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3. ERGEBNISSE

3.2. Symmetrie des Oberkieferzahnbogens

3.2.1. Anteriorer und posteriorer sagittaler Symmetrievergleich

Beim anterioren sagittalen Symmetrievergleich können mit der multifaktoriellen univariaten Varianzanalyse Unterschiede zwischen Spalt-/Nichtspaltseite (UCLP) bzw. zwischen primär größerer/kleinerer Spaltseite (BCLP) im Hinblick auf die Spaltart (ein- oder beidseitige Lip-pen-Kiefer-Gaumenspalte), das Geschlecht und das Alter statistisch gesichert werden (p=0,030, Regressionskoeffizient -1,218).

Beim posterioren sagittalen Symmetrievergleich dagegen können Unterschiede zwischen Spalt-/Nichtspaltseite (UCLP) bzw. zwischen primär größerer/kleinerer Spaltseite (BCLP) nur im Hinblick auf die Spaltart gesichert werden (p=0,010, Regressionskoeffizient -2,577). Ge-schlecht und Alter sind ohne Einfluss.

Tabelle 2: Mittelwerte und Standardfehler des anterioren und posterioren sagittalen Symmetrievergleichs im Oberkieferzahnbogen.

Minuszeichen vor dem Mittelwert bezeichnen einen weiter dorsal gelegenen dentalen Bezugspunkt auf der Spaltseite bei Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (UCLP) bzw. der primär größeren Spaltsei-te bei PatienSpaltsei-ten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-GaumenspalSpaltsei-te (BCLP).

Tabelle 2 zeigt, dass sich bei männlichen Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte der dentale Bezugspunkt für den anterioren Symmetrievergleich in jeder Al-tersgruppe auf der Spaltseite weiter dorsal befindet als auf der Nichtspaltseite.

Bei den weiblichen Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte trifft dies für die Gruppe der Zehnjährigen auch noch zu. Nach Wechsel des Vorzeichens liegt aber der

anterio-Anteriorer sagittaler Symmetrievergleich

re dentale Bezugspunkt in der Gruppe der Fünfzehnjährigen im Durchschnitt um den gleichen Betrag weiter ventral.

Im Vergleich zu den anderen Gruppen ist bei den männlichen Patienten mit beidseitiger Lip-pen-Kiefer-Gaumenspalte der anteriore Bezugspunkt auf der Spaltseite durchgehend und bei proportional zum Alter zunehmender Tendenz auch am weitesten ventral gelegen. Mit einem durchgehend negativen Vorzeichen mögen sich die weiblichen Patienten mit beidseitiger Lip-pen-Kiefer-Gaumenspalte auf den ersten Blick von ihrer männlichen Vergleichsgruppe we-sentlich unterscheiden. Trotz geringer Zunahme mit dem Alter bleibt aber der Mittelwert in allen Altersgruppen so niedrig, dass bei den im Vergleich zu allen anderen Patientengruppen größten Standardfehlern die Wahrscheinlichkeit für einen positiven Messwert, das heißt einen auf der primär größeren Spaltseite ventral gelegenen dentalen Bezugspunkt durchweg hoch ist.

Die Abbildung 20a-b mit ihrer Gegenüberstellung der Oberkiefermodelle eines männlichen und weiblichen Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte aus der Altersgruppe der Zehnjährigen bestätigt die mit der multifaktoriellen univariaten Varianzanalyse für die Mittelwerte des anterioren sagittalen Symmetrievergleichs statistisch gesicherten Unterschie-de.

Abbildung 20a: Patient J. K., männlich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 11 Jahre 10 Monate.

Ausgeprägte sagittale Asymmetrie, beide Bezugs-punkte der Spaltseite liegen im Vergleich zur Nicht-spaltseite dorsaler (anterior 3,25 mm, posterior 3,75 mm).

Abbildung 20b: Patient S. K., weiblich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 10 Jahre 1 Monat.

Im Vergleich zur Nichtspaltseite befindet sich der ante-riore Bezugspunkt 1,50 mm, der posteante-riore Bezugs-punkt 1,00 mm weiter dorsal.

Abbildung 20a-b: Anteriorer und posteriorer sagittaler Symmetrievergleich im Oberkieferzahnbogen bei Patienten mit einseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (UCLP).

Die Messstrecken entsprechen den sagittalen Distanzen zwischen den Lotrechten der dentalen Bezugspunkte auf die Raphe-Median-Linie. Sie sind rot markiert, wenn die Bezugspunkte auf der Spaltseite posteriorer liegen als auf der Nichtspaltseite. Liegen die Bezugspunkte auf der Spaltseite anteriorer als auf der Nichtspaltseite, sind die Messstrecken grün markiert.

In beiden Abbildungen ist auf der Spaltseite der dentale Bezugspunkt für die anteriore Mes-sung weiter dorsal gelegen. Der Messwert von 3,25 mm für die anteriore sagittale

Asymmet-rie liegt bei dem männlichen Patienten, für dessen Altersgruppe ein Mittelwert von -1,9 und ein Standardfehler von ± 0,7 mm errechnet wurde, dabei gerade noch innerhalb des zweifa-chen Standardfehlers.

Im Oberkieferzahnbogen des weiblichen Patienten ist dagegen die anteriore sagittale Asym-metrie weit weniger ausgeprägt. Tatsächlich ist aber ein Messwert von 1,5 mm, der wegen des auf der Spaltseite weiter posterior gelegenen dentalen Bezugspunktes auch ein negatives Vor-zeichen trägt, mit dem für die Altersgruppe der zehnjährigen weiblichen Patienten mit einsei-tiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte errechneten Mittelwert fast identisch.

Abbildung 20c: Patient L. R., männlich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 10 Jahre 7 Monate.

Im Vergleich zur primär kleineren Spaltseite liegen beide Bezugspunkte ventraler (anteriorer Bezugspunkt 1,50 mm, posteriorer Bezugspunkt 1,75 mm).

Abbildung 20d: Patient J. W., weiblich, Alter zum Zeitpunkt der Modellerstellung 12 Jahre 5 Monate.

Im Vergleich zur primär kleineren Spaltseite liegen beide Bezugspunkte dorsaler (anteriorer Bezugspunkt 1,00 mm, posteriorer Bezugspunkt 0,50 mm).

Abbildung 20c-d: Anteriorer und posteriorer sagittaler Symmetrievergleich im Oberkieferzahnbogen bei Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (BCLP).

Die Messstrecken entsprechen den sagittalen Distanzen zwischen den Lotrechten der dentalen Bezugspunkte auf die Raphe-Median-Linie. Sie sind rot markiert, wenn die Bezugspunkte auf der primär größeren Spaltseite poste-riorer liegen als auf der primär kleineren Spaltseite. Liegen die Bezugspunkte auf der primär größeren Spaltseite dagegen anteriorer als auf der primär kleineren Spaltseite, sind die Messstrecken grün markiert.

In den obigen Beispielen der Abbildung 20c-d – Oberkiefermodelle jeweils eines männlichen und weiblichen Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte aus der Altersgruppe der Zehnjährigen – entspricht wiederum die Lage des anterioren dentalen Bezugspunktes auf der primär größeren Spaltseite dem Vorzeichen der für das männliche und weibliche Ge-schlecht errechneten Mittelwerte in Tabelle 2.

Der Größe nach liegt der Messwert für den anterioren Symmetrievergleich in beiden Fällen innerhalb eines Standardfehlers.

Im Gegensatz zu den anterioren Bezugspunkten sind die statistisch gesicherten Unterschiede bei den posterioren Bezugspunkten unabhängig von Geschlecht und Alter. Bei fast gleichem Absolutbetrag zeigen aber die unterschiedlichen Vorzeichen, dass bei Patienten mit

einseiti-ger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte die posterioren Bezugspunkte auf der Spaltseite sich weiter dorsal, bei Patienten mit beidseitiger Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sich auf der primär größe-ren Spaltseite aber weiter ventral befinden sollten (Tabelle 2).

Mit Ausnahme des in Abbildung 20d gezeigten Oberkiefermodells trifft dies für alle Beispiele zu. Auf der anderen Seite liegt der Absolutbetrag des Messwertes für den posterioren sagitta-len Symmetrievergleich – bei einem Mittelwert von +1,2 mm und einem Standardfehler von

± 0,8 mm – mit -0,5 mm innerhalb des zweifachen Standardfehlers.

So vermitteln sowohl also die Abbildung 20a-b wie auch die Abbildung 20c-d einen Eindruck von der Streubreite parametrisch verteilter Messwerte, auf die bei Kenntnis der Mittelwerte, der Vorzeichen und der Standardfehler geschlossen werden kann.

Anteriorer sagittaler Symmetrievergleich –

Posteriorer sagittaler Symmetrievergleich im Oberkieferzahnbogen

Variable Korrelationskoeffizient Variable

Anteriorer sagittaler

Tabelle 3: Korrelation zwischen anteriorem und posteriorem sagittalen Symmetrievergleichen im Ober-kieferzahnbogen.

In den beiden äußeren Spalten sind die miteinander korrelierenden Variablen, in der mittleren Spalte der dazuge-hörige Korrelationskoeffizient dargestellt. Der Korrelationskoeffizient wird nach Pearson berechnet, wenn beide Variablen parametrisch und intervallskaliert sind. Trifft eines der Merkmale auf nur eine der Variablen nicht zu, wird der Korrelationskoeffizient nach Spearman-Rho bestimmt.

Diese enge Beziehung zwischen der Lage der anterioren und posterioren Bezugspunkte, die gerade auch die Abbildung 20d vermuten lässt, kann mit der Korrelationsanalyse überprüft werden. Das Ergebnis der Korrelationsanalyse zwischen dem anterioren und posterioren Symmetrievergleich bestätigt mit einem Korrelationskoeffizienten von +0,740 (Pearson) die Vermutung einer engen Beziehung zwischen der Lage der anterioren und posterioren Bezugs-punkte (Tabelle 3).