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3.1 E NTWICKLUNG DES S CREENINGINSTRUMENTS ZUR E RFASSUNG DER

3.1.2 I TEMSAMMLUNG UND V ORVERSUCHSFASSUNG

Leitende Prinzipien bei der Erstellung des Tests waren der Versuch, inhaltliche Validi-tät und „face validity“ zu gewährleisten und der Versuch, den Test „diabetesthematisch“

zu gestalten. Auch wurde darauf geachtet, dass der Test sowohl von der Zielgruppe der zu testenden Patienten als auch von den Anwendern akzeptiert wird. Für die

2 Der Name „DiabSkills“ setzt sich zusammen aus „Diab“ für „Diabetes“ und „Skills“ für den engli-schen Begriff für „Fertigkeiten“.

menstellung der Subtests und der jeweiligen Items wurden drei verschiedene Strategien herangezogen:

Sichtung der Literatur: Bei der Erstellung des Tests wurden zunächst Studien zu therapierelevanten Themen des Diabetes gesichtet und daraus die kognitiven Fä-higkeiten abgeleitet, die zur Umsetzung der Diabetestherapie notwendig sein könnten. Dazu wurde eine Recherche in Medline und PsycLIT durchgeführt, mit dem Ziel, Literatur, die in den letzten 10 Jahren publiziert wurde, zu berücksich-tigen.

Orientierung an vorhandenen Tests: Bereits vorhandene Tests sollten dazu ver-wendet werden, um daraus selbstbehandlungsrelevante Testaufgaben abzuleiten.

Insbesondere wurden allgemeine Intelligenztests als Orientierung herangezogen, da es sich hierbei um bewährte Testparadigmen handelt. Der Aufbau der Fragen orientiert sich z.B. an Items der HAWIE-R-Subtests „Rechnerisches Denken“,

„Bilder ordnen“ und „Zahlen-Symbol-Test“ (Tewes, 1994), sowie an Items des

„Diabetes Wissenstests für Typ-2-Diabetiker“ (Hermanns & Kulzer, 1996).

Expertenmeinung: Die entstandene vorläufige Sammlung von möglichen Items wurde mit Psychologen, die in der Behandlung von Diabetespatienten langjährig tätig sind, diskutiert.

Der entstandene Test (siehe Anhang A „Vorversuchs-Version des DiabSkills“) besteht aus sieben Subtests, die jeweils unterschiedliche Aspekte der kognitiven Leistungsfä-higkeit erfassen sollen. Die einzelnen Subtests, ihre Funktion und die Auswertungsmo-dalität werden im Folgenden kurz erläutert.

Allgemeines Diabetes Wissen: Dieser Untertest besteht aus neun diabetesspezifischen Multiple-Choice-Fragen, die der Proband beantworten soll. Dabei wird Wissen abge-fragt, das die Grundlage für die Selbstbehandlung darstellt. Für jedes richtig angekreuz-te und richtig ausgelassene Iangekreuz-tem erhält der Proband einen Punkt.

Rechnerisches Denken: Der Subtest „Rechnerisches Denken“ wurde in Anlehnung an den entsprechenden HAWIE-R-Untertests „Rechnerisches Denken“ erstellt. Der Unter-test besteht aus sieben Rechenaufgaben, die dem Proband vorgelesen werden. Das Rechnerische Denken soll die geistige Beweglichkeit (Wechsler, 1939, zitiert nach Te-wes, 1994) erfassen und als ein Maß für die allgemeine Intelligenz dienen (Matarazzo, 1982, zitiert nach Tewes, 1994). Gleichzeitig kann das Rechnerische Denken auch das Konzentrationsvermögen erfassen (Rapaport, 1953, zitiert nach Tewes, 1994). Es spie-gelt nach Cohen (1942, zitiert nach Tewes, 1994) jedoch auch das Sprachverständnis und die Belastbarkeit wieder. Im DiabSkills soll der Rechentest auch einen Aufschluss

darüber geben, inwieweit der Patient in der Lage ist, einfache Rechenoperationen durchzuführen, wie sie auch im Rahmen der Diabetestherapie notwendig sind (z.B. Um-rechnung von Kohlenhydratangaben in Broteinheiten oder BeUm-rechnung der Insulinein-heiten). Für jede richtig gelöste Rechenaufgabe erhält der Proband einen Punkt.

Bilder ordnen: Dieser Subtest wurde in Orientierung an HAWIE-R’s Untertest „Bilder ordnen“ erstellt. Dem Proband werden mehrere Bilder vorgelegt, die er in die richtige Reihenfolge ordnen soll. Es gibt drei Bilderserien: Blutzucker messen (vier Bilder), Hypoglykämie (fünf Bilder) und Spritzen (sieben Bilder). Das Bilderordnen erfasst laut Wechsler (1939, zitiert nach Tewes, 1994) die Fähigkeit des Probanden, die Gesamtsi-tuation zu verstehen und die Einzelaspekte hinsichtlich ihrer Bedeutung richtig einzu-schätzen. Dieser Untertest soll die Fähigkeit messen, komplexe Situationen zu erfassen und zu bewältigen. Für die inhaltliche Darstellung wurden bewusst diabetesspezifische Situationen ausgewählt. Für jedes Bild, das der Proband an die richtige Stelle gelegt hat, erhält der Proband einen Punkt.

„Handling“-Test 1: Der Proband erhält einen Insulin-Pen, eine neue Insulinpatrone, so-wie eine Bedienungsanleitung für einen Patronenwechsel und wird aufgefordert, diesen Patronenwechsel exakt nach Anleitung durchzuführen. Dieser Test stellt eine typische Aufgabe dar, mit der jeder insulinspritzende Diabetiker konfrontiert wird. Dieser Unter-test wurde auch bei nicht-insulinspritzenden Diabetespatienten eingesetzt, um Informa-tionen über die Fähigkeit zum komplexen Problemlösen unter Einsatz des Sprachver-ständnisses und der motorischen Geschicklichkeit zu erhalten. Gleichzeitig kann damit der tatsächliche Umgang des Patienten mit einer Spritze / Pen beobachtet und beurteilt werden. Für jeden richtigen Ausführungsschritt (entsprechend der Bedienungsanleitung) erhält der Proband einen Punkt.

„Handling“-Test 2: Mit Hilfe einer schriftlichen Anleitung soll der Proband 15 Insulin-einheiten aus dem Pen, der in „Handling“-Test 1 mit einer neuen Ampulle gefüllt wur-de, in ein Kissen spritzen. Auch dieser „Handling“-Test soll die Fähigkeit erfassen, ein komplexes, diabetesspezifisches Problem zu lösen, wobei auch hier sowohl das Sprach-verständnis als auch die motorische Geschicklichkeit eine Rolle spielen. Der Proband erhält für jeden richtigen Ausführungsschritt einen Punkt.

Protokollinterpretation: Bei diesem Untertest werden dem Probanden nacheinander drei verschiedene Ausschnitte aus Blutzuckerprotokollen vorgelegt und er wird aufgefordert, zu jedem der Protokolle drei Fragen zu beantworten: 1. „Was ist an diesem Blutzucker-protokoll besonders auffällig?“, 2. „Was könnte die Ursache für diese Auffälligkeit sein?“ und 3. „Was würden sie machen, um diese Auffälligkeit zu verhindern?“. Mit diesem Untertest soll im weitesten Sinne die Fähigkeit erfasst werden, zwischen wichti-gen und unwichtiwichti-gen Details bei visuellen Vorlawichti-gen zu unterscheiden (vgl. Wechsler,

1939, zitiert nach Tewes, 1994). Die Protokollinterpretation soll die der Wahrnehmung und der Begriffsbildung zugrunde liegenden Fähigkeiten erfassen. Im visuellen Bereich ist dies die Fähigkeit zur Identifikation bekannter Gegenstände. Außerdem soll die Pro-tokollinterpretation die Fähigkeit des Patienten erfassen, diabetesspezifische Informati-onen richtig zu deuten und einzuordnen sowie handlungsrelevante Konsequenzen dar-aus zu ziehen. Für jede richtig beantwortete Frage erhält der Proband einen Punkt.

Handlungsbezogene Fragen: Der Proband erhält sechs

„Was-würden-Sie-tun-wenn-…?“-Fragen, die nach dem Multiple-Choice-Prinzip beantwortet werden können. Mit diesem Untertest soll die diabetesspezifische Handlungskompetenz des Patienten erfasst werden, d.h. die Fähigkeit, die Situation richtig einzuschätzen, sowie eine adäquate Lö-sung für das Problem finden. Im Gegensatz zum Untertest „Allgemeines Diabetes sen“, der Faktenwissen erfragt, soll dieser Untertest eher das handlungsorientierte Wis-sen erfasWis-sen. Für jedes richtig angekreuzte und für jedes richtig ausgelasWis-sene Item erhält der Proband einen Punkt.