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2 Zusammenfassungen

2.1 Gebietssteckbrief

Tabelle 1: Gebietssteckbrief

Natura 2000-Gebiet FFH-Gebiet: Pfrunger Ried und Seen bei Illmensee (8122-342) Vogelschutzgebiet: Pfrunger und Burgweiler Ried (8022-401)

Größe des Gebiets; Anzahl der Teilgebiete

im FFH-Gebiet:

4

Teilgebiet 1: Pfrunger-Burgweiler Ried 1.464,3 ha

Teilgebiet 2: Ruschweiler und Volzer See 69,9 ha

Teilgebiet 3: Illmensee 126,2 ha

Teilgebiet 4: Zußdorfer Wald 77,6 ha

Anzahl der Teilgebiete im Vogelschutzgebiet:

1

Teilgebiet 1: Pfrunger und Burgweiler Ried

Das Offenland im FFH-Gebiet befindet sich zu ca. einem Drittel in Landeseigentum und zu ca. zwei Dritteln in privatem oder kommunalem Besitz.

Wald: 827 ha 913 ha

Kleinprivatwald: 47 % 45 %

Großprivatwald <1 % 8 %

Körperschaftswald: 8 % 7 %

Staatswald 45% 40%

TK 25 MTB Nr. 8022 Ostrach; 8122 Wilhelmsdorf

Naturraum 32, Oberschwäbisches Hügelland 40, Donau-Ablach-Platten Höhenlage 605 bis 750 m ü. NN

Naturschutz Es handelt sich um das zweitgrößte zusammenhängende Moorgebiet Baden-Würt-tembergs mit floristisch wertvollen Hoch-, Quell- und Zwischenmoorbereichen. Be-sonders hervorzuheben ist das Bergkiefernmoor Großer Trauben mit Vorkommen des vom Aussterben bedrohten Schlanken Wollgrases (Eriophorum gracile) oder das Mehlprimel-Kopfbinsenried im Hangquellmoor Laubbachmühle mit dem nordwest-lichsten Vorkommen des Alpen-Fettkrauts (Pinguicula alpina).

Für viele europäische Vogelarten ist das Gebiet von überregionaler Bedeutung. Als Rastgebiet für durchziehende Vogelarten wie z.B. Kornweihe (Circus cyaneus) und Raubwürger (Lanius excubitor) und als Brutraum für viele seltene Sumpf- und Was-servögel wie Krickente (Anas crecca) oder Wasserralle (Rallus aquaticus).

Des Weiteren beherbergt es das einzige Vorkommen der Hochmoor-Bodeneule (Coenophila subrosea) in Baden-Württemberg – einer seltenen und auf Hochmoore spezialisierten Nachtfalterart.

Klima Beschreibung:

Auf das regionale Klima des Oberschwäbischen Hügellandes wirken sich insbeson-dere die Höhenlage (submontan) und die Stauwirkung der Alpen aus. So nehmen die Niederschläge von 720 mm im Nordwesten bis 1200 mm im Süden des Naturraums zu. Die mittleren Jahrestemperaturen nehmen analog dazu ab. Die lokalklimatischen Besonderheiten des Pfrunger-Burgweiler Rieds sind durch seine Beckenlage und durch die thermisch-physikalischen Eigenschaften der Torfe bedingt (WAGNER &

WAGNER 1996).

Klimadaten:

http://www.pik-potsdam.de/~wrobel/sg-klima-3/landk/walter/ref/walter_3919_ref.png (05.10.2016) Jahresmitteltemperatur 8,3 ° C

Mittlerer Jahresniederschlag 896 mm

Geologie Das Natura 2000-Gebiet liegt im Oberschwäbischen Hügelland, einer aus der Würm-eiszeit stammenden Jungmoränenlandschaft, die vom Rheingletscher vor 70 000 bis 115 000 Jahren geformt wurde.

Das Becken des Pfrunger-Burgweiler Rieds wurde durch eine Seitenzunge des Rheingletschers ausgeschürft. Es erstreckt sich von der Würm-I-Endmoräne des äl-testen Vorstoßes bei Ostrach bis zu der Würm-II-Endmoräne des nachfolgenden Vor-stoßes bei Wilhelmsdorf. Die seitlichen Talflanken erreichen Höhen um 750 m und sind größtenteils mit risseiszeitlichen Konglomeraten (Nagelfluh) bedeckt. Die tertiäre Molasse des Untergrunds ist im Talbereich mit bis zu 75 m mächtigen eiszeitlichen Schottern überlagert. Darüber wurde vor 10.000 bis 12.000 Jahren ein dichtender Seetonschleier mit wechselnder, teilweise sehr geringer Mächtigkeit abgelagert, so dass im nördlichen Teil des Gebietes ein durch die äußere Würm-Endmoräne aufge-stauter See („Pfrunger See“) entstand. Die Verlandung des Stausees, mit bis zu 5 m mächtigen Seekreide- und Kalkmuddeschichten und aufgelagerten Leber- und Torf-mudden in wechselnder Mächtigkeit, und die flächige Versumpfung des Talgrundes bildeten die entscheidenden Voraussetzungen zur Entstehung der Moore des Pfrun-ger- Burgweiler Riedes (WAGNER &WAGNER 1996).

Südwestlich des Pfrunger-Burgweiler Riedes liegt ein kleines glaziales Zungenbe-cken, welches rund 100 m tief in die Höchstenplatte eingesenkt, vermoort und mit drei Seen (Illmensee, Ruschweiler See, Volzer See) ausgestattet ist (DONGUS 1991).

Die drei Seen sind ebenso Bestandteil des Natura 2000-Gebiets wie ein Teil des Waldes südöstlich von Zußdorf. Dieser steht auf einer durch Tobel gekerbten Molassefläche mit würmzeitlicher Grundmoränendecke (DONGUS 1991).

Landschaftscharak-ter

Das Natura 2000-Gebiet umfasst die zweitgrößte Moorlandschaft Südwestdeutsch-lands – das Pfrunger-Burgweiler Ried. Ein Mosaik aus verschiedensten Lebensräu-men, geprägt durch eine vergangene Urbarmachung durch den Menschen in Form von Entwässerung, intensiverer Landnutzung und industriellem Torfabbau sowie ei-ner gegenwärtigen Wiedervernässung und Extensivierung der geschädigten Moorbe-reiche.

Im zentralen Riedbereich wachsen Hochmoore auf, die teils unberührt und mit Berg-kiefernmoorwald bestockt sind („Großer Trauben“), teils jedoch auch in der Vergan-genheit stark entwässert worden waren und Fichtenmoorwaldbestand („Tisch“) auf-weisen. Zusammen mit einem Teil des Buchen-Eichen-Mischwaldes der Hornung bil-den sie bil-den größten Bannwald in Babil-den-Württemberg. Die zahlreichen Stichseen im Südosten sind Zeugen des industriellen Torfabbaus und zeigen alle Phasen der Ver-landung. Um sie herum breiten sich großflächige Moorbirkenwälder aus. Die zentra-len Moorbereiche werden von ausgedehntem Feuchtgrünland umschlossen, welches zum Teil mit Rindern oder Ziegen beweidet wird.

Besonders hervorzuheben sind das Hangquellmoor Laubbachmühle im Nordosten des Gebietes mit seinen Kopfbinsenrieden sowie das Zwischenmoor Überwachsener See im Südosten mit seinen weiten Schwingrasen.

Auch der Ruschweiler See, Volzersee und Illmensee, südwestlich des Pfrunger-Burg-weiler Rieds gelegen, gehören zusammen mit ihren Schilfröhrichten sowie den an-grenzenden Verlandungszonen und Feuchtflächen zum Natura 2000-Gebiet.

Gewässer und Wasserhaushalt

Der größte Bereich des Pfrunger-Burgweiler Rieds wird durch zahlreiche Gräben und Bäche über die Ostrach nach Norden zur Donau hin entwässert. Die drei Eiszeitseen südwestlich des Rieds – der Ruschweiler See, Volzersee und Illmensee – sind über den Andelsbach miteinander verbunden und laufen über diesen in die Ablach und anschließend ebenfalls in die Donau ab. Nördlich von Wilhelmsdorf verläuft der Wil-helmsdorfer Kanal über die Europäische Wasserscheide. Der südlich davon liegende Teil des Kanals entwässert zusammen mit dem Mühlbach und dem Bruckenbach bei Zußdorf über die Rotach zum Bodensee und letztlich zum Rhein. Die zahlreichen Stichseen im Ried sind durch den Torfabbau entstanden. Der Wasserhaushalt der zentralen Riedbereiche wurde im Rahmen des Naturschutzgroßprojekts aufwändig saniert. Hierfür wurde unter anderem die entwässernde Wirkung von Fließgewässern wie Hornungsgraben, Tiefenbach und Erlenbach rückgängig gemacht. Für weitere Informationen zu den Wiedervernässungsmaßnahmen wird auf die entsprechenden Kapitel im Abschlussbericht zum Naturschutzgroßprojekt Pfrunger-Burgweiler Ried 2002-2015 verwiesen (STIFTUNG NATURSCHUTZ PFRUNGER-BURGWEILER RIED 2017).

Böden und Standort-verhältnisse

Im Gebiet überwiegen organische Böden mit einem Humushorizont über 30 cm Mächtigkeit. Den Großteil davon stellen Niedermoore aus Niedermoortorf über Mud-den und Beckensedimenten. Übergangs- und Hochmoore nehmen einen geringeren Anteil ein. Bei den Hochmooren handelt es sich um typische Hochmoore mit Hoch-moortorf über NiederHoch-moortorf. An den Beckenrändern finden sich vereinzelt grund-wasserbeeinflusste Böden mit geringem Humushorizont in Form von Gleyen. Para-braunerden treten in der „Hornung“, im Bereich des Zußdorfer Waldes und kleinflä-chig in den Randbereichen des Natura 2000-Gebiets auf (LGRB 2013).

Nutzung Mit der Bannwalderweiterung 2012 wurden insgesamt 441 Hektar Wald im Kernbe-reich des Pfrunger-Burgweiler Rieds aus der Nutzung genommen. Auch der zentrale Bereich des Hochmoores Eulenbruck wird forstlich nicht genutzt, hier werden nur zur Pflege Gehölze entnommen. Die forstwirtschaftliche Nutzung konzentriert sich auf die Wälder auf Mineralboden wie im Bereich der Hornung oder dem im FFH-Gebiet lie-genden Teil des Zußdorfer Waldes. Die übrigen Waldbestände im Moorbereich wer-den, soweit sie sich noch in Privatbesitz befinwer-den, zum größten Teil nur unregelmäßig zur Brennholzgewinnung genutzt. Auf den Grünlandflächen überwiegen im FFH-Ge-biet extensive Beweidung und Wiesennutzung mit ein bis vier Schnitten. Ackernut-zung gibt es nur in den mineralischen Randlagen des Vogelschutzgebietes.

Die Gewässer im Natura 2000-Gebiet werden vielseitig genutzt. Intensive Fischerei findet sich bei einzelnen privaten Gewässern. Einige größere Torfstichseen werden wie auch der Volzersee extensiv als Angelgewässer genutzt. Am Ruschweiler See und Illmensee findet intensivere Angelfischerei statt. Beide Seen werden auch als Badeseen genutzt, wobei ersterer nur in geringem Maße. Die zusammenhängenden Landesflächen werden in staatlicher Regiejagd durch die untere Forstverwaltung be-jagt (s. auch NSG-Verordnung, RPTÜBINGEN 2017).

Das Natura 2000-Gebiet spielt eine wichtige Rolle als Naherholungsgebiet. Insbeson-dere das NSG Pfrunger-Burgweiler Ried mit dem Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf und den Lehrpfaden stellt eine bedeutende Anlaufstelle für Touristen und die einhei-mische Bevölkerung dar. Hier findet eine vom Land Baden-Württemberg geförderte umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung statt.