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Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308]

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.12 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308]

Erfassungsmethodik

Vorgesehen war eine detaillierte Art-/Populationserfassung. Zu Beginn der Untersuchung wur-den im Teilgebiet 2 (Kreuzwald und Bannholz) potentiell geeignete Jagdhabitate für die Mops-fledermaus (Barbastella barbastellus) [1308] ausgewählt, die mittels Detektorbegehungen ent-lang von Transekten und stationär für jeweils eine Nacht ausgebrachten Aufzeichnungsgerä-ten (Batcorder 2.0 der Fa. ECOOBS) beprobt wurden. Die Transekte führten meist entlang von Waldwegen und Gehölzen und bildeten damit eine von der Mopsfledermaus (Barbastella bar-bastellus) [1308] bevorzugten Habitat- und Jagdstruktur ab. Die Detektoraufnahmen wurden während der Begehungen der Transekte gemacht. Innerhalb einer Nacht wurden alle Tran-sekte begangen. Stichprobenhaft erfolgten auch weitere Detektoraufzeichnungen beim Orts-wechsel zwischen den Transekten und in abseits der Transekte gelegenen Bereichen.

Zusätzlich wurden an sieben Standorten stationäre Aufzeichnungsgeräte (Batcorder 2.0 Fa.

ECOOBS) aufgestellt. Pro Nacht waren vier Batcorder im Einsatz und verblieben von Sonnen-untergang bis Sonnenaufgang an den jeweiligen Standpunkten. Diese befanden sich im Teil-gebiet 3 (Schannenbacher Tal) in den Gewannen Sonnberg, Kreuzberg, Lerchenberg und Pfaffengrund. Im Teilgebiet 2 (Kreuzwald und Bannholz) in den Gewannen Hinterer Zeilberg, Eichbach und Bocksberg. Der Einsatz der Batcorder alternierte zwischen den Nächten und den Standpunkten so, dass alle Standpunkte gleich häufig beprobt wurden.

Natura 2000-Managementplan 3.3 Lebensstätten von Arten Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim sowie Wachenberg bei Weinheim

75 Insgesamt wurden der Untersuchungsraum im Jahr 2011 mit fünf und im Frühjahr 2012 mit einer weiteren Erfassungsnacht beprobt.

Zusätzlich wurden die von Dr. A. ARNOLD, Dr. A. NAGEL und C. KLIESCH über Netzfänge und Winterquartierkontrollen im Steinbruch Wachenberg bereitgestellten Daten, Untersuchungser-gebnisse und Veröffentlichungen ausgewertet (Dr. ARNOLD, schriftl. Mittlg. 2011 u. 2012, KLIESCH et al. 1997).

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308]

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten 1 1 -- 2

Fläche [ha] 23,29 620,6 -- 643,89

Anteil Bewertung von LS [%] 4 96 -- 100

Flächenanteil LS am Natura2000-Gebiet [%] 3,21 85,54 -- 88,75

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der Lebensraum der Mopsfledermaus steht deutlich in einem engen Zusammenhang zu Wäl-dern, ohne dabei jedoch einen Waldtyp zu präferieren. Stattdessen besiedelt sie ein breites Spektrum an Laub-, Misch- und Nadelwäldern, vor allem junge und dichtere Nadelbestände sind jedoch ungünstig. Die Winter- und Sommerquartiere hingegen liegen in Siedlungsnähe.

Sommer- und Zwischenquartiere bilden u.a. Fensterläden und Viehställe. Wochenstuben kön-nen auch hinter Holzverkleidungen und Fensterläden von Gebäuden liegen. Seltener werden natürliche Quartiere wie Baumhöhlen und Spalten hinter abstehender Rinde vorgezogen. Win-terquartiere finden sich in Felshöhlen, Stollen, tiefen Kellern und ähnlichem. Die Jagdgebiete der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308] stellen hauptsächlich altholzreiche Wäl-der dar, die eine lichte Struktur und Waldwiesen aufweisen. Weitere geeignete Jagdstrukturen weisen Alleen, Dorfränder, Parks und Gärten auf.

Lebensstätte Kreuzwald: Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308] wurde am 10.08.2011 im Teilgebiet 2 im Gewann Hinterer Zeilberg an stationären Batcordern und durch Detektorbegehungen im Teilgebiet 3 am 31.07. im Gewann Grünewaldshecke sowie am 28.08.2011 im Gewann Kreuzwald festgestellt. Weitere stationäre Batcorderaufnahmen vom 28.05.2012 im Teilgebiet 3 in den Gewannen Kreuzberg und Lerchenberg geben Hinweise auf eine Präsenz der Art auch in diesem Teil des Natura 2000-Gebiets. Die Häufigkeit und Qualität der Rufe lassen jedoch keine eindeutige Verifizierung zu. Die Teilgebiete 2 und 3 sind groß-flächig und fast vollständig bewaldet. Die Waldstruktur ist heterogen und gegliedert. Sie weist verbreitet auch noch Altholzbestände auf, die jedoch auch aus Nadelhölzern bestehen. Zu potentiellen Quartieren an den Ortsrändern im benachbarten Hemsbach und Laudenbach bzw.

zu Einzelgehöften und Weilern im oder im Umfeld des Natura 2000-Gebiets bestehen keine Barrieren. Die Habitatqualität der Lebensstätte ist daher gut (B). Bezogen auf die Erfassungs-intensität wurde die Art jedoch vergleichsweise selten nachgewiesen. Dies deutet auf einen eher individuenarmen Sommerbestand der Art im Natura 2000-Gebiet und damit einen durch-schnittlichen bis schlechten Zustand der Population hin (C). Mittlere Beeinträchtigungen (B) resultieren aus einem noch vergleichsweise hohen Nadelholzanteil im Gebiet. Durch die Größe des geschlossenen Waldbestandes sind jedoch besser geeignete Jagdhabitate die zwi-schen dem Nadelholzbestand liegen, schnell und einfach erreichbar.

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76 Lebensstätte Steinbruch Wachenberg: Hier wurde die Mopsfledermaus (Barbastella barbas-tellus) [1308] bei Netzfängen am 19.08.2004 und 11.09.2004 nachgewiesen. Das Stollensys-tem im Norden des FFH-Gebiets stellt ein bedeutsames Winterquartier für die Art dar. Bei den Winterquartierkontrollen im Wachenberger Steinbruch war die Art in hoher Stetigkeit präsent.

So wurden in den Jahren 1989, 1993, 1994, 1997, 2004, 2006, 2008, 2009, 2011 und 2012 zwischen einem und drei winterschlafende Tiere festgestellt (Dr. ARNOLD schriftl. Mittlg 2011).

Der Bestand ist weitgehend stabil und der Zustand der Winterpopulation damit noch gut (B).

Das Stollensystem des Wachenberger Steinbruchs besteht aus vier Stollen. Der Obere Hauptstollen ist über den schrägen Förderstollen mit dem Unteren Stollen verbunden. Unab-hängig vom restlichen Stollensystem liegt der Lorenstollen in einer Ebene oberhalb des Haupt-stollens. Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308] wurde im Oberen Haupt- und im schrägen Förderstollen vorgefunden. Vor zwei Jahren wurde ein bereits bestehender Stol-len (LorenstolStol-len) freigeräumt und ist nun durchgängig. Der LorenstolStol-len ist gut durchlüftet („bewettert“) und weist mikroklimatische Bedingungen auf, die von Mopsfledermäusen präfe-riert werden (Dr. ARNOLD, mündl. Mittlg. 2012). Eine Nutzung als Winterquartier in den nächs-ten Jahren ist daher zu erwarnächs-ten. Hierfür muss jedoch die Voraussetzung für eine ungestörte Überwinterung gewährleistet werden. Das Stollensystem im Steinbruch ist für die Art derzeit gut zugänglich. Auch die Durchlüftung („Bewetterung“) führt wie dargestellt zu günstigen Ha-bitatbedingungen. Die Untersuchungen zu potentiellen Beeinträchtigungen von Sprengungen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Quartier ergaben zumindest bei anderen Fledermausar-ten keine unmittelbaren Hinweise auf eine erhebliche Störung der Tiere in diesem Winterquar-tier, sie kann aber auch nicht abschließend ausgeschlossen werden (ARNOLD & NAGEL 2012).

Derzeit verhindert der Betrieb des Steinbruchs und das damit verbundene Betretungsverbot noch Störungen durch Besucher. Bei einer Einstellung der Abbautätigkeit ist das Störungspo-tential jedoch künftig höher einzuschätzen, da ohne Gegenmaßnahmen die Beeinträchtigun-gen zunehmen können. Gleichwohl werden die aktuellen BeeinträchtigunBeeinträchtigun-gen noch als gering eingestuft (A).

Verbreitung im Gebiet

Anhand der erhobenen und bereits bekannten Daten ist von einer weitgehend flächendecken-den Präsenz einer individuenarmen Sommerpopulation im bewaldeten Teil des Natura 2000-Gebiets auszugehen. Das Stollensystem im Steinbruch Wachenberg stellt ein regelmäßig ge-nutztes Winterquartier dar.

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) [1308] im Natura 2000-Gebiet ist in der Gesamtbetrachtung noch gut (B). Diese unterteilt sich in die Bewertung der Waldflächen hinsichtlich ihrer Bedeutung als Sommerlebensraum (B) und in die Bewertung des Stollensystems als Winterquartier (A).

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