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10.6 Blutuntersuchung

10.6.2 Anorganisches Phosphat

Die Bestimmung des Gehalts an anorganischem Phosphat erfolgte ebenfalls im Blutplasma mit dem Hitachi 912, Serien-Nr. 1468-2, in der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.

Unter dem Begriff „anorganisches Phosphat“ versteht man die Summe von ionisiertem, komplexiertem und proteingebundenem Phosphat, das im Blut bei einem pH von 7,4 zum überwiegenden Teil als sekundäres Hydrogenphosphat vorliegt. Die Methode der Phosphatbestimmung beruht auf der Reaktion von anorganischem Phosphat mit Ammoniummolybdat. In schwefelsaurer Lösung bildet sich ein Ammoniumphosphomolybdat-Komplex nach der Formel (NH4)3[PO4(MoO3)12]. Dieser Komplex wurde im ultravioletten Bereich (340 nm) photometrisch gemessen.

11 Beurteilung der Nageaktivität

Das Nageverhalten wurde während der Bilanzversuche anhand eines Bewertungsschlüssels (s. Tab. 10) dokumentiert. Durch Tierbeobachtung und Umfang der beim Nagen entstandenen Holzspäne bzw. Kalksteinpartikel wurde die Nageaktivität als Maß für die tatsächliche Nutzung des angebotenen Nagematerials beurteilt.

Tab. 10: Bewertungsschlüssel zur Beurteilung der Nageaktivität (NA) der Chinchillas

Bewertung Symbol Tierverhalten Späne/Partikel

keine NA -

kein Interesse für das angebotene Nagematerial; kein beobachtetes Nagen

keine Späne oder Steinpartikel im Käfig bzw. auf Netz oder Schublade darunter

kaum NA -/+ vereinzelt kurzzeitiges Annagen, sonst überwiegend Desinteresse

einzelne Späne bzw.

Steinpartikel, nicht täglich

geringe NA +

hin und wieder beobachtete Nageaktivität (mind. täglich) von kurzer Dauer (Sekunden)

geringe Menge an Spänen bzw. Steinpartikeln aufzufinden

mittlere NA ++

mehrmals tägliches Benagen von unterschiedlicher Dauer (Sekunden bis Minuten)

deutliche Nagespuren an Holz bzw. Kalkstein; mittlere Menge an Spänen/Kalksteinpartikeln ausgeprägte

NA +++

mehrmals tägliches Benagen von unterschiedlicher Dauer (meist im Minutenbereich); auch tagsüber

starke Nagespuren an Holz/Kalkstein; große Menge an Spänen/Kalksteinpartikeln

12 Längenwachstum und Abrieb der Schneidezähne

Um Wachstum und Abrieb der Incisivi von Ober- und Unterkiefer zu bestimmen, wurde jedem Tier mittels eines zahnärztlichen Diamantbohrers (Diamant-Schleifer FG 801/010, Fa. Kent) eine oberflächliche Markierung auf die labiale Zahnfläche gesetzt. Die Markierung erfolgte analog der von BUCHER (1994) beschriebenen Methode und erstreckte sich durch eine mittlere Position jeweils auf den linken und rechten Schneidezahn (s. Abb. 5). Die Markierung der Zähne erfolgte bei jedem Tier zu Versuchsbeginn und wurde nach Bedarf („Herauswachsen“ der Markierung) bei den wöchentlichen Messungen wiederholt.

aOK

bOK

bUK

aUK

OK

UK

Wachstum = ∆ a Abrieb = ∆ b LOK

LUK

Einmal wöchentlich wurde der Abstand zwischen Markierung und Zahnfleischsaum sowie freiem Zahnrand gemessen. Als Zahnwachstum wurde die Veränderung des Abstandes zwischen Zahnfleisch und Markierung definiert, die Veränderung des Abstandes zwischen Markierung und freiem Zahnrand stellte den Zahnabrieb dar (s. Abb. 5).

Abb. 5: Schema für die Messungen an den Schneidezähnen (modifiziert nach BUCHER 1994)

Die Messungen erfolgten am manuell fixierten Tier mittels einer digitalen Schieblehre (Messgenauigkeit von 0,01 mm). Die ermittelten Werte wurden auf eine Nachkommastelle (0,1 mm) gerundet.

13 Bestimmung der Zahnfarbe

Die Beurteilung der Zahnfarbe wurde optisch, mit einem RAL-Farbfächer (RAL K7 classic, glänzend, Edition 2007), bei gleichzeitiger Dokumentation mittels einer Digitalkamera vorgenommen. Unter stets identischen Belichtungsbedingungen (Weißlicht an der Raumdecke, zusätzliche Weißlichtquelle 75 W 30 cm vom Tier entfernt, identische Positionierung des manuell fixierten Tieres, Abstand vom Betrachter 30 cm, identische Winkelung [45°] von Belichtungsquelle, Tier und Betrachter; dargestellt in Abb. 6) wurde die Farbe der Schneidezähne mit den

RAL-a = GingivRAL-alsRAL-aum bis ZRAL-ahnkerbe b = Zahnkerbe bis freier Zahnrand

L = Zahnlänge; Gingivalsaum bis freier Zahnrand

45°

Papiertaschentuch Tier

Farben verglichen (s. Abb. 7) und somit international standardisiert als Farbname bzw. als Farbnummer ausgedrückt.

Der identische Beleuchtungsaufbau wurde zur fotografischen Dokumentation genutzt. Die Aufnahmen wurden mit einer Kamera vom Typ Lumix DMC-FZ50 (Fa.

Panasonic) gemacht. Zur Ermöglichung des Weißabgleiches wurde bei jeder Aufnahme ein Papiertaschentuch (Marke Tempo, Fa. SCA Hygiene Products GmbH) in Nähe des Tierkopfes verbracht und der automatische Weißabgleich der Kamera genutzt.

Abb. 6: Versuchsanordnung zur Beurteilung und Dokumentation der Zahnfarbe

Abb. 7: Bestimmung der Zahnfarbe Abb. 8: Markierung der Schneidezähne

OK

UK

14 Sektion

Nach Beendigung der Fütterungsversuche wurden die Jungtiere euthanasiert, um in der anschließenden Sektion eine makroskopische Beurteilung der Organe, insbesondere des Magen-Darm-Trakts, der Leber sowie der Nieren durchführen und die Schneidezähne entnehmen zu können.

15 Extraktion der Schneidezähne

Die Extraktion der Incisivi erfolgte post mortem unter Zuhilfenahme eines Nagerzahnluxators nach CROSSLEY und FAHRENKRUG. Analog dem operativen Vorgehen nach BROWN (1992) und CROSSLEY (1993) in der Heimtiermedizin, wurde zunächst der Gingivalsaum mit einer scharfen Kanüle und anschließend das peridontale Ligament durchtrennt. Nach Zahnlockerung und instrumentenbedingter Erweiterung des Zahnfaches (Zuhilfenahme des Luxators) wurden die Schneidezähne vorsichtig manuell bogenförmig aus der Alveole herausgezogen. Die Zähne wurden einzeln, vollständig und im Ganzen entfernt und luftdicht verschlossen bis zur chemischen Analyse aufbewahrt.

16 Chemische Analyse von Zahnmaterial

Nach vollständiger Extraktion der Schneidezähne wurden anhaftendes Gewebe sowie Blut und Reste der Pulpa entfernt. Das gesamte Zahnmaterial wurde zunächst im Ganzen zur Bestimmung des TS-Gehaltes genutzt und anschließend bei 500 °C trocken verascht (Bestimmung des Rohaschegehaltes). Zur Herstellung einer Aschelösung wurde die Rohasche zunächst mit 5 ml konzentrierter HCl (37 %ig) versetzt und abgeraucht. Der Rückstand wurde in 10 ml 20 %iger Salpetersäure aufgenommen, aufgekocht und danach über einen Schwarzbandfilter in einen 50 ml Messkolben überspült. Nach erneutem Aufkochen mit tridestilliertem Wasser und

Filtrieren wurde der Filter bei 600 °C verascht (mind. zwei Stunden). Im Anschluss wurde der Rückstand mit 5 ml 7,4 %iger HCl aufgekocht und im Kolben filtriert. Mit dieser Aschelösung wurde analog zum unten beschriebenen herkömmlichen Verfahren der Gehalt an Calcium und Phosphor bestimmt.

17 Statistische Auswertung der Versuchsergebnisse

Die deskriptive Statistik erfolgte mit Microsoft Office Excel 2003 (Fa. Microsoft Corp., USA). Maßzahlen wie Mittelwert und Standardabweichung, Minimum und Maximum wurden ermittelt und in Tabellen- bzw. Diagrammform dargestellt.

Die statistische Auswertung der Versuchsergebnisse wurde mit dem Statistikprogramm SAS (Statistical Analysis System für Windows; Version 9.1; SAS Institute Inc., Fa. Cary, USA) mit Unterstützung des Instituts für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover durchgeführt. Nach Prüfung der Messwerte innerhalb der zu vergleichenden Stichproben auf Normalverteilung, wurden sie mit Hilfe einer zweifaktoriellen Varianzanalyse auf signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen getestet (Effekt von Ca-Gehalt im Futter, Nagematerial und Alter der Tiere). Es erfolgte ein Vergleich der Gruppenmittel zu jedem Einzelmesszeitpunkt. Die nach ANOVA post hoc durchgeführten paarweisen Vergleiche wurden mittels des Tukey-Kramer-Tests vorgenommen. Nach α-Adjustierung auf Versuchsniveau wurden signifikante Mittelwertsdifferenzen (adjusted p < 0,05) durch unterschiedliche Buchstaben oder Zahlen in höher gestellter Position gekennzeichnet. Bei biologisch nachvollziehbaren Effekten wurde teils auch auf „vergleichsbezogen signifikante“ Differenzen (ohne α-Adjustierung; bei signifikanter Heterogenität der Varianzen im F-Test) eingegangen. Dies ist unter den Tabellen bzw. im Text gesondert vermerkt.

B Ergebnisse

1 Gesundheitszustand der Tiere

Die Chinchillas zeigten während des gesamten Versuchs ein ungestörtes Allgemeinbefinden. Anzeichen für Erkrankungen des Verdauungstraktes oder Verhaltensstörungen wurden nicht festgestellt. Gemäß ihres natürlichen Verhaltens verbrachten die Tiere den Tag überwiegend ruhend in Schlafstellung; während der Erhebung der verschiedenen Parameter, Probenkollektion und der Reinigung der Käfige waren sie munter, umgänglich und an ihrer Umgebung interessiert. Auch ausgiebige Körperpflege und Sozialverhalten konnten in den Volieren regelmäßig beobachtet werden.

Einzige Ausnahme war ein Chinchillajungtier (Versuchsgruppe J V), welches aufgrund eines Unterkieferzahnabszesses mit Beteiligung der umliegenden Knochenstrukturen (osteolytische Veränderungen) nach erfolgloser medikamentöser Therapie euthanasiert werden musste. Die Erkrankung trat bereits in der Adaptationsphase auf, so dass die entsprechende Tiergruppe anschließend nur noch vier Tiere umfasste.

2 Futter- und Wasseraufnahme