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2.2 Ethogramm der sozialen Kommunikation des Pferdes

2.2.4 Offensiv aggressives Verhalten

Angehen (Kopfdrohung, attack, head extension, head threat, head toss) H, S

Schnelle Bewegung auf ein anderes Pferd zu, mit angelegten Ohren und gestrecktem Hals (Feh 1988, Wells und v. Goldschmidt-Rothschild 1979, Waring 2003, Van Dierendonck et al. 1995, McDonell 2003).

Attacke (lunge) H

Das Pferd steigt auf seine Hinterbeine und wirft seinen Körper mit einer schnellen Bewegung in Richtung des Gegners. Die Attacke wird im Kampf zwischen männlichen Tieren in Verbindung mit einer Beißdrohung beschrieben (McDonell u.

Haviland 1995).

Beißdrohung (bite threat, bite attempt, attempt to bite) H, S

Mit gestrecktem Nacken und zurückgelegten Ohren wird der Kopf Richtung Opponent gestreckt. Es folgt ein Biss, der anscheinend absichtlich sein Ziel verfehlt und meist Richtung Kopf, Schulter, Brust oder Beine gerichtet ist (Feist 1971, Feh 1988, Waring 2003, McDonell 2003). Die Beißdrohung tritt laut Waring (2003) meist im Zusammenhang mit Aktivitäten wie Grasen, Schutzsuche und dem Erhalt der Individualdistanz auf und ist gegen nachrangige Individuen gerichtet.

Beißen (bite) H, S

Es wird mit angelegten Ohren und schnellem Schließen des Maules in den Körper eines anderen Tieres gebissen. Hierbei bleiben die Ohren nach hinten angelegt und die Lippen sind stark kontrahiert, so dass die Zähne freiliegen (Lortsch 1969, Feist 1971, Feh 1988, McDonell 2003).

Besteigen (mount) H

Es kommt entweder zum seitlichen Besteigen des anderen Pferdes, wobei oft nur ein Vorderbein quer über den Rücken des Anderen gelegt wird, oder zum Besteigen von hinten, wobei beide Vordergliedmaßen auf den Rücken des Anderen gelegt werden.

Das Verhalten folgt oft auf das Kopfauflegen (Feist 1971, Berger 1986, McDonell 2003).

Das Besteigen wird von einigen Autoren (Schilder u. Boer 1987) als eine Dominanzgeste angesprochen, andere deuten es als Spielverhalten.

Boxen (boxing) H

Zwei Pferde Steigen und Schlagen abwechselnd mit beiden Vorderbeinen nach dem Gegner. Geht oft in das sogenannte Tanzen über (Waring 2003, McDonell 2003).

Drängeln (push, bumping) H

Mit einem Körperteil oder dem gesamten Körper wird ein anderes Pferd gegen ein Hindernis gedrückt oder einfach von der Stelle weggedrückt (Waring 2003, McDonell 2003).

Drohgesicht (threat, ears laid back) H, S

Die Ohren sind flach angelegt, die Maulspalte ist nach hinten gezogen, bei leicht bis stärker geöffnetem Maul, mit oder ohne Freilegen der Zähne. Es wird sowohl aggressiv als auch defensiv eingesetzt (Feh 1988, Berger 1986, McDonell 2003).

Drohschwingen (head swing, head bump) H, S

Ohne sich vom Platz zu bewegen schwingt das Pferd mit aggressivem Gesichtsausdruck den Kopf seitlich auf ein anderes Pferd zu (Montgomery 1957, Feist u. McCullough 1976, Zeitler-Feicht 2008).

Erektion (erection) H

Der Penis wird ausgeschachtet und schwillt an. Laut McDonell (2003) wird das Verhalten außerhalb des Sexualverhaltens zwischen Hengsten bei geringfügig bis mittelschwer aggressiven Auseinandersetzungen beobachtet. Es kommt bei Jungesellenherden teilweise zum Besteigen und zur analen Penetration.

Hinterhandschlag (kick, lift-kick, hind-leg kick, rear-leg kick, back-kick) H, S

Ein oder beide Hinterbeine werden vom Boden gehoben und schnell in die Richtung des Opponenten gestreckt, mit der Intention zu treffen. Der Gesichtsausdruck ist aggressiv (Hechler 1971, v. Goldschmidt-Rothschild und Tschanz 1978, Miller 1981, Berger 1986, Feh 1988, Keiper 1988, Van Dierendonck et al. 1995, McDonell 2003).

Jagen (chase) H

Meist in einer Kampfsequenz auftretendes Verfolgen eines Gegners mit der deutlichen Absicht ihn zu bedrängen oder zu überholen. Das Jagen wird üblicherweise im Gallopp durchgeführt (Feist 1971, Waring 2003, McDonell 2003).

Kopfauflegen (head on neck, back or rump) H

Ein Pferd legt dem anderen den Kopf oder nur das Kinn quer über den Hals, den Rücken oder auf die Kruppe. Kann in ein Besteigen münden (Feist 1971, McDonell 2003).

Kopfstoß (head bump) H

Mit einer schnellen seitlichen Bewegung kommt es zum heftigen Kontakt mit dem Hals oder Kopf eines anderen Pferdes (Feist 1971, Syme u. Syme 1979, McDonell 2003).

Packen (grasp, biting the back of the neck) H

Das Packen ist ein Beißen, bei dem der Beißende das Maul jedoch nicht sofort wieder öffnet, sondern noch eine Weile fest geschlossen hält. Meist wird das Packen am Mähnenkamm oder im oberen Bereich der Beine durchgeführt. Es wird oft im Zusammenhang mit Spielverhalten gezeigt (McCort 1984, Waring 2003, McDonell 2003).

Ringen (neck wrestle, neck fencing, wrestle) H

Die Oponnenten versuchen sich gegenseitig mit dem Hals und Nacken umzuwerfen oder zur Seite zu schieben, wobei beide stehen oder auch auf die Knie fallen können (Feist 1971, Tyler 1972, Keiper 1985, McDonell 2003).

Schlagdrohung-Vorderhand (strike threat) H

Ein oder beide Vorderbeine werden rasch nach vorne in Richtung Gegner gestreckt, wobei die Bewegung zurückhaltend ausgeführt wird und absichtlich am Gegner vorbei zu gehen scheint. Oft tritt in Verbindung mit der Drohung ein lautes Quietschen oder Schnauben auf (Waring 2003, McDonell 2003).

Schlagdrohung-Hinterhand (rear threat, back kick, threat kick, threat to kick) H, S Die Hinterhand wird in Richtung des bedrohten Tieres gedreht und das Gewicht wird auf die Vorderbeine verlagert. Ein oder beide Beine werden vom Boden abgehoben, jedoch ohne voll ausgestreckt zu werden. Dies geschieht oft mehrmals hintereinander. Die Ohren sind hierbei mehr oder weniger flach an den Kopf gelegt.

Eine hohe Kopfhaltung und nur leicht gespannte Nüstern und Kinn bei eingeklemmtem Schweif deuten auf eine ängstliche/defensive Einstellung, gestreckte Kopf-Hals Haltung und kontrahierte Maulwinkel mit schlagendem Schweif sprechen für eine aggressive Stimmung (Kiley-Worthington 1987).

Die Schlagdrohung wird sowohl mit offensivem Verhalten (Wells u. v. Goldschmidt-Rothschild 1979, Berger 1986, Van Dierendonck et al. 1995) als auch mit defensivem Verhalten (Van Dierendonck et al. 1995) in Verbindung gebracht.

Stampfen (stomp, stamp, front hoof beating) H, S

Ein Vorderhuf wird angehoben und mit Wucht senkrecht nach unten geführt, so dass ein lautes Geräusch entsteht. Die Geste wird meist in ritualisierten Hengstkämpfen beobachtet. Bei Ödberg (1973) wird das Verhalten als Protest bei einer Stute beschrieben, allerdings wird das Stampfen hier mit einem Hinterhuf durchgeführt (Welsh 1975, Berger 1977, Waring 2003, McDonell 2003).

Tanzen (dancing) H

Bei zwei steigenden Pferden sind die Vorderbeine ineinander verschränkt. Die Pferde versuchen sich gegenseitig in dieser Position in den Nacken und Kopf zu beißen (Tembrock 1968, Waring 2003, McDonell 2003).

Treiben (driving, herding, pointing, herding posture) H

Beim Treiben wird ein aggressiver Gesichtsausdruck gezeigt und es findet eine Vorwärtsbewegung auf das oder die anderen Pferde hin statt. Hengste bewegen hierbei in einigen Fällen typisch den Kopf hin und her, was als Schlängeln (snaking) bezeichnet wird. Kopf und Hals werden hierbei nach vorne gestreckt und leicht zu Boden gesenkt getragen. Teilweise kommt es zu einem Auf- und Abwippen mit Kopf und Hals (Antonius 1937, Lortsch 1969, Feist 1971, Welsh 1975, Miller 1981, McDonell (2003). Laut Feist (1971) wird das Treiben nur von Hengsten gezeigt.

Umkreisen (circling, leg drop) H

Das Umkreisen besteht aus zwei Pferden, die sich im Kreis Kopf an Schweif bewegen und sich dabei gegenseitig in die Genitalorgane, die Flanken, den Rumpf oder die Hinterbeine beißen. Meist kommt es zu einem Kniefall eines oder beider Tiere (Houpt u. Wolski 1998, Berger 1986, McDonell 2003).

Vorderhandschlag (strike, forefoot kick, front-leg kick, paw-kick) H

Ein oder beide Vorderbeine werden rasch, mit der Intention den Gegner zu treffen, nach vorne ausgestreckt. Die Hinterbeine bleiben stehen (Feist 1971, Feist u.

McCullough 1976, McDonell 2003).

Zwicken (nip) H, S

Das Maul wird nur etwas geöffnet und ein Stückchen Fleisch oder Haut wird mit den Zähnen erfasst. Das Zwicken taucht sowohl im Zusammenhang mit aggressivem Verhalten als auch mit Spielverhalten oder sozialer Fellpflege auf (Houpt und Wolski 1980, McDonell u. Haviland 1995).