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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.2 FFH-Lebensraumtypen

3.2.1 Natürliche nährstoffreiche Seen [3150]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps natürliche nährstoffreiche Seen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und ergänzenden Nebenbögen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 4 27 4 36

Fläche [ha] 4,95 113,54 15,56 134,04

Anteil Bewertung vom LRT [%] 3,69 84,70 11,61 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,29 6,55 0,90 7,79

Bewertung auf Gebietsebene B

Kartierjahr 2017

Beschreibung

Das lebensraumtypische Arteninventar ist in den meisten unter diesem Lebensraumtyp ge-fassten Gebieten nicht optimal bzw. nur eingeschränkt vorhanden: Wertstufe – B. Bei den meisten Gewässern handelt es sich um ehemalige Torfstiche, die im naturnahen Zustand re-lativ nährstoffarm sind.

Der Wasserkörper vieler Torfstiche ist insgesamt und auch an Kennarten eher arm. Die häu-figsten für diesen Lebensraum kennzeichnenden Arten sind die Vielwurzelige Teichlinse (Spi-rodela polyrhiza), die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), sowie das Rauhe Hornblatt (Cerato-phyllum demersum). Nicht selten, aber meist nur in geringer Menge sind darüber hinaus noch der Südliche Wasserschlauch (Utricularia australis) und die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) anzutreffen. Wegen angrenzender, meist bis ans Ufer heranreichender Wälder und steiler Ufer ist die Ufervegetation oft nur spärlich und als schmaler Saum entwickelt. Die stetesten Arten in der Ufervegetation sind die Rispen-Segge (Carex paniculata), das Schilf (Phragmites aust-ralis) und die Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus). Häufiger treten auch Arten der Übergangsmoore wie Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) und die Schnabel-Segge (Carex rostrata) auf. Die Schneide (Cladium mariscus) kommt in kleinen Mengen in der Uferve-getation von wenigen Torfgewässern vor, schwerpunkmäßig an drei als „Tripelkomplex“ kar-tierten Gewässern. Die Bestände sind aber zu klein und zu untypisch und wurden deshalb nicht als LRT „kalkreiche Niedermoore mit Schneide“ aufgenommen.

Nur an der Erfassungseinheit „Biotopgewässer“ nördlich von Wilhelmsdorf traten zwischen dem Schilfröhricht am östlichen Ufer und dem hangaufwärts sich anschließenden Gebüschen mit dem Breitblättrigen Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), der Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) und der Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea subsp. densiflora) drei Orch-ideenarten auf, die auf einen gewissen Baseneinfluss im Untergrund hindeuten.

Einige der alten Torfstiche weisen z. T. deutliche Vorkommen von fädigen Algen auf – ein sicheres Zeichen übermäßiger Nährstoffeinträge. Am deutlichsten ist dies im Vogelsee, dem größten als LRT aufgenommenen alten Torfstich, in dem etwa ein Drittel der Fläche zum Auf-nahmezeitpunkt von einem dichten Algenteppich überzogen war. Er steht über ein Graben-system mit angrenzenden hypertrophierten Seen in Verbindung. Der nördlich an den Vogelsee anschließende Torfstich hat eine Verlandungszone, die über zwei Drittel des LRT einnimmt und die von artenarmen, üppigen Schilfbeständen dominiert wird.

An Tiefenbach und Erlenbach gibt es einige überstaute Flächen mit ausgedehnter, bis etwa 20 m breiter Ufervegetation, in der meist der Nickende Zweizahn (Bidens cernua) dominiert, der an den Torfstichen zwar auch häufiger auftritt, dort stets aber nur in sehr geringer Menge.

Begleiter mit merklichen Anteilen in den Beständen des Nickenden Zweizahns am Erlenbach sind z. B. Wasser-Minze (Mentha aquatica), Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus) und Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus). An anderen Uferabschnitten dominiert die Rispen-Segge (Carex paniculata). Meist finden sich in oder am Rand der Ufervegetation dieser Ge-wässer Weidengebüsche mit Vielnerviger Weide (Salix aurita x cinerea) oder Grau-Weide (Sa-lix cinerea). Im Wasser, das selten tiefer als 20 cm ist, flutet in großer Zahl das Zarte Hornkraut (Ceratophyllum submersum). In etwas windgeschützteren Bereichen finden sich Kleine und Dreifurchen-Wasserlinse (Lemna minor, L. trisulca) und Teichlinse (Spirodela polyrhiza). Im Volzer See, der auch sehr flach ist, ergibt sich ein ähnliches Bild, nur dass hier statt dem Zarten das Rauhe Hornkraut (Ceratophyllum demersum) vorkommt und auf einem größeren Teil der Wasserfläche die Kleine Wasserlinse vorherrscht.

In den natürlichen Seen (Illmensee und Ruschweiler See), die gleichzeitig auch die größten und tiefsten sind, konnte die Unterwasservegetation nur in Ansätzen vom Ufer aus erfasst werden. Drei typische Arten, die nur in diesen Seen nachgewiesen werden konnten, sind das

Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum), Durchblätterte Laichkraut (Potamogeton perfo-liatus) und die neophytische Nutalls-Wasserpest (Elodea nutallii). In der Schwimmblattvegeta-tion herrscht die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) vor, die auch im Volzer See zahlreich vertre-ten ist. Der Ruschweiler See ist hauptsächlich von Schilfröhricht und Grauweiden-Gebüsch umgeben, dazu bildet stellenweise die Steif-Segge (Carex elata) kleinere Bestände. Der Ill-mensee hat neben eher schütteren Schilfröhrichten und Grauweiden-Gebüschen noch grö-ßere Anteile von Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) im Uferbereich.

Habitatstrukturen: Von ihrer Entstehungsgeschichte her lassen sich drei Gewässertypen un-terscheiden: Natürlich entstandene Eiszeitseen (Illmensee, Ruschweiler See und Volzer See), junge, durch Aufstau von Bächen oder Gräben entstandene flächige Gewässer (Gewässer am Erlenbach und Tiefenbach) und alte Torfstiche. Die ausgedehntesten Flachwasserzonen sind an den aufgestauten Gräben und Bächen zu finden. Hier wird selten eine Tiefe von mehr als 20 cm erreicht und durch die sehr flachen Ufer haben sich an den meisten Uferabschnitten sehr breite Streifen (z. T. bis ca. 20 m) einer dichten Ufervegetation eingestellt. Ähnlich flache Ufer finden sich auch noch am Volzer See, der eine durchschnittliche Tiefe von ca. 1,2 m besitzt.

Illmensee und Ruschweiler See haben dagegen nur in kleineren Abschnitten eine etwas brei-tere Ufervegetation, die selten 5 m überschreitet, meist jedoch deutlich schmaler ist. Es gibt Flachwasserzonen, doch überwiegend sind diese Seen tief, mit einer durchschnittlichen Was-sertiefe von um die 9 m. Beide Seen weisen eine recht üppige, artenreiche Wasservegetation auf. Zusammen mit dem Volzer See sind alle drei Seen hauptsächlich von intensiv genutztem Grünland, z. T. aber auch von intensiv bewirtschafteten Äckern umgeben, die sehr nahe an die Seen heranreichen. Dadurch ist eine stete Nährstoffzufuhr durch diffuse Sickerwässer ge-geben, die beim Volzer See – wohl wegen seiner geringen Tiefe – schon zu einer deutlich sichtbaren Eutrophierung geführt hat: Die Wasserfläche wies zum Aufnahmezeitpunkt im Jahr 2017 in weiteren Teilen eine geschlossene Wasserlinsen-Decke auf und es droht in heißen Sommern ein Umkippen des Sees und mittelfristig eine deutlich beschleunigte Verlandung.

Im Jahr 2018 wurden sowohl beim Volzer See als auch beim Ruschweiler See deutlich gerin-gere Gesamt-Phospor-Werte gemessen, was vermutlich aus der Verlegung der seit langem undichten Ablaufleitung der Kläranlage Illmensee in den Jahren 2015/16 rührt (SOS 2019).

Nahezu alle ehemaligen Torfstiche haben noch ganz überwiegend sehr steile bis fast senk-rechte Ufer, so dass sich in diesen Bereichen keine typische Zonierung der Ufervegetation herausbilden kann. Des Weiteren sind die meisten dieser Gewässer von Wald umgeben, der bis an die Ufer heranreicht und so zu einer z. T. sehr starken Beschattung der Ufer führt, was zusätzlich für viele Uferpflanzen ungünstig ist. Als Folge tragen diese Uferbereiche nur einen sehr schmalen oft noch unterbrochenen Vegetationssaum. Zumindest kleine Bereiche mit fla-cheren Ufern sind aber bei den meisten Torfstichen trotzdem vorhanden. Zum Aufnahmezeit-punkt lag das Niveau der Abstichkanten meist 15 bis 30 cm über dem Wasserspiegel. Erheb-lich höhere Niveauunterschiede zeigen sich an den Ufern der Torfstiche neben der Erfas-sungseinheit 28122342300037 („Biotopgewässer nördlich von Wilhelmsdorf“): die Niveauun-terschiede führen hier zu einem sehr starken mikrobiellen Torfabbau und damit zu Nährstoffe-inträgen in die Torfgewässer. Die Ufer werden hier z. T. von Brennesselfluren dominiert. Einige der Torfstiche konnten wegen geschlossenen Wasserlinsendecken nicht als LRT aufgenom-men werden.

Besonders der „Vogelsee“ und mit ihm über Gräben in Verbindung stehende Gewässer bzw.

von Nährstoffeinträgen aus dem gleichen Einzugsgebiet betroffene Gewässer zeigen durch stellenweise starkes Aufkommen wattiger Algen deutliche Tendenzen zur Hypertrophierung.

Wird die Nährstoffzufuhr nicht minimiert, tritt nicht nur eine weitere Verarmung des Arteninven-tars ein, sondern es kann zum Umkippen ganzer Gewässer führen. Ein weiterer Effekt ist eine

deutlich beschleunigte Verlandung der alten Torfstiche durch ein übermäßiges Pflanzen-wachstum, da diese Torfstiche in der Regel sowieso nicht besonders tief sind.

Der Torfstich „See 4158, 4156, 4155 Pfrunger Ried 03“ (Erfassungseinheit 28122342300005) wird teichwirtschaftlich genutzt. Es bleibt jedoch ungeklärt woher der erhöhte Nährstoffgehalt stammt, da die fischereiliche Bewirtschaftung ohne Zufütterung erfolgt. Zudem werden ca.

30 % der Ufer regelmäßig gemäht, so dass hier Kurzrasen entstanden sind. Teilabschnitte der Ufer sind, u.a. aufgrund der Biberaktivität, mit Holzpalisaden befestigt.

Insgesamt ergibt sich daraus ein heterogenes Bild der Habitatstrukturen. Da jedoch über die Hälfte (20 von 36) der Flächen mäßig eingeschränkte Habitatstrukturen besitzen, sich dage-gen die nicht eingeschränkten - Wertstufe A - und die stark eutrophierten - Wertstufe C - mit einer leichten Tendenz zu den mit C bewerteten Erfassungseinheiten - jedoch in etwa die Waage halten, kann eine Gesamteinschätzung von einer mittleren Einstufung der Habitatstruk-turen – Wertstufe B – noch gerechtfertigt werden.

An Beeinträchtigungen sind beim Illmensee und beim Ruschweiler See die Freizeitnutzung durch Schwimmen und Rudern zu nennen sowie beim Illmensee zusätzlich ein Campingplatz direkt am Ufer. In diesen Bereichen ist mit einer starken Trittbelastung der Ufervegetation zu rechnen, welche jedoch bereits negativ bei den Habitatstrukturen berücksichtigt wurde. Durch den Betrieb auf dem Wasser muss mit einer gewissen Störung der Tierwelt gerechnet werden, besonders dann, wenn Ruderer und Schwimmer sich der Ufervegetation auch weiter entfernter Bereiche nähern oder dort gar an Land gehen.

Viele der Torfstiche liegen sehr unzugänglich in Wäldern und ehemalige ableitende Gräben sind schon lange nicht mehr gewartet worden und deshalb nur noch eingeschränkt funktions-tüchtig. Daher sind diese Torfstiche von keinen weiteren Beeinträchtigungen betroffen.

Die Beeinträchtigungen sind insgesamt mit gering – A – zu bewerten, da fast alle Erfassungs-einheiten diese Einstufung erhielten. Nur drei Flächen wiesen mittlere bzw. starke Beeinträch-tigungen auf.

Verbreitung im Gebiet

Einige überwiegend durch Aufstau von Bächen entstandene Gewässer liegen am Tiefenbach und am Erlenbach westlich und nordwestlich des Großen Traubens. Ein Großteil der alten Torfstiche findet sich zwischen dem Rand des Großen Traubens, der Ostrach und der K7964, westlich bis ca. 1 km südlich des Großen Traubens. Vier weitere alte Torfstiche befinden sich direkt am Ortsrand bzw. bis ca. 500 m nördlich und nordwestlich von Wilhelmsdorf. Der Ruschweiler See und der Volzer See liegen nah beieinander im Südwesten des Untersu-chungsgebietes, westlich an den Ort Ruschweiler anschließend. Der Illmensee befindet sich am mittleren Südrand des Gebietes und schließt sich südlich an die gleichnamige Ortschaft an.

Kennzeichnende Pflanzenarten

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten

Rauhes Hornblatt (Ceratophyllum demersum), Zartes Hornblatt (Ceratophyllum sub-mersum), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Kleine Wasserlinse (Lemna minor), Dreifurchen-Wasserlinse (Lemna trisulca), Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spica-tum), Wirteliges Tausendblatt (Myriophyllum verticillaspica-tum), Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), Durchblättertes Laichkraut (Potamogeton perfoliatus), Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrhiza), Südlicher Wasserschlauch (Utricularia australis)

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Schilf (Phragmites australis), fädige Algen

Weitere Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Nickender Zweizahn (Bidens cernua), Zartes Hornblatt (Ceratophyllum submersum), Schneide (Cladium mariscus), Faden-Segge (Carex lasiocarpa), Großes Knabenkraut (Dactylorhiza ma-jalis), Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea subsp. densiflora), Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Weiße Seerose (Nymphaea alba), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre), Sumpfblutauge (Potentilla palustris), Sumpf-Lap-penfarn (Thelypteris palustris), Armleuchteralgenart (Chara species)

Bewertung auf Gebietsebene

Die nährstoffreichen Seen tragen erheblich zum Strukturreichtum der Landschaft bei und ma-chen fläma-chenmäßig mit 7,8 % den wichtigsten Lebensraumtyp des Untersuchungsgebietes aus. Da fast 85 % der Flächen einen noch guten Erhaltungszustand aufweisen, ist auch die Gesamtbewertung mit gut – B – einzustufen.

Angemerkt werden sollte aber, dass es im Untersuchungsgebiet eine ganze Reihe wegen Hy-pertrophierung nicht als LRT aufzunehmende alte Torfstiche gibt, die bei Unterbindung der Nährstoffzufuhr sich innerhalb weniger Jahre zu LRT-würdigen Flächen entwickeln könnten.