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Die forschungsleitende und theoretische Fragestellung und die befragungstaktische Umsetzung des Forschungsvorhabens haben die qualitativen Untersuchungen zur Region Oldenburger Münsterland notwendig erscheinen lassen. Bestehende Untersuchungen stammen überwiegend aus den 90er Jahren und haben zum Zeitpunkt der Forschungsanlage27 nicht die nötige Aktualität und inhaltliche Fokussierung aufgewiesen, da sektorale Strukturveränderungen in der Primärproduktion sowie im gesamten Ernährungssektor stark zugenommen haben (vgl. JUNG et al. 1995, NISCHWITZ 1996a).

Die durchgeführten Methoden der nachfolgenden Unterkapitel basieren auf Expertenbefragungen und einwohnerzentrierten Explorationen. Das Ziel in der Anwendung dieser Methoden besteht in, dass konkrete und auf die Untersuchungsregion bezogene Erkenntnisse für die abschließenden Managementempfehlungen für das Regionenmarketing geliefert werden. Die Informationen sind in Aussagen zusammengefasst worden und bilden die Grundlage für die inhaltliche Struktur der Befragungsstudien. Im Folgenden sollen diese Methoden erläutert werden.

4.1.1 SWOT Analyse

Die SWOT-Analyse stellt eine integrative und methodische Herangehensweise in der strategischen Marketingplanung dar, um eine Situation hinsichtlich ihrer Makro- und Mikroumwelt (HOMBURG/KROHMER 2003, S. 400f) zu analysieren.

Dabei steht S für Strengths (Stärken), W für Weaknesses (Schwächen), O für

27 Grundlage des ersten Untersuchungsansatzes für die vorliegende Arbeit beruhen auf Untersuchungen eines Modellvorhabens der Raumordnung (VAN DEN WEGHE/WILKING 2001).

Opportunities (Chancen) und T für Threats (Bedrohungen). Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse ist eine Positionierungsanalyse der betrachteten Aktivitäten und Eigenschaften gegenüber dem Wettbewerb. In dem Verfahren werden die Ergebnisse einer externen Analyse zum Objekt-Umfeld in Form eines Chancen-Risiken-Katalogs zusammengestellt und einem Stärken-Schwächen-Profil der eigenen Objektanalyse gegenübergestellt. Objekte können Personen, Unternehmen und auch Regionen sein. Das Ziel dieser einzelnen Analyseschritte besteht in der Festlegung unterschiedlicher Unternehmens- und Marketingstrategien. In einer Matrix können die Aktivitäten und Eigenschaften der Objekte denen der Umwelt gegenüber gestellt werden. Auf diese Weise können Strategien abgeleitet werden, um Stärken gegen den Wettbewerb abzusichern oder auszubauen bzw. Schwächen entsprechend zu mindern oder aber bei steigenden Chancen im Wettbewerb durch interne Anstrengungen aufzuholen.

Die Zielrichtung für den Einsatz dieser Methode in der vorliegenden Arbeit besteht in der Analyse der Ausgangssituation der Region, um darauf aufbauend eine Folgestrategie für die wissenschaftliche Fragestellung dieser Arbeit zu entwickeln.

Diese Strategie kann im Hinblick auf die Marketingaktivitäten der verantwortlichen Personen in der Nutzung der sich bietenden Chancen oder in der Neutralisation der Schwächen bzw. Risiken bestehen. Als Teil der Voruntersuchungen bietet sich die SWOT Analyse zudem an, da sie zunächst die internen Charakteristika mit den externen Gegebenheiten abgleichen lässt und somit die Ausgangssituation aussagekräftig abbildet. In dieser Studie wurden gemeinsam mit den beteiligten Personen und Repräsentanten Potenziale der Untersuchungsregion ermittelt und entsprechend in den Kontext der Diskussion um die Region eingebettet.

4.1.2 ´Regionalmanagement´ - Exploration in Expertengruppen

Auf Basis eines moderierten endogenen Problemlösungsprozesses ist auf den Ebenen regionaler Experten und sogenannter Promotoren in einem Bundesmodellvorhaben der Raumordnung (KAMPE 1997) ein Katalog an Orientierungsmaßnahmen und konkreten Handlungsansätzen formuliert worden, um für die Untersuchungsregion einen Katalog an umsetzbaren regionalen

Entwicklungsleitlinien zu erstellen. Diese sind vor dem Hintergrund eines weiterhin expandierenden Sektors Agrar-/ Ernährungswirtschaft in der Region und dem agrarpolitisch indizierten Paradigmenwandel in 2001 erstellt worden. Sie folgen nach Ansicht der beteiligten Personenkreise dem Grundsatz der Praxistauglichkeit und Umsetzbarkeit von potenziellen Maßnahmen. Durch die Einbindung regionaler Akteure in die Expertenarbeitsgruppen ist gewährleistet worden, dass die Spezialisten und Fachleute auf der Basis ihres Wissens eine realistische Einschätzung über die notwendigen Maßnahmen (FÜRST/LÖB 1997) geben können. Bei einem breit angelegten Dialog können in speziellen Fragestellungen alle am Prozess beteiligten Personen von dem Pool an Gesamtwissen profitieren.

Diese Arbeitsgruppen benötigen parallel eine Moderation, um problembezogene Konzepte zu erarbeiten. Zur Umsetzung und Anwendungen der Vorstellungen innerhalb eines neuen Staatsverständnisses, dass Regionen als belastete Gebiete durch endogen getragene Umsteuerung einen Lösungsprozess herbeiführen, bedurfte es eines Lernprozesses der beteiligten Personen und Institutionen (FÜRST/LÖB 1997). Kooperationen benötigen dann über die neutrale Instanz eines Moderators eine Vermittlung von Interessen. Dabei besteht die Notwendigkeit eines gesicherten, mittel- bis langfristig gesteuerten Prozesses darin, dass eine Moderation gefunden wird, die sich durch ein hohes Maß an Neutralität auszeichnet und die Situation realistisch einschätzt (KAMPE 1997). Der Projektansatz im Modellvorhaben der Raumordnung (FÜRST/LÖB 1997) nutzte den methodischen Ansatz des Regionalmanagements. Während die rationale, problemorientierte Themenbearbeitung innerhalb des Prozesses in vier Arbeitskreisen durch die Mitarbeit von regionalen Experten erfolgt, wird die erforderliche politische Weichenstellung durch den Einsatz ausgewählter Promotoren erreicht.

Das Konzept des Regionalmanagements basiert darauf, dass eine Region eine Betroffenheit an einem Problem hat. Bei einer Übertragung des Ansatzes auf die Untersuchungsregion Oldenburger Münsterland ist insbesondere von entscheidendem Einfluss, dass die Betroffenheit sich in einer regionalpolitischen Solidarität in Form einer Regionszugehörigkeit und in einer Interessengemeinschaft bei einer steigenden Belastung der Umweltmedien und der Aufgabe der Minderung dieser widerspiegelt. Kooperationen entstehen also in

der Form, dass kein exogen induzierter Umstrukturierungsprozess gewünscht wird, sondern indem lokale Arbeitsgruppen und Initiativen aus der Region zur Bearbeitung entsprechender Anforderungen in der Region gesucht werden.

Gleichwohl besteht eine Einsicht, dass die Nutzungen der natürlichen Ressourcen in absehbarer Zeit geändert werden müssen. Durch die wirtschaftliche Prosperität in der Region sind in der Vergangenheit überwiegend technische und organisatorische Lösungen zur Entlastung der beeinträchtigten Umweltmedien gewählt worden (vgl. SCHAAL/WILKING 2005). Daher war diese Methode durch den Regionalbezug von großer Bedeutung für die vorliegende Arbeit, da aus den Arbeitsgruppen die Analysen zum Image der Region Oldenburger Münsterland abgeleitet werden konnten.

4.1.3 PRA Workshop - Partizipation und Bürgerbeteiligung

Participatory Rural Appraisal Konzepte (PRA) wurden Ende der 1970er Jahre entwickelt und sind überwiegend in der internationalen Entwicklungs-zusammenarbeit angewandt worden. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wurden auch regionale Erfahrungen mit dieser partizipativen Form der „bürgerorientierten Zukunftsplanung“ gesammelt. Im Bundesland Baden - Württemberg wird die Methode seit den 1990er Jahren auch im Zusammenhang mit kommunalen Planungen und Entscheidungsvorbereitungen eingesetzt. Die explorative Herangehensweise ist orts- und zielgruppenbezogen und kann trotz Zielvorgaben zunächst als ergebnisoffen charakterisiert werden (CURRLE/DELIUS 1998). PRA bezeichnet eine Sonderform einer Zukunftswerkstatt, bei dem ein Entwicklungsprozess in einer Region angeregt wird, der von der in der Region lebenden Bevölkerung selbst getragen wird und insofern als endogen zu bezeichnen ist. An diesem Prozess sind alle Gruppen der Bevölkerung gleichberechtigt beteiligt. Für die Durchführung stehen Einzelmethoden zur Verfügung, mit denen die Menschen ihre momentane Situation, bestehende Schwierigkeiten, Stärken und Lösungsmöglichkeiten für diese Schwierigkeiten erkennen und reflektieren können. Als Ergebnis dieses Planungsprozesses stehen konkrete Aktivitäten und Projekte, die von den Bürgern mit Hilfe der zuständigen Institutionen umgesetzt werden. Mit Hilfe dieses

Ansatzes wird versucht, einen von der Bevölkerung selbst getragenen Entwicklungsprozess anzuregen sowie die Eigeninitiative und die Selbstverantwortung der Bevölkerung zu stärken (vgl. TILLMANN et al. 1995, DELIUS/KÜGLER 1999). Durch Übertragung der Methode auf die Untersuchungsregion sollen konkrete Lösungen für die Zukunft und den künftigen Umgang mit Belastungen durch die fortschreitende agrarische Nutzung der Region entwickelt werden. Zur Anwendung ist dieser Ansatz in den Orten Cappeln im Landkreis Cloppenburg und Mühlen in der Gemeinde Steinfeld im Landkreis Vechta gekommen.

4.2 Quantitative Forschungsmethoden zur Ermittlung von