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Allgemeine beeinflussende Faktoren der Segregation am österreichischen Arbeitsmarkt

Arbeitsteilung von Frauen und Männern, die durch Rollenerwartungen und Stereotypen von männlichen und weiblichen Arbeitsvermögen die Berufsmöglichkeiten beider Geschlechter einschränken“ (Leitner/Dibiasi, 2015, S.72) und untersuchen den Einfluss des Alters und der Qualifikation der ArbeitnehmerInnen auf das Phänomen Segregation in Österreich.

Das Ergebnis dieser 2015 publizierten Untersuchung zeigt, dass Männer ihre berufliche Laufbahn meist in segregierten bzw. stark segregierten Männerberufen beginnen. In der Altersklasse von 15 bis 24 Jahren arbeiten 60 Prozent der Männer in stark segregierten und 8 Prozent in segregierten Männerberufen. 47 Prozent der Männer - im Alter von 25 bis 34 Jahren - sind im stark segregierten Männersegment und 17 Prozent in segregierten Männerberufen zu finden. Nur jeweils zwei Prozent dieser beiden Altersklassen sind im stark segmentierten Frauenberufen und jeweils 12 Prozent in segregierten Frauenberufen anzutreffen. Der Anteil der Männer in den Mischberufen beträgt in diesen Altersklassen 18 Prozent bzw. 22 Prozent. Männer beginnen daher ihre berufliche Karriere bevorzugt in typischen „Männerberufen“. Typische „Frauenberufe“ - im Sinne von segregierten und stark segregierten Frauenberufen - sind unter den momentanen gesellschaftlichen und beruflichen Rahmenbedingungen initial für 14 Prozent der jungen Männer von Interesse, wobei sich dieses Potential an männlichen Arbeitskräften für als „typisch weiblich“ angesehene Berufe temporär stabil zeigt (vgl. Leitner/Dibiasi, 2015, S.72).

Frauen steigen - im Gegensatz zu Männern - hauptsächlich über segregierte Frauenberufe ins Berufsleben ein. 48 Prozent der Frauen zwischen 15 und 24 Jahren arbeiten in segregierten Frauenberufen. Stark segregierte Frauenberufe werden zum Berufseinstieg von 17 Prozent der Frauen in der gegenständlichen Altersklasse gewählt. In dieser Altersklasse befinden sich 25

Prozent der Frauen in gemischten Berufen. Segregierte und stark segregierte Männerberufe sind für jeweils fünf Prozent der Frauen der Altersklasse 15 bis 25 Jahre von Interesse. (vgl. Leitner/Dibiasi, 2015, S.72-73).

Die Qualifikation von Frauen und Männern korreliert stark mit der horizontalen Segregation. Laut Leitner/Dibiasi befinden sich jeweils 30 Prozent der berufstätigen Frauen in Österreich mit einem Pflichtschulabschluss in stark segregierten Frauenberufen bzw. in segregierten Frauenberufen.

Frauen mit Lehrberufsabschluss oder vollendeter berufsbildender mittlerer Schule sind zu 19 Prozent in stark segregierten und mit 48 Prozent in segregierten Frauenberufen zu verorten. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Gesundheits- und Krankenpflegeschulen dem Schultypus der berufsbildenden mittleren Schulen zuzuordnen sind. Frauen mit Matura sind zu 14 Prozent in stark segregierten Frauenberufen und mit 48 Prozent in segregierten Frauenberufen zu finden.

Universitäts- und Fachhochschulabsolventinnen sind zu zwölf Prozent in stark segregierten Frauenberufen und zu 26 Prozent in segregierten Frauenberufen anzutreffen. Diese Kohorte hat mit 48 Prozent den höchsten Anteil an den Mischberufen (vgl. Leitner/Dibiasi, 2015, S.74). Die Qualifikation von Frauen zeigt daher einen massiven Einfluss auf ihre Ausbildungswahl, Berufswahl bzw. auf das Berufsspektrum der Frauen.

Bei Männern zeigt sich folgendes Bild zum gegenständlichen Thema: Es fällt der Männeranteil in stark segregierten Männerberufen mit steigenden Qualifikationsniveau. 52 Prozent der Männer mit Pflichtschulabschluss, 50 Prozent der Männer mit Lehrberufsausbildung oder einem Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule, 38 Prozent der Männer mit Matura und 14 Prozent der männlichen Akademiker arbeiten in diesem beruflichen Segment. Der Anteil der Männer in stark segregierten Frauenberufen erweist sich über alle Bildungsniveaus als konstant gering - Männer mit Pflichtschulabschluss: zwei Prozent, Männer mit Lehrberufsausbildung oder einem Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule: ein Prozent, Männer mit Matura: zwei Prozent und männliche Akademiker: zwei Prozent. In segregierten Frauenberufen arbeiten dagegen zehn Prozent der Männer mit Pflichtschulabschluss, zehn Prozent der Männer mit Lehrberufsausbildung oder einem Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule, 16 Prozent der Maturanten und elf Prozent der Akademiker (vgl. Leitner/Dibiasi, 2015, S.74). Es zeigt sich, dass das Berufsspektrum der Männer eng mit ihrer Qualifikation im Zusammenhang steht. Die Differenz in stark segregierten Männerberufen zwischen den männlichen Pflichtschulabsolventen und männlichen Akademikern beträgt 38 Prozentpunkte! Ein unterschiedliches Bild zeigt sich dagegen bei der Analyse der Daten von Männern, welche im Bereich der segregierten und stark segregierten Frauenberufe tätig sind:

Akademiker, Gesellen, Absolventen einer berufsbildenden mittleren Schule und Pflichtschulabsolventen weisen hier fast identische geringe Prozentzahlen auf. Nur Männer mit Maturaabschluss heben sich im Berufssegment der segregierten Frauenberufe prominent hervor.

Folgend soll der Fragestellung nachgegangen werden, in welchem Ausmaß sich das Phänomen Segregation im österreichischen Berufsausbildungsbereich wiederspiegelt. „[…] Mit der Wahl der Art

und Umfanges der Ausbildung werden Berufsentscheidungen vorweggenommen, daher spiegeln sich auch geschlechtsspezifische Unterschiede bei Ausbildungsentscheidungen später am Arbeitsmarkt wieder“ (Kreimer, 1995, S. 582). Diese Feststellung manifestiert sich auch in der jeweiligen Ausbildungswahl von BerufswählerInnen in Österreich. So sind nach Angabe der Österreichischen Wirtschaftskammern – WKO 10 - die sechs beliebtesten Berufe mit Lehrausbildung von Frauen in Österreich im Jahr 2013 der Einzelhandel mit einem Anteil von 25,8 Prozent aller weiblichen Lehrlingen - Bürokauffrau mit 11,9 Prozent - Friseurin und Perückenmacherin mit 10,0 Prozent – Restaurantfachfrau mit 3,7 Prozent – Köchin mit 3,5 Prozent und Pharmazeutisch-Kaufmännische Assistenz mit 2,8 Prozent. Die Liste der meistgewählten Lehrberufe von Männer werden von den Berufen11 Metalltechnik - mit einem Anteil von 13,9 Prozent aller männlichen Lehrlinge – Elektrotechnik mit 11,1 Prozent – Kraftfahrzeugtechnik mit 9,6 Prozent – Einzelhandel mit 6,1 Prozent - Installation- und Gebäudetechnik mit 5,8 Prozent und Tischlerei mit 4,2 Prozent quantitativ angeführt12. Diese Auflistung zeigt eine deutliche Konzentration von Frauen in Dienstleistungsberufen und eine Fokussierung von Männern auf technisch/handwerkliche Berufe.

Die Segregation des Ausbildungsmarktes ist daher auf Ebene der berufsausbildenden Lehre manifest.

Die Betrachtung selektiv ausgewählter ordentlicher Studienrichtungen auf Universitätsniveau und Fachhochschulebene bestätigen den Eindruck eines geschlechtsspezifischen segregierten Ausbildungsspektrums in Österreich. Kreimer stellt im Jahr 1995 fest, dass Frauen in „traditionell weiblichen“ Studienrichtungen wie z.B. Pharmazie oder Kunstgeschichte weit überrepräsentiert sind, während sie in einer Vielzahl der technischen Studienrichtungen - wie z.B. Elektrotechnik oder Maschinenbau - eine Minderheit der Studierenden darstellen. Wobei der Frauenanteil der Studierenden im Wintersemester 93/94 bei zirka 45 Prozent liegt (vgl. Kreimer, 1995, S. 583). Der Frauenanteil der Studierenden hat sich seitdem deutlich erhöht. Laut dem österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft studieren im Wintersemester 2015/16 359.328 Personen in Institutionen des tertiären Bildungsbereichs. Davon entfallen neben den StudentInnen an Privatuniversitäten, Kollegs und Speziallehrgängen 280.445 Studierende auf den Sektor der Universitäten - mit einem Frauenanteil von 52,9 Prozent, 48.051 Studierende auf dem Bereich der Fachhochschulen - mit einem Frauenanteil von 48,4 Prozent. 15.356 StudentInnen mit einem Frauenanteil von 77,2 Prozent befinden sich an Pädagogischen Hochschulen und 115 Personen an Akademien des Gesundheitswesens - Akademien für medizinisch-technische Dienste

10 vgl. WKO: LEHRLINGSSTATISTIK, Stichtag 31.12.2013. Die zehn häufigsten Lehrberufe:

htpps://www.wko.at/statistik/jahrbuch/LL_Top10.pdf; Zugriff, am 21.04.2017

11 vgl. WKO: LEHRLINGSSTATISTIK, Stichtag 31.12.2013. Die zehn häufigsten Lehrberufe:

htpps://www.wko.at/statistik/jahrbuch/LL_Top10.pdf; Zugriff, am 21.04.2017

12 vgl. WKO: LEHRLINGSSTATISTIK, Stichtag 31.12.2013. Die zehn häufigsten Lehrberufe:

htpps://www.wko.at/statistik/jahrbuch/LL_Top10.pdf; Zugriff, am 21.04.2017

bzw. Hebammenakademien - mit einem Frauenanteil von 66,1 Prozent13. Insgesamt gibt das österreichische Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft den Frauenanteil der Studierenden in Österreich im Wintersemester 2015/16 mit 58 Prozent an. Der Frauenanteil, in den von Kreimer im Jahr 1995 exemplarisch genannten technischen Studienrichtungen, zeigt sich auch im Wintersemester 2015/16 als nach wie vor gering. So beträgt der Frauenanteil der StudentInnen der Studienrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau 10,45 Prozent bzw. 9,34 Prozent, Dagegen zeigt sich eine stabile Dominanz der Studentinnen in den Studienrichtungen Pharmazie und Kunstgeschichte mit einem Frauenanteil von 75,59 Prozent bzw. 78,89 Prozent 14. Wird der Fachhochschulbereich in Österreich selektiv nach Bachelorstudiengängen, die der Ausbildung des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege dienen, mit Hilfe von Daten aus den Jahr 2014/15 analysiert, zeigt sich ein stark weiblich dominiertes Studienfeld. 86,7 Prozent der Studierenden der Studienlehrgänge „allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege“ und 82,7 Prozent der Studienlehrgänge „Gesundheits- und Krankenpflege“ sind Frauen 15 Die Frauendominanz in der Ausbildung auf Fachhochschulebene der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe kann als allgemein typisch angenommen werden. 82 Prozent aller AbsolventInnen der Fachhochschul-Studienabschlüsse - im Jahr 2014/2015 - im Bereich Gesundheit- und soziale Dienste sind weiblich. 96 Prozent der AbsolventInnen der Studienfamilie Diätologie sind Frauen. Die Studienfamilien Logopädie - mit 94 Prozent AbsolventInnen-Frauenanteil, Ergotherapie - mit 92 Prozent Frauenanteil, Biomedizinische Analytik - mit 90 Prozent AbsolventInnen-Frauenanteil - und Advanced Nursing Practice - mit 86 Prozent AbsolventInnen-AbsolventInnen-Frauenanteil - belegen die oben getroffene Aussage (vgl. Riedel, / Röhling, 2016, S.524).

Zusammengefasst bildet sich folgendes Bild des segregierten österreichischen Arbeitsmarkts.

Frauen und Männer wählen zu meist geschlechtlich segregierte Ausbildungsformen und arbeiten initial am Beginn ihrer beruflichen Karriere in „typisch weiblichen“ beziehungsweise „typisch männlichen“ Berufen. Frauen bevorzugen Dienstleistungsberufe, Pflegeberufe und Erziehungsberufe. Männer sind überwiegend auf technische und verarbeitende Berufe konzentriert.

Das Qualifikationsniveau der ArbeitnehmerInnen beeinflusst die berufliche Segregation.

Die Segregation spiegelt sich auch in der Schul-, Lehrberufsausbildungs- und Studienauswahl der BerufswählerInnen wieder. Der weibliche Anteil der Studierenden im tertiären Bereich ist seit dem

13 vgl. Datawarehouse Hochschulbereich des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Öffentlicher Bereich. Auswertungen; Studierende des tertiären Bildungsbereichs (statisch):

https://suasprod.noc- science.at/XLCubedWeb/WebForm/ShowReport.aspx?rep=012+statistisches+taschenbuch%2f002+studierende%2f010+2-1+studierende+nach+institutionen+des+terti%u00e4ren+bildungsbereichs+%5bstatisch%5d.xml&toolbar=true; Zugriff, am04.04.2017

14 vgl. Datawarehouse Hochschulbereich, 2017, Bachelorstudium auf Studium-Ebene:

https://suasprod.noc-science.at/XLCubedWeb/WebForm/ShowReport.aspx?rep=012+statistisches+taschenbuch/003+studienstruktur+und+studi enfelder/020+3-2+ordentliche+studien+an+universit%C3%A4ten+nach+studienart.xml&toolbar=true; Zugriff, am 04.04.2017

15 vgl. Datawarehouse Hochschulbereich, 2017, Ordentliche Studierende an Fachhochschulen nach Erhaltern):

https://suasprod.noc-science.at/XLCubedWeb/WebForm/ShowReport.aspx?rep=004+studierende/002+fachhochschulen/004+ordentliche+studie rende+an+fh+nach+ausbildungsbereichen.xml&toolbar=true; Zugriff, am 04.04.2017

Jahr 1995 beträchtlich angestiegen. Frauen bilden heute die Mehrheit der österreichischen Studierenden an den Universitäten. Eine geschlechtliche Segregation des tertiären Bildungsbereiches ist auf Grund der oben gezeigten Datenlage in Österreich zu erkennen. Speziell der Ausbildungsbereich des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege auf tertiärer Ebene ist nach wie vor mit einem Frauenanteil von über 80 Prozent eine Frauendomäne.

Im Folgendem soll nun die vom Verfasser der vorliegenden Arbeit getroffene Annahme, dass der gehobene Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich ein typischer „Frauenberuf“ ist, anhand verfügbarer Daten verifiziert werden. Das Berufsbild des gehobenen Dienstes der Gesundheits- und Krankenpflege wird im Kapitel 3.4 der vorliegenden Arbeit detailliert vorgestellt.