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Die „Farbe“ der Incisiven wird in der Literatur immer wieder als Indikator für eine ausreichende Ca-Versorgung thematisiert. Um den teils verwirrenden Aussagen zu entgegnen, folgen an dieser Stelle noch einige Ausführungen.

Wird von der „Zahnfarbe“ gesprochen, so ist im Allgemeinen die pigmentierte, äußere Schmelzzone der Schneidezähne gemeint.

In einer Studie an 104 Chinchillaschädeln bemerkte CROSSLEY (2003), vergleichbar mit den eigenen Beobachtungen, individuelle Unterschiede der Schneidezahnpigmentierung. Wenn sich auch bei den meisten Tieren die Schmelzoberfläche dunkel orange bis gelb darstellte, so zeigten sich „weiße Flecken“

und größere Areale von unpigmentiertem Schmelz häufig und ebenfalls bei sonst klinisch unauffälligen Tieren. Einzelne Tiere wiesen auch eine gänzliche Depigmentierung eines oder mehrerer Schneidezähne auf. Bei mikroskopischer Betrachtung der Läsionen fand CROSSLEY jedoch nur in Ausnahmefällen Hinweise auf eine Schmelzhypoplasie. In den meisten Fällen konnte der Autor keine Ursache für die Variation der Pigmentierung ermitteln (CROSSLEY 2003a).

STEIN und BOYLE (1959) fanden histologisch an den Schneidezähnen von Ratten heraus, dass das gelbe Pigment in Granula vorliegt und von den Ameloblasten

gebildet wird. Das Pigment sammelt sich im Protoplasma der Ameloblasten an und wird in die äußere Schmelzschicht transportiert. Diese Pigmentierung tritt ab der Grenze zwischen proximalem und mittlerem Zahndrittel auf, was an den oberen Incisivi von adulten Ratten ab etwa 7-9 mm vom Zahnursprung bedeutet und bei einem Zahnwachstum von ungefähr 2 mm/Woche der vierten Woche nach Beginn der Schmelzbildung durch die Ameloblasten entspricht. Die folgende Abbildung 24 zeigt die Pigmentierungsgrenze beispielhaft bei einem Chinchilla der eigenen Versuchsgruppen.

Abb. 24: Grenze der Schmelzpigmentierung an den unteren Schneidezähnen bei einem Chinchilla p.m. (Kieferknochen abgetragen)

ERDHEIM beobachtete schon 1911, dass ein experimentell induzierter Hypoparathyreoidismus an den Schneidezähnen von Ratten den Verlust von Pigment bzw. eine weiße Schmelzoberfläche hervorruft. Seit dieser Zeit folgten in der Literatur viele unterschiedliche Berichte zu möglichen Ursachen von Pigmentierungsstörungen der Schneidezahnoberfläche, wie z.B. ernährungsbedingte Mängel (Mineralstoff- und Vitaminmängel), Hormonimbalanzen und Intoxikationen durch beispielsweise Selen, Cadmium oder Fluor (PINDBORG 1953, STEIN und BOYLE 1959).

STEIN und BOYLE (1959) fanden in Untersuchungen an Ratten heraus, dass diese äußerste, pigmentierte Schicht im Vergleich zur darunterliegenden, nichtpigmentierten Schmelzzone relativ säurestabil (fünfprozentige Salpetersäure) ist. Durch Dekalzifizierung des gefärbten Anteils der Schneidezähne waren zwei membranartige Strukturen zu erkennen: Eine äußere Deckschicht von annähernd 1 µm Dicke und eine darunter liegende gelbe Schicht von etwa 6-8 µm. Nach experimenteller Abtragung der äußersten, pigmenthaltigen Schicht, wurde in die darunterliegende Schmelzzone kein Pigment mehr eingelagert. Ebenso stellten die Autoren fest, dass bei chirurgischer Zerstörung des Schmelzorgans im proximalen Zahndrittel Flecken von ungefärbtem Schmelz nachfolgend auf dem durch das Zahnwachstum vorgeschobenen Zahnmaterial resultierten (STEIN und BOYLE 1959).

STEIN und BOYLE (1959) kamen zu der Erkenntnis, dass bei den ständig nachwachsenden Nagetierzähnen die Kontaktstelle zwischen Schmelzorgan und Schmelzmatrix sowohl intra vitam als auch post mortem recht instabil ist.

Bei dem farbgebenden Pigment der Schneidezahnoberfläche handelt es sich nach STEIN und BOYLE (1959) wahrscheinlich eher um ein eisenreiches Pigment (beispielsweise belegt durch die positive Reaktion mit Berliner Blau) als um Porphyrin, Lipochrom oder Melanin. Dieses Pigment scheint das freie Zahnende zu härten und säureresistent zu machen.

Für das Schmelzorgan folgern STEIN und BOYLE (1959) drei mögliche Funktionen:

1. Die Abscheidung einer Schmelzmatrix,

2. die Bildung einer Schmelzkutikula (Deckschicht), 3. die Mineralisierung der Schmelzmatrix.

Die Mineralisierung erfolgt nach STEIN und BOYLE (1959) in zwei Phasen: Zum einen durch das Einbringen von Ca-Salzen („maturation“) und zum anderen durch die Deponierung von Eisensalzen mit resultierender Pigmentierung („sideration“).

Weitere Wissenschaftler kommen zu ähnlichen Ergebnissen. So lokalisierte MILES (1963) bei Ratten die Bildung von eisenreichem Pigment im Cytoplasma der Ameloblasten. SELVIG und HALSE (1975) machten, ebenso anhand von Studien an

Ratten, an Calcium gebundenes Eisen für die nagertypische Pigmentierung des Zahnschmelzes an den Incisivi verantwortlich. Da mehrere Autoren, wie z.B.

BONUCCI et al. (1994) behaupten, dass eine defizitäre Ca-Versorgung eine Hypomineralisierung des Zahnschmelzes zur Folge hat, könnte man im Rückschluss vermuten, dass bei Tieren mit einem Ca-Mangel eine Schmelzaufhellung zu erwarten wäre. Bei Vorliegen eines Ca-Mangels und folglich einer geringeren Mineralisierung des Schmelzes, so behaupten SELVIG und HALSE (1975), könne weniger Eisen als farbgebende Komponente gebunden werden und die Zahnoberfläche erscheine heller.

In der tierärztlichen Praxis wird größtenteils die Auffassung vertreten, dass bereits die Adspektion der Incisivi – und hier insbesondere deren Färbung – erste Hinweise auf eine Ca-Mangelsituation liefern könne. Bei einer unzureichenden Ca-Versorgung und einem inadäquaten Ca-P-Verhältnis im Futter sollen sich die physiologischerweise kräftig orange gefärbten Zähne „entfärben“ und sich blassgelb bis weiß darstellen (JEKL et al. 2011). Diese Beobachtung bzw. These deckt sich teilweise mit den obigen Literaturausführungen und sollte in den vorliegenden Untersuchungen mit überprüft werden. Bei den adulten Chinchillas wurde das Futter jeweils nach achtwöchiger Versuchsphase gewechselt, während den Jungtieren über 24 Wochen das gleiche, der Versuchsgruppe entsprechende Futter angeboten wurde. Die eigenen Auswertungen ergaben, dass bei gleichbleibender Fütterung (identische Zusammensetzung des pelletierten Versuchsfutters) über acht bzw.

24 Wochen zwar Veränderungen der „Zahnfarbe“ sowohl in Form von Aufhellungen als auch Intensivierungen der Schmelzfärbung bei einzelnen Tieren möglich waren, jedoch ließen die Beobachtungen weder bei den adulten Chinchillas noch bei den Jungtieren eine nachvollziehbare Beeinflussung der Schmelzpigmentierung durch die eingesetzten Futtermittel erkennen.

Die folgende Tabelle zeigt hierzu noch einmal die Gehalte an Calcium und Phosphor im pelletierten Alleinfutter auf. Zur Vollständigkeit und im Hinblick auf dessen nach Literaturangaben nicht ganz irrelevanter Funktion, sind auch die Gehalte an Eisen aufgeführt, wobei selbst der verhältnismäßig hohe Eisengehalt im calciumreichen

Futter (pAFCa↑) in Bezug auf die erhobenen Parameter dieser Arbeit scheinbar nicht von Bedeutung war.

Tab. 57: Gehalte an Calcium, Phosphor und Eisen in den eingesetzten Versuchsfuttermitteln

[g/kg TS] [mg/kg TS]

Futter

Calcium Phosphor Eisen

Heu 3,83 2,62 62,1

pAFCa↓ 4,14 4,44 469

pAFCa≈ 8,09 4,43 487

pAFCa↑ 17,9 3,68 833

kpAF 13,1 7,80 741

Die Beobachtung, dass die Pigmentierung bei keinem Jungtier so intensiv orange wie bei den adulten, insbesondere sehr alten Chinchillas war, könnte die Vermutung stützen, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit oder Kapazität der Ameloblasten zur Pigmenteinlagerung/ -bildung zunimmt.

Erscheinungen wie punktuelle Aufhellungen oder eine „Verblassung“ nur eines Schneidezahnes (vgl. Abb. 20) deuten vielleicht eher auf einen Schmelzdefekt (Zerstörung des Schmelzorgans im proximalen Zahndrittel nach STEIN und BOYLE 1959, beispielsweise durch eine lokale Entzündung) hin als auf einen fütterungsbedingten Einfluss.

5 Einfluss von Nagematerial auf Zahnwachstum und -abrieb

Die Frage, ob und über welche Mechanismen die Fütterung bzw. die Futteraufnahme das Wachstum und den Abrieb der permanent wachsenden Schneidezähne bei Nagetieren beeinflussen kann, wurde schon von vielen Autoren bearbeitet.

Ein möglicher Einfluss des Rohfasergehaltes der Ration auf Schneidezahnwachstum und -abrieb (FOX und KOMICH 1970) konnte von BUCHER (1994) anhand von Untersuchungen an Zwergkaninchen nicht bestätigt werden. Entscheidend sei

vielmehr die Struktur und Beschaffenheit der Rohfaser, da die Härte des Futters sowie die Art und Dauer der Futteraufnahme durch diese Faktoren bestimmt würden.

In der vorliegenden Untersuchung wurden daher pelletierte Versuchsfutter eingesetzt, die sich in ihrem Rohfasergehalt sowie der Partikelgröße/Faserlänge kaum voneinander unterschieden, um den Einfluss von Ca-Gehalt und angebotenem Nagematerial prüfen zu können. Die angebotenen Pellets (etwa 10 mm lang, 4 mm im Durchmesser) wurden von den Chinchillas stets mit den Pfoten aufgenommen und davon mit den Schneidezähnen stückchenweise abgebissen. Aufgrund ihrer Größe konnten die Pellets nicht oder nur schwierig direkt mit der Zunge weitergeschoben und von den Backenzähnen vermahlen werden. Ebenso wurden Heuhalme aufgegriffen und von den Schneidezähnen zerbissen, allerdings konnte nicht genau beobachtet werden, ob auch einzelne, kurze Heuteile an den Schneidezähnen vorbei weiter hinten in das Maul geschoben wurden.

Beim Benagen des angebotenen Holzes oder Ytong-Porenbetons wurde das Nagematerial von den Chinchillas teils mit den oberen Schneidezähnen fixiert und mit den unteren Incisivi benagt (als typisch für das Kaninchen beschrieben), teils wurde aber auch das Nagematerial mit den Vorderpfoten gehalten und scheinbar zerbeißende Bewegungen von Ober- und Unterkiefer gleichzeitig ausgeführt.

Dennoch hatte das angebotene Nagematerial in Form von Holz, Porenbeton oder auch Heu als „strukturierte Rohfaser“ keinen wesentlichen Effekt auf das Zahnwachstum. Zwischen den Gruppen mit und ohne Nagematerial, bei ansonsten identischem pelletiertem Futter, konnten keine signifikanten Unterschiede im Wachstum festgestellt werden.

Blickt man nun auf den Zahnabrieb, so lassen sich auch keine eindeutigen Effekte des Nagematerials beschreiben. Obwohl das angebotene Holz oder Ytong-Material von den Tieren gut angenommen und intensiv benagt wurde, resultierte hieraus im Allgemeinen weder an den oberen noch unteren Schneidezähnen, verglichen mit den Gruppen, denen kein derartiges Nagematerial angeboten wurde, eine Veränderung des Abriebs. Zwar wurde bei den Jungtieren in den ersten beiden Versuchsphasen bei Fütterung der Ration „pAFCa↑ + Holz“ an den unteren Incisivi ein signifikant größerer Zahnabrieb bestimmt, jedoch traf diese Beobachtung nicht für die letzte

Versuchsphase der Jungtiere und die adulten Fütterungsgruppen zu.

Unerklärlicherweise überwog bei den adulten Chinchillas der Zahnabrieb sogar bei den Gruppen, die keinen Zugang zu benagbaren Materialien hatten. Da nicht beobachtet wurde, dass die Chinchillas in der Volierenhaltung die Gitterstäbe oder Metallsitzplatten benagten oder in Ermangelung von Nagematerialien größere Futtermassen zur Beschäftigung aufnahmen, bleiben lediglich tierindividuelle Unterschiede als Erklärung.

Resümierend konnte anhand der vorliegenden Untersuchungen mit verschiedenen Fütterungsgruppen keine Beeinflussung von Zahnwachstum und -abrieb durch das angebotene, verhältnismäßig weiche Nagematerial in Form von Kiefernholz und Porenbeton festgestellt werden. Auch im Hinblick auf die Gesamtzahnlänge ergaben sich keine signifikanten Längenunterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen.

Tatsächlich verwunderlich ist diese Erkenntnis nicht, wenn man beispielsweise die Härte der Nagerschneidezähne nach der Mohs’schen Skala bewertet und demzufolge einen Härtegrad vergleichbar mit dem von Apatit und Stahl erhält (HEROLD 1950). WOLF und KAMPHUES (1995) waren daher der Überzeugung, dass die Abnutzung der Zähne, bei physiologischer Zahnstellung, nicht an „hartem Futter“ oder Nagematerialien, sondern im Wesentlichen an den gegenüberliegenden Zähnen durch die Kau- und Mahlbewegungen erfolgt (vgl. auch KAMPHUES et al.

1999; SHADLE 1936).

Betrachtet man das Angebot strukturierter Faser in Form von Heu an dieser Stelle als „Nagematerial“, ergab sich in den vorliegenden Untersuchungen bei den Chinchillajungtieren trotz annehmbarer längerer Beschäftigungsdauer mit der Futteraufnahme und intensiverer Kaubewegungen (BUCHER 1994, KAMPHUES et al. 1999) kein forcierter Zahnabrieb oder eine Stimulation des Zahnwachstums im Vergleich zu den anderen Nagematerialien. Allerdings kann sich auch die Konfektionierung, Zusammensetzung sowie Faserlänge der eingesetzten Versuchspellets auf den Erhalt der Zahngesundheit vorteilhaft ausgewirkt haben, da auch bei deren ausschließlicher Fütterung keine Zahnprobleme auftraten.

Aus Tierschutzaspekten darf jedoch nicht die Schlussfolgerung gezogen werden, dass man bei der Haltung von Chinchillas auf jegliches benagbares Inventar verzichten könne. Ausdrücklich sei darauf hingewiesen, dass nahezu alle Tiere das angebotene Nageholz wie auch den Ytong-Stein intensiv nutzten: Sowohl zur Befriedigung eines vorhandenen Nagetriebes (ausdauerndes Benagen) als auch für spielerische Aktivitäten (Bespringen, Greifen, u.a.) oder anderweitige Beschäftigung (z.B. „Staubbaden“ mit abgelöstem Ytong-Material).

Zusammenfassung

Hansen, Stefanie: Untersuchungen zum Ca-Stoffwechsel sowie zur Zahnlängenentwicklung und -zusammensetzung von Chinchillas bei Variation der Ca-Zufuhr und des Angebots von Nagematerial

In den vorliegenden Untersuchungen an Chinchillas (C. lanigera) wurde bei Variation des Ca-Gehaltes im Futter und Angebot verschiedener Nagematerialien eine Charakterisierung des Ca-Haushaltes vorgenommen sowie die Beeinflussung ausgewählter Zahnparameter geprüft. Hierzu erhielten zwei Gruppen mit je fünf adulten Tieren das gleiche pelletierte Alleinfutter. Eine Gruppe bekam versuchsabhängig zusätzlich benagbares Material in Form von Kiefernholz oder Kalkstein. Phasenweise variierte zudem der Ca-Gehalt im Futter, wobei jede Fütterungsphase acht Wochen dauerte. Die Jungtiere wurden in fünf Gruppen (J I-V) zu ebenfalls je fünf Tieren unterteilt. Die Gruppen unterschieden sich im Ca-Gehalt des Futters sowie in der Art des angebotenen Nagematerials (Holz, Kalkstein, Heu oder Verzicht auf Nagematerial). Nach etwa sechsmonatiger Versuchsdauer, ohne Veränderung der Fütterung, wurden alle Jungtiere zur Gewinnung der Schneidezähne für weitere Analysen euthanasiert.

Bilanzversuche zielten auf die Ermittlung von Grunddaten zur Futter- und Wasseraufnahme, der Verdaulichkeit der Rationen sowie zur Ausscheidung von Calcium über Kot und Harn. Zudem erfolgten Blutuntersuchungen zum Mineralstoffhaushalt (Calcium, Phosphor). Des Weiteren wurden wöchentlich das Wachstum und der Abrieb der Schneidezähne bestimmt, deren Schmelzpigmentierung bewertet und die post mortem entnommenen Incisivi der Jungtiere vermessen, gewogen und chemisch analysiert.

Die wesentlichen Ergebnisse sind nachfolgend aufgeführt:

Grunddaten zur Fütterung von Chinchillas

• Bei einem ad libitum angebotenen pelletierten Alleinfutter variierte die TS-Aufnahme im Bilanzkäfig um 3,37 g/100 g KM/d, bei ausschließlichem Angebot von Heu um 2,96 g/100 g KM/d.

• Die Wasseraufnahme (über die Nippeltränke) betrug in den Gruppen mit pelletiertem Futter im Mittel 1,27 ml/g TS, bei Fütterung von Heu 2,34 ml/g TS.

• Die Verdaulichkeit der organischen Substanz variierte - abhängig vom Rfa-Gehalt im Futter - bei den pelletierten Futtermitteln um 61,3 % und um 44,7 %, wenn ausschließlich Heu angeboten wurde.

• Das Harnvolumen variierte zwischen 0,4 und 17,4 ml/Tier/d.

Charakterisierung des Ca-Stoffwechsels von Chinchillas

• Zwischen der oral aufgenommenen Ca-Menge und der Ca-Ausscheidung über den Kot bestand eine sehr enge Korrelation: Je mehr Calcium von den Chinchillas aufgenommen wurde, desto größer war auch die Ca-Abgabe über den Kot. Im Mittel wurden zwischen 80 und 100 % (teils sogar > 100 %) des aufgenommenen Calciums mit dem Kot ausgeschieden.

• Unter diesen Bedingungen verständlich, wurden über den Harn nur verhältnismäßig geringe Mengen an Calcium ausgeschieden (etwa 1-3 % des mit dem Futter aufgenommenen Calciums).

• Die scheinbare Ca-Verdaulichkeit variierte mit erheblicher Streuung im Mittel von -78,7 bis 72,4 % (allgemein m.o.w. ausgeglichene Bilanz).

• Die untersuchten Blutparameter wurden sowohl durch das Alter der Tiere als auch durch die Fütterung beeinflusst. Bei den Jungtieren variierten die Ca-Konzentrationen im Plasma um 2,39 mmol/l (Gesamtcalcium) bzw.

1,11 mmol/l (ionisiertes Calcium, im Vollblut) und Phosphor um 2,00 mmol/l.

Die adulten Tiere zeigten im Mittel Plasmakonzentrationen von 3,17 mmol/l (Gesamtcalcium), 1,12 mmol/l (ionisiertes Calcium, im Vollblut) und 1,60 mmol/l (Phosphor). Bei hoher Ca-Aufnahme zeigten die adulten Tiere im Plasma Gesamtcalciumwerte um 5,20 mmol/l.

Wachstum, Abrieb, Masse und Maße der Schneidezähne sowie deren chemische Zusammensetzung und Schmelzpigmentierung

• Das Wachstum an den oberen bzw. unteren Schneidezähnen variierte um 1,32 ± 0,33 bzw. 1,53 ± 0,50 mm pro Woche (mit individuellen Unterschieden).

• Der Zahnabrieb betrug durchschnittlich 1,25 ± 0,26 mm an den oberen bzw.

1,69 ± 0,40 mm an den unteren Incisivi je Woche.

• Bei Verzicht auf jegliches Nagematerial über 24 Wochen entwickelte keines der Tiere (Gruppe J I, J IV und B) übermäßig lange Schneidezähne.

• Weder die Ca-Zufuhr über das Futter (~ 4 bis 18 g/kg TS) noch das angebotene Nagematerial (Holz und Ytong-Stein; Heu) hatten einen messbaren Effekt auf das Wachstum oder den Abrieb der Incisivi.

• Die beiden oberen Schneidezähne wogen zusammen im Mittel 0,17 g. Die beiden unteren waren mit 0,22 g etwas schwerer.

• Ein oberer Schneidezahn war entlang seiner äußeren Krümmung durchschnittlich 20,8 mm lang. Die weniger stark gebogenen Schneidezähne des Unterkiefers waren mit 26,9 mm (im Mittel) deutlich länger.

• Bei der Analyse der oberen Schneidezähne wurden im Mittel Gehalte von 235 g Ca/kg TS und 130 g P/kg TS bestimmt. Die unteren Incisivi wiesen leicht höhere Gehalte von 260 g Ca bzw. 145 g P/kg TS auf.

• Weder die Zahnmasse noch die Gesamtzahnlänge oder auch die Zahnzusammensetzung wurden über 24 Wochen durch die unterschiedliche Ca-Zufuhr oder das angebotene Nagematerial beeinflusst.

• Veränderungen der Schmelzpigmentierung traten unabhängig von den eingesetzten Futtermitteln bzw. deren Ca-Gehalt bei einzelnen Tieren verschiedener Versuchsgruppen immer wieder einmal (sporadisch) auf.

Schlussfolgerungen:

Aus den vorliegenden Untersuchungen geht hervor, dass Chinchillas das mit dem Futter aufgenommene Calcium (4,14-17,9 g Ca/kg TS) hauptsächlich über den Kot ausscheiden. Eine Konkrementbildung in den Harn bildenden und leitenden Organen scheint bei dieser Tierart aufgrund der sehr geringen renalen Ca-Ausscheidung

wenig wahrscheinlich. Allerdings treten alters- und fütterungsabhängig erhebliche Variationen der Ca-Konzentration im Blutplasma auf, deren physiologische Bedeutung und Ursache (hormonelle Regulation, Ca-Resorption und -Sekretion im Darm) noch genauer untersucht werden müssen.

Zudem zeigen die Ergebnisse, dass der Ca-Gehalt (niedrigster Wert hier: 4,14 g/kg TS, noch bedarfsdeckend) in den eingesetzten Futtermitteln keinerlei Effekt auf Wachstum und Abrieb der Schneidezähne der Chinchillas hatte. Dies spiegeln auch die Analysenergebnisse zur Zahnzusammensetzung wider: Hiernach hatten die unterschiedlichen Ca-Gehalte in der Ration keinen Einfluss auf die Ca- und P-Gehalte der Incisivi und auch nicht auf deren Schmelzpigmentierung. Bei allen erfassten Zahnparametern muss allerdings zwischen oberen und unteren Schneidezähnen unterschieden werden. Dem angebotenen Nagematerial kam im Hinblick auf die untersuchten Zahnparameter keine wesentliche Bedeutung zu:

Weder das eingesetzte Nageholz noch das Angebot von Kalksteinen (Porenbeton) hatte in dem hier überprüften Zeitraum (zwei bzw. sechs Monate) Auswirkungen auf die Wachstums- und Abriebsrate an den Schneidezähnen.

Summary

Hansen, Stefanie: Investigations on calcium metabolism, growth, attrition and composition of the incisors with varying dietary calcium content and gnawing material in chinchillas (C. lanigera)

The objectives of the present study were firstly to find out basic data on the feeding of chinchillas (dry matter and water intake, digestibility of rations), especially to characterise their calcium metabolism (way of excretion, blood parameters).

Secondly growth and attrition of the incisors were measured weekly to prove the influence of different calcium contents in the diet and different supplements for gnawing. Besides, mineral tooth composition was analysed, length measurements were performed and pigmentation of enamel was evaluated.

Therefore, ten adult animals were divided into two groups with five chinchillas each.

Both groups were fed the same pelleted diet with different calcium content in each experimental phase (eight weeks), but one group was offered some gnawing material (wood or limestone). The young chinchillas (n = 25) were divided into five groups of five animals. These groups were also fed pelleted diets varying in calcium content and gnawing supplements (wood, limestone, hay or even nothing). The whole experimental period for the young chinchillas was about six months without changes in the diet. Afterwards, they were euthanised for further investigations.

These are the main results:

Basic data on the feeding of chinchillas

• The dry matter intake varied around 3.37 g/100 g BW/d with feeding a pelleted diet and 2.96 g/100 g BW/d with hay.

• The water intake was around 1.27 ml/g DM (pelleted diet) and 2.34 ml/g DM (hay).

• The digestibility of the organic matter was about 61.3 % for the pelleted diet and 44.7 % for the tested hay.

• The amount of urine varied from about 0.4 ml to about 17.4 ml/animal/day.

Characterisation of calcium metabolism of chinchillas

• There was a strong correlation between calcium intake and calcium excretion via faeces: with rising calcium intake also calcium excretion via faeces increased. At least about 80 to more than 100 % of calcium intake were excreted by this way.

• Only small amounts of calcium were excreted via urine (about 1-3 % of calcium intake), even at very high calcium intake (17.9 g/kg DM diet).

• The calculated digestibility of the ingested calcium varied between -78.7 and 72.4 % with enormous standard deviation.

• The examined blood parameters were influenced by age and diet. In young chinchillas total calcium varied around 2.39 mmol/l, ionised calcium varied around 1.11 mmol/l and phosphorus around 2.00 mmol/l plasma.

In the adults plasma concentrations varied around 3.17 mmol/l (total calcium), 1.12 mmol/l (ionised calcium) and 1.60 mmol/l (phosphorus). With high calcium intake total calcium concentration in adults’ plasma even reached values of 5.20 mmol/l.

Growth, attrition, weight and size as well as chemical composition and enamel pigmentation of chinchillas’ incisors

• The growth of the upper and lower incisors varied around 1.32 ± 0.33 and 1.53

± 0.50 mm/animal/week, respectively.

• The weekly attrition of the upper and lower incisors was at 1.25 ± 0.26 and 1.69

± 0.40 mm per animal, respectively.

• Even though the chinchillas in group J I, J IV and in one of the adult groups received no gnawing material over a period of six months, none of them developed overlong incisors.

• Neither calcium content of the diet (4.14 g, 8.09 g resp. 17.9 g/kg DM) nor gnawing material (wood, limestone, hay) had a verifiable impact on growth or attrition of the incisors.

• Together the upper incisors had a weight of 0.17 g while the lower incisors weighed about 0.22 g.