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7.2 Nährstoffbedarf

7.2.4 Mineralstoffe

Bedarfsangaben für Mengenelemente

Für das mit dem Chinchilla verwandte Meerschweinchen liegen die Werte im Erhaltungsstoffwechsel laut NRC (1995) bei 8 g Calcium, 4 g Phosphor, 1-3 g Magnesium und 5 g Kalium pro kg Futter. SCHWEIGART (1995) gibt für das Chinchilla einen Gehalt von 6 g Calcium und 5 g Phosphor in einem kg der Ration an. Für Chlorid nennt ADOLPH (1994) für das Meerschweinchen 2,5 g, für Natrium

0,5 g und für Kalium 1,4-1,7 g pro kg TS. WOLF und KAMPHUES (1999a) bestimmen als Richtwerte für ein Alleinfutter für adulte Chinchillas 6-8 g Calcium, 4-7 g Phosphor und 0,5-1,0 g Natrium pro kg Futter.

Bedarfsangaben für Spurenelemente

Für die Spurenelemente werden für Meerschweinchen folgende Gehalte pro kg Futter empfohlen: 6 mg Kupfer, 50 mg Eisen, 40 mg Mangan, 20 mg Zink, 150 µg Jod, 150 µg Molybdän und 150 µg Selen (NRC 1995). WOLF und KAMPHUES (1999a) formulierten für ein Alleinfutter für adulte Chinchillas einen Gehalt von 5-6 mg Kupfer, 30-60 mg Zink und 100-300 µg Selen pro kg Futter als Richtwert.

8 Calcium- und Phosphor-Stoffwechsel

An vielen physiologischen Vorgängen im Körper ist Calcium wesentlich beteiligt, wie zum Beispiel an der Blutgerinnung, Enzymaktivität, Erregbarkeit von Nerven, Muskelkontraktilität und Membranpermeabilität (BAMBERG 1987).

99 % des im Tierkörper enthaltenen Calciums sind in Knochen und Zähnen gelagert (WIESNER 1970), das restliche Calcium befindet sich im Blut teils in ionisierter, teils in gebundener Form (MÄNNER und BRONSCH 1987).

Etwa 30-35 % des mit der Nahrung aufgenommenen Calciums werden im Darm (hauptsächlich Dünndarm) resorbiert. Die Netto-Aufnahme beträgt jedoch nur 20-25 %, da im Darm gleichzeitig auch Calcium sezerniert wird (FROMM und GÄBEL 2005).

Calcium wird nur im Dünndarm und proximalen Jejunum durch aktiven Transport resorbiert. Das saure Milieu im Duodenum begünstigt die Lösung der mit dem Futter aufgenommenen Ca-Salze im Darmlumen und die Ca-Resorption. Hingegen wird Calcium im distalen Jejunum und Ileum sogar parazellulär in das Darmlumen sezerniert. Die Effizienz der aktiven Ca-Resorption hängt von der Ca- und P-Zufuhr

über das Futter sowie vom Ca-Bedarf ab (WOLFFRAM und SCHARRER 2010). Die Resorptionsrate von Calcium im Darm kann je nach Spezies bzw. Alter zwischen 20 und 90 % variieren. Da etwa 40 % des Calciums im Blutplasma an Proteine gebunden sind, wird Calcium nur zu etwa 60 % glomerulär filtriert (FROMM und GÄBEL 2010).

Die Ausscheidung erfolgt im Allgemeinen bei den meisten Haussäugetieren zu 80-90

% über den Darm (KETZ 1989) und zu 10-20 % durch die Nieren (FROMM und GÄBEL 2005), diesbezüglich sind aber erhebliche tierartliche Unterschiede bekannt.

Um den Blutcalciumspiegel stabil zu halten, reagieren verschiedene Hormone des Körpers bei Abfall oder Anstieg des Spiegels. Das in der Nebenschilddrüse gebildete Parathormon sorgt für einen Anstieg des Blutcalciumspiegels durch Mobilisierung der Reserven aus dem Skelettsystem. Calcitriol, ein Vitamin D-Stoffwechselprodukt, erhöht die Ca-Retention im Körper. Calcitonin, das in den C-Zellen der Schilddrüse gebildet wird, senkt den Blutcalciumspiegel bei Hypercalcämie (ERBEN 2010). Beim Kaninchen wird in der Literatur die Regelung der Homöostase des Blutcalciumspiegels durch Calcitonin und Parathormon teils widersprüchlich dargestellt. LANG (1981a) postuliert, dass eine solche Regulation beim Kaninchen nur bedingt existiert, während WARREN et al. (1989) eine schnell reagierende Parathormon- und Calcitoninsekretion zur Regulation der Konzentration des ionisierten Calciums im Blutserum unterstellen. Zudem fanden LAJEUNESSE et al.

(1994) eine Sensitivität des Ca-Ionentransportsystems in den distalen Rindensegmenten der Kaninchennieren gegenüber Parathormon, während Parathormon nicht den Ca-Ionentransport durch die luminale Membran der proximalen Tubuli beeinflusst.

Überdies konnten einige Autoren beim Kaninchen eine direkte Abhängigkeit des Blutspiegels von der Ca-Aufnahme mit dem Futter nachweisen (CHAPIN und SMITH 1967, CHEEKE 1976). Kaninchen resorbieren - im Gegensatz zu anderen Tierarten - Calcium nicht bedarfsorientiert aus dem Dünndarm (MÄNNER und BRONSCH 1987), sondern passiv, proportional zum Gehalt im Futter (CHEEKE

1987). EWRINGMANN und GÖBEL (1998) geben für Heimtierkaninchen einen mittleren Blutcalciumwert von 3,4 mmol/l an.

Als Referenzwerte für Calcium werden für das Chinchilla 1,4-3,01 mmol/l (entsprechend 5,6-12,1 mg/dl; SPANNL und KRAFT 1988, zit. nach GABRISCH und ZWART 2008) bzw. 1,87-2,96 mmol/l (WUCK 2010) angegeben. Für adulte männliche Chinchillas ermittelten DE OLIVEIRA SILVA et al. (2005) bei einem Ca-Gehalt im Futter von 1,5 % einen Serumcalciumgehalt von 8,1 ± 1,1 mg/dl (kardiale Punktion in Narkose).

Bei einer Unterversorgung mit Calcium können Hypocalcämien zu einer manifesten Osteodystrophie, besonders im Schädelbereich, führen. Durch die dünnen und instabilen, demineralisierten Knochen kann es dazu kommen, dass die Zähne nicht mehr fest in ihren Alveolen gehalten werden, so dass sie sich lockern und verschiebbar sind (HARCOURT-BROWN 1996, 1997; ARNOLD und GAENGLER 2007). Eine ähnliche Symptomatik kann auch bei einem manifesten Phosphormangel (CROSSLEY 2001, JAROSZ et al. 2004) auftreten.

Etwa 75-80 % des im Körper enthaltenen Phosphors sind in Knochen und Zähnen gelagert und stellen, neben Calcium, eine wesentliche Strukturkomponente dar (WIESNER 1970, SONE et al. 2005, SULIK et al. 2007).

Phosphor ist im Körper vor allem im Energiehaushalt als Baustein des Adenosintriphosphates wichtig und liegt im Blut als organische oder anorganische Verbindung vor (CHEEKE 1987, MÄNNER und BRONSCH 1987). Bei Kaninchen aus Heimtierhaltungen ermittelten EWRINGMANN und GÖBEL (1998) eine mittlere Blutkonzentration von 1,44 mmol anorganischem Phosphor pro Liter. Für das Chinchilla werden in der Literatur 1,29-2,58 mmol/l (entsprechen 4-8 mg/dl) als Referenzbereich angegeben (SPANNL und KRAFT 1988, zit. nach GABRISCH und ZWART 2008). In einer aktuelleren Studie bestimmte WUCK (2010) einen etwas weiteren Referenzbereich von 0,59-3,71 mmol/l. Die Resorption von anorganischem Phosphat erfolgt im Dünndarm, insbesondere im Jejunum, durch aktiven Transport.

Durch einen Natrium-Cotransport wird das Phosphat über die Bürstensaummembran in das Zottenepithel aufgenommen (WOLFFRAM und SCHARRER 2010).

Das Verhältnis von Calcium und Phosphor zueinander ist vor allem im Hinblick auf die Skelettentwicklung der Jungtiere und den Knochenstoffwechsel bei adulten Tieren wichtig (GLÖCKNER 2002). CHEEKE (1987) hält es für günstig, über ein entsprechendes Fütterungsrégime bei Kaninchen ein Ca-P-Verhältnis von 2:1 stabil zu halten, während LOWE (1998) auch ein Verhältnis von 1:1 für gesundheitlich unbedenklich hält (zit. nach GLÖCKNER 2002), soweit beide Elemente in bedarfsdeckender Dosierung vorhanden sind.

Im Ca-Stoffwechsel weisen beispielsweise Kaninchen im Vergleich zu anderen Spezies (wie Rind oder Schwein) einige Besonderheiten auf. Unter anderem variiert der Ca-Gehalt im Blutplasma abhängig von der Ca-Aufnahme über das Futter (CHAPIN und SMITH 1967) und die renale Exkretion von Calcium ist massenmäßig bedeutsam (CHEEKE und AMBERG 1973). HENNEMAN zeigte 1959, dass die Ca-Exkretion über den Harn scheinbar abhängig von der Ca-Konzentration im Serum variiert. Anders als beim Rind, Schaf (ARC 1980) oder Hund (GERSHOFF et al. 1958) wird beim Kaninchen im Falle eines Überangebotes von Calcium in der Ration der Ca-Zufluss aus dem Verdauungskanal nicht entsprechend dem Bedarf herunter reguliert. Schon 1967 konnten CHAPIN und SMITH zeigen, dass der Ca-Gehalt im Blut bei adulten Kaninchen in Abhängigkeit zur Ca-Aufnahme ansteigt (bei exzessiver Ca-Zufuhr kann der Ca-Gehalt im Plasma Werte von bis zu 20 mg/dl erreichen). KAMPHUES et al. konnten 1986 diese Untersuchungen bestätigen und beim adulten Kaninchen nachweisen, dass die Steigerung der Ca-Zufuhr zu einem signifikanten Anstieg des Ca-Gehaltes im Blutplasma führt. Bei einem Ca-Gehalt von 8,56 g/kg TS Futter wurde im Plasma ein Ca-Gehalt von 15,7 mg/dl gemessen, während bei einem Gehalt von 40,3 g Calcium pro kg Futter-TS Werte von etwa 18 mg Calcium/dl Plasma ermittelt wurden. KAMPHUES vermutet, dass die Regulation des Ca-Blutspiegels beim Kaninchen entscheidend über die renale Exkretion vorgenommen wird und bei nachlassender Exkretionskapazität der Blutspiegel ansteigt (KAMPHUES et al. 1986). Bei Jungtieren war diese Abhängigkeit

weder durch TAHER (1979) noch durch KAMPHUES et al. (1986) zu erkennen. Als mögliche Ursache dieser unterschiedlichen Reaktion von Jung- und Alttieren ist die eventuell altersabhängig unterschiedliche hypocalcämische Wirkung des Calcitonins anzuführen, die COPP und KUCZERPA (1966) bei Ratten nachweisen konnten.

Beim Kaninchen konnte die Regulation des Ca-Stoffwechsels über Calcitonin von LEE et al. (1969) nachgewiesen werden.

Die Konzentrationen von Phosphor und Magnesium im Blutplasma zeigen keine deutliche Beziehung zur Ca-Aufnahme. Nach CHEEKE und AMBERG (1973) wird Phosphor sowohl beim Kaninchen als auch bei der Ratte hauptsächlich über den Kot ausgeschieden.

Es bleibt zu prüfen, inwiefern diese tierartlichen Besonderheiten von Kaninchen und Ratte für das Chinchilla zutreffen. Das Meerschweinchen (dem Chinchilla näher verwandt) ist im Ca-Stoffwechsel dem Kaninchen ähnlicher als der Ratte. So ist bislang also noch unklar, mit welcher Spezies das Chinchilla im Ca-Stoffwechsel vergleichbar ist.

9 Bedeutung des Vitamin D

Vitamin D kann als Vitamin D3 (Cholecalciferol) tierischen Ursprungs oder als Vitamin D2 (Ergocalciferol) aus pflanzlicher Quelle mit der Nahrung aufgenommen (Resorption im Dünndarm) oder in der Epidermis unter Einwirkung von UV-Strahlung aus 7-Dehydrocholesterol gebildet werden. In Leber und Niere findet durch zwei Hydroxylierungen die Aktivierung zum Vitamin-D-Hormon 1,25(OH)2-D3 (Calcitriol) statt. Die biologisch wichtigste Wirkung liegt in der Stimulation der intestinalen Ca- und Phosphorresorption (ERBEN 2010). Calcitriol fördert den Einbau von Ca-Kanälen in die Bürstensaummembran und den Einbau von Ca-Ionenpumpen in die basolaterale Membran der Darmepithelzellen. Die Phosphatresorption wird durch den vermehrten Einbau von Na-P-Cotransportern in die Bürstensaummembran gesteigert (SCHARRER und WOLFFRAM 2010). Auch die renal-tubuläre Resorption von Calcium wird gefördert (ERBEN 2010).

Für das Chinchilla steht nur wenig Literatur bezüglich des Vitaminbedarfs zur Verfügung. WENZEL (1990) postulierte lediglich, dass Vitamin D bei Jungtieren vermehrt angeboten werden sollte. Für Meerschweinchen, Ratte und Maus liegt die NRC-Empfehlung bei 0,025 mg/kg Futter (NRC 1995). GABRISCH und ZWART (2008) nehmen für ein Chinchilla-Alleinfutter als Richtwert <1000 I.E. Vit. D3 pro kg an (entsprechen <0,025 mg/kg; 1 I.E. Vit. D3 entspricht 0,025 µg Vit. D3).

Noch 1965 behauptete KENNEDY, dass bei Kaninchen eine höhere Vitamin D-Aufnahme zu einer höheren Ca-Ausscheidung führt und den Ca-Gehalt im Blutserum wesentlich beeinflusst. Aus den Untersuchungen von KAMPHUES et al. (1986) an Kaninchen ging hingegen hervor, dass nur bei einem geringen Ca-Gehalt von 4,5 g/kg Futter die Supplementierung von Vitamin D zu einer leicht höheren Ca-Verdaulichkeit führt. Bei höheren Ca-Gehalten blieb die Ca-Absorption von der Vitamin D-Zulage unbeeinflusst (SCHRÖDER 1985). SCHRÖDER (1985) zeigte auch, dass eine Supplementierung von Vitamin D keinen Einfluss auf den Umfang der renalen Exkretion hat. Auch BROMMAGE et al. (1988) bestätigten, dass die Ca-Absorption im Darm bei ausreichendem Ca-Angebot in der Nahrung nicht auf Vitamin D angewiesen ist.

In diesem Zusammenhang diskutierte KAMPHUES (1999), in Bezug auf eine persönliche Mitteilung von J. HARMEYER, ob die unter natürlichen Bedingungen tagsüber in unterirdischen Höhlen lebende und im Wesentlichen nur nachts aktive Spezies überhaupt einen „üblichen Vitamin D-Bedarf“ hätte, da die notwendige UV-Strahlung zur Umwandlung des mit der pflanzlichen Nahrung aufgenommenen Vitamin D2 (Ergocalciferol) unter diesen Bedingungen ohnehin fehle.

10 Exkretion von Calcium

Während bei den meisten Tierarten die biliäre Exkretion der Hauptausscheidungsweg von Calcium ist, scheidet das Kaninchen Calcium hauptsächlich über den Urin aus (KENNEDY 1965, CHEEKE und AMBERG 1973).

Eine Ca-Ausscheidung über den Harn findet z.B. beim Schwein (HANSARD et al.

1961), bei der Ratte (BENSON et al. 1969) und bei Wiederkäuern (MITCHELL 1964) nur in sehr geringem Maße statt.

TELEB (1984) konnte nachweisen, dass die renale Ca-Exkretion bei Pferden mit einer bedarfsübersteigenden Ca-Versorgung über das Futter erheblich ansteigt.

Schon KENNEDY (1965) zeigte beim Kaninchen eine Korrelation zwischen der Ca-Aufnahme und der Ausscheidung mit dem Urin. Bei einer mittleren Tagesaufnahme von 600 mg/Tag wurden im Durchschnitt 52,2 mg Calcium am Tag über den Harn ausgeschieden, während bei einer durchschnittlichen täglichen Aufnahme von 1640 mg Calcium im Mittel 101,0 mg renal ausgeschieden wurden. KENNEDY begründete die hohe Ca-Ausscheidung über den Urin mit einem hohen Anteil an filtrierbarem Calcium im Blutplasma und einer niedrigen tubulären Reabsorptionsrate.

Auch wildlebende, mit dem domestizierten Kaninchen verwandte Lagomorpha, wie der amerikanische Pfeifhase (Ochotona princeps) und der Schneehase (Lepus timidus), scheiden überschüssiges Calcium über den Harn aus (REDROBE 2002).

Das verdaute Calcium wird auch nach KAMPHUES et al. (1986) beim Kaninchen überwiegend renal ausgeschieden. Die renale Exkretion von Calcium beträgt beim adulten Kaninchen unabhängig vom Ca-Gehalt des Futters etwa 75 % der scheinbar verdauten Menge. Eine Ca-Exkretion über den Darmkanal spielt hingegen bei dieser Tierart keine wesentliche Rolle. Der Hartkot weist nach KAMPHUES (1983, unveröffentlicht) beim Kaninchen einen Ca-Gehalt von 25 g/kg TS auf, während im Weichkot (Caecotrophe) nur Werte von 18 g/kg TS gemessen wurden. CHEEKE und AMBERG (1973) führten auf, dass Ratten nur zwei Prozent des aufgenommenen Calciums über den Harn ausscheiden, während Kaninchen bei Angebot der gleichen Versuchsdiät (10 % CaCO3 in der Ration; entsprechen 36 g Ca/kg Futter) etwa 60 % des aufgenommenen Calciums via Harn eliminieren. Weitere Parallelen sind bei Hamster und Meerschweinchen zu erkennen. Auch beim Hamster hat nach BIDDULPH et al. (1970) die renale Ausscheidung für die Homöostase des Ca-Stoffwechsels eine besondere Bedeutung. Das Meerschweinchen (O’DELL et al. 1957) eliminiert über den Harn ebenfalls beachtliche Ca-Massen (bis zu 75 % des

absorbierten Calciums). Bei einem Gehalt von 8,56 g/kg TS Futter (tägliche Ca-Aufnahme von 196 mg/kg KM) werden 2,72 g Ca/l Harn ausgeschieden, während bei einem Angebot von 40,3 g Calcium pro kg Futter-TS (Aufnahme von 1092 mg/kg KM/d) eine Ca-Konzentration im Harn von 13,1 g/l gemessen werden konnte (KAMPHUES et al. 1986). Diese Ergebnisse bestätigen die Erkenntnis von KENNEDY (1965) einer Korrelation zwischen der Ca-Aufnahme mit dem Futter und der Ca-Ausscheidung über den Harn.

Bei der Ratte konnten HANSARD und CROWDER 1957 eine altersabhängige Ca-Exkretion über den Kot feststellen. Bei adulten Tieren im Alter von 106 Wochen konnte eine 82 %ige fäkale Ausscheidung des oral aufgenommenen radioaktiven Calciums (Calcium-45) bestimmt werden. Bezüglich der aufgenommenen Gesamtcalciummenge wurden 102 % mit dem Kot wieder ausgeschieden. Jungtiere im Alter von vier Wochen schieden nur etwa 3 % des aufgenommenen radioaktiven Calciums bzw. 7 % des aufgenommenen Gesamtcalciums aus.

11 Klinische Bedeutung von Harnsteinen beim Chinchilla

Die für die Bildung von Harnkonkrementen allgemeinen Bedingungen stellte KIENZLE (1991) in einer Übersichtsarbeit zusammenfassend dar. Im Wesentlichen gibt es drei Theorien, die für die Bildung von Harnsteinen als Erklärung dienen können:

1) Nach der Kristallisationstheorie ist eine Übersättigung des Harns mit potentiellen Konkrementbildnern die Grundlage, wobei insbesondere der pH-Wert im Harn die Löslichkeit entscheidend beeinflusst.

2) Nach der Matrixtheorie lagern sich an eine organische Matrix (Zelldetritus, Schleim, Bakterienmassen) zunehmend Konkrementbildner an.

3) Die Inhibitormangeltheorie postuliert für den Normalzustand bestimmte Inhibitoren im Harn, die eine Zusammenballung von konkrementbildenden

Substanzen verhindern. Nach dieser Theorie soll es beim Fehlen derartiger Inhibitoren im Harn zur Steinbildung kommen.

Zusammenfassend stellte KIENZLE (1991) fest, dass keine der drei Theorien allein die bei verschiedenen Spezies und Individuen unterschiedliche Frequenz von Harnsteinen erklärt und dass neben der Ernährung weitere Einflüsse der Haltung (Bewegungsaktivität, Miktionsfrequenz) auf den Prozess der Harnsteinbildung einwirken. Auch WHARY und PEPER (1994) unterstützten die Hypothese, dass der physiologischerweise hohe Harn-pH-Wert das Risiko einer Präzipitation des Calciums im Urin zu kristallinen Aggregaten („sludge“) oder Urolithen (Harnsteinen) erhöht. Die Zusammenlagerung von Kristallen wird als Hauptmechanismus für die Bildung von Harnsteinen bei Kaninchen angenommen (REDROBE 2002).

Aus der tierärztlichen Praxis ist bekannt, dass bei erhöhter Ca-Zufuhr beim Kaninchen vermehrt Ablagerungen calciumhaltiger Konkremente bzw. Harnsteine in der Harnblase beobachtet werden können. Nach HICKING (1981) handelt es sich hierbei zu 75 % um Calcitsteine. Eine übermäßige Ca-Zufuhr birgt gesundheitliche Risiken; hohe Konzentrationen ungelöster Mineralien können bei dem arttypischen alkalischen Harn-pH-Wert eine Disposition für Konkrementbildung und -ablagerung in den harnsammelnden und -abführenden Wegen darstellen (HICKING et al. 1981).

KAMPHUES und FEHR (FEHR 1989, KAMPHUES 1999) analysierten die chemische Zusammensetzung von Harnkonkrementen bei Kaninchen und Meerschweinchen.

Alle untersuchten Konkremente zeigten einen sehr hohen Aschegehalt (57-91 %) bei einem nur geringen Stickstoffgehalt. Der Ca-Gehalt variierte zwischen 235 und 364 g/kg TS. Der Magnesiumgehalt erreichte nur sehr viel geringere Werte (zwischen 7 und 143 g/kg TS). Im Phosphorgehalt zeigte sich eine beachtliche Variation von 9-116 g/kg TS. Die Natrium- und Kaliumgehalte bewegten sich auf einem sehr viel geringeren Niveau (Natrium: 2,5-10 g/kg TS, Kalium: 2,9-36 g/kg TS).

Nach kristallographischen Untersuchungen handelte es sich beim Kaninchen überwiegend um Calcit-Steine. Daneben wurden noch CaCO3-Monohydrat-Steine sowie Ca-Oxalat-Steine beschrieben, die nach der chemischen Analyse jedoch teils beachtliche Magnesium- und Phosphorgehalte aufwiesen. Nach FEHR und

RAPPOLD (1997) dominieren beim Meerschweinchen die Ca-Steine (CaCO3 bei 18 von 20 untersuchten Steinen), wobei auch Phosphate (bei 12 von 20) und Ca-Oxalate (bei drei von 20) nachweisbar waren.

Nach KAMPHUES et al. (1986) resultiert die besondere Disposition des Kaninchens zur Ablagerung calciumhaltiger Konkremente im Wesentlichen aus folgenden Faktoren: Bei erhöhter Ca-Aufnahme steigt die Verdaulichkeit des Calciums an. Die Elimination des überschüssigen Calciums wird hauptsächlich über die Niere vorgenommen. Mit steigender Konzentration an Mineralien im Harn und dem bei Kaninchen üblichen alkalischen pH-Wert, steigt das Risiko für eine Ausfällung und Konkrementbildung. Auch die bei steigender Ca-Aufnahme zunehmende Magnesiumverdaulichkeit könnte nach KAMPHUES et al. (1986) eine weitere Rolle spielen, da das im Überschuss absorbierte Magnesium ebenfalls fast ausschließlich über den Harn ausgeschieden wird. Insgesamt ist eine an den Bedarf angepasste Zufuhr von Mineralstoffen, insbesondere Calcium, zur Prophylaxe der Urolithiasis beim Kaninchen unbedingt notwendig.

Bei Kleinnagern wie Ratte, Maus und Hamster scheint die Neigung zur Harnsteinbildung nur sehr gering zu sein (RAPPOLD 2001). Die Autorin stellt einzelne Fallberichte aus der Literatur zusammen: KUHLMANN und LONGNECKER (1984) fanden bei fünf von 1080 untersuchten Ratten Struvitharnsteine mit einem Apatitanteil. HUERKAMP und DILLEHAY (1991) stellten den Fall eines Harnblasensteins aus Struvit bei einer sechs Monate alten männlichen Maus dar und SCHMIDTKE und SCHMIDTKE (1976) berichteten von einem Harnstein beim Goldhamster, welcher Magnesium, Calcium, Phosphat und geringe Massen Ammonium enthielt.

Für das Chinchilla gibt es in der Literatur nur wenige Hinweise auf das Auftreten von Harnsteinen. HICKING (1981) berichtete von der Bildung Ca-haltiger Harnsteine (Apatit, Calcit) bei Chinchillas und auch in neueren Fallbeispielen von Einzeltieren (JONES et al. 1995, SPENCE und SKAE 1995) stehen Ca-Steine (CaCO3) im Vordergrund.

In der Humanmedizin entdeckte man in neueren Forschungsarbeiten Oxalobacter formigenes. Dieses Bakterium lebt im menschlichen Darm und ist in der Lage, Oxalat abzubauen. Ein Fehlen dieses Bakteriums im Darm ist beim Menschen möglicherweise mit dem Auftreten von Oxalatkonkrementen in den Nieren assoziiert (SIDHU et al. 2001). An einem Rattenmodell konnten SIDHU et al. zeigen, dass eine probiotische Substituierung von O. formigenes signifikant den Oxalatgehalt im Urin reduziert. Obwohl die beim Kaninchen auftretenden Harnsteine zumeist aus anderen Ca-Salzen bestehen, ergeben sich interessante Spekulationen, ob es eine ähnliche Beziehung zwischen der Harnsteinbildung und der gastrointestinalen Bakterienflora auch beim Kaninchen geben könnte (REDROBE 2002), bzw. derartige Zusammenhänge auch bei anderen Tierarten nachzuweisen sind.

12 Das Gebiss der Chinchillas