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5.1 Qualitative Forschungsmethoden

5.1.3 PRA Workshops – Partizipation und Bürgerbeteiligung

Die Konzeptionen, Zielvorgaben und Durchführungen der PRA-Workshops sind in enger Absprache mit dem Forschungsvorhaben erstellt worden. Sie fanden in Kooperation mit dem Büro agroplan, Wolfenbüttel vom 25.-30.09.2000 in Mühlen bzw. mit Vertretern des Fachbereichs 3.8 der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Standort Oldenburg vom 26.10. bis 21.11.2000 im Landkreis Cloppenburg, Ort Cappeln statt. Die Vorbereitung und Durchführung der PRA - Zukunftswerkstatt ist in folgenden Arbeitsschritte erfolgt: Vorbereitung der Erhebungs- und Projektphase, Information der Bevölkerung, Erhebungs- und Projektphase durch ein externes Moderatorenteam im Umfang von zehn Personen, Koordination und Begleitung geplanter und begonnener Aktivitäten durch lokale Institutionen und Evaluation und Bewertung der durchgeführten Projektarbeit. Dabei sind folgende Instrumente und Methoden innerhalb des PRA – Ansatzes sind zur Anwendung gekommen:

29 Um zu einer vertiefenden Vorgehensweise im Rahmen von Gruppen- und Einzelinterviews zu gelangen, wird auf IFM Wirkung und Strategie 2001 verwiesen. Im Rahmen morphologischer Tiefeninterviews sind die Abwägungen zwischen einer Offenheit des Verfahrens in Verbindung mit einer strukturierten Gesprächskonzeption vollzogen worden.

Um den Planungsraum - das ausgewählte Dorf mit seinen angrenzenden Ländereien - kennen zu lernen, wird das zu erhebende Gebiet diagonal in Begleitung von Auskunftspersonen durchschritten, um einen „Satz von Beobachtungspunkten entlang einer geraden Linie“ zu erhalten (CURRLE/DELIUS 1998). Anhand eines vorher abgefassten Erhebungsbogens, der unterschiedliche Themen abfragt, werden die Informationen der Felderhebung aufgezeichnet (sogenannte Transektgänge).

Mit der Bevölkerung werden durch eine gemeinsame Kartierung eine Skizze des Ortes mit den wichtigsten Einrichtungen, sozialem Gefälle, Landnutzungen, Infrastruktur und weitere spezifische Informationen aufgezeichnet. Dabei ist nicht das Ergebnis in Form der erstellten Karte von primärer Bedeutung, sondern vielmehr die Diskussion bei der Entstehung der Karte, die entsprechend dokumentiert wird. Anhand bestimmter Fragen zu Wahrnehmungen von unterschiedlichen Problemlagen im Ort werden Aspekte zusammengetragen, die dann von allen gemeinsam in einer Liste gewichtet werden. Diese Rangordnung bzw. Prioritätenliste kann mit Klebepunkten erstellt werden, wobei jede Person sie für die ihm wichtigsten Themen vergibt. Im Lebensumfeld der Bevölkerung wird anhand eines strukturierten Gesprächsleitfadens von mindestens zwei Personen (Protokollierung der Gesprächsergebnisse) die Situation der betroffenen Personen in sogenannten Küchentischgesprächen besprochen. Diese Gespräche dienen als Ergänzung zu den Zielgruppenworkshops. Sie sollen es den Teammitgliedern ermöglichen, sich ein genaueres Bild des Ortes und seinen Einwohner(innen) zu machen. So können verschiedene Sichtweisen transparent werden, die von den Teammitgliedern in die Zielgruppenworkshops eingebracht werden können. Es geht weniger darum, so viele Daten wie möglich zu sammeln. Als Hilfsmittel stehen strukturierte Gesprächsleitfaden zur Verfügung. Weitere Informationen werden auf Basis von Interviews mit Schlüsselpersonen generiert. Eine Herausforderung besteht darin, geeignete Schlüsselpersonen zu identifizieren. Die Gespräche haben den Zweck, Eindrücke aus den Küchentischgesprächen mit zusätzlichen Informationen zu ergänzen.

In moderierten Zielgruppenworkshops sollen verschiedene soziale Gruppen im Ort darin unterstützen werden, ihre spezifischen Probleme zu erkennen, zu

diskutieren und erste Ideen für eine Überwindung zu entwickeln. In einem Abschlussworkshop werden in kurzer Form die Ergebnisse aus den einzelnen Untergruppen im Plenum präsentiert, damit alle über die individuellen Wahrnehmungen anderer informiert sind. Im nächsten Schritt werden die Probleme im Plenum priorisiert und möglichst Arbeitsgruppen und verantwortliche Ansprechpartner identifiziert. Es ist jedoch nicht Aufgabe des Workshops, eine detaillierte Maßnahmenplanung zu erstellen. Konkrete Umsetzungen erfolgen in Nachfolgeprozessen.

Im Oktober/November 2000 ist in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (vgl. VAN DEN WEGHE/WILKING 2001) ein PRA-Konzept für die Evaluation zu den Wahrnehmungen in der Region Oldenburger Münsterland entwickelt worden. Aus den Arbeiten der Expertengruppen heraus sind Perspektiven für eine weitere Entwicklung der Ernährungswirtschaft in der Region bzw. eine agrarstrukturelle Umorientierung unter besonderer Berücksichtigung der Gemeinde Cappeln im Landkreis Cloppenburg erstellt worden. Der Forschungszusammenhang bestand darin, exemplarisch die Vorstellungen für die Entwicklung des ländlichen Raumes in der Untersuchungsregion aus der zielgruppenspezifischen Sicht der weiblichen Bevölkerungsgruppe im ländlichen Raum zu erheben und konkrete realistische Entwicklungsziele für die Region aus Sicht dieser geschlechtsspezifischen Zielgruppe zu erfassen. Dazu sind die Erfahrungen und Ergebnisse aus der agrarstrukturellen Entwicklungsplanung (AEP, EILTS 1998) für den Landkreis Cloppenburg und der informellen Entwicklungsplanung (IEP, LANDWIRTSCHAFTSKAMMER 2000) für die Stadt Friesoythe im Landkreis Cloppenburg in diese Untersuchung integriert worden. In zehn moderierten Arbeitskreistreffen mit jeweiligen Teilnehmerinnenzahlen zwischen 6 und 22 Frauen verschiedener Bevölkerungsschichten sind diese zu ihren Wünschen und Wahrnehmungen bzgl. der Region Oldenburger Münsterland und deren speziellen Gründen befragt. Die Probandinnen entwickelten auf der Basis der Ist-Aufnahme zu den Einstellungen zur Region OM im Laufe nachfolgender Workshops Vorschläge für konkrete Maßnahmen, die zur Verbesserung der Lebenssituation im ländlichen Raum, zur Minderung von Konflikten unter verschiedenen Berufs-

und Interessengruppen sowie zur Stärkung des ländlichen Raumes insgesamt beitragen können.

Zunächst wird dargestellt, nach welchen Gesichtspunkten die Beteiligten für die Gruppengespräche und Workshops ermittelt wurden. Neben Gruppierungen aus dem gesamten Landkreis Cloppenburg ist die Gemeinde Cappeln mit ihren Bauernschaften als speziellerer Untersuchungsraum ausgewählt worden, um ein möglichst repräsentatives Bild der Region zu bekommen. Der Ort Cappeln spiegelt in seiner Struktur die Region Oldenburger Münsterland exemplarisch wieder. Er liegt nahe der Stadt Cloppenburg, so dass die Einflüsse der Stadt bei Entwicklungen und Entscheidungen integriert werden. Daneben hat er eine ausgeprägte dörfliche und landwirtschaftliche Struktur, die im Landkreis Cloppenburg wie auch im Landkreis Vechta an vielen anderen Stellen vorzufinden ist und somit repräsentativen Charakter hat. Seine Lage im Zentrum des Oldenburger Münsterlandes war ein weiteres Kriterium für die Auswahl.

Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitstreffen sind in der Weise dokumentiert, wie sie von den Teilnehmerinnen erarbeitet wurden. Jeder Schritt wurde von einem Moderatorenteam von zwei Personen begleitet. Neben der Ausgangssituation mit den wahrgenommenen Charakteristika der Region werden aktuelle Handlungsfelder, Ideen und Wünsche sowie die entwickelten konkreten Maßnahmen vorgestellt.

In der Vorbereitungsphase stellte sich zunächst die Frage, wie eine möglichst repräsentative Gruppe von Frauen im ländlichen Raum der Projektregion erreicht werden kann. Da ca. 3000 Frauen aller Berufssparten im Landkreis Cloppenburg in Landfrauenvereinen organisiert sind, bot es sich an, über die Kreisarbeitsgemeinschaft der Landfrauenvereine, den Arbeitskreis „Aktive Bäuerinnen“, über Handzettel sowie die Presse auf Landkreisebene die Informationen zu diesem Vorhaben zu kommunizieren. Die Struktur der Teilnehmerinnen der Landfrauenvereine bestand zu etwa 50 % aus dem direkten Bereich der landwirtschaftlichen Urproduktion, während ca. 50 % sich aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Haushaltstypen zusammensetzten. Somit werden auf diesem Wege Frauen aus allen Haushaltsstrukturen angesprochen.

Auf Gemeindeebene ist es durch das Einbinden der Frauenbeauftragten in das Vorhaben gelungen, einen Großteil der potenziell ansprechbereiten Teilnehmerinnen zu erreichen. Die Tabelle 5-1 gibt einen Überblick zur Vorgehensweise in der Durchführung.

Tabelle 5-1: Leitfaden zur konzeptionellen Vorgehensweise

Perspektiven für die Entwicklung des Ländlichen Raumes in der Region Oldenburger Münsterland

- zur Stärkung des ländlichen Raumes

- zur Verbesserung der Lebenssituation im ländlichen Raum

- zur Minderung von Konflikten zwischen Berufs- und Interessengruppen

(Quelle: eigene Darstellung)

Vom Moderatorenteam wurde bei den ersten Treffen im Ort Cappeln zunächst die Ausgangssituation erfasst und analysiert. Die Teilnehmerinnen konnten sich dazu

äußern, was ihrer subjektiven Sichtweise in ihrem Einzugsbereich bisher besonders positiv und negativ zu erwähnen ist. Darauf aufbauend wurden die lokalen und regionalen Stärken und Schwächen des Umfeldes der Teilnehmerinnen erfasst, um sie in der Form zu sortieren, dass sie verschiedenen Handlungsfeldern zugeordnet werden konnten. Die Nennung der Handlungsfelder erfolgte durch die Teilnehmerinnen. In einem dritten Schritt sind dann Ideen, Wünsche und Entwicklungsziele zusammengetragen, Prioritäten geklärt und zukünftig Verbesserungsvorschläge für konkrete Umsetzungsstrategien von Maßnahmen ermittelt worden.