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Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096]

3.3 Lebensstätten von Arten

3.3.6 Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096]

Erfassungsmethodik

Nach einer Übersichtsbegehung der im gesamten FFH-Gebiet befindlichen Fließgewässer wurden an den 4 Gewässern Alte Weschnitz, Neue Weschnitz, Laudenbach und Hemsbach insgesamt 7 Probestrecken zur Erfassung des Bachneunauges (Lampetra planeri) [1096] so-wie des übrigen Fischbestandes ausgewählt. Die Fischbestandserhebungen erfolgten im Stichprobenverfahren mit der Methode der Elektrofischerei (Geräte FEG 6000 und FEG 1700 mit einer Ausgangsleistung 7 kW bzw. 1,7 kW; Fa. EFKO, Leutkirch). Die Erhebungen wurden am 22.09.2011 durchgeführt. Die Probestreckenlängen in den beiden Weschnitzarmen waren je nach Fischaufkommen und Struktur zwischen 100 und 200 m lang. Im Laudenbach und Hemsbach wurden jeweils 100 m befischt. Erfasst wurden alle potentiell vorkommenden Fisch-, Rundmäuler- (Cyclostomata) und FlusskrebsartenFisch-, da die Erhebungsmethode keine Selek-tion einer Art oder Gruppe zulässt (s.u.). Die Protokollierung der Fische erfolgte in 6 Größen-klassen (<5cm, 5-10 cm, 10-20 cm, 20-30 cm, 30-40 cm und >40 cm und der Sonderklasse

„Brut“).

Beschreibung

Das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] ist mit Ausnahme des Donaugebiets über ganz Deutschland verbreitet. Es verbringt den Hauptteil seines vier- bis fünfjährigen Lebens verbor-gen in sandiverbor-gen Sedimenten. Dort ernährt sich der auverbor-genlose, so genannte „Querder“ durch Filtration. Nach vier Jahren Entwicklung (Augen, Geschlechtsorgane) und einer maximalen Größe von 20 cm werden die Bachneunaugen (Lampetra planeri) [1096] geschlechtsreif und verlassen das Sediment im späten Frühjahr, um auf kiesigen Arealen in selbst ausgehobenen Laichgruben gruppenweise abzulaichen. Danach verenden die adulten Tiere. Durch ihre lang-jährige verborgene Lebensweise unterliegen sie einer starken Gefährdung, da die Bestände von außen nicht erkannt werden.

Alte Weschnitz: Insgesamt wurden neun Fischarten und eine allochthone Flusskrebsart (Pa-cifastacus leniusculus), jedoch keine Bachneunaugen (Lampetra planeri) [1096] nachgewie-sen (Tab. 8). Für diese über mehrere Entwicklungsjahre im Sediment vergrabene Rundmäu-lerart (Cyclostomata) sind sandige Sohlsubstrate obligat. Die Alte Weschnitz bietet fast durch-gehend gute Bedingungen. Punktuell treten kiesige Bereiche auf, die als Laichhabitate dienen können.

Die Habitatqualität in der Alten Weschnitz ist aufgrund des Angebots adäquater Strukturen, insbesondere des feinen Sohlsubstrats (Sand) gleichmäßig gut. Die Ansammlungen von Feinsedimenten (Sand, Schlamm) in den überwiegenden Abschnitten ließen den Nachweis von Bachneunaugen (Lampetra planeri) [1096] auch erwarten. Sofern die Einwanderungsbe-dingungen von unterhalb wiederhergestellt werden, ist eine zukünftige Entwicklung einer Bachneunaugenpopulation denkbar. Für diese Einwanderung spricht auch, dass der Abschnitt vom Weinheimer Industriegebiet bis zur Landesgrenze von Baden-Württemberg und Hessen nicht durch Wanderhindernisse unterbrochen ist. In der zur fischbasierten Fließgewässerbe-wertung gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie bestimmten Referenz-Fischzönose (FIBS 8.0) für

Natura 2000-Managementplan 3.3 Lebensstätten von Arten Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim sowie Wachenberg bei Weinheim

63 den gesamten Wasserkörper Weschnitz (Typ 9) ist das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] jedoch nicht genannt. Eine Referenz zu früheren Vorkommen in der Weschnitz ist nicht vorhanden.

Beeinträchtigungen für das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] wurden nicht festgestellt oder sind offensichtlich gering. Der geradlinige Ausbau mit durchgehendem naturfernem Tra-pezprofil steht in diesem Fall aufgrund des geeigneten Sohlsubstrats (Sand) einer Besiedlung durch das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] nicht entgegen. Des Weiteren weist die Alte Weschnitz mit den sandigen und kiesigen Bereichen sowohl Querderlebensräume als auch potentielle Laichhabitate auf.

Tabelle 8: Ergebnisse der Elektrobefischungen in der Alten Weschnitz der Probestrecken PS1 100-300 m westl. B 38) und PS4 (L 3110 bis 150 m abwärts) imNatura 2000-Gebiet 6417-341 „Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim“.

Art

Häufigkeit in Probestrecke

PS1 PS4

N % N %

Bachforelle (Salmo trutta) 8 0,3 - -

Barbe (Barbus barbus) 293 10,4 81 11,9

Döbel (Leuciscus cephalus) 291 10,3 172 25,3

Dreist. Stichling (Gasterosteus aculeatus) 13 0,5 9 1,3

Gründling (Gobio gobbo) 108 3,8 131 19,3

Hasel (Leuciscus leuciscus) 59 2,1 28 4,1

Rotauge (Rutilus rutilus) 3 0,1 - -

Schmerle (Barbatula barbatula) 2005 71,0 248 36,5

Steinbeißer (Cobitis taenia) 1 0,04 1 0,1

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) 42 1,5 10 1,5

∑ Alte Weschnitz 2.823 100 680 100

Neue Weschnitz: Für den Lebensraum Neue Weschnitz gelten die bereits bei der Alte We-schnitz gemachten Ausführungen analog (s.o.). Hinsichtlich der Fischartenzusammensetzung ist das Gewässer jedoch artenreicher (Tabelle 9). Auch hier wurden keine Bachneunaugen (Lampetra planeri) [1096] nachgewiesen.

Tabelle 9: Ergebnisse der Elektrobefischungen in drei Probestrecken in der Neuen Weschnitz (Probestrecken PS2 380-550 m östl. B 38; PS3 550-750 m östl. BAB A5; PS5 Bad.-Württ.-Hess. Landesgrenze plus 150 m aufwärts) und einer im Laudenbach (PS6 zwischen Ort Laudenbach und Oberlaudenbach, Feldwegbrücke) im Natura 2000-Gebiet 6417-341

„Weschnitz, Bergstraße und Odenwald bei Weinheim“.

Art

Häufigkeit in Probestrecke

PS2 PS3 PS5 PS6

N % N % N % N %

Aal (Anguilla anguilla) - - - - 1 0,3 - -

Bachforelle (Salmo trutta) - - - - - - 4 50,0

Barbe (Barbus barbus) 307 26,5 179 26,6 13 3,6 - -

Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva) 2 0,2 128 19,0 - - - -

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64 Döbel (Leuciscus cephalus) 125 10,8 10 1,5 116 31,9 - - Dreist. Stichling (Gasterosteus aculeatus) 429 37,0 127 18,8 104 28,6 4 50,0 Flussbarsch (Perca fluviatilis) 1 0,09 10 1,5 7 1,9 - -

Groppe (Cottus gobio) [1163] 12 1,0 1 0,15 - - - -

Gründling (Gobio gobio) 98 8,4 9 1,3 12 3,3 - -

Hasel (Leuciscus leuciscus) 92 7,9 38 5,6 55 15,1 - -

Mamorgrundel (Proterorhinus marmoratus) 6 0,5 5 0,7 22 6,0 - -

Rapfen (Aspius aspius) [1030] 11 0,9 3 0,4 7 1,9 - -

Rotauge (Rutilus rutilus) 10 0,9 - - - - - -

Schmerle (Barbatula barbatula) 37 3,2 105 15,6 19 5,2 - -

Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) 1 0,09 - - - - - -

Steinbeißer (Cobitis taenia) [1149] 4 0,3 - - - - - -

Signalkrebs (Pazifastacus leniusculus) 25 2,2 69 10,2 8 2,2 - -

∑ Neue Weschnitz 1.160 100 674 100 364 100 - -

∑ Laudenbach - - - - - - 8 100

Laudenbach: Der Laudenbach wird vom Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] nicht besie-delt. Historische Hinweise liegen nicht vor, jedoch wird eine frühere Besiedelung aufgrund des für diese Art geeigneten sandigen Habitats nicht ausgeschlossen. Gefunden wurden während der stichprobenartigen Bestandserfassung die beiden Fischarten Bachforelle (Salmo trutta) und der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus, Tabelle 8).

Die Habitatqualität im Laudenbach ist aufgrund des Angebots adäquater Strukturen, insbeson-dere des feinen Sohlsubstrats (Sand) gleichmäßig gut. Die Ansammlungen von Feinsedimen-ten (Sand, Schlamm) in den überwiegenden AbschnitFeinsedimen-ten ließen den Nachweis von Bachneun-augen (Lampetra planeri) [1096] auch erwarten. Bei durchgängigen Einwanderungsrouten von unterhalb könnte sich zukünftig eine Bachneunaugenpopulation entwickeln.

Hemsbach: Die Probestrecke im Hemsbach (PS7) lag etwa 600 Meter östlich der B 3-Brücke.

Weder Bachneunaugen (Lampetra planeri) [1096] noch andere Fischarten wurden hier nach-gewiesen. Dieser stark versinterte Bach ist als dauerhafter Fischlebensraum wahrscheinlich aufgrund von minimalem Abfluss und geringer Dimension ungeeignet.

Verbreitung im Gebiet

Das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] ist im Fließgewässernetz der Weschnitz inner-halb des Natura 2000-Gebiets offenbar nicht präsent. Die Habitatanforderungen werden je-doch in den meisten Gewässern weitgehend erfüllt (Ausnahme: Hemsbach).

Beeinträchtigungen für das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] ergeben sich aufgrund des geradlinigen und äußerlich strukturlosen Ausbaugrades der Alten und Neuen Weschnitz nicht, da das obligate, sandige Sohlsubstrat und einige Kiesflächen in ausreichendem Maße vorhanden sind. Im Laudenbach könnte sich eine Bachneunaugenpopulation eventuell wieder etablieren.

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65 Bewertung auf Gebietsebene

Da das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] nicht nachgewiesen wurde, entfällt eine Be-wertung des Erhaltungszustandes.

Auf die Darstellung von Erhaltungs- und Entwicklungszielen sowie von Maßnahmen für das Bachneunauge (Lampetra planeri) [1096] wird aufgrund der Erhebungsergebnisse verzichtet.