• Keine Ergebnisse gefunden

Höhmann gibt auf Grund einer selbst durchgeführten und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der hier zitierten Publikation noch nicht vollendenden Panel- und Längsschnittstudie dreier Jahrgänge von StudentInnen der Pflegewissenschaft - an der evangelischen Fachhochschule Darmstadt - das Motiv „Helfen Wollen“ als „das“ initiale Hauptmotiv zur Ausbildungswahl ihrer ProbandInnen an (vgl.

Höhmann, 2007, S. 94). Die Perspektive der zukünftigen beruflichen Schichtarbeit der StudentInnen erscheint laut dieser Publikation den untersuchten Personenkreis als akzeptabel. Als anfängliches Teilmotiv der Berufswahl der ProbandInnen wird der Wunsch nach einem engen persönlichen Kontakt mit PatIentInnen identifiziert und in dieser Publikation hervorgehoben. Die Motivlage der StudentInnen verschiebt sich laut Höhmann mit der zunehmenden Ausbildungszeit. Unter dem Einfluss der Erfahrungen der Studierenden in studienbegleitenden Praktika und dem akademischen Rollenbild der StudentInnen entwickeln sich neue zentrale Motive der Studierenden hinsichtlich ihrer Ausbildung. Mit fortschreitenden Studium entstehen zunehmend Motivationen wie der Wunsch nach Übernahme von Verantwortung, der Wunsch nach Karriere - im Sinne von Präferenz nach beruflichem Aufstieg - und das Streben nach leitenden bzw. verfügungsberechtigten zukünftigen Positionen (vgl. Höhmann, 2007, S. 94).

Auch Marcinowicz/Owlasiuk/Slusarska et al. – et alii - finden als Resultat einer im Jahr 2016 veröffentlichen deskriptiven qualitativen Pflegeberufswahlmotivstudie das Motiv „Anderen zu helfen“.

In dieser Studie diskutieren 76 facheinschlägige polnischen StudentInnen, wovon nur eine Person männlichen Geschlechts ist, in acht Fokusgruppen ihre Motive zur Wahl des Pflegeberufes. Neben dem sozialen/altruistischen Aspekt „Anderen zu helfen“ werden hier auch pragmatische Motive und der individuelle familiäre und Peergruppeneinfluss zur Berufswahlentscheidung identifiziert.

Pragmatische Berufswahlmotive erscheinen in mannigfaltiger Variationen. Die Perspektive der StudentInnen sich im zukünftigen Beruf zu spezialisieren, die Erwartung mit Sicherheit eine Arbeitsstelle zu finden, die Möglichkeit im Ausland tätig zu sein - mit der Hoffnung verknüpft, eine

bessere Bezahlung und ein erhöhtes berufliches Ansehen zu lukrieren, reiner Zufall der Berufswahl, die Unmöglichkeit andere Ausbildungen machen zu können, leichtere Zugangskriterien zur Pflegeausbildung - zum Vergleich zu einem Medizinstudium - und die Erwartung vielfältiger Berufsmöglichkeiten. Auch individuelle Erfahrungen - z.B. durch die Selbsterfahrung in der Rolle als PatientInnen - mit dem Phänomen Pflege können eine Grundlage der Berufswahl bilden. Dabei sind die Vorstellungen der ProbandInnen, basierend auf eigenen Erfahrungen und Beobachtungen bzgl.

des Berufes in der Berufswahlphase, oft nur oberflächlich und selektiv, Der Kontrast zwischen dem ursprünglichen klischeehaften Bild der immer lächelnden und Kaffee trinkenden „Nurse“ und der beruflichen Realität mit einem geringen gesellschaftlichen beruflichen Ansehen werden in der hier vorgestellten Publikation thematisiert (vgl. Marcinowicz/Owlasiuk/Slusarska et al., 2016, S. 1-5).

Auch die peruanische Publikation von Huicho/Molina/ Diez-Canseco et al. zeigt die Bedeutung des altruistischen Pflegeberufswahlmotives „Anderen helfen zu wollen“. In dieser Studie - welche die Methode von Tiefeninterviews und Fokusgruppen verwendet - werden Erwartungen und auch Motive von facheinschlägigen StudentInnen der Fachbereiche Medizin, Pflege und Geburtshilfe ermittelt.

Hier werden neben dem Einfluss des familiären Umfeldes (vgl. Huicho/Molina/ Diez-Canseco et. al, 2015, S.5) auf die Berufswahl der zukünftigen Pflegenden auch die idealistische und soziale Motivation dieser Gruppierung hervorgehoben (vgl. Huicho/Molina/ Diez-Canseco et. al, 2015, S.7).

Das pragmatische Motiv der Steigerung der eigenen sozial-ökonomischen Bedingungen durch ihre zukünftige Erwerbstätigkeit wird im Vergleich zu StudentInnen der Medizin als gering eingeschätzt (vgl. Huicho/Molina/ Diez-Canseco et. al, 2015, S.1-7). Teodosion/Padilha heben in einer qualitativen - soziologisch-historischen - brasilianischen Studie den Einfluss der Familie auf die Berufswahl von StudentInnen zum Pflegeberuf hervor. Analog zu Marcinowicz/Owlasiuk/Slusarska et al., wird der Aspekt der erwartenden Arbeitsplatzsicherheit als positiver Berufswahlfaktor genannt. Ebenfalls wird das Image der Pflege - vermittelt durch Literatur und persönlicher Erfahrungen der StudentInnen - als Berufswahlfaktor identifiziert. In dieser Publikation wird auch der allgemeine Wunsch der untersuchten StudentInnen im Bereich Gesundheit zu arbeiten als wesentlicher Einflussfaktor bezüglich der Berufswahl erkannt. Der Pflegeberuf wird laut dieser Studie oft bei Nichtzulassung zum Medizinstudium als eine sekundäre Option ergriffen (vgl. Toedosio/Padilha, 2016, S.1-3).

Romem/ Anson untersuchen geschlechtsspezifische Berufswahlmotive von PflegerInnen. Mit Hilfe eines selbstentwickelten Fragebogens werden in der gegenständlichen Publikation 123 männliche und 137 weibliche ausgebildete KrankenpflegerInnen - welche in israelischen allgemeinen und psychiatrischen Krankenhäusern im Zeitraum vom Jahr 1997 bis 1998 tätig sind - befragt. Nach dieser Studie ist der Einfluss des altruistischen Berufswahlmotivs „Anderen helfen wollen“ und die Verwirklichung des „Berufskindheitstraumes“ bei Frauen höher als bei Männern. Bei exogenen Berufswahlfaktoren wie Prestige und berufliche Sicherheitsaspekte können keine signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschiede nachgewiesen werden. Hervorgehoben wird hier auch, dass im Gegensatz zu männlichen Angehörigen der Pflege im Vereinigten Königreich ihre israelischen Kollegen keine führenden Positionen im Gesundheitssystem anstreben (vgl. Romem/ Anson, 2005, S. 173- 178). Streissler zeigt den Aspekt zugeschriebener geschlechtsspezifischer Eigenschaften

als wesentlichen Berufswahlfaktor auf. Streissler sieht daher das Berufsfeld Krankenpflege als traditionell weibliche Domäne. In diesem Bereich hat sich das - historisch begründbare - Berufsleitbild „Liebesdienst“ der „Krankenschwestern“ bis heute teilweise erhalten. Allerdings weist die Autorin dieser Publikation auf die Veränderung des beruflichen Selbstverständnisses der PflegerInnen hin (vgl. Streissler, 2003, S. 256-259).

Im Zusammenhang mit einer im Jahr 2006 publizierten österreichischen Studie bezüglich der Arbeitssituation von Beschäftigten - welche in niederösterreichischen Pensionisten- und Pflegeheimen, in der Pflegeausbildung und der mobilen Pflege tätig sind - werden auch geschlechtsspezifische Berufswahlmotive des Pflegepersonals abgeklärt. Reidl/Schaffer/Woitech führen im Rahmen dieser Studie elf Gruppendiskussionen - mit 55 Personen des nicht-diplomierten und des diplomierten Pflegepersonals, zweier Einzelinterviews - mit zwei im Bereich der mobilen Pflege tätigen Männern - und acht Führungskräfteinterviews durch (vgl. Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S. 22-23). Die Auswertung der Gruppeninterviews deutet auf wesentliche geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Berufswahl hin: Während die männlichen Pfleger - gehobener Dienst und nicht-diplomiertes Personal - meist den gegenständlichen Beruf nicht als ihre erste Berufswahl sehen, geben zirka zwei Drittel der befragten Frauen und insbesondere Frauen in Führungspositionen den Pflegeberuf als ihre berufliche Erstwahl an. Personen deren berufliche Erstwahl nicht der Pflegeberuf ist, haben oft die Ausbildung zum jeweilig ursprünglich favorisierten Beruf nicht begonnen. Als Hindernisgründe der Ergreifung des erwünschten Berufes geben diese Personen z.B. Widerstände im persönlichen Umfeld oder nicht verfügbare Ausbildungsplätze an. Die gegenständliche Personengruppe umfasst auch Berufsumsteigern mit abgeschlossener Berufsausbildungen. Die vorhandenen Berufsausbildungen und ursprünglichen Berufswünsche der befragten PflegerInnen sind mannigfaltiger Natur. Die Bandbreite der ursprünglichen aber nicht realisierten Berufswünsche der Interviewten reicht vom ursprünglichen Wunsch ein Medizinstudium zu beginnen, nach dem Wunsch nach einer künstlerischen Karriere bis zum Ausbildungsabschluss in klassischen Lehrberufen im handwerklichen Bereich und im Dienstleistungssektor (vgl. Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.24). Weiter zeigt diese Publikation die hohe Bedeutung des Wehr- und Zivildienstes für die Berufswahl „Pflege“ von Männern. „Der Weg der Männer in der Pflege führt häufig über den Zivildienst oder das Bundesheer, wo erste Erfahrungen in der Pflege oder als Sanitäter gesammelt werden und das Berufsbild des Pflegers erfahrbar wird“ (Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.24). Unabhängig vom Geschlecht der Interviewten ist dagegen die Meinung, dass PflegerInnen mehrheitliche den Wunsch haben, unmittelbar nach der Absolvierung der pflegerischen Ausbildung im Krankenhausbereich und nicht in der Geriatrie oder mobilen Pflege tätig zu sein (vgl. Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.24-25).

Reidl/Schaffer/Woitech stellen unterschiedliche geschlechtsspezifische Berufswahlmotive von Frauen und Männer fest. Dabei können die genannten Autorinnen kein einheitliches Grundmuster der Motivation von Frauen zur Ergreifung des Pflegeberufes erkennen und verorten die Berufswahlmotive der Männer hauptsächlich im pragmatischen Berufswahlmotivbereich. Die Bandbreite der Motive zur gegenständlichen Berufswahl der interviewten Frauen reicht vom Zufall

der Berufswahl, der persönlichen Abneigung bestimmte berufliche Bereiche zu ergreifen bis hin zur der in der Kindheit der Interviewten determinierten „Berufung“ zum Beruf (vgl.

Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.27). Wohl weisen die Autorinnen dieser Publikation auf den hohen Einfluss einer geschlechtsspezifischen Motivation und der andersartigen sozialen Haltung der interviewten Frauen im Vergleich zu den interviewten Männern hin: „[…] Frauen ergreifen den Beruf eher aus Berufung und sozialen Interesse, Männer steigen eher von anderen Berufen in die Pflege um, auch, weil sie einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen oder sich keine andersartigen Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben“ (Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.27). Die Autorinnen heben daher die hohe Bedeutung des Faktors „Berufung“ auf die gegenständliche Berufswahl der interviewten Frauen hervor. Auch das Erleben der Pflege von Angehörigen im Familienkreis in der Kindheit der interviewten Frauen kann nach Ansicht von Reidl/Schaffer/Woitech den Wunsch von Frauen zur Ergreifung des Pflegeberufs festlegen. Den sozialen und fürsorglichen Einstellungen der interviewten Frauen wird von Reidl/Schaffer/Woitech im Allgemeinen eine bedeutend höhere Wertigkeit beim Einfluss auf ihre gegenständliche Berufswahl eingeräumt, als der Einfluss des sozial/fürsorglichen Aspekts auf die Berufswahl der interviewten Männer. Der für die interviewten Frauen wesentliche soziale Aspekt ihrer Berufswahl beinhaltet, laut den Autorinnen der zitierten Publikation, im Allgemeinen Faktoren wie die „Berufung“ zum Beruf, Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, Lust am Umgang mit anderen Menschen, PatIentInnenkontakt, Idealismus, Fürsorgehaltung und psychologisches Interesse. Diese Berufswahlfaktoren sind dem auch auf Sicherheitsdenken basierenden pragmatischen Berufswahlansatz gegenübergesetzt. Ist der fürsorgliche bzw. soziale Aspekt Hauptmotiv der Berufswahl, wird oft kein zukünftiger beruflicher Um- bzw. Aufstieg von PflegerInnen geplant, da die berufliche Veränderung mit einem geringeren PatientInnenkontakt verbunden wäre. Beruflichen Tätigkeitsfelder der PflegerInnen sind unter diesem Aspekt zu analysieren (vgl. Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S. 27-28). Da laut Reidl/Schaffer/Woitech Männer hauptsächlich unter dem Einfluss des pragmatischen Berufswahlansatzes ihre Berufswahl zur Pflege treffen, streben Männer oft andere berufliche Positionen - z.B. Tätigkeit auf Akutabteilungen - als Frauen an (vgl. Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.

27-28). Als typische Gründe zur Berufswahl von Männern geben Reidl/Schaffer/Woitech - im Sinne des pragmatischen Berufswahlansatzes - Faktoren wie berufliche Sicherheit, Arbeitsplatzsicherheit, finanzielle Aspekte, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und keine Möglichkeit der Ergreifung einer anderen Beschäftigung an. Das oben herausgearbeitete Berufswahlleitmotiv der PflegerInnen

„anderen Menschen helfen zu wollen“ sehen Reidl/Schaffer/Woitech im Zusammenhang der Berufswahl der interviewten Männer im Sinne einer möglichen Plattitüde kritisch (vgl.

Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.27). Der Berufswahlgrund der innerlichen Bestimmung zum Beruf hat für Männern bedeutend geringeren Stellenwert als für Frauen. „Bei Männern fällt auf, dass kaum einer von Berufung spricht, höchstens als Erkenntnis im nach hinein“ (Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.27). Dagegen werden Erfahrungen durch die innerfamiliäre Pflege als ein mögliches ursächliches Argument zur Berufswahl von den interviewten Pflegern identifiziert. Als weitere typische Berufswahlfaktoren der Männer sind das Lohnniveau und das Gesamtimage der Pflege zu

identifizieren. Allgemein wird laut Reidl/Schaffer/Woitech das Gehaltsniveau der Pflege in Österreich zum Zeitpunkt der gegenständlichen Publikation aber als zu niedrig kritisiert, um den Beruf „Pflege“

für Männer interessant erscheinen zu lassen. Einer Steigerung des österreichischen Ausbildungsniveaus des Pflegeberufs wird das Potenzial zugesprochen, das Image der Pflege zu erhöhen und dadurch eine mögliche Erhöhung des Männeranteils in der Pflege zu generieren (vgl.

(Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.27-28). Auch attestieren Reidl/Schaffer/Woitech den interviewten Männern ein höheres Prestigedenken als Frauen. Dieser Faktor bewegt Männer in der Pflege zu beruflichen Veränderungen in Richtung zu administrativer Tätigkeiten oder zu höheren Positionen.

Dagegen ziehen weibliche Pflegepersonen „[…] oft die Arbeit mit den PatientInnen den Führungsaufgaben vor, auch wenn diese mit mehr Prestige, Macht, Handlungsmöglichkeiten und besseren Gehältern verbunden sind“ ((Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.33). An dieser Stelle sei auf den inhaltlichen Wiederspruch zu den im Kapitel 2.3 dargestellten statistischen Daten von Männern in leitenden Positionen im Pflegebereich in Salzburg und im Wiener Krankenanstalten Verbund hingewiesen. Dieser Gegensatz lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass Reidl/Schaffer/Woitech nur den pflegerischen Tätigkeitsbereich der Altenbetreuung und mobilen Pflege in Niederösterreich - daher unter Ausschluss des Krankenhausbereiches - sowie eine hierarchische Unterscheidung der Pflege in operative Führung und strategische Führung vornehmen. Die Autorinnen der behandelnden Publikation nehmen in der zitierten Publikation die These „Pflege ist weiblich, die operative Führung ist weiblich, aber die strategische Führung ist männlich besetzt“ ((Reidl/Schaffer/Woitech, 2006, S.14) als bewiesen an.

Zusammenfassend dokumentiert die Analyse der wissenschaftlichen Literatur zum Thema Berufswahlmotive von Männern und Frauen im Pflegebereich folgendes Aspekte: Im Allgemeinen weisen die Berufswahltheorien – (vgl. Kapitel 3.2 der vorliegenden Arbeit) - auf die Existenz zweier grundsätzlicher Kategorien von Berufswahlgründen hin. Erstens generieren Individuelle Persönlichkeitsmerkmale endogene Berufswahlmotive. Hierzu sind persönliche Faktoren der BerufswählerInnen wie ihr Geschlecht, das Alter, Intelligenz, Reflexionsfähigkeit, Neigungen, Interessen, individuelle Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten, körperliche Voraussetzungen und die Berufsergreifung des „Kindheitstraumberufes“ auf Grund der innerlichen „Berufung“ zu nennen.

Zweitens lassen sich äußere Einflussfaktoren auf die Berufswahl von BerufswählerInnen als exogene Berufswahlgründe subsummieren. Familie, Schule, Bekannte, Freunde, soziales - auch berufliches - Milieu, der Wandel in einer Wirtschaftsstruktur bzw. die Änderung der Arbeits- und Ausbildungsmarktlage, die Region, der Einfluss von Medien, das gesellschaftliche Ansehen des Berufes, Verdienstmöglichkeiten etc. sind hier beispielhaft zu nennen.

Jede individuelle Berufswahlentscheidung lässt sich daher aus dem Blickwinkel dieser zwei Grundkategorien der Berufswahlmotive analysieren. Die spezifische wissenschaftliche Literatur zur Berufswahlmotivation von PflegerInnen ist in diesem Sinne zu interpretieren. Hier zeigt sich als das endogenes Berufswahlhauptmotiv von PflegerInnen der Wahlfaktor „Anderen helfen wollen“. Weitere beispielhafte endogen Motive zur Pflegeberufswahl sind die Berufswahl auf Grund der „Berufung“

zum Beruf, der Wunsch mit Menschen zu arbeiten, und der Wunsch nach „sinnvoller“ Tätigkeit und

„Sinnerfüllung“. Exogene Pflegeberufswahlmotive manifestieren sich in mannigfaltigen pragmatischen Berufswahlgründen - wie z.B. Image des Berufsstandes, berufliche Perspektiven, berufliche Sicherheit, Karriereaspirationen etc..

4 Thesenbildung

Auf Grund des demoskopischen Wandels in Österreich (vgl. Lassnig/Laimer, 2013, S.V bzw. vgl.

Kapitel eins der vorliegenden Arbeit) ist mit einer allgemeinen Verringerung der Anzahl von potentiellen InteressentInnen für die Berufs- als auch Hochschulbildung zu erwarten. Der daraus resultierende Fachkräftemangel „[...] wird den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Ausbildungsbereichen […] verstärken“ (Lassnig/Laimer, 2013, S.V). Da die Ausbildung des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege durch die Novellierung des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes im Jahr 2016 in Österreich in den tertiären Bereich transponiert wird, ist mit einen neuem und sich noch steigerndem Wettbewerb um AusbildungsinteressentInnen mit anderen akademischen Ausbildungen zu rechnen. Das GuKG siedelt die Ausbildung zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege - ab dem Jahr 2023 ausschließlich - in den tertiären Ausbildungssektor an. Konsequenterweise ist zur Zulassung zum facheinschlägigen Hochschulstudium - im Gegensatz zur „traditionellen“ schulischen Ausbildungsform des „gehobenen Dienstes“ - die vorhandene Reifeprüfung bzw. eine maturaäquivalente Vorbildung der InteressentInnen notwendig. Diese Veränderung der Zulassungskriterien zur facheinschlägigen Ausbildung kann möglicherweise zu einer Verringerung der Anzahl von potentiellen BewerberInnen zur Ausbildung des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege beitragen.

Lassnig und Laimer schlagen - als Reaktion auf die erwartete Veränderung der Altersstruktur der österreichischen Gesellschaft - die vermehrte Potentialausschöpfung von Frauen, von älteren ArbeitnehmerInnen und ZuwanderInnen bzw. deren Nachkommen zur Stabilisierung der Erwerbsbevölkerung vor (vgl. Lassnig/Laimer, 2013, S. X). Da, wie im Kapitel 2.4 der vorliegenden Arbeit gezeigt wurde, der gehobene Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege ein „typischer Frauenberuf“ ist, kann konsequenterweise ein geschlechtsspezifischer Perspektivenwechsel durchgeführt werden. Um der Kombination der möglichen zukünftigen zahlenmäßigen Verringerung, der für den Beruf in Frage kommenden InteressentInnen und dem prognostizierten verstärkten Konkurrenzdruck am Ausbildungsmarkt zu begegnen, ist das Potential der männlichen Interessenten am Pflegeberuf auszuschöpfen. Diese Forderung basiert auf der nicht beweisbaren These, dass der - aus den genannten Gründen - zu erwartende Interessentenmangel zu einer Reduktion der BewerberInnen für die Ausbildung des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege führen wird. Eine möglicherweise notwendige Voraussetzung zur Erhöhung der Anzahl von männlichen Ausbildungsinteressenten für den Pflegeberuf, beispielweise durch den Einsatz geschlechtsspezifische Werbemaßnahmen für die Pflegeausbildung, ist die Kenntnis der Motive von Männern zur Wahl des „typischen Frauenberufs“ gehobener Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege.

Die vorliegende Arbeit soll, im Sinne der oben dargestellten Problematik, die Motive von Männern bzgl. der Ausbildungswahl zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege analysieren.

Es ist und war daher folgende erkenntnisleitende Fragestellung zu untersuchen:

• Ist der Beruf des gehobenen Diensts der Gesundheits- und Krankenpflege und die dazugehörigen Ausbildungen ein „typischer Frauenberuf“ bzw. „typische Frauenausbildungen“?

Diese Fragestellung wird im Kapitel 2.4 der vorliegenden Arbeit mit Hilfe der verfügbaren österreichischen Datenlage bzgl. des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege abgehandelt und beantwortet. In der Interpretation des Verfassers dieser Arbeit ist der „gehobene Dienst“ und auch die dazu gehörigen Ausbildungen zum Beruf eindeutig als „typischer Frauenberuf“

bzw. als „typische Frauenausbildungen“ zu klassifizieren. Nicht beantwortet ist dagegen die Frage, ob Auszubildende des „gehobenen Dienstes“ ihren zukünftigen Beruf und auch ihre Berufsausbildung als „typisch weibliche Ausbildung“ bzw. als „typisch weiblichen Beruf“ einschätzen.

Daraus leitet sich die folgende Fragestellung ab:

• Schätzen Männer und Frauen, welche sich aktuell – zum Zeitpunkt der vorliegenden Befragung - in der Ausbildung zum „gehobenen Dienst“ befinden, diesen Beruf - und die dazugehörige Ausbildungsformen als einen „typischen Frauenberuf“ bzw. als „typische Frauenausbildung“ ein?

Wenn auszubildende Männer ihren zukünftigen Beruf als einen „typischen Frauenberuf“

einschätzen, erkennen sie sich möglicherweise als eine Minderheit in dem von ihnen angestrebten Berufsumfeld. Eine Minorität ist möglicherweise der Gefahr der beruflichen Diskriminierung am Arbeitsplatz ausgesetzt. Dieser Thematik ist die Fragestellung

• „Glauben Männer, welche sich aktuell - zum Zeitpunkt der vorliegenden Befragung - in der Ausbildung zum „gehobenen Dienst“ befinden, dass sie auf Grund der aktuellen zahlenmäßigen Dominanz von Frauen im Beruf „gehobener Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege“ zukünftig berufliche Nachteile erleiden werden?“

gewidmet.

Hauptthema der vorliegenden Arbeit ist es allerdings die Motive von Männern zur Berufswahl des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege zu erkennen und zu analysieren. In der wissenschaftlichen Literatur werden dazu verschiedene geschlechtsspezifische Motivbündel genannt. Um spezifische Gründe von Männern zur Ergreifung eines „typischen Frauenberufs“ und mögliche geschlechtsspezifische Berufswahlmotivationen zum Berufsfeld des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege zu analysieren sind folgende zwei Fragen zu beantworten:

• Welche Motive haben Männer um den „typischen Frauenberuf“ gehobener Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege zu wählen? und

• Existieren geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich der Motivation zur Wahl der Ausbildung zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. zur Wahl des Berufes gehobener Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege?

Eng mit den oben genannten Fragen ist die berufliche Zukunftsplanung der auszubildenden Männer und Frauen des „gehobenen Dienstes“ verknüpft. Die im Kapitel 2.4 der vorliegenden Arbeit dargestellte Datenlage deutet auf geschlechtsspezifische Unterschiede in den Karriereverläufen von PflegerInnen in Österreich hin. Diese Thematik wirft die Frage „Haben Männer und Frauen in der Ausbildung zum „gehobenen Dienst“ unterschiedliche berufliche Zukunftsvorstellungen?“ auf.

Wie eingangs dieses Kapitels schon argumentiert wurde, ist möglicherweise zukünftig mit einer Verringerung der InteressentInnenanzahl am Beruf des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege zu rechnen. Der Akademisierungsprozess der Ausbildung zum gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege trägt, nach Meinung des Autors der vorliegenden Arbeit, das Potenzial zu einer allgemeinen Attraktivitätssteigerung der Ausbildung bzw. des Berufes „gehobener Dienst“ in sich. Diese Möglichkeit soll durch die Fragestellungen

• „Wird durch die Akademisierung der Ausbildung des „gehobenen Dienstes“ diese Ausbildung für Frauen und Männer attraktiver – im Vergleich zur „traditionellen“ schulischen Ausbildungsform des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege?“ und

• „Wird durch die Akademisierung der Ausbildung des „gehobenen Dienstes“ diese akademische Ausbildung speziell für Männer attraktiver - im Vergleich zur „traditionellen“

schulischen Ausbildungsform des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege?“

untersucht werden.

Wie im Kapitel 3.4 der vorliegenden Arbeit dargestellt wird, sind in Österreich derzeit noch zwei Ausbildungsformen als Zugang zum Beruf des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege möglich. Einerseits in Form der „traditionellen“ dreijährigen Schulausbildung im Rahmen einer berufsbildenden mittleren Gesundheits- und Krankenpflegeschule und andererseits im Rahmen eines einschlägigen sechs semestrigen Fachhochschulstudiums. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung dieser Arbeit können daher Ausbildungsinteressenten des „gehobenen Dienstes“,

Wie im Kapitel 3.4 der vorliegenden Arbeit dargestellt wird, sind in Österreich derzeit noch zwei Ausbildungsformen als Zugang zum Beruf des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege möglich. Einerseits in Form der „traditionellen“ dreijährigen Schulausbildung im Rahmen einer berufsbildenden mittleren Gesundheits- und Krankenpflegeschule und andererseits im Rahmen eines einschlägigen sechs semestrigen Fachhochschulstudiums. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung dieser Arbeit können daher Ausbildungsinteressenten des „gehobenen Dienstes“,