• Keine Ergebnisse gefunden

Typ-2-Diabetespatienten muss es gelingen, durch entsprechendes Selbstbehandlungs-verhalten akute und langfristige Komplikationen des Diabetes zu vermeiden. Vorausset-zung für eine adäquate Selbstbehandlung ist nicht nur eine ausreichende Schulung und Wissensvermittlung, sondern auch das Vorhandensein entsprechender kognitiver Fähig-keiten und FertigFähig-keiten, die für die Umsetzung notwendig sind. Dabei kann das Alter, aber auch ein diabetesbedingtes erhöhtes Risiko für kognitive Beeinträchtigungen dazu führen, dass ein Patient nicht in der Lage ist, von einem Standard-Schulungsprogramm zu profitieren und seine Behandlung adäquat umzusetzen. Aufgrund der offensichtli-chen klinisoffensichtli-chen Relevanz der kognitiven Leistungsfähigkeit bei Typ-2-Diabetes, aber der mangelnden Verfügbarkeit geeigneter Verfahren zu deren Erfassung, sollen in der vorliegenden Arbeit folgende Fragestellungen und Hypothesen untersucht werden.

1. Entwicklung des Screeninginstruments

Aus den Ausführungen des Theorieteils (siehe Kap. 2.2) wird deutlich, dass die Erfas-sung der kognitiven Leistungsfähigkeit essentieller Bestandteil im diagnostischen Pro-zess und in der Herleitung der Behandlungsstrategie von Typ-2-Diabetespatienten sein sollte, um die Ressourcen der Patienten zu ermitteln, und die Schulung und Behandlung an die Leistungsfähigkeit der Patienten anpassen zu können.

Aufgrund der mangelnden Verfügbarkeit geeigneter Verfahren zur Erfassung der thera-pierelevanten kognitiven Leistungsfähigkeit soll zu Beginn der Arbeit ein entsprechen-des Screeninginstrument entwickelt und in einer Voruntersuchung erprobt werden. Bei der Entwicklung des Tests soll berücksichtigt werden, dass der Test für einen Einsatz im alltäglichen klinischen Setting geeignet ist, möglichst geringen Testcharakter besitzt, ökonomischen Anforderungen genügt und von den Patienten akzeptiert wird.

2. Psychometrische Analyse des Screeninginstrument

In der Hauptuntersuchung soll zunächst das Screeninginstrument auf seine psychometri-schen Eigenschaften überprüft werden, um eine Aussage über die Güte des Instruments treffen zu können. Gefordert wird, dass die Items eine gute Trennschärfe und variable Schwierigkeitsgrade besitzen und dass die Reliabilität ausreichend groß ist.

3. Validierung des Screeninginstruments

Als weitere Aufgabe soll das Screeninginstrument anhand verschiedener Vorgehens-weisen validiert werden. Das Instrument soll an drei bereits etablierten Verfahren (HAWIE-R, DemTect und Diabetes-Wissenstest) hinsichtlich seiner konvergenten in-ternen Validität überprüft werden. Als Hypothese wird ein positiver Zusammenhang

zwischen den Ergebnissen des Screeninginstruments und den Ergebnissen des HAWIE-R und des DemTect erwartet. Ein positiver Zusammenhang würde die Vergleichbarkeit dieser Verfahren nahe legen. Des Weiteren wird ein mäßig starker Zusammenhang zwi-schen den Ergebnissen des Screeninginstruments und den Ergebnissen des Diabetes-Wissenstests erwartet, da die Leistung im Screeningtest aufgrund seiner diabetesspezifi-tät nicht unabhängig vom Diabetes-Wissensstand sein kann, der DiabSkills jedoch über die reine Erfassung des Wissens hinausgehen soll.

4. Vorhersage des Selbstbehandlungsverhaltens

Auf dem in Kapitel 2.2.4 beschriebenen Zusammenhang zwischen der kognitiven Leis-tungsfähigkeit und dem Selbstbehandlungsverhalten von Typ-2-Diabetespatienten gründet folgende Hypothese:

Es wird davon ausgegangen, dass sich das Selbstbehandlungsverhalten und der HbA1c-Wert mit Hilfe von Verfahren zur Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit (HA-WIE-R, DemTect) und mit Hilfe des neu entwickelten Screeninginstruments zur Erfas-sung der therapierelevanten kognitiven Leistungsfähigkeit vorhersagen lässt. Dabei wird erwartet, dass eine geringere kognitive Leistungsfähigkeit ein schlechteres Selbstbe-handlungsverhalten bzw. einen höheren HbA1c-Wert vorhersagt und eine höhere kogni-tive Leistungsfähigkeit ein besseres Selbstbehandlungsverhalten bzw. einen niedrigeren HbA1c-WErt.

Außerdem wird erwartet, dass sich der prädiktive Wert des neu entwickelten Verfahrens dadurch auszeichnet, dass sich aufgrund dieser Diabetesspezifität das Selbstbehand-lungsverhalten statistisch genauer vorhersagen lässt als mit den anderen eingesetzten Verfahren (HAWIE-R und DemTect).

Um mögliche differentielle Zusammenhänge der unterschiedlichen Leistungsdimensio-nen mit dem Selbstbehandlungsverhalten zu erfassen, soll zusätzlich deskriptiv die Fra-ge beantwortet werden, welche Untertests (spezielle kognitive Funktionen) das Selbst-behandlungsverhalten bzw. den HbA1c am besten vorhersagen. Es ist z.B. denkbar, dass die Leistung in Untertests, die vor allem Problemlösendes Denken, komplexes Problemlösen bzw. handlungsrelevante Fähigkeiten erfassen sollen (z.B. HAWIE-R Bilder ordnen, HAWIE-R Mosaik-Test, DiabSkills Protokollinterpretation oder Rechne-risches Denken), das Selbstbehandlungsverhalten besser vorhersagt als die Leistung in anderen Untertests (z.B. HAWIE-R Allgemeines Wissen).

5. Deskriptive Analyse

Die kognitive Leistungsfähigkeit kann mit verschiedenen diabetesspezifischen und -unspezifischen Variablen verbunden sein (siehe Kap. 2.2). Im Rahmen der Studie soll deshalb deskriptiv der Zusammenhang der kognitiven Leistungsfähigkeit bzw. des Selbstbehandlungsverhaltens mit ausgewählten Variablen untersucht werden. Es wird erwartet, dass Bildung, Alter und möglicherweise die Diabetesdauer in Zusammenhang mit der kognitiven Leistungsfähigkeit stehen.

3 M ETHODEN

Für einen groben Überblick über das methodische Vorgehen wird zunächst der Ablauf der gesamten Untersuchung dargestellt (Abb. 1).

Zu Beginn wurde eine erste Version des Screeninginstruments zur Erfassung der thera-pierelevanten kognitiven Leistungsfähigkeit entworfen (Kapitel 3.1). Diese erste Versi-on wurde in einer Voruntersuchung erprobt und auf ihre psychometrischen Eigenschaf-ten überprüft. Anschließend wurden auf Grundlage der Ergebnisse der Voruntersuchung Veränderungen am Test vorgenommen und somit eine neue Version des Screenin-ginstruments erstellt (Kapitel 3.2). Auf die Methodik der Hauptuntersuchung wird in Kapitel 3.3 eingegangen, wo auch die untersuchten Variablen und deren Operationali-sierungen dargestellt werden.

Abbildung 1: Darstellung des Ablaufs der Studie Entwicklung eines Tests zur

Erfassung der therapierelevanten kognitiven Leistungsfähigkeit

Beurteilung der Testgütekriterien und Validierung des Screenin-ginstruments.

Beantwortung aller weiteren Hypothesen und Fragestellungen zum Zusammenhang von kogni-tiver Leistungsfähigkeit und Selbstbehandlungsverhalten.

Voruntersuchung:

Itemsammlung

Erster Einsatz des Screeninginstru-ments

Befragung der Probanden

Beurteilung der Durchführbarkeit, Praktikabilität, Ökonomie und Akzep-tanz des Screeninginstruments

Erstellung einer neuen und revidierten Version des Screeninginstruments

Hauptuntersuchung:

Anamnese

Screeninginstrument

DemTect

Fragebogen zum Diabetes – Selbstbehandlungsverhalten

Untertests des HAWIE-R

Diabetes Wissenstest .

3.1 E

NTWICKLUNG DES

S

CREENINGINSTRUMENTS ZUR

E