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3. ERGEBNISSE

3.4. Okklusionsanomalien

3.4.1. Okklusion der Seitenzähne (Eckzähne und Molaren) in der Sagittalen

Bei der Eckzahnokklusion können auf der Spaltseite (UCLP) bzw. auf der primär größeren Spaltseite (BCLP) nur Unterschiede in Bezug auf das Patientenalter statistisch gesichert wer-den (p=0,013, Regressionskoeffizient +0,056).

Bei den durchschnittlich zehnjährigen Patienten sind die nach mesial wie distal gemessenen Abweichungen der Eckzähne von der Neutralokklusion mit einem Mittelwert von 0,0 und ei-nem Standardfehler von ± 0,1 Pb aber in jedem Falle gering. In den beiden anderen Alters-gruppen nimmt die mittlere Abweichung von der Neutralokklusion zu. Bei negativem Vorzei-chen und einem Standardfehler unveränderter Größe bedeutet dies, dass bei jeweils zwei Drit-tel der durchschnittlich dreizehn- bzw. fünfzehnjährigen Patienten die Eckzähne eine Mesia-lokklusion von etwa einer Viertel Prämolarenbreite aufweisen.

Tabelle 10: Mittelwerte und Standardfehler der Abweichung von der Neutralokklusion bei den Eckzäh-nen der Spaltseite (UCLP) bzw. der größeren Spaltseite (BCLP).

Dagegen können bei der Molarenokklusion auf der Spaltseite (UCLP) bzw. auf der primär größeren Spaltseite (BCLP) Unterschiede nicht nur im Hinblick auf das Alter, sondern auch zwischen Spaltart und Geschlecht statistisch gesichert werden (p=0,021, Regressionskoeffi-zient +0,268).

In Tabelle 11 fällt auf, dass mit Ausnahme der weiblichen Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte allen Gruppen ein Wechsel des Vorzeichens zwischen der niedrigsten und höchsten Altersstufe gemeinsam ist.

Okklusion der Eckzähne in der Sagittalen

auf der Spaltseite bzw. der primär größeren Spaltseite

Alter UCLP

Tabelle 11: Mittelwerte und Standardfehler der Abweichungen von der Neutralokklusion bei den Mola-ren der Spaltseite (UCLP) bzw. der größeMola-ren Spaltseite (BCLP).

Überwiegt in der Altersgruppe der zehnjährigen männlichen Patienten mit einer einseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte bei den Molaren noch eine Mesialokklusion, gilt dies für die Distalokklusion bei den Fünfzehnjährigen.

Weibliche Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte dagegen weisen in der Gruppe der Zehnjährigen – ebenso wie männliche Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte – auf der Spaltseite bzw. der primär größeren Spaltseite noch eine Distalokklu-sion der Molaren von durchschnittlich 0,3 Pb auf. In der Folge nimmt nicht nur dieser Zah-lenwert ab, auch eine Umkehr des Vorzeichens ist schließlich bei den Fünfzehnjährigen bei-der Gruppen zu finden. Bei einem höherem Mittelwert, aber gleichgroßem Standardfehler, kann natürlich bei den weiblichen Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte häu-figer mit einer Mesialokklusion stärkeren Ausmaßes gerechnet werden als bei den männlichen Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Ein Wechsel des Vorzeichens zwischen den Altersgruppen ist bei den weiblichen Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nicht festzustellen. Zwar nimmt der Zahlenwert des Mittelwerts – bei nahezu unverändertem Standardfehler – ab, aber das in allen Altersklas-sen fortgesetzt negative Vorzeichen eines Mittelwertes, desAltersklas-sen Größe in der Altersgruppe der Zehnjährigen für die stärkste Abweichung von der Neutralokklusion im Vergleich zu allen anderen Gruppen spricht, macht das Auftreten einer Distalokklusion bei den weiblichen Pati-enten mit einer beidseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu einem weit weniger wahrschein-lichen Ereignis.

Auf der Nichtspaltseite (UCLP) bzw. der primär kleineren Spaltseite (BCLP) können mit der multifaktoriellen univariaten Varianzanalyse weder bei den Eckzähnen noch bei den Molaren Unterschiede im Hinblick auf Spaltart, Geschlecht und Alter gesichert werden.

Mit einem Mittelwert von - 0,1 Pb findet sich auf der Nichtspaltseite (UCLP) bzw. der primär kleineren Spaltseite (BCLP) bei den Eckzähnen eine etwas geringere Tendenz zur Mesial-okklusion als bei den Molaren (Mittelwert 0,0 Pb). Der Standardfehler beträgt bei der Eck-zahn- wie bei der Molarenokklusion ± 0,5 Pb, also eine halbe Prämolarenbreite.

Okklusion der Molaren in der Sagittalen

auf der Spaltseite bzw. der primär größeren Spaltseite

Alter UCLP

Die Abbildung 26a-b liefert mit den Modellpaaren eines männlichen und weiblichen Patien-ten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte aus der Altersgruppe der 10-Jährigen Bei-spiele dafür, wie sich bei dem jeweils errechneten Mittelwert und Standardfehler Abweichun-gen von der Neutralokklusion im Einzelfall darstellen.

Für die Nichtspaltseite waren weder bei den Eckzähnen noch bei den Molaren Unterschiede im Hinblick auf Spaltart, Geschlecht und Alter festzustellen. Bei einem errechneten Mittel-wert von -0,1 Pb (Eckzähne) bzw. 0,0 Pb (Molaren) liegt die in Abbildung 26a und b auf der Nichtspaltseite gezeigte jeweils unterschiedliche Eckzahn- und Molarenokklusion sowohl für das männliche wie das weibliche Geschlecht noch innerhalb des anterior wie posterior gleich-großen Standardfehlers von ± 0,5 Pb.

Abbildung 26a: Patient T. G., männlich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 9 Jahre 6 Monate.

Nahezu identische Okklusion auf Spalt- und Nichtspaltseite: bei den Eckzähnen neutral, bei den Molaren weni-ger als ein ¼ Pb distal.

Abbildung 26b: Patient M. W., weiblich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 10 Jahre 8 Monate.

Wiederum nahezu identische Eckzahn- und Molarenokklusion von ca. ¼ Pb distal auf der Spalt- und Nichtspalt-seite.

Abbildung 26a-b: Vergleich der Okklusion in der Sagittalen bei Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (UCLP).

Die Referenzpunkte zur Beurteilung der Okklusion der Seitenzähne in der Sagittalen sind auf der Spaltseite rot markiert, die auf der Nichtspaltseite grün.

Anders verhält es sich mit der in Abbildung 26a-b gezeigten Okklusion auf der Spaltseite. Bei dem männlichen Patienten liegt der gemessene Eckzahn- und Molarenokklusion in jedem Fal-le innerhalb eines StandardfehFal-lers, bei dem weiblichen Patienten dagegen entspricht eine Distalokklusion bei den Eckzähnen und Molaren von ca. einer ¼ Prämolarenbreite einer Ab-weichung vom Mittelwert in der Größenordnung eines mindestens zweifachen Standardfeh-lers.

Die Abbildung 26c-d zeigt aus der jeweils gleichen Altersgruppe einen männlichen und weib-lichen Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Auf der Seite der kleineren Spaltbildung liegt in beiden Fällen die gemessene Okklusion nicht nur bei den Eckzähnen, sondern auch bei den von der Neutralokklusion stärker abweichenden Molaren immer noch innerhalb eines Standardfehlers.

Dagegen entspricht auf der Seite der primär größeren Spaltbildung die Molarenokklusion von

½ Pb distal bei dem männlichen bzw. ¼ Pb bei dem weiblichen Patienten einer Abweichung vom errechneten Mittelwert in der Größenordnung eines zweifachen Standardfehlers.

Abbildung 26c: Patient L. R., männlich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 10 Jahre 7 Monate.

Hier befinden sich die Eckzähne auf der primär kleineren Spaltseite in Neutralokklusion, auf der primär größeren Spaltseite besteht dagegen eine Distalokklusion von wenigstens ¼ Pb. Die Molaren beider Seiten weisen eine

Distalokklusion von ca. ½ Pb distal auf.

Abbildung 26d: Patient R. N., weiblich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 10 Jahre 1 Monat.

Die Okklusion der Eckzähne entspricht auf der primär kleineren Spaltseite ca. ½ Pb distal, auf der primär größe-ren Spaltseite einer Neutralokklusion. Die Molagröße-ren der primär größegröße-ren Spaltseite okkludiegröße-ren in einer Mesia-lokklusion von ca. ¼ Pb, wohingegen die Molaren der Gegenseite eine NeutraMesia-lokklusion aufweisen.

Abbildung 26c-d: Vergleich der Okklusion in der Sagittalen bei Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (BCLP).

Die Referenzpunkte zur Beurteilung der Okklusion der Seitenzähne in der Sagittalen sind auf der primär größe-ren Spaltseite rot markiert, die auf der primär kleinegröße-ren Spaltseite grün.

Dies gilt auch für die Eckzähne. Diese weisen zwar sowohl beim männlichen wie beim weib-lichen Patienten eine im Vergleich zu den Molaren weit weniger ausgeprägte Okklusionsa-nomalie auf, der für diese Altersgruppe errechnete Mittelwert von 0,0 Pb, der einer Neutra-lokklusion entspricht, gilt aber unabhängig der Spaltart und des Geschlecht (siehe auch Tabelle 12). Daher entspricht eine Distalokklusion bei den Eckzähnen von einer Viertel Prä-molarenbreite dem zweifachen Standardfehler.