest besteht (r= .354, p= .003). Dabei korreliert auf Subtestebene lediglich ein Untertest des DiabSkills signifikant mit dem Diabetes-Wissen: und zwar der Untertest „Gedächtnis“ (r= .446, p= .001). Diese Ergeb-nisse sprechen für die Validität des DiabSkills, da zum einen ein Zusammenhang der kognitiven Leistung mit dem Wissen zu erwarten war, weil für die Aufnahme und Um-setzung von Schulungsinhalten kognitive Funktionen (wie z.B. das Gedächtnis) not-wendig sind (vgl. Kap. 2.2.3). Die geringen Korrelationen der anderen Untertests mit dem Wissen bestätigen aber auch, dass der DiabSkills auch die vom Diabetes-Wissen unabhängigen kognitiven Funktionen erfasst.

Zusammenhang mit Alter und Bildung: Die Korrelationen der kognitiven Leistungser-gebnisse mit dem Alter und dem Bildungsstatus der Probanden wurden in der vorlie-genden Studie in der deskriptiven Analyse untersucht. Die Ergebnisse können aber auch im Sinne der Validität des DiabSkills interpretiert werden, so dass sie an dieser Stelle diskutiert werden.

Die Ergebnisse in der vorliegenden Studie zeigen, dass das Alter signifikant mit der Leistung im DiabSkills und DemTect, jedoch nicht mit der Leistung im HAWIE-R zu-sammenhängt. Dieser Zusammenhang ist zu erwarten und lässt sich durch das bereits in Kap. 2.2.1 beschriebene zunehmende Risiko für kognitive Beeinträchtigungen sowie die erhöhte bzw. steigende Prävalenz von Demenz mit dem Alter erklären (vgl. Bickel, 2000). Dass das Alter nicht signifikant mit der Leistung im HAWIE-R korreliert, lässt sich darauf zurückführen, dass bei der Auswertung des HAWIE-R bereits Altersnormen verwendet wurden, die den altersbedingten kognitiven Abbau berücksichtigen. Für den DemTect gibt es auch Altersnormen (vgl. Kap. 3.3.2.3), aber diese unterscheiden ledig-lich zwischen Personen, die jünger als 60 Jahre sind und Personen, die älter als 60 Jahre sind. Hinsichtlich des DiabSkills entspricht dieses Ergebnis den Erwartungen der ab-nehmenden kognitiven Leistungsfähigkeit mit dem Alter und stellt somit auch eine indi-rekte Bestätigung der Validität des DiabSkills dar.

Die Resultate in Kapitel 4.2.5 verdeutlichen, dass auch Bildung signifikant mit der Test-leistung zusammenhängt. Dies ist ein zu erwartender Befund, da „Intelligenz (…) die Fähigkeit zu hoher Bildung [ist]“ (Asendorpf, 1996, S. 145). Dies bestätigen auch die Befunde von Sinclair, Girling & Bayer (2000). In ihrer Studie verschlechterten sich die Testleistungen mit zunehmendem Alter und mit niedrigerem Schulabschluss. Für die Validität des DiabSkills bedeutet dieses Ergebnis, dass der DiabSkills bildungsabhängig

ist. Dies spricht für die Validität des DiabSkills, da zu erwarten ist, dass die Schulbil-dung mit der kognitiven Leistungsfähigkeit zusammenhängt, in der Form, dass Perso-nen mit höherer kognitiver Leistungsfähigkeit auch eher eiPerso-nen höheren Bildungsab-schluss haben. Gleichzeitig ist dieser Befund bedeutsam für das Selbstbehandlungsver-halten, da anzunehmen ist, dass Personen mit höherer Bildung Schulungsinhalte besser aufnehmen und umsetzen können.

5.3 V

ORHERSAGE DES

S

ELBSTBEHANDLUNGSVERHALTENS